Liebe® atterl
ich hoffe, daß es das Thema in genau dieser Art und Weise noch
nicht gab.
Halte ich persönlich nicht für so arg wichtig. Es kommen doch auch immer neue Teilnehmer zum Forum dazu.
Ich stelle mir des Öfteren, gerade wenn es um wirklich
schlimme Verbrecher geht (und damit meine ich jetzt nicht
Jemanden, der „einfach so“ ein paar Leute ermordet hat), die
Frage, ab welchem Zeitpunkt Mord „gerechtfertigt“ ist.
Eigentlich kann doch wirklich nur die Geschichte einen Mord
richtig einordnen, oder?
Hat nicht Mord die Begriffe „niedrige Beweggründe“ oder „Heimtücke“ im Schlepptau? Sind nicht Tötungsdelikte erst dadurch Mordtaten, dass sie von der Motivation her definiert sind?
Nehmen wir einfach einmal das typische Beispiel: Hitler.
Hmm. Hitler ist ein extremes Beispiel.
Hätte jemand Hitler 1920 ermordet, würden wir heutzutage wohl
beide Typen nicht kennen.
Richtig. Hitler wäre aufgrund seines frühen Todes unbekannt geblieben und den Mörder hätte man zum Tode verurteilt.
Hätte ihn jemand 1932 od. vielleicht 1933 ermordet, würde
dieser Mensch heute möglicherweise als einer der schlimmsten
Mörder der dt. Geschichte in den Büchern stehen.
Das ist Spekulation, aber keine uninteressante. Aber wer kann uns sagen, dass ein frühes Attentat auf Hitler den II. Weltkrieg oder den Holocaust mit Sicherheit verhindert hätte? Vielleicht (ebenfalls eine reine Spekulation) hätte man die „Idee“ des Nationalsozialismus‘ dann anno 1933 fallengelassen, den Faschismus aber nicht auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen, sonder als nicht-erprobte Möglichkeit, eine Gesellschaft zu gestalten, sozusagen im Hinterkopf der Geschichte weiter existieren lassen. Zu einem späteren Zeitpunkt hätte sich diese unselige Idee wieder Bahn gebrochen. Eine faschistische Diktatur in den heutigen Tagen! Mit allen deren militärischen Möglichkeiten!
Wäre es aber 1943 od. 44 passiert (ich sage nur Stauffenberg),
hätten wir jetzt wohl in Deutschland einen Volkshelden.
Auch wenn diese Leute viel zu spät gehandelt haben. Sie verdienen immer noch unseren Respekt.
Wo also ist die Grenze? Ab wann hätte man z.B. Hitler ermorden
„dürfen“?
Mit dem Wissen von heute? Um so etwas dann ganz beurteilen zu können, muss man wissen, wie denn der Gang der Geschichte gewesen wäre, wenn der Mord an ihm vollzogen wäre. Was wäre die Alternative?
Oder nehmen wir an, jemand hätte morgen (für ihn
folgenlos) die Möglichkeit, Kim Jong-un um die Ecke zu
bringen… soll er? Darf er? Muss er?
Ist es langfristig nicht besser, solche Regime zu isolieren und zur Implosion zu bringen? Sollen wir uns diesem mörderischen Hans-Wurst anpassen?
Ist ein Gradmesser die Frage, ob die Möglichkeit besteht, daß
so ein Mensch auf gesetzeskonformen Wege „irgendwann“ zur
Rechenschaft gezogen werden bzw. durch andere Dinge seine
Macht verlieren könnte? Kann man also sagen: Es gibt
eigentlich keine andere realistische Möglichkeit, einen
Massenmörder „loszuwerden“ als ihn umzubringen, deshalb ist es
(vor der Geschichte) gerechtfertigt?
Warum denn keine Entführung und Verurteilung vor einem internationalen Gerichtshof?
Ich könnte das jetzt noch ewig ausführen, aber ich belasse es
einmal bei der Grundfrage.
Das Thema hat einen ausschweifenden Charakter, aber ist sehr interessant.
Freue mich auf Eure Antworten AtterlPS: Keine Sorge, ich
habe pers. nix Schlimmes vor .
Wollen wir’s hoffen
Viele Grüße
Voltaire