Hallo Diana,
Berichte doch bitte mal von einer solchen Zusammenkunft.
Okay, ich probier das mal. Eine unserer eindrucksvollsten
Familiendiskussionen drehte sich um den Fernsehkonsum. Da
waren beide 9 + 8, glaube ich.
Zuerst gab’s Gemecker - ihr goennt uns das Fernsehen nicht.
Dann haben wir unsere Bedenken erklaert (es waren viele!),
die Hauptsachen waren:
- ihr habt weniger Zeit draussen zu spielen, was gesuender
waere (koerperlich und was Freunde betrifft)
- wenn ihr fernseht seid ihr danach immer schrecklich
hippelig und streitet viel mehr (verbal und koerperlich)
- wir befuerchten, dass eure Phantasie verkuemmert
Nummer 1+2 haben sie zugegeben und selbst Beispiele dafuer
gebracht. Nr.3 haben sie abgelehnt und uns Beispiele gebracht,
wo das nicht stimmt, wo sie TV positiv benutzt haben.
Insgesamt haben sie aber zugestimmt, dass eine gewisse
Einschraenkung mehr Plus als Minus bringen wuerde, vorausgesetzt,
dass TV nicht ganz verboten wird und dass auch wir Erwachsenen
uns einschraenken und nicht immer die Ausrede bringen, dass
wir Nachrichtensendungen und Infosendungen brauchen. Sie sagten,
ihr habt halt einen anderen Geschmack, mir ist Dark Wing Duck
genauso wichtig wie euch die Tagesschau. Ihr koennt ja
Zeitung lesen (wo sie recht haben - dass wir deutsches TV gucken,
wenn es um Nachrichten geht, und es keine deutschen Zeitungen
hier gibt, liessen sie nicht gelten.).- mrmpf, grummelnd von
uns akzeptiert.
Also ging’s an die Loesungssuche. Die wurde erstmal vertagt,
erstens weil sie sonst diese Diskussionsrunden fuer langweilig
und unausstehlich halten, zweitens, weil wir erstmal allein
Ideen sammeln wollten.
Um’s kurz zu machen: meine Vorschlaege (Programm vorher
sortieren, Coupon-Methode wurden verworfen - zu kompliziert,
unpraktikabel).
Papas Idee nur noch am WE TV zu erlauben, wurde ebenfalls ab-
gelehnt, weil gerade am WE die Freunde da seien und gerade
Wochentags abends mal eine halbe Stunde TV zwischendurch der
Entspannung oder Ueberbrueckung diene.
Letztendlich hatten wir noch einen Vorschlag unseres Juengsten
auf dem Tisch: TV erlaubt Mo, Mi, Fr - total abgestellt Di, Do, Sa
und Sonntags erlaubt, sofern keine Hausaufgaben anstehen.
Wir Grossen waren sehr skeptisch, aber wir haben uns auf
eine Testzeit geeinigt. Und siehe da - das hat dann zwei JAhre
lang bei uns klasse funktioniert. Man musste nie meckern oder
motzen, wenn mal der Fernseher zur falschen Zeit eingestellt
wurde, genuegte eine kleine Erinnerung. Bei besonderen Anlaessen
(Sport oder wichtige Nachrichten) gab es Ausnahmen, die als
solche akzeptiert wurden.
Das war, zugegeben, unser Vorzeige-Erfolg. Aber wir hatten
auch kleinere gute Ergebnisse. Ich staune immer wieder, ueber
die ungewoehnlichen Loesungsvorschlaege, die von den Jungs
kommen und die funktionieren (vielleicht auch,weil es ihre
eigenen Vorschlaege sind und sie hart dran arbeiten, dass sie
funktionieren).
Was die Haushaltsmithilfe betrifft, so sind wir gerade in einer
Umwaelzungsphase, weil wir fuer die naechsten drei,vier Monate
ein 1-Eltern-Haushalt sein werden. Noch haben wir keine Loesung
gefunden, mit denen wir alle zufrieden sind. Manchmal dauert das.
Aber ich glaube, dass man die Zeit, die man in die Loesungssuche
steckt, wieder einspart, wenn es ans Ermahnung, Beaufsichtigen
und eventuelle Bestrafungsaktionen geht.
Ich hoffe, das war anschaulich genug.
Ah, noch was: bitte nicht denken, wir waeren eine perfekte Familie.
Weit davon entfernt. Wir haben Reinfaelle und Probleme, die immer
wieder auftauchen und nicht wegzugehen scheinen. Gerade jetzt
mit fast 12 und 13 sind wir in einer ziemlich aufreibenden Phase
und manchmal koennt ich bloss noch den Kopf an die Wand hauen.
Aber meine Erfahrungen sind einfach die, dass sich die Dinge am
besten handhaben lassen, wenn alle miteinander reden und alle
zuhoeren. Das ist nicht immer einfach. Im Gegenteil. Warum
soll ich mir - um beim Beispiel zu bleiben - von meinen Soehnen
vorschreiben lasse, wann und wieviel ich fernseh gucke?!! Aber im
Endeffekt ist mir die bessere Familienatmosphaere durch gemeinsam
getroffene Entscheidungen wichtiger als meinen Willen durchzusetzen.
Obwohl ich als Erwachsene manches besser ueberblicken kann als
die Kinder, lohnt es sich immer zuzuhoeren. In manchen Sachen wird
dann aber trotzdem gemacht, was wir, die Eltern, entscheiden, es
gibt Grenzen (z.B. wer wann wielange wohin geht) - aber die sind
meist ein ganzes Stueck weiter zu stecken, als man gemeinhin vermutet.
GRuesse, Elke