Mir geht der hiesige Trump-Diskurs seit Tagen aufn Sack, weil ich ihn für extrem undifferenziert und polarisierend halte.
(Den in Thelafokastlothef kann ich leider/Gottseisgedanke nicht genug mitvollziehen, so dass mein Sack nicht so sehr darunter leiden muss.)
Jedenfalls folgende Frage:
Was kann man denn aus einer nicht-fascho-Perspektive an Trump gut/sinnvoll/notwendig/wichtig/richtungsweisend/usw finden?
(abstrahiert von der Adorno-Doktrin, dass es im Schlechten nichts Gutes geben könne; über diese Doktrin denke ich seit 20 jahren ergebnislos nach).
Ich fange an: o Die Rückkehr des Politischen in die Politik. Politik ist nun mal mehr als das Administrieren von Alternativlosigkeiten und das Halten schöner Reden ohne gesellschaftliche Wirkung. Politik ist Konflikt, Spannung und ein Stück weit auch gesellschaftlicher Kampf. Voilá!
o Trump hat das Verhältnis des Staates zum Ökonomischen wieder ins Spiel gebracht. Ich halte nichts von seinen Lösungen, aber er hat die richtigen Themen befördert. Ein Staat, der jahrzehntelang zuschaut oder gar dabei mitmacht, dass ein Teil der Bevölkerung dauerhaften ökonomischen Abstieg erleidet (und das nicht einmal mit einem halbwegs funktionierenden Sozialstaat wenigstens teilweise kompensiert wie hier in Teilen der EU), der kommt an einem Trump eben nicht vorbei.
von dienen beiden Thesen halte ich nichts. Er macht nichts politisches, er ist populistisch und scheitert regelmäßig an der Praxis. All seine Vorgänger haben sich umj die Wirtschaft Gedanken gemacht. Er bringt seine persönlichen Wirtschaftsinteressen ein, das nennt sich Korruption. Hillary Clinton wurde übrigens zum Vorwurf gemacht, dass sie mit Bänkern Egesprochen hat. Nur mal so, um diese Thematik anzureißen - nein, ich habe auch keinen Bock, sie auszudiskutieren.
Was er schafft, allerdings vermutlich höchst unabsichtlich, ist, den Diskurs in der Bevölkerung in Gang zu setzen: Was ist Demokratie? Was ist Freiheit? Was ist Amerika? Wieviel muss ich selbst tun, und wie vierl ist der Job der Politik?
Das mag alles so sein, sehe ich z.T. auch so, aber das ändert ja nichts an dem, was ich als Re-Politisierung begreife. Lange Diskussion …
Ich will weniger meine zwei Beispiele verteidigen als vielmehr weitere Punkte sammeln.
mich schaudert beim Trumpelstielz: Egomanische, narzisstischte Charaktere schaffen um sich eine Blase, in der nur die gelten, die seinen Meinungen zustimmen. Und in dieser Blase können Einflüsteter, die ihre dunklen Ziele verfolgen, bestens gedeihen - ich denke an Steve Bannon und Konsorten. Trump ist nicht wirklich intelligent, er kann Leuten nach dem Mund reden. Trump ist meiner Meinung nach eine Marionette, und mir machen die Strippenzieher richtig Sorge…
Das Gerede um die Wirtschaft, das ist nur ein Instrument, In Wirklichkeit geht es darum, eine sehr sehr rechtslastige Ideologie Fuss fassen zu lassen.
Die Aussage ist aber doch etwas schwammig, oder? Wie groß ist denn der fragliche Teil der Bevölkerung, was heißt dauerhaft und was heißt genau ökonomischer Abstieg? Die Formulierung ist doch nicht weit von der Behauptung entfernt, er könne America wieder great machen.
Beides sind unkonkrete Plattitüden, die beim Wahlvolk allerdings prima anschlagen - und zwar bei denen, die wirklich abgehängt sind (wovon es in jeder Gesellschaft welche gibt), solchen, die sich so fühlen, bei solchen, die Angst haben, irgendwann mal dazuzugehören und bei denen, die eine soziale Ader haben, aber selber nicht betroffen sind.
Deinem ersten Punkt würde ich Dir prinzipiell beipflichten. Allerdings muß es doch zwischen der Verwaltung von Alternativlosigkeiten und einem Trump noch irgendetwas geben.
durch Donald Trump bekommt nun jeder vor Augen geführt, was passiert, wenn man diese populistischen Trottel wählt - und ein jeder wird beobachten können, wie diese Leute, wenn an der Macht, nur zerstören. Nichts wird durch diese besser, alles schlechter.
Sollte also ein Franzose überlegen, Le Pen zu wählen, oder ein Deutscher die AfD, bekommt er jetzt ein wunderbares Beispiel für den Segensreichtum, den diese Spinner anrichten. Viel Glück!
Ich bin froh darüber, daß es die Amerikaner waren, die als erste ihren Populismus-Trottel gewählt haben, und kein F oder D. Die Abschreckung wird wohl hoffentlich letzteres dauerhaft verhindern.
Etwas anderes Positives kann ich beim besten Willen nicht entdecken.
°tiefdurchschnauf° ja, richtig, ich schließ mich vorsichtig an.
Mir kommt dieses „die dunkle Macht dahinter ist Steve Brannon“-Geschreibe der letzten Tage aber auch irgendwie sehr Blasen-verdächtig vor. Ich halts für ein Zerrbild ohne viel Informationswert.
Sehe ich ganz anders, aber das wäre jetzt ein eigenes Thema.
War schwammig, richtig, weils auch nicht das eigentliche Thema war.
Nur ein beliebiges (selbst schwammiges) Schlaglicht:
Es geht da aber nicht um einzelne nackte Statistiken, sondern auch um negative Erwartungen über künftige Entwicklungen, um „gefühltes Abgehängtsein“ usw. Das ist doch stark spürbar, auch hier in Mitteleuropa.
Es ist schon bemerkenswert, dass sich bei der US-Wahl 2016 kein „Dazwischen“ durchsetzen konnte.
Na, das wäre doch schon mal etwas sehr Positives, wenn uns dadurch LePen erspart bliebe.
Ich glaub aber nicht daran, weil ich nicht daran glaube, dass da drüben jetzt alles sofort den Bach runter geht.
Mauerbau, Einreiseverbote und Menschenrechtsverstöße schrecken einen AfD- bzw. FN-Wähler sicher nicht ab.
Nö.
Darum gehts aber auch nicht.
Mir gehts nicht um die Person Trump, um einen möglichen Drahtzieher Bannon, um die angebliche „Dummheit“ seiner Wähler oder um sonstige „Personalisierungen“, sondern um Struktur, Struktur, Struktur
Ich finde den Titel Deiner Frage anmaßend, unmenschlich, entwürdigend und die demokratischen Werte der freien Welt (also Mutti und alles Europa um sie herum sowie die Restistance in den USA) mit Füssen tretend. Wie kannst Du es nur wagen, die Menschenrechte so zu verraten, Du Volksfahrräder? Mrs. Liberty weint bitterlich! Es gibt nur noch Fragen zu Trump, um Trump und um Trump herum! Ihr Völker der Welt schaut auf diesen Trump! Und nun die Internationale …
Ich stifte eine Kerze für Dich! Leider gibt es kein huldigendes Smiley.
Die Frage müsstest Du an seine Wähler richten. Was konnte man an Clinton, den Bushens, Reagan und Carter gut … etc. …etc. finden? Was konnte man an Obama abseits seiner Popfigurfunktion gut usw. finden? Es wäre schön gewesen, wenn Du das „fascho“ einfach mal weggelassen hast, weil es schon vom Fleck weg angriffig und indifferent ist.
Der Typ ist nun einmal demokratisch legitimierter Präsident und damit oberstes Exekutivorgan der wohl unbestreitbar mächtigsten Nation der Welt. Von daher stellt sich mir überhaupt nicht die Frage, ob ich ihn gut (etc. Du weisst schon) finde, sondern wie der Umgang mit ihm und seinen Aktionen sein sollte. IMHO genau so
eben nicht. Das wäre Zeitverschwendung, Aktionismus, Agitation und schlicht strunzdumm. Man sollte sich auch von allen Wunschvorstellungen wie ein überraschendes Ableben, ein übermorgen schon anstehendes Impeachment und ähnliches verabschieden. Die Folge wäre Pence und damit weiteres Zähneklappern bei den „Anti-Trumps“. IMHO sind das hysterische Affekte und eine Trauerphase um die verlorene Wahl. Kommt mir manchmal vor wie die Reaktion auf die Trennung der Backstreet Boys.
Exakt! Aber bitte im angemessenen Rahmen und einer nüchternen Lautstärke.
Hm, sehe ich nicht als Alleinstellungsmerkmal. Aber er hat darauf hingewiesen, dass Globalisierung als solche kein Gut per se ist, sondern heftig negative Auswirkungen haben kann. Verkürzt: Wichtig ist, was hinten rauskommt! Nicht nur für Einkommensstarke, sondern auch -schwache. HRC hatte diesbezüglich wohl wenig zu sagen.
Er wird gegen den islamistischen Terrorismus vorgehen.
Er wird die Europäer dazu drängen, sich auch miilitärisch von den USA zu emanzipieren, was bei einem Gelingen automatisch die Machtverhältnisse in der NATO zurechtrückt.
Er wird in Südostasien China daran zu hindern versuchen, ein übermächtiger Hegemon zu werden. Vergessen wir nicht, dass es sich um eine knallharte, völlig ademokratische sowie durch und durch ethnisch-nationalistische (Welt)Macht handelt.
Btw gerät die Macht der KPCh durchaus innenpolitisch peu à peu in Bedrängnis. Da kommt eine heftige Krise angekrochen. Mit Ergebnis zum Guten oder Schlechten.
Er wird versuchen, die EU zu spalten (werte es mal als gut, neutral oder schlecht; je nach Geschmack). Übrigens etwas, was auch Obama entgegen aller Beteuerungen versuchte, indem er uns immer wieder die TÜR schmackhaft machen wollte. Denn die EU ist auf wirtschaftlicher Ebene eine ernsthafte Bedrohung für die Globalstrategie der USA, die immer auf USA=Nr.1 hinauslief. Auch unter Obama … und bei HRC wäre dieses Anspruchsdenken ebenfalls nicht beerdigt worden.
Vielleicht wird sogar eine dezente Renaissance des Konservativismus dazu führen, dass der infantile, exzessive „Sozialextremismus“ der Millenials zurückgedrängt wird. Also weniger Kuschelräume mit Pets für Hysterische und wieder mehr freie Lehre. Aber das ist schon ein eig. Spezialthema.
Eine Schnellschußanalyse, die nachweislich völlig falsch liegt, aber einen wahren Kern beinhaltet. http://edition.cnn.com/election/results/exit-polls/national/president Einkommensschwache haben entlang ethnischer Linien massiv Clinton präferiert. Im Mittelstand und der Oberschicht gab es ein Unentschieden.
Was HRC m.M.n. das Rückgrat brach, war ihre Kampagne bei der die weissen Mittelschichtler, obwohl sie die Majorität der Wählenden stellen, eine Nebenrolle einnahmen, solange sie dem tradierten Familienmodell folgten. Dabei war sie noch so dämlich, in einigen Staaten, die als sicher galten, gar keinen persönl. Wahlkampf gemacht zu haben. Wg. dieser dümmlichen Ignoranz ist sie völlig verdient auf die Schnauze gefallen.
Na ja, die nackten Statistiken über Handel, sich weiter öffnendr Einkommensschere und das Aufkommen Chinas sowie der EU in Zusammenhang mit der Erinnerung an Immobilienkrise und Bankenstützung, lässt sich mit Statistiken über Arbeitslosenzahlen (die eben auch viele prekäre Mini-Jobs beinhalten können) nicht auffangen. Zusammen mit dem Eindruck von der ebenfalls völlig unpopulären Gegenkandidatin nicht beachtet zu werden = Trump.
Die demokratische Mehr-Dazwischenkandidatin wurde eben innerparteilich von Links so heftig angegangen, dass ihr Abwehrkampf sie thematisch (nicht tatsächlich) automatisch weiter nach links zog.
Ich warte ja noch auf die Ergebnisse der Wahllbeteiligungen anhand der Altersklassen. Ich lach mich kaputt, falls die linken Jungen es wie beim Brexit wg. Wahlfaulheit ver haben. Wobei man auch argumentieren könnte, dass die durchaus wählen gingen, aber im Gegenzug die jungen Konservativen zu dämlich waren, das Wahlbüro zu finden, wenn man weiter an Mythen stricken möchte. Je nach Differenzierungsgrad der Zahlen, die wohl erst wie beim lezten Mal ein Dreivierteljahr später auftauchen werden.
Wir wissen aber noch gar nicht, in welchen Themenfeldern Trump nicht doch auch ein Dazwischen ist.
Oder spielst Du auf sein Kokettieren mit Verhörmethoden an, die wir als Folter betrachten? Tja, das wäre dann wohl eine Sache für die Gerichte. Die Amis haben dazu scheinbar eine Meinung
Dabei hast du noch nicht einmal begreifen müssen, warum ich die USA hier Thelafokastlothef genannt habe. DAS war der eigentliche Tiefschlag.
Ist mir bewusst, aber ich wollte halt die Perspektive derer, die NICHT eh auf Trump-Linie sind.
Erst stand da was von „rechts“, aber das triffts noch weniger.
Immerhab hab ich das saloppe „fascho“ statt „faschistisch“ gewählt.
Das vor dem IMHO sehe ich wie du.
Das IMHO: hmm, es geht schon um mehr als nur um eine „verlorene Wahl“.
Das hat schon was von einer Epochenwende, vielleicht ja sogar zum Besseren.
Man muss halt dialektisch denken
Wer setzt den Rahmen und wer legt die Lautstärke fest?
Nur so nebenbei …
Yepp.
ok.
Da bin ich gespannt, WAS geschehen soll.
Dass so etwa wie der Muslim Ban irgendwo zwischen Schwachsinn und Symbolpolitik rangiert, dürften wir beide gleich sehen.
Überhaupt habe ich die Hoffnung, dass Europa an Trump wächst und zu mehr Geschlossenheit findet.
Südostasien geht mir irgendwie am Arsch vorbei.
Ich weiß auch nicht warum
Das ist jetzt der einzige Punkt, den ich ganz anders sehe, weil ich diesen „Sozialextremismus“ gar nicht erkennen kann.
Vielleicht verstehe ich aber auch nicht, was du damit meinst.
Dank dir für deine Anregungen.
Die Liste ist letztlich gar nicht so klein geworden für mein Dafürhalten.
Ja, aber ein anderer als der, den ich dabei im Sinn hatte.
Der andere Punkt ist, auch mal etwas gegen große Widerstände zu tun und vielleicht länger durchzuziehen, „nur“ weil man eben den Wählerauftrag bekommen hat, statt ständig auf Umfrageergebnisse und die nächste Wahl zu schielen. Das ist POLITIK und nicht diese post-demokratische, post-politische Staadministrations-Haltung der ganzen „Neuen Mitten“ weltweit (die freilich auch ihre Vorzüge hat, aber eben auch gewaltige Nachteile).
Denn die EU ist auf wirtschaftlicher Ebene eine ernsthafte Bedrohung für
die Globalstrategie der USA, die immer auf USA=Nr.1 hinauslief. Auch unter Obama …
Was ist daran nun bitte nüchtern, angemessen, abgewogen und differenziert?!