Nochmal Georgien/Süd-Ossetien: Die Presse

Hallo,

das ist ja unten schon behandelt worden. Dennoch nachgehakt, weil mich das alles irritiert.
Die gesamte Presse vom Nordkap bis nach Spanien (Presseschau-Inhalte) schreibt über die Russen, die in die Schranken gewiesen werden müssen. Praktisch keine schreibt darüber, dass Georgien die Südossetische Hauptstadt beschossen hat (stimmt das überhaupt?) oder schreibt das nur in einen Nebensatz. DIE ZEIT z.B. - ausgerechnet die! - lässt die Chronologie erst mit dem 8.8., mittags beginnen, obwohl doch da vorher was war. Keiner hat deutliche Worte über Saakaschwili gesagt. Es scheint, als sei die gesamte europäische Presse gleichgeschaltet, was sie sicher nicht ist.
Man muss das Verhalten der Russen wahrlich nicht gut heißen, um da stutzig zu werden.

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Fragt sich
Laika

Hallo,

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Fragt sich auch
guvo

Hi,

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Das erinnert an den 11.9., da wusste auch gleich jeder, wer Schuld war (letzendlich die Massenvernichtungsmittel im Irak). Und kaum einer hat was anderes geschrieben.

Fragt sich

antwortet
Torsten

Hallo Torsten,

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Das erinnert an den 11.9., da wusste auch gleich jeder, wer
Schuld war (letzendlich die Massenvernichtungsmittel im Irak).
Und kaum einer hat was anderes geschrieben.

Warst doch eigentlich alt genug, um zu wissen, dass man über den damaligen Massenmord keine Schoten reißen sollte.

Fragt sich um so mehr
guvo

Es scheint, als sei die gesamte
europäische Presse gleichgeschaltet, was sie sicher nicht ist.
Man muss das Verhalten der Russen wahrlich nicht gut heißen,
um da stutzig zu werden.

Das stimmt so nicht. Beispielsweise gibt es einen imho recht lesenswerten Korrespondentenbericht auf Spiegel online, der durchaus Verständnis für die russische Reaktion zeigt: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,572691,…

Auch in der jüngsten Ausgabe der „Zeit“ gab es, wenn ich mich richtig entsinne, vor allem Artikel, die das gesamte Geschehen eher neutral als machtpolitische Auseinandersetzung betrachtet haben.

Hallo,

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Naja, die „Meinungshoheit“ in Deutschland wird ja zum
großen Teil von irgendwelchen Verlegerwitwen, CDU-nahen
halbseidenen Bonzen und anderem inkompetenten amerika-
hörigem Geraffel behauptet - mit Erfolg.

siehe im Gegensatz dazu:
http://www.timesonline.co.uk/tol/news/world/europe/a…

 ...
 Passing the charred remains of a department store, a 30-year-old 
 called Ruslan said that his house had been bombed and many of his 
 neighbours killed. “The Georgians did that so how can we ever be 
 with them again? It was the Russians that saved us,” he said. 
 ...

und auch:
http://wiredispatch.com/news/?id=304654

Hintergründe: http://www.russiatoday.com/news/news/29136

Grüße

CMБ

Hallo

Es scheint, als sei die gesamte
europäische Presse gleichgeschaltet, was sie sicher nicht ist.
Man muss das Verhalten der Russen wahrlich nicht gut heißen,
um da stutzig zu werden.

„Unsere“ Presse macht in diesem Konflikt eine lächerliche Figur. Um nicht zu sagen: In höchstem Masse bedenklich, aber keineswegs überraschend.

So hat SPIEGEL-Online am 11.8.2008 kurzerhand die…
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,571309,…
„(…)Unterdessen riefen die Außenminister der wichtigsten Industrienationen der Welt, G7, Russland nach Angaben des US-Außenministeriums auf, georgisches Territorium zu respektieren.(…)“
…G7 reaktiviert, und die G8 in vorauseilendem Gehorsam abgeschafft.

Ich hab die Spiegel-Fuzzies zwar auf ihre Geschichtsschwäche hingewiesen (G7 gibt es seit 10 Jahren nicht mehr, und Russland wird sich im Rahmen der G8-Mitgliedschaft eher hüten, sich selbst irgendwelche Ratschläge zu geben) - hat aber natürlich nichts gebracht.

Aber mit dem Presseproblem sind wir nicht allein: Schau Dir mal an, wie FOX mit Augenzeugen -Verzeihung, ich meine natürlich: sowjetischen Agenten- umgeht.
http://de.youtube.com/watch?v=H8XI2Chc6uQ
Rotzgöre! „I want to say thank you to the russian troops“ Unfassbar. Die muss doch in ein Umerziehungslager! So ein ungezogenes Balg…
Ich bin bitter enttäuscht von Fox News. Die beiden sind offensichtlich nicht gut genug gebrieft worden, so dass sie nicht wussten, was sie in der freien Welt sagen dürfen…und was nicht. Gottseidank war sowieso gerade Zeit für eine Werbeunterbrechung - gerade nochmal gerettet ;o)

Viele Grüsse!

Denis

Hallo Guvo,

Warst doch eigentlich alt genug, um zu wissen, dass man über
den damaligen Massenmord keine Schoten reißen sollte.

Und du warst noch nicht alt genug, um dich an die Berichterstattung in den Monaten danach zu erinnern?

Fragt sich ebenfalls
Torsten

Hallo Torsten,

Und du warst noch nicht alt genug, um dich an die
Berichterstattung in den Monaten danach zu erinnern?

Doch, doch, jetzt wo Du´s eingrenzt, weiß ich wieder. Da muss ich Dir übrigens völlig recht geben, weißt Du das?! :wink:

Sagt Dir
guvo

Zusatz …

halbseidenen Bonzen und anderem inkompetenten amerikahörigem

Nicht zu vergessen: „Israelische Interessen vertretend“ …

http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3584829,00…

 ...
 Since 2007, he continued, Israeli experts have been training 
 Georgian commando troops; and Israel had planned to supply 
 Georgia with heavy firearms, electronic weapons and tanks, 
 but that plan was eventually scrapped. 
 ...

Grüße

CMБ

Hallo,

das ist ja unten schon behandelt worden. Dennoch nachgehakt,
weil mich das alles irritiert.
Die gesamte Presse vom Nordkap bis nach Spanien
(Presseschau-Inhalte) schreibt über die Russen, die in die
Schranken gewiesen werden müssen. Praktisch keine schreibt
darüber, dass Georgien die Südossetische Hauptstadt beschossen
hat (stimmt das überhaupt?) oder schreibt das nur in einen
Nebensatz. DIE ZEIT z.B. - ausgerechnet die! - lässt die
Chronologie erst mit dem 8.8., mittags beginnen, obwohl doch
da vorher was war. Keiner hat deutliche Worte über
Saakaschwili gesagt. Es scheint, als sei die gesamte
europäische Presse gleichgeschaltet, was sie sicher nicht ist.
Man muss das Verhalten der Russen wahrlich nicht gut heißen,
um da stutzig zu werden.

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

ich würde ja sagen, die leser entscheiden darüber, was gedruckt wird, aber wir sind ja hier nicht am witzbrett…

die deutschen medien haben sich noch nie auf die seite eines kommunistisch geprägten landes gestellt. deutsche medien hinterfragen in den meisten fällen nur soweit, wie es die linie der freien westlichen welt erlaubt und wie weit es mit der meinung der leser vereinbar ist. und da georgien von europa und amerika unterstützt wird und die leser zeitungen kaufen, ist die sache für die medien klar wie kloßbrühe.

wir haben die möglichkeiten, die medien in die mangel zu nehmen, indem wir zeitungen mit der überschrift „böses russland“ nicht mehr kaufen.

jetzt wäre die frage: wer ist denn alles nicht russlandfeindlich hier am brett?

bekennt euch! traut euch!

Hallo, Laika

(…) Praktisch keine schreibt
darüber, dass Georgien die Südossetische Hauptstadt beschossen
hat (stimmt das überhaupt?)

siehe die deutsche Übersetzung eines Interviews mit Mikhail Gorbatschow, in CNN:
http://derstandard.at/?url=/?id=1218534096389

(…) "Ich habe die Meinung von Eduard Shevardnadze gehört, er kennt die Lage dort.

Es ist alles mitten in der Nacht passiert. Etwas nach Mitternacht, als die ganze Stadt schlief, als die Stadt unter Beschuss genommen wurde. Unter enormen Beschuss, mit großkalibrigen Waffen, zu Land und auch aus der Luft.

Jede Art des Tötens war hier recht. Es ist unglaublich. Zchinwali wurde von allen Seiten zerstört.

Es wurde auf die Zivilbevölkerung geschossen, auf Krankenhäuser, es wurden die Wasserversorgung und sanitäre Einrichtungen zerstört, sowie die Energie- und Kommunikations-Infrastruktur.

Die alten Denkmäler, die zu den ältesten im Kaukasus gehörten wurden zerstört. Die Gräber der Vorfahren zerstört und von Panzern niedergefahren."(…)

Gruß
karin

Hallo,

Desgleichen
(Disclaimer: Dieses Posting enthält Zynismus. Eigentlich sollte man alle Politiker, die den Tod von Tausenden bewusst in Kauf nehmen, in den Sumpf werfen…)

Tatsächlich war die ursprüngliche Berichterstattung recht differenziert und Georgien kam da gar nicht gut weg.
Hätten die Russen einfach an der Grenze von Südossetien zu Georgien angehalten, (Und halt noch ein paar Georgische Militärbasen zerbombt) dann wäre Georgien in der Weltmeinung bis zum Hals in Shit-Creek sitzengeblieben.
Aber durch den Einmarsch im Georgischen Kernland hat Russland halt überzogen, und aus der Hilfeleistung für Südossetien wurde eine bewusste Züchtigung Georgiens. Das rumgeeiere wegen dem vertraglich zugesicherten Rückzug und ein klein wenig Rumplündern und ein bisschen Vertreiben trägt zum miesen Eindruck bei.

Resultat: in Osteuropa geht die Angst um, keiner weiß, was Russland jetzt macht, insbesondere in Bezug auf die erklecklichen Russischen Minderheiten in der Ukraine und im Baltkum.

Dass der Angriff auf Südossetien verraten war, ist selbst für einen Blinden sichtbar. Russland war informiert und setzte sofort seine Armee mit Angriffsbeginn Georgiens in Marsch. Man könnte natürlich sagen, dass die Russen Georgien ganz bewusst in eine Falle laufen ließen und ein dezenter Hinweis, dass Rußland eine Militäraktion nicht dulden würde, wohl den Krieg (und damit großes Leid und zig Tote) abgewendet hätte…
Aber Staaten sind kalte Dämonen und hier geht es um das große Bild… da muss man schon verstehen, dass ein paar Tote Kaukasusbewohner als Kollateralschaden anfallen…

Georgien (bzw der Georgische Präsident) hat ein hochriskantes Spiel gespielt und verloren. Verloren hat aber auch Rußland, denn jetzt ist die Maske der „Lupenreinen Demokraten“ gefallen und die alten russischen Dominanzbestrebungen (seit der Zarenzeit) im Kaukasus und Osteuropa klar hervorgetreten sind.

Habe ich da was übersehen? Vertehe ich da was falsch?

Hier geht es rein um Machtpolitik und Einflusssphären.
Die paar Zwiebelbauern in Südossetien oder der Hinterhof Abchasien interessieren keine Sau (weltpolitisch betrachtet).
Was interessiert ist der Zugang zu den Aserbeidschanischen Ölfeldern wo Öl via Pipeline durch Georgien in die Türkei geleitet wird. (BTC-Pipeline) Diese Pipeline verringert zum einen die Abhängigkeit von der OPEC, zum anderen führt sie an Rußland vorbei und verhindert die Kontrolle durch Rußland.
(Ähnliches nur mit umgekehrten Kennzeichen plant ja Rußland mit dem Ostseepipelineprojekt)

Kurzfassung: Die Südosseten und wer nun angefangen hat interessieren niemanden, sondern dass man Rußland aus Georgien raushält.

Gruß
Mike

Malte,

die Verärgerung der Georgier über die Ossetier rechtfertigte zu keiner Zeit einen ´militärischen Angriff´ auf die ossetische Bevölkerung. Auf Menschen, deren Familien mit unter sogar aus Ossetiern und Georgiern bestanden. Noch alle Tassen im Schrank?!?

guvo

Hallo,

jetzt wäre die frage: wer ist denn alles nicht
russlandfeindlich hier am brett?

bekennt euch! traut euch!

Wo ist das Problem?
Warum sollte ich russlandfeindlich sein?
Und da ich es nicht bin: Warum sollte Mut dazu gehören, zuzugeben, einem Land keine abstrakte Angst entgegenzubringen oder einem Land „feindlich“ gesinnt zu sein?
Im Klartext: HIER! ICH bekenne in aller Öffentlichkeit, NICHT russlandfeindlich zu sein. War gar nicht so schwer…

Ich kritisiere eine etwas überzogene Militäroperatíon, auch wenn ich die Hintergründe nachvollziehen kann.

Im Gegenzug nehme ich aber an, dass alle, die sich russlandfeindlich bekennen, im Winter die Gasheizung kalt lassen?
Natürlich nur, um ihrer ablehnenden Haltung Nachdruck und Glaubwürdigkeit zu verleihen ;o)

Viele Grüsse!

Denis

Hallo Laika,

erinnerst Du Dich noch daran, dass direkt am Anfang der Kämpfe (bestreiten KANN es kein Land, dass Georgien der Angreifer war)
von 1400 Toten die Rede war?
Wurden die alle wieder lebendig?
Keiner spricht von den toten Osseten…

Warum verschwanden ganz schnell Interviews, in denen die Georgier gar nicht gut abgeschnitten haben
Zum Beispiel von in einer Kirche eingesperrten Osseten, welche dann von georgischen Soldaten angesteckt wurde. Beim Einsturz des brennenden Daches kamen Dutzende Menschen qualvoll um. Den wenigen Überlebenden stand noch das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Warum verschweigt man heute die Aussage des seit Jahren in Deutschland lebenden Osseten, welcher ganz klar sagt, das sind keine russischen Flugzeuge im Film, das sind georgische, welche die Bomben abwerfen.

Das ossetische Ehepaar, welches beim Anblick des bombardierten „Tiflis“ aufschreit, weil sie gerade erkennen, das hier IHRE Hauptstadt bombardiert wird.

Die Aussage des US-Amerikabers, welcher mit seiner ossetischen Frau in der Nacht das Angriffs in der südossetischen Hauptstadt war. Er schrieb einen Brief an seinen eigenen Präsident und schilderte die Vorfälle aus seiner Sicht: Georgien hat angegriffen und furchtbar gewütet.

Eine weitere Meinungsunterdrückung wurde ja hier an anderer Stelle schon publiziert.

Nur einiges von so vielem.

Aber eines haben die Amerikaner jetzt damit schon erreicht: Die Polen lassen jetzt den Raketen Abwehrschild bauen. Und wenn Russland Gegenmassnahmen ergreift, weil sie verständlicherweise den USA nicht vertrauen (wie war das doch gleich mit dem Versprechen an Russland nach der deutschen Wiedervereinigung: Die Osterweiterung der NATO wird hier enden und nicht weiter östlich gehen…)dann sind sie garantiert wieder die bösen Buben; traut sich jemand auf´s Gegenteil zu wetten?

Unsere Medien, sie sind so manipuliert und USA freundlich, dass ich gar nicht so viel essen kann, wie ich k… möchte.
(Sorry für den Ausdruck)
Dann ist mir aber jeder symphatisch, der solche Dinge, so wie hier, auch mal hinterfragt.

Gruß
Jürgen

Hallo Guvo
Ich vermute mal, dass Du auf das falsche Posting geantwortest hast.
Sollte dies nicht der Fall sein, möchte ich Dich mit aller gebotenen Höflichkeit darum bitten, mir zu erläutern, wo ich in meinem Posting einen militärischen Angriff auf Irgendwen gerechtfertigt haben sollte.

LG
Mike

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Jürgen,

alles schön, was du schreibst, das war letztlich auch der Hintergrund meines Postings. Ich schrieb von den nahezu in ganz Europa gleichlautenden Pressemeldungen: positiv über Georgien, negativ über Russland. Ich habe mich ziemlich intensiv mit Freunden und Bekannten unterhalten - sie sind alle verstört bis entsetzt über die einseitige Berichterstattung. Aber immer noch fällt es mir schwer, an eine „gleichgeschaltete“ Presse zu glauben. Immerhin sind ja einige Veröffentlichungen, die auch hier genannt wurden, durchaus anders. Aber das sind eben nur „einige“!
Sind das die letzten Zuckungen der Bush-Administration? Oder ist das Kontinuität der amerikanischen Aussenpolitik?

Was mich besonders stört, ist die Darstellung in der von mir ansonsten geschätzten ZEIT. Ich war drauf und dran, sie abzubestellen. Vielleicht mache ich das auch noch - gibt sowieso Einiges, was mich in letzter Zeit an ihr stört.

Gruss
Laika

Aber immer noch fällt es mir schwer, an
eine „gleichgeschaltete“ Presse zu glauben. Immerhin sind ja
einige Veröffentlichungen, die auch hier genannt wurden,
durchaus anders. Aber das sind eben nur „einige“!

Die liberale Presse „gleichgeschaltet“ zu nennen, das ist eher ein populistisches Schlagwort. Natürlich kann man es nicht zu 100 Prozent mit der Staatspropaganda der Nazis vergleichen. Das ist ja der große Unterschied, dass es keine staatlich verordnete Zensur ist, sondern eine Selbstzensur der Medien. Letztlich steckt dahinter aber auch eine Ideologie. Und es ist die Frage, ob die Selbstzensur der Medien nicht weit gefährlicher ist, weil sie subtiler ist; formal herrscht Pressefreiheit, aber wenn man sich anschaut, wie das Nachrichtengeschäft funktioniert, d.h. wem die Medienkonzerne gehören, wer und wie auf die redaktionelle Arbeit Einfluss nimmt - meines Wissens decken die Zeitungspreise, die von den Lesern bezahlt werden, vielleicht gerade mal die Selbstkosten des Produkts „Zeitung“, dass man dann in den Händen hält. Der Hauptanteil kommt durch Werbeeinnahmen zustande.
Darüber gibt es ein paar gute Bücher, mir fällt leider nicht mehr der Titel des einen ein, in dem ein vernichtendes Urteil über die US-Medien gefällt wird, weil ein großer Teil der dortigen Medien über Beteiligungen und Tochtergesellschaften letztlich in den Händen der großen Rüstungskonzerne liegen soll. Das muss ich nochmal recherchieren…

Sind das die letzten Zuckungen der Bush-Administration? Oder
ist das Kontinuität der amerikanischen Aussenpolitik?

Das sind nicht nur die US-Amerikaner. Es ist „der Westen“, also USA und EU, der für sich ja gerne beansprucht, die „internationale Staatengemeinschaft“ zu vertreten. Und es ist ziemlich wurscht, ob in den USA ein Demokrat oder ein Republikaner im Weißen Haus sitzt; alle amerikanischen Präsidenten verteidigen „nationale Interessen“, d.h. sie haben den Auftrag, die US-amerikanische Vorrherrschaft dauerhaft abzusichern.

Was mich besonders stört, ist die Darstellung in der von mir
ansonsten geschätzten ZEIT. Ich war drauf und dran, sie
abzubestellen. Vielleicht mache ich das auch noch - gibt
sowieso Einiges, was mich in letzter Zeit an ihr stört.

Eine andere Geschichte ist der Verfall authentischer liberal-demokratischer Werte. Wer hätte sich denn, sagen wir 1968, träumen lassen, dass die Friedenstauben von damals tatsächlich so dämlich sein würden, „humanitäre Kriege“ zu führen, dass sogar unter (liberalen) Akademikern Begriffe wie „Krieg gegen den Terror“ Anklang finden würden. Die vollständige moralische Korruption des liberalen Mainstream lässt sich anhand der Zeit besonders gut nachzeichnen.

LG
Gambit

Hi!

Ich schrieb von den nahezu in
ganz Europa gleichlautenden Pressemeldungen: positiv über
Georgien, negativ über Russland. Ich habe mich ziemlich
intensiv mit Freunden und Bekannten unterhalten - sie sind
alle verstört bis entsetzt über die einseitige
Berichterstattung. Aber immer noch fällt es mir schwer, an
eine „gleichgeschaltete“ Presse zu glauben.

Nehmen wir den umgekehrten Fall an Presseveröffentlichungen an:
böses Georgien, gutes Russland.

Wie sollen das dann die Balten verstehen, wenn an den Grenzen russisches Truppen aufmarschieren, um die Interessen der russischen Minderheiten - besonders in Estland und Lettland - zu schützen?

Oder was sollen unsere Medien dazu sagen, wenn russischen Truppen einen Militärschlag gegen die ukrainische Krim planen, weil die Ukraine das Stationierungsabkommen für die russische Schwarzmeerflotte nicht verlängern will (die Bevölkerung auf der Krim ist größtenteils russisch, dazu kommt ein bedeutender Anteil an Krim-Tataren, die seit einigen Jahren die Vertreibung durch Stalin rückgängig machen)?

Sowohl Osseten wie auch Abchasen werden finanziell wie materiell von Russland unterstützt, um einen unabhängigen Staat zu destabilisieren (wer weiß denn heute noch von den ethnischen Säuberungen in Abchasien, als 250.000 Georgier vertrieben wurden, oder von den 7.000 Toten in Suchumi).

Nur zur Erläuterung, wie Russland vorgeht: 1992 wurden mehrere russische Güterzüge in Abchasien geplündert. Russland forderte daraufhin Georgien auf, für Sicherheit und Ordnung in Abchasien zu sorgen. Kurze Zeit später rückten georgische Truppen nach Abchasien vor und erlitten eine herbe Schlappe, weil die abchasischen Einheiten Unterstützung aus Russland erhielten. Seltsam, nicht?

Gleiches befürchten die Ukrainer, wenn es um das Thema Krim geht: Es wird ein Konflikt gefördert, der irgendwann in blutige Ausschreitungen übergeht, damit dann eine militärische Option gegeben ist. Die Ukraine wird binnen zehn Jahren von den Russen militärisch besetzt, um die Interessen der russischen Bevölkerung auf der Krim bzw. der südukrainischen Küstengebiebte zu schützen. Und unsere Medien sollen das dann gut finden?

Grüße
Heinrich