Onlinesinglebörsen: Möglichkeiten und Ausgestaltung
Guten Morgen Herr Weber,
ich denke, man sollte beim Thema Partnerbörse zweierlei betrachten und auseinanderhalten: die gebotenen Kontaktmöglichkeiten auf der einen Seite und das Nutzerverhalten auf der anderen.
Sicherlich: Wenn man für etwas bezahlt, kann man auch eine Leistung erwarten. Ich gehe davon aus, dass Du vor Deiner Anmeldung die bestehenden Kontaktbörsen verglichen hast, bevor Deine Wahl auf Friendscout fiel?! Natürlich sollte man im Hinterkopf haben, dass die Anbieter Geld verdienen wollen. Aber das können sie nur, wenn sie auch auf ein Minimum an zufriedenen Kunden zurückgreifen können. Allerdings ist natürlich auch klar: Je schwieriger sich die Suche nach dem geeigneten Partner gestaltet, desto mehr Geld verdienen sie. Einige Lockangebote werden sicherlich eingesetzt, aber ohne erfolgreiche Vermittlungen – kein langfristiger Unternehmenserfolg.
Bei den kostenpflichtigen Börsen kann man eigentlich schon davon ausgehen, dass das Interesse der Mitglieder an einer ernsthaften Beziehungen/Verbindung vorhanden ist. Aber: Im Zuge der Kundenwerbung mittels Testangebote werden auch Neugierige angelockt, die recht schnell von penetranter Werbung und sehr eingeschränkten Funktionalitäten wieder abgeschreckt werden. Ich bin z.B. auch noch bei einem Anbieter registriert. Ich bin dem kostenlosen Lockangebot gefolgt, habe brav den Test gemacht (und weiß wenigstens heute, dass ich zu den Distanzmenschen mit erhöhtem Kommunikationsbedarf und großem Konfliktlösungspotenzial sowie mangelndem Statusdenken gehöre), ein sehr lückenhaftes Profil ohne Foto hinterlegt und etwas gestöbert. Es kamen auch recht schnell Anfragen, ABER: Um das Profil/Bild des Absenders betrachten oder die Nachricht überhaupt richtig lesen zu können, hätte ich bezahlen müssen. Das war es mir nicht wert, da ich so genommen gar nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung bin. Das liegt jetzt fast ein halbes Jahr zurück. Ich bekomme immer noch Emails mit Vorschlägen von dem Anbieter, wer denn laut Übereinstimmungspunkte ihres Tests sehr gut zu mir passen könnte.
So genommen gehöre ich wahrscheinlich zu den – von Dir so wahrgenommenen – Fakes.
Auf der anderen Seite sollte man sein eigenes Nutzerverhalten betrachten, denn hier liegt der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. Vergleiche es damit: Was nützt es Dir viel Geld für Dein Traumauto auszugeben, wenn Du nicht gelernt hast, Auto zu fahren!?
Ich bin auch bei einer kostenlosen Kontaktbörse angemeldet (nutze sie aus bestimmten Gründen/Erfahrungen nicht mehr, das Profil besteht aber immer noch). Auch wenn sich hier vermehrt Leute tummeln, deren Absichten nicht durchweg auf eine feste Beziehung ausgerichtet sind, gebe ich Dir den Tipp, es mal hier zu versuchen. Der Grund: Trainiere Dein Kommunikationsverhalten!
Meine Erfahrung ist nämlich, dass nur ein geringer Prozentsatz an Menschen überhaupt in der Lage ist, eine fesselnde Kommunikation aufzubauen und das Interesse beim Gegenüber so weit zu halten und zu steigern, dass es zu einem Treffen kommt.
Es ist doch naheliegend, es mit einer Bewerbung um einen Arbeitsplatz zu vergleichen. Man merkt doch sofort, ob das Anschreiben von wirklichem Interesse an genau der Firma zeugt, ob sich der Bewerber Zeit genommen hat, sein Anschreiben noch einmal durchzulesen, ob die Absprache freundlich ist, die wichtigsten Highlights des Lebenslaufes gut verkauft wurden usw. Und auch bei den Kontaktbörsen gilt: Wer lügt, fliegt mit höchster Wahrscheinlichkeit ohnehin irgendwann auf. Authentizität sollte ein Muss sein.
Ich wurde z.B. von Männern angeschrieben mit einem „Hallo!“ – mehr nicht. Oder ohne Anrede mit „Tolles Profil“ (dabei habe ich kaum etwas angegeben). Oder „Guten Tag schöne Frau“ (Hä? Es gibt kein Foto von mir). Dann gab es mal einen Mann, der in seinem Profil ausdrücklich erwähnte, dass er Rauchen nicht mag, schreibt mich aber als Raucher an?! Das ist ja so, als ob ich mich auf eine Außendienststelle bewerbe, aber es hasse, ständig unterwegs zu sein. Dann gibt es die Männer, die so verkrampf eine Beziehung suchen, dass sie anscheinend jede nehmen würden. Ein Graus! Männer, die einem sofort ihre Handy-Nummern aufdrängen. Oder die, die über ein Frage-Antwort-Spielchen nicht drüber hinaus kommen.
Kurzum: Man sollte erstmal für sich klar bekommen, was man genau möchte, dieses genau formulieren und dann entsprechend freundlich auf das „Objekt der Begierde“ zugehen. Wenn Du keine Kinder willst, dann schreibe es in Dein Profil! Wo ist das Problem? Wenn Du keine Ältere haben möchtest, dann formuliere es so. Wenn Dir eine Frau gefällt, dann nimm Dir die Zeit, Dir den ersten Schritt genau zu überlegen.
Und wie hier schon erwähnt wurde: Frauen haben häufig das Problem, dass sie mit Anfragen überhäuft werden. Das ist wie bei dem Stapel Bewerbungen auf dem Schreibtisch des Personalchefs. Verlier also nicht so schnell die Geduld und bedränge die Frauen nicht direkt. Wenn Dein Anschreiben gut ist, wird es auch auffallen.
Du scheinst es ja schon ein paar Mal bis zu einem telefonischen „Vorstellungsgespräch“ geschafft zu haben. Das ist doch schon einmal etwas wert, und so genommen hat Friendscout doch seine versprochene Leistung auch erbracht. Aber was ist denn dann schief gelaufen? Hast Du nur von Dir erzählt, ohne auf Deinen Gegenüber einzugehen? Hast Du zu viele Fragen gestellt, so dass die Frauen das Gefühl bekommen haben, Du streichst gerade die Punkte auf Deiner Liste „Meine Traumfrau“ ab?
Sicherlich benötigt man sehr viel Feingefühl bei so einem direkteren Erstkontakt und kann nicht alle Empfindlichkeiten des Gegenübers abschätzen, aber auch Telefonieren kann man lernen. Ich denke, was erschwerend hinzukommt, ist, dass einige Menschen nun auch bereits schlechte Erfahrungen gemacht haben, die sie häufig zögerlich werden lassen. Das muss man mit einkalkulieren.
Diese Partnerbörsen bieten Möglichkeiten, mit Menschen in Kontakt zu treten. Für die Ausgestaltung sind allein die Mitglieder zuständig. Enttäuscht kann man eigentlich nur sein, wenn man erwartet hat, dass einem direkt / ohne eigenem Zutun der Traumpartner offeriert wird, der auch direkt JA sagt.
Viel Spaß beim Bewerbungstraining wünscht
Kathleen