Hallo, ich versuche Dir einige Elemente fuer die Antwort zu geben.
Das Wort Ökumene kommt vom altgriechischen oikoumene . oikos ist das Haus. Die selbe Wurzel steckt auch in dem Wort Ökologie oder Ökonomie. Ökumene hingegen bedeutet so viel wie „ein gemeinsames Haus“.
Normalerweise wird das Wort heutzutage verwendet, um die Bemühungen der christlichen Kirchen um mehr Einheit untereinander zu beschreiben. Hingegen wird der Begriff nicht verwendet für den Dialog unter verschiedenen Weltanschauungen und Religionen. (Die Orthodoxe Kirche hat allerdings einen viel weiteren Begriff der Ökumene, der die ganze Menschheit und sogar die Natur/Schöpfung umfasst.)
Es gibt sehr viele verschiedene Arten, die Ökumene zu leben. Die Ökumene der Theologie (wo es um Dogmen und die Lehre geht), die Ökumene des Lebens (wo es vor allem um das Zusammenleben von Menschen oder Gruppen verschiedener Kirchen geht) und die Ökumene der Liebe (bei der es vor allem darum geht, Angehörige anderer Kirchen und auch ihre Ansichten so Wert zu schätzen und zu fördern wie sie sind.
Zu deiner Sorge, dass eine Gruppe etwas aufgeben muss, was ihr wichtig ist … Ich glaube die ist unbegründet. … Ökumene ist ein Prozess des Gesprächs, des Dialogs. Es ist keine Gleichmacherei, sondern ein Platz machen für alle.
Richtigen Dialog kann man nur führen, wenn man selbst eine Meinung hat, einen Standpunkt. Nur dann hast Du im Gespräch etwas zu geben. Dialog führen heißt allerdings, den eigenen Standpunkt mit Respekt vor dem anderen darzulegen, ohne ihn-sie überzeugen zu wollen. Die zweite Bewegung im Dialog ist das Hinhören, das sich auf den Gesprächspartner einlassen: Was ist ihm/ihr wichtig und warum? Dazu gehören auch Besuche zu Hause, an den Orten des Gebetes (einmal an der Liturgie einer anderen Kirche teilnehmen!), ja, und für einige Leute bedeuted das dann auch, die Theologie, die Lehre ihrer Gesprächspartner zu studieren.
Ein dritter Schritt im Dialog ist schließlich, das Gemeinsame herauszustreichen und nicht so sehr das Trennende. Zum Beispiel: Alle christlichen Kirchen haben die Bibel als gemeinsamen Bezugspunkt. Sie haben viele Gebete gemeinsam (Vaterunser, Gloria, Ehre sei dem Vater, Psalmen, …) . Sie haben gemeinsame Anliegen in der Gesellschaft (z.B. Schutz des Lebens). Wo man gemeinsame Anliegen hat, kann man die dann auch gemeinsam verfolgen. Es gibt sehr viele ökumenische Hilfswerke, zum Beispiel. Es gibt immer wieder Stellungnahmen zu heißen politischen Themen von ökumenischen Gruppen, z.B. Bischöfen verschiedener Kirchen, …
Da stellt sich natürlich die Frage, ob man dann jemals eins wird, wenn man die Gegensätze nicht so sehr in den Blick nimmt. Wir sind auf dem Weg. Ich bin aber sicher, wenn wir einander wirklich tief kennen gelernt haben, und einander schätzen, wenn wir das Gemeinsame entdeckt haben und gemeinsam für das Wohl der Menschen gearbeitet haben, dann werden die Unterschiede nicht so sehr auf uns lasten. Manche Unterschiede wird man stehen lassen können, weil sie uns nicht trennen, anderen wird man theologisch aufarbeiten und zu Übereinstimmungen kommen (geschah z.B. 1999 zwischen evangelisch-lutherischer und katholischer Kirche bezüglich der Rechtfertigungslehre), manche Praktiken und Traditionen, die nicht zum unmittelbaren Glaubensgut gehören könnten mit der Zeit einfach verblassen ohne dass es jemanden weh tut.
Trotzdem muss man sagen, dass das Problem ist, das verschiedene Kirchen verschiedene Vorstellung von Einheit haben. Für die katholische und die orthodoxe Kirche ist die Einheit im Glauben und im Dienstamt (gegenseitige Anerkennung des Bischofsamtes) Bedingung für gemeinsame Feier der Sakramente (z.B. Kommunion), andere Kirchen, v.a. die evangelischen, sehen es einfacher mit Mitgliedern anderer Konfessionen zu beten und auch die Eucharistie zu feiern, auch wenn sie in gewissen Glaubenfragen noch nicht übereinstimmen.
Man sollte jedoch die Ökumenefrage nicht auf diesen einen Aspekt (gemeinsame Eucharistiefeier-Abendmahl) fixieren, sondern vielmehr all das schon gemeinsam tun was schon geht und was uns hilft einander mehr kennen und lieben zu lernen.
Ich hoffe, das hilft weiter.
-)