Hallo Wolfgang,
Du behauptest unten Stehendes je wiederholt…
Ja, aus guten Gründen, die ich nachstehend noch einmal
erläutere:
Das Betreben, der Luftverschmutzung entgegen zu wirken, steht
im Widerspruch zu Interessen, alte Fahrzeuge von
Umweltauflagen zu befreien.
Genau hier hakt ja das Argument ein, dass ein neues Fahrzeug auch erst einmal produziert werden muss, was mit Emissionen verbunden ist, und die überdurchschnittlich geringe Nutzung H-zugelassener Oldies zudem deren Emissionen in den Bereich der Meßfehler bringt.
Nun muß aber der
Oldtimer-Liebhaber zur Kenntnis nehmen, daß das letzte Lied
gesungen und der Zug abgefahren ist, die Umweltauflagen gelten
nämlich für ausnahmslos alle Fahrzeuge.
Noch ist es nicht soweit, die Länder bzw. die Gemeinden können individuell entscheiden. Augsburg hat die Ausnahme für Oldtimer bereits verabschiedet.
Damit kann man
demnächst einen Oldtimer in städtischem Gebiet gar nicht mehr
bewegen, man darf damit nicht mehr aus der Garage fahren. Das
ist die Folge des Alles-oder-nichts-Standpunktes, der von
vornherein erkennbar für die Oldtimer-Besitzer ins Aus führen
mußte. Nun dürfen also auch die Fahrzeuge von tatsächlich
historischem Wert in allerfeinstem Zustand in städtischen
Bereichen nicht mehr auf die Straße.
Ich verstehe das Argument nicht. Es ging doch um H-zugelassene Oldies, also Autos in technisch gutem Zustand.
Den vergammelten Opel Senator mit Rennauspuff von 1986 wollte keiner verteidigen.
Angesichts dieser aktuellen Situation immer noch darauf zu
beharren, nach meinem Kenntnisstand 126.000 Autos (Du
schreibst sogar von 140.000 Fahrzeugen) mit H-Kennzeichen von
Umweltauflagen zu befreien, halte ich für erkenntnisresistent.
Es handelt sich aktuell um gut 150.000, wie ich vorhin erfuhr.
In München geht es um 4.500 Autos.
Ich glaube kaum, dass sich durch deren Verbannung aus der Stadt ein meßbarer Unterschied ergibt. Beim feinstaub, der ja auch und v.a. im Winter zum Problem wird, ist der Effekt noch geringer, denn die meisten Oldies werden dann nicht benutzt.
Eine erfolgversprechende Position kann eben nicht darin
bestehen, für mit äußerlich aufgebratenen Reparaturblechen
durch den Tüv gequälte Altautos hinsichtlich Umweltauflagen
eine Extrawurst haben zu wollen.
Das habe ich bereits in meinem vorherigen Posting kommentiert.
Zukünftig ist mit immer strengeren Umweltauflagen zu rechnen,
so daß mit den bisherigen Positionen der Oldtimer-Lobby kein
Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Das Ziel, fast jede alte
Schüssel nach Billiginstandsetzung noch ein paar Jahre für den
Alltagsverkehr zu nutzen, ohne daß Umweltauflagen greifen, ist
endgültig gescheitert.
Ich habe mich mit einigen Positionen aus der Oldtimer-Gemeinde, so auch mit der des Deuvet, des AlfaClub, der Mercedes-Classic-Abteilung, um nur ein paar zu nennen, beschäftigt. Es ging dabei immer nur um H-zugelassene Autos. Diese können nicht derart „zusammengebraten“ sein, wie Du es behauptest.
Meine beiden Oldies sind beide o.k., die Technik funktioniert, die Vergaser sind sauber eingestellt, sie verlieren kein bzw. wenig Öl, verbrauchen 7-8 bzw. 9-10 L Normalbenzin und werden 5-10 TKm p.a. gefahren (addiert).
So sieht das bei den meisten Oldienutzern aus, die mir bekannt sind.
Daher verstehe ich die kategorische Argumentation nicht.
Klar, dass die alten Stinkkisten wie FoFi von 1988 oder BMW E28 in schrottreifem Zustand nicht mehr unbedingt auf die Straße gehören. Ein gepflegter , technisch einwandfreier alter Wagen ist jedoch kein Problem, da der große Durchschnitt der offenbar doch 60 Mio. PKWs in Deutschland 8 Jahre alt ist. Dies auf 6 Jahre herunterzubringen ist natürlich erklärtes Ziel der Autoindustrie, vor deren Karren sich die Politik, inklusive der Grünen, nun hat spannen lassen.
Wenn man in städtischen Bereichen
überhaupt noch einen Oldtimer bewegen möchte, müssen neue,
durchsetzbare Zielsetzungen her. Dafür halte ich es für
sinnvoll, sich auf die Bedeutung des H-Kennzeichens zu
besinnen, nämlich historisches, erhaltenswürdiges Fahrzeug.
Eine glaubhafte und mit Erfolgsaussichten vertretbare Position
kann in der Beschränkung auf besonders begründete
Ausnahmefälle liegen. Deshalb halte ich es für sinnvoll,
schlechtestenfalls Zustand 2 zur Voraussetzung zur Erteilung
eines H-Kennzeichens zu machen.
Ich bin mir nicht sicher, ob Du die Noteneinteilungen nach Classic Data kennst. Wer heute einen neuen Golf kauft und dann von Wolfsburg nach München überführt, vielleicht im Auto noch eine raucht, ist bei Zustand 2.
Oldtimer in einen Zustand 2 zu versetzen, übersteigt in 99% der Fälle den Marktwert und kein nicht total autoaffiner Mensch sieht den Unterschied zu 3.
Ein Bekannter hat vor 10 Jahren 120.000 DM investiert, um einen Jaguar Mark II im Zustand 3- in den Zustand 2+ restaurieren zu lassen.
Ich habe 6.000 Euro investiert, um meinen Spider von 4 auf 3 zu bekommen. Der Wagen sieht nun gut aus, hat noch den originalen Innenraum ohne Löcher aber eben mit der Patina der Jahre, ist neu lackiert und technisch einwandfrei und sicher. Das halte ich für ein realistisches Maß, um in 4 Jahren nicht nur noch Jaguar E-Type, Mercedes 300 SL oder BMW 501 auf Oldietreffen zu sehen, sondern, der Satzung des H-Kennzeichens entsprechend, mobiles Kulturgut, somit auch ein breites Spektrum davon, zu erhalten.
Damit bleiben nur wenige
Exemplare übrig, die in aller Regel so wertvoll sind, daß sie
gewiß nicht im Alltagsgewühl benutzt werden.
Genau das ist das Problem.
Alltagsbetrieb
von Stinkern kann aus Umweltschutzgründen nicht das Ziel sein.
Das passiert auch nicht. Die Nutzung von Oldtimern liegt bei ca. 2-8 TKm p.a. Der Normalmensch fährt im alltag 15 TKm.
Es kann nur noch darum gehen, mit dem historischen Fahrzeug
überhaupt noch eine öffentliche Straße im städtischen Quartier
benutzen zu dürfen. Ich halte es für ein erreichbares Ziel,
für die verbleibende sehr kleine Anzahl historischer Fahrzeuge
in spitzenmäßigem Zustand die Befreiung von Umweltauflagen zu
erreichen.
Ich halte das hingegen für witzlos, denn diese Autos werden ohnehin nur in Anhängern zum Concours d´Elegance gebracht.
Die automobile Geschichte bringt man den nächsten Generationen so nicht nahe.
Mir ist klar, wie schwer diese Einsicht fällt, aber sie ist
offenkundig alternativlos.
Keineswegs. Das versuche ich hier immer wieder zu erläutern.
Die bisherige Lobbyarbeit mit
ignoranten Maximalforderungen und einseitiger Sichtweise war
für die Katz. Das Ergebnis ist, daß Du Deinen Oldtimer
demnächst im städtischen Bereich nicht einmal mehr aus der
Garage fahren darfst.
Das ist vielmehr das Ergebnis ahnungsloser Politik i.V.m. blindem Ökowahn und Unverständnis in bezug auf das Thema Ökobilanz…
Ich persönlich lebe außerhalb der geplanten Umweltzone und würde im Falle einer Oldiesperre, die dann sicherlich auch bald ein generelles Tempolimit auf Autobahnen nach sich zieht, auf einen neuen SUV umsteigen und mit meinen Motorrädern in die Stadt fahren. Nur bei gutem Wetter natürlich, aber die Oldies laufen bei Regen bei mir auch nicht. Das eine ist ein 2-Takter, das andere ein 1.4 Liter-Chopper, der 8-9 L Super verbraucht. Außerhalb der Stadt fahre ich dann die Oldies, evtl. auch öfter auf dem Weg ins Büro, weil ich sie ja am WE, wenn ich in der Stadt bin, nicht nutzen kann. Ob das dann der große Ökoerfolg wird, wage ich zu bezweifeln…
Verkaufen würde ich den Alfa zumindest nicht. Lieber lasse ich ihn Sonntag mittag 3 Stunden in der EInfahrt laufen…
Die Lösung kann nur eine vernünftige Regelung mit Augenmerk sein. Das ist die Plakettengeschichte von vorne bis hinten nicht. Ich würde persönlich nicht nur die Oldies davon ausnehmen, sondern die ganze schwachsinnige Regelung kippen. Denn sie wird keine messbaren Vorteile bringen. Die wahren Stinker sind die Industrie, die Lastwagen und die Heizungen der Haushalte. Bevor man hier nicht ansetzt, ist alles nur Geplänkel der Politik, um von ihren sonstigen Verfehlungen und Versäumnissen abzulenken.
Man kann über die KfZ-Steuer noch ein wenig lenkend eingreifen, um die wirklichen Schrotthaufen von der Straße zu bekommen. Wer ein Auto allerdings viele Jahre ordentlich gewartet hat, kann ein H-Kennzeichen erhalten und es noch ab und an fahren. Das stört niemanden, denn die Zahl bleibt ohnehin verschwindend gering, und alle können zufrieden sein. Auch diejenigen, die nach der aktuellen Lesart mit ihren Euro1-Katautos draussen bleiben müssen und somit ernsthafte Probleme bekommen, in die Arbeit zu gelangen.
Schließlich kann sich nicht jeder einen neuen Polo für 40.000 Mark anschaffen…
Eine Frage zum Schluß: weshalb bist Du eigentlich nicht auf meine Zahlen im letzten Posting eingegangen?
Diese zeigen doch bereits, dass mit der aktuellen Plakettenregelung kein messbarer Effekt zu erwarten ist.
Was passiert denn eigentlich, wenn nach der Einführung dann die Feinstaub- und CO2- Werte in den betreffenden Gemeinden noch ansteigen sollten, weil evtl. der nächste Winter sehr kalt oder der Sommer sehr windig werden?
Wird dann auch die private Heizung verboten…?
Das fatale an Ökowahn ist, dass man eigentlich konsequent bleiben müsste…
Grüße,
Mathias