aufgesetzte Schönheit
hallo barbara,
vor einigen Jahren haben Stern-Reporter von der Straße ein paar Obdachlose zu sich in die Redaktion geholt, mit viel Geld und Geschick hergerichtet und fotografiert. Kennst Du den Artikel auch?
Was kam heraus: sehr gepflegte Obdachlose.
Man sah nämlich ihrem Blick und ihrer Haltung an, dass sie trotz ihrer Kleidung einen bestimmten Lebenstil gewohnt sind.
Denk an die oft verspotteten Neureichen, die sich Gucci und Chanel leisten können, und manche wie Emporkömmlinge mit aufgesetzem „gutem“ Geschmack aussehen.
So halte ich es bei AS für aussichtslos, sie jemals nach dem Durchschnittsgeschmack aller zu verschönen.
Sie selber hat mal im Fernsehen erzählt, dass sie als junges Mädchen attraktiv war. Ja, was ist attraktiv, was ist für sie attraktiv? Ob VF zu den Frauen zählt, die ihrem Schönheitsideal gehört - mal von ihrer Voreingenommenheit abgesehen?
(mir ist schon klar, dass das mit der Verschönerung von der AS ein Spaß war. Aber die Idee fasziniert mich momentan)
AS schlank, mit super Haarschnitt, Kontaktlinsen, vorteilhaftes gekleidet, wird immer so schauen wie sie eben schauen kann - und das wird nicht lieblich, besonders feminin und schön sein.
Mal ganz platt ausgedrückt. Es gibt unter den Frauen Barbiepuppen, denen steht einfach alles. Die sehen sogar morgens im Nachhemd und verwuschelt süß aus. Aber das sind bestimmt die wenigsten. Also richten sich die übrigen (wie ich eben auch) nach Anlaß her, so eine Art Schadensbegrenzung )). Wie groß jede Frau ihren Aufwand betreibt hängt von ihren Lebensgewohnheiten, ihrer Lebenseinstellung und nicht zu vergessen von ihrem Beruf ab.
Wo ich deutlich meine Probleme mit meiner „Schönheit“ habe, ist
-wenn ich mehr aus mir machen muß, als ich bin
-wenn ich zu viel Zeit dafür aufwenden muß
-wenn die Wertschätzung für meine Person erst von einem gewissen Maß an gutem Aussehen abhängig ist
-wenn Mode vor meinem Geschmack geht
-wenn ich als Frau nur aufgrund meines Aussehen anerkannt werde
(oder ist Fraulichkeit ausschließlich von den primären sexuellen Merkmalen abhängig?)
Meine Aufzählung stehen jetzt ein wenig dröge da, aber ganz abwegig sind so doch nicht, oder?
Ich finde, dass dem schön aussehen noch nie soviel Bedeutung beigemessen wurde, wie in der heutigen Zeit. Das macht mich ein wenig unruhig.
Meine große Tochter wird einmal eine schöne Frau werden, so bekomme ich es auf jeden Fall von Bekannten und Verwandten zu hören. Und gleich kommt hinzu: „achte darauf, dass sie nicht zu eitel wird. Ist sie nicht zu mager, nicht dass sie magersüchtig ist. Die wird bestimmt einmal den Männern den Kopf verdrehen.“
Sie ist erst 8 Jahre alt. So einem kleinen Mädchen werden von Erwachsenen Ideen in den Kopf gesetzt, die jetzt noch absolut unwichtig sind.
Meine Aufgabe als Mutter ist, sie soweit auf den Weg zu bringen, bis sie selber entscheidet ob sie lieber Verona Feldbusch oder lieber Alice Schwarzer sein will. Und sie wird immer der Mensch sein, der sie von Geburt an ist - hoffentlich ein starker Mensch.
viele Grüße
Claudia