Pferdemädchen

Hi Hilmar,

Heutzutage scheint mir der Trend eher zu möchtegern Landadel
zu gehen. Es ist halt schick, aber vermute, dass nicht mal die
Hälfte der heutigen Pferdehalterinnen einen Huf beschlagen
kann.

Ich denke, diese Tatsache trifft eher auf erwachsene oder heranwachsende Damen zu.
Wir waren damals ein ziemlich großer Trupp Weibsen im Stall, haben im Mist gewühlt, Futtermöhren und hartes Brot gemampft, Dönekens mit den Pferden getrieben und ausgesehen wie polnische Flakhelfer. Ich weiß, dass es heute zum großen Teil auch noch so ist. Als wir erwachsen wurden, hat sich an dem Umgang mit den Tieren und untereinander nichts geändert. Aaaaber natürlich kannten wir die von Dir genannte Spezies auch. Und die hatten wir ganz besonders lieb. Aber deren Begeisterung für Pferde und Reitsport hielt selten lange an.
Jungs hatten wir auch bei uns, ganze zwei Stück. Der eine wurde später Rennreiter, der andere fand einfach nur die Reitkleidung schick.

Es war eine tolle Zeit, und kaum eine von uns dachte darüber nach, warum die Jungs kein Interesse hatten. War halt so.

Schönen Tag noch,

Susanne

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Hallo iceage,

… und vielleicht können die Mädchen dabei auch ihrer
Abenteuerlust und ihrem Freiheitsdrang nachgehen?

da frage ich mich, warum Jungen diesen Weg nicht wählen. Zwar ist die Reiterei und die Pferdeliebe offenbar tatsächlich eine Mädchensache (und also solche für Jungen [unsinnigerweise] nicht wählbar), dem gegenüber steht allerdings der (männlich besetzte) Cowboy-Mythos, der doch sehr eng mit Pferden verknüpft ist. Warum also assoziieren Jungen Pferde und Reiten nicht mit Abenteuer und Freiheit?

Schöne Grüße
Yasmin

Hallo Klaus,

…oder sie sind auf der Suche nach einem starken Wesen, das
sie leicht steuern können.

ist diese Aussicht für Jungen nicht reizvoll? Warum nicht?

Schöne Grüße
Yasmin

Hallo coco,

warum das so ist: mir sagte mal jemand, dass das damit zu tun
hat, dass sich die mädchen auf den pferden gross und stark
fühlen. ob das stimmt, weiss ich nicht.

klingt, als käme das Interesse an Pferden aus der gleichen Ecke, aus der auch der weibliche Drang kommt, SUV fahren zu wollen… :wink:

Aber mal im Ernst - alle Denkansätze klären für mich nicht, warum das Reiten für Jungen nicht interessant sein sollte. Gerade, wenn man sich auf dem Pferd groß und stark fühlt, müßte die Reiterei doch angesichts der Ansprüche des männlichen Rollenbildes für Jungen besonders reizvoll sein. Sicherlich steht dem die Tatsache entgegen dass das Reiten anscheinend weiblich besetzt ist [wehe, jemand kichert!], aber das war ja auch nicht schon immer so. Man müßte sich also zusätzlich fragen, wie die weibliche Prägung überhaupt entstanden ist.

Schöne Grüße
Yasmin

Hallo Judith

Allerdings würde ich es nicht nur auf Pferde beschränken, sondern
allgemein auf Tiere. Ich wollte früher mal Tierärztin werden, wie
einige andere Mädels (!) auch. Kann mich nicht erinnern, dass bei
unserer Heimtierärztin jemals Jungs ausgeholfen hätten. Mädels und
tierlieb, das ist wohl in etwa so logisch wie Mädels und kinderlieb.
Jungs spielen allenfalls mal mit Hunden, aber sie würden sich keine
niedlichen Katzenbildchen ins Zimmer hängen.

wenn man es so betrachtet, frage ich mich allerdings wiederum, warum der Pferdevirus nur manche Mädchen infiziert. So wie Du es hier ausführst, klingt es, als würde Mädchen das Pferde- bzw. Tierinteresse in den Genen liegen.
Ich beispielsweise hätte sogar Zugang zu Pferden gehabt, bin aber eigentlich nie auf die Idee gekommen, mich in dieser Hinsicht zu engagieren. Im Gegenteil, mir geht jegliches Verständnis für Pferdevernarrtheit völlig ab (daher auch mein Interesse).

Schöne Grüße
Yasmin

Weitere Infos gefunden
Hallo Nemo,

nach Desmond Morris hat die Pferdevernarrtheit bei Mädchen,
die soviel größer ist, als bei gleichaltrigen Jungs einen
eindeutig geschlechtlichen Hintergrund.

hab’ zu diesem Stichwort („Desmond Morris“) mal ein wenig gegoogelt und siehe da, google hat mich zu w-w-w zurück geschickt. Wen’s interessiert: /t/psychologie-maedchen-pferde/1864175

Dir, Nemo, vielen Dank für’s Stichwort.

Schöne Grüße
Yasmin

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Hallo Yasmin,

wenn man es so betrachtet, frage ich mich allerdings wiederum,
warum der Pferdevirus nur manche Mädchen infiziert.

Hat das nicht was damit zu tun, wo man her kommt? In einer Großstadt
sind sicher viel weniger Mädels auf Reiterhöfen unterwegs als auf dem
Land in Nordrhein-Westfalen.

So wie Du
es hier ausführst, klingt es, als würde Mädchen das Pferde-
bzw. Tierinteresse in den Genen liegen.

Das würde ich nicht behaupten, kann auch Erziehung sein. Mädchen mit
Puppen, Jungs mit Autos, du weißt schon…
Da es dafür aber keine endgültige Antwort gibt, behaupte ich noch gar
nichts.
Es gibt außerdem auch fast keine Dinge, die *allen* in den Genen
liegen. Die meisten Frauen verlieben sich in Männer, aber auch nicht
alle.

Judith

Bravo, so ist ein Genderdiskurs wenigstens mal sinnvoll.

Gruss
Mike

Hallo Zusammen,

ist das (m)ein irriger Eindruck oder stehen nur Mädchen und
Frauen auf Pferde?

Ist es nur mein eindruck das Mädchen wenn sie eine Katze oder einen kleinen Hund sehen sofort sagen: Oh ist der süss! währen es Jungs eher interessiert wie schnell der Hund die Frisby oder denn Ball in stücke reisen kann?

Mir ist natürlich grundsätzlich schon klar, dass es auch
männliche Reiter gibt, kenne solche aber nur aus dem
sportlichen Umfeld (Turnierübertragungen im Fernsehen).

Vielleicht weil es für die Männer eher ein Sport ist während die Mädchen sich generell eher zu denn Tieren hingezogen fühlen.

Diese bereits vor der Pupertät einsetzende
Pferdevernarrtheit mit Zeitschriften (‚Wendy‘),
Postern, Aufklebern, Pflegepatenschaften (also Putzen ohne
Reiten), etc. ist meinem Eindruck nach nur bei Mädchen
gegeben.
Auch unter Erwachsenen kenne ich ausschließlich Frauen, die
ein Pferd halten und/oder reiten (ohne jedoch den sportlichen
Wettbewerb zu suchen).

Richtig, wärend Jungs sammelbilder von Fussballern sammeln und später ewig auf dem Platz oder vor dem Fernseher verbringen.

Vielleicht kommt es auch daher das Jungs wilder sind und lieber raufen und selber rumrennen um sich auszupauern. Während Mädchen eher mit anderen Interagieren, sei es mit der besten Freundin beim Puppenspielen, oder beim Pferdeputzen, das dann eben auch noch sooo süss kuckt.

Interessant finde ich allerdings das fast alles was Mädchen tun von irgendwelchen Psychologen (angefangen beim lieben Herrn Freud) in die Ecke der unbewussten oder unerfüllten Sexualität geschoben wird.

Schöne Grüße
Yasmin

Hi Susanne,

eine richtige Reiterin zu sein ehrt dich. Ich kann dir trotz meiner Chance von früh auf Reiten zu können nicht sagen, warum es mich nicht sonderlich interessiert hat. Wie du schon sagst, „es war halt so.“ Wir fanden die Scheune eigentlich alle viel cooler. In Bergen von Heu kann man ja allerhand Schabernack treiben.

Zumal wir unsere Koppel nur noch verpachten. Niemand außer meinem Opa hatte die nötige Zeit, um sie zu managen. Wie du sicher weisst ist eine Koppel in dem Sinne kein Hobby mehr. Was aus den Pferden geworden ist kann ich auch nicht sagen. Ich vermute aber mal, dass nur noch eines davon lebt, weil es schon so lange her ist.

Viele Grüße,

Hilmar

Naja, das ist ja schon Anno Tobak was Du da schreibst. erstens ist Freud in der Pauschalität
die Du hier schreibst schon seit Jahrzehnten überholt. Ein Pferd stellt natürlich nicht immer
nur ein Sexsymbol oder so etwas dar. Viele Jungmädchen neigen dennoch dazu, das Pferd zu
„vermenschlichen“, d.h. sie reden mit ihm, man kann ihm Geheimnisse anvertrauen etc pp. und es
strahlt halt auch, anders als z.b. ein Hund, eine Art von „Macht“ aus, weil es so groß ist. Des
weiteren gibt es genug Jungs, die sich ebenfalls für Tiere interessieren und die auch reiten,
aber das Rollenverständnis ist einfach so, daß Pferde wie Gummitwist oder rosa Klamotten was
für Mädchen sind, und dementsprechend werden die Pferdespiele und Pferdezeitungen eben für
Mädchen vermarktet - nichts anderes z.b. auch dieses eklige Mäusevieh mit den großen Füßen, das
wird auch gezielt für eine weibliche präpubertäre Kundschaft platziert.
Also ist das Mädcheninteresse an Pferden zum großen Teil sozial angelernt. Unter den
ernsthaften Reitern, die auch nach der Pubertät reiten, steigt der Männeranteil dann, während
umgekehrt in der Pubertät das Pferde-Interesse vieler Mädchen rapide nachläßt (vergl. Jungs und
Dinosaurier :wink: )

Die Studie aus Kassel liest sich interessant, aber so richtig „unumstritten“ ist sie wohl auch
nicht. Zum einen handelt es sich um eine Einzelmeinung, zum anderen interpretiert und bewegt
sie sich auch auf dünnem Eis… z.b. daß die Steinzeit unsere Psyche geprägt haben soll,
weshalb Frauen nahe am Haus bleiben und Männer weit umherstreifen finde ich persönlich sehr
zweifelhaft…

das sehe ich inzwischen auch so. Ich hatte zuerst den Eindruck, dass der Text vor allem besagte Studie präsentiert, aber auf gerade die wird leider viel zu wenig eingegangen und Schlüsse zieht der Autor eher aus ‚gefühlter Wahrheit‘ als aus den vorliegenden Fakten. Es handelt sich wohl leider doch eher um einen populärwissenschaftlichen Text…

Schöne Grüße
Yasmin

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Hallo Melina!

Deine Erklärung ist nicht schlecht, stimmt aber nicht mit der zu Grunde liegenden Studie, die mir leider nicht verfügbar ist, überein.
Diese Studie war im Grunde genommen ganz einfach, es wurden einige tausend Leute, jeglichen Alters und Geschlechts nach ihrem Lieblingstier befragt, weiter nichts.
Wenn ich mich recht erinnere, unterschieden sich kleine Kinder fast gar nicht, dann kam bei Jungen eine gewisse Vorliebe für „starke“ Tiere, bei Mädchen eher eine für kuschelige. Also eigentlich nichts Besonderes. Nach der Pubertät ging es eigentlich genau so weiter, bis dann, mit zunehmendem Alter eine auffällige Vorliebe für vom Aussterben bedrohte Arten sichtbar wurde.
Sehr auffällig und statistisch abweichend war eben die starke und eindeutige Vorliebe der Mädchen kurz vor und während der Pubertät für Pferde.
Morris folgert nun sehr einfach, wenn etwas im Zusammenhang mit einem Geschlecht und einem geschlechtlichen Vorgang so stark abweicht, dann kann es nur dadurch bedingt sein.

Gruß, Nemo.

Hi

Woher kommt dieses geschlechtsspezifische

Interesse für Pferde?

Ich kann nur für mich persönlich antworten = ich hatte von 11 - 18 J Pferde.

Sie waren eine Art Kuscheltiere. Sie waren nicht wie nervige Jungs die einen stets begrabschen wollten.

Ich konnte sie hätscheln, durch Wälder galoppieren und sie lieben ohne bedrängt zu werden.

Gruß
Siân

weil das so wohl nicht stimmt, sondern ein Klischee ist? Pferde sind wohl stark, aber viele Pferde sind nicht so einfach leicht zu steuern.

Ebenso könnte man sagen, dass die meisten Jungen zu ängstlich sind, um sich auf die „Pferdestärke“ und den Eigenwillen vieler Pferde einzulassen… Mädchen wären dann vielleicht mutiger als Jungen? Aber lasst das bloß nicht die Jungs hören! Ich könnte mir denken, dass die das gar nicht zugeben wollen? (Lächel!)

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Klaus,

Hallo Iceage

Mädchen wären dann vielleicht
mutiger als Jungen

Es kommt darauf an, bei welchen Dingen mutiger. Eine Unterscheidung der Geschlechter in Bezug auf Mut in bestimmten Lagen scheint mir gar nicht unvernünftig. So hat schon in den Achtzigern einer meiner Klassenlehrer uns regelmässig Dinge vordemonstriert, wo die Mädchen alle (!) mutiger waren als die Jungens und auch umgekehrt. Sein typisches Beispiel war das Abseilen am Berg. Die Mädchen waren sofort bereit, sich dem Seil anzuvertrauen, die Jungen haben alle herumgemurkst, man brauchte lediglich vom Bildungsstand ein wenig abzusehen (wer hatte schon wie oft geklettert usw.) und kam dann bei allen (!) Beteiligten (30 Teilnehmende) zum gleichen Ergebnis. Jungens waren dafür etwas sorgloser allein im Dunkeln usw. (man findet mehrere Beispiele auf beiden Seiten), die Anschlussfrage ist was Mut heisst, aber das wäre dann wieder mal für’s nächste Brett…
Gruss
Mike

Hallo,

Pragmatische Antwort: Mädchen dürfen meistens nicht wie Jungen alleine durch die Wälder streifen, zum nächsten Bolzplatz laufen und selbst mit Fahrrädern durch den Wald oder über die einsame landstrasse ist meist ein größeres Problem. Außerdem haben sie alleine in der Natur meistens selbst irgendwann Angst.

Ein Pferd bietet somit die ideale Lösung, autark die Gegend und die Natur zu erkunden. Und selbst, wenn sie nur in der Halle reiten und vom Ausreiten träumen …

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

klingt vielleicht bischen pervers, aber mädchen sind wohl in erster linie von der körperlichkeit eines pferdes fasziniert. ein großes muskulöses tier das man umsorgen und pflegen kann. der vorgang des reitens ist da nichts anderes als mit gespreitzen beinen im sattel zu sitzen um sich rhytmisch durchschütteln zu lassen.

Hallo Walkuerax,

Pragmatische Antwort: Mädchen dürfen meistens nicht wie Jungen
alleine durch die Wälder streifen, zum nächsten Bolzplatz
laufen und selbst mit Fahrrädern durch den Wald oder über die
einsame landstrasse ist meist ein größeres Problem. Außerdem
haben sie alleine in der Natur meistens selbst irgendwann
Angst.

interessante Ansicht. Das könnte erklären, warum ich weniger pferdenärrisch war als viele Altersgenossinnen, auch meine Tochter war kein Pferdenarr. Aber ich habe lange Zeit mit meinem ein Jahr älteren Bruder draußen gespielt, und danach habe ich meine Eltern auch nie verstanden, warum sie mir dies oder jenes unbedingt verbieten wollten. Nun ja, dann haben sie halt nicht mehr erfahren, was ich wirklich getrieben habe, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein Pferd bietet somit die ideale Lösung, autark die Gegend
und die Natur zu erkunden. Und selbst, wenn sie nur in der
Halle reiten und vom Ausreiten träumen …

Ich bin nämlich tatsächlich mit dem Fahrrad durch die Gegend gestreift durchaus auch ganz einsame Gegenden in den Isarauen, und habe mir einiges an Erlebnissen zusammengeträumt.

Meine Tochter durfte dann doch einiges mehr, als andere Mädchen in ihrem Bekanntenkreis, eben weil mir der Effekt vertraut war, dass ein Mädchen auch Dinge verschweigen kann, wenn zu viel verboten wird.

Gruß, Karin