Das ist zwar richtig, aber die Möglichkeiten des Ausbaus haben ihre Grenzen. Wenn man mal die beiden Extreme nimmt - Abholung des Passagiers an der Haustür und dessen Abladen am Zielgebäude einerseits und Schnellverbindungen zwischen Großstädten - ist klar, daß sich das Ziel irgendwo dazwischen abspielt, wie das jetzt schon der Fall ist. Änderungen sind also in Nuancen möglich und natürlich auch sinnvoll.
Allerdings hat das alles seine Grenzen. Zum Beispiel dort, wo nicht nur die Grenze des wirtschaftlich Sinnvollen überschritten wird, sondern auch dort, wo das ganze ökologisch sinnvoll ist - also z.B. bei der Bedienung von Nebenstrecken zu Nachtzeiten, weil Mara-Bettina aus der Disco in der Großstadt bis ins 500 Seelen-Dorf fahren möchte. Natürlich könnte man dafür plädieren, daß die Betriebe dafür auch kleine Busse bereithalten, aber das ist dann irgendwann ökonomisch bei aller Liebe für die Umwelt nicht mehr zu vertreten. Gelegentlich gibt es Anruf-Sammeltaxis, aber die schlagen bei den Verkehrsbetrieben mächtig ins finanzielle Kontor.
Natürlich kann man für kürzere Takte sein, damit man für die 20 Kilometer ins Nachbardorf nicht überlegen muß, ob man zum Arzttermin 30 Minuten zu spät kommt oder 30 Minuten rumsteht. Aber dann fährt der Bus halt mit halb so vielen Passagieren. Und so läßt sich das fortsetzen.
Die Hauptprobleme beim ÖPNV sind das Umsteigen, die Verspätungen, die wirtschaftlichen Zwänge und daß sie an feste Haltestellen gebunden sind. Und natürlich, daß für neue Bahnstrecken und die damit verbundenen Bauwerke eher Jahrzehnte als Jahre eingeplant werden müssen. Nehmen wir mal unsere Kleinstadt mit starker landwirtschaftlicher Prägung. Hier haben sich durch Neubaugebiete und über die Jahre die Pendlerströme massiv verändert. Hinzu kommt, daß natürlich die Bahnstrecke bei ihrem Bau vor 130 Jahre unter ganz anderen Prämissen gebaut wurde als man sie heute berücksichtigen würde. Dementsprechend verläuft die Hauptstrecke heute für die meisten Pendler ungünstig, weil nach Düsseldorf wenigstens ein Umstieg notwendig ist und der örtliche Bahnhof nicht dort ist, wo heute die meisten Menschen wohnen. Das führt dazu, daß ich mit allen Anfahrten mindestens 1,5 Std. in mein 30 Kilometer entferntes Büro brauche, während ich mit dem Auto vor Corona im November an ganz schlimmen Tagen 1 Std. mit dem Auto brauche. Heute morgen wären es 25 Minuten gewesen. Wenn man dann noch auf dem Rückweg zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein will (z.B. weil man Kinder abholen oder in Empfang nehmen muß), muß man alleine für die Rückfahrt mit dem ÖPNV 2 Stunden einplanen. Das ist mit normalen Wochenarbeitszeiten schlicht nicht zu vereinbaren und so geht es hunderten von Menschen.
Natürlich könnte man Abhilfe schaffen: die Streckenführung der Bahn ändert, anschließend durchgehende Züge von hier nach Düsseldorf einsetzen, aber am Ende verkürzte sich die Fahrtzeit auch nur um vielleicht 20 Minuten. Zum Bahnhof laufen oder fahren muß ich dann immer noch, in Düsseldorf umsteigen auch, von der Bahnhaltestelle zum Büro laufen erst recht und mindestens einen Takt für eventuelle Ausfälle sowieso. Hilft also auch nichts. Es bleibt bei den Hauptproblemen: Haltestellen, Umsteigen, potentielle Verspätungen.
Insofern wird der ÖPNV nur dann eine echte Alternative, wenn man Konzepte aus Science Fiction-Büchern oder -Filmen aufgreift. Z.B. die praktisch flächendeckend vorhandenen Laufbänder aus Asimovs Stahlhöhlen-Romanen oder freifahrende Kapseln wie u.a. in Minority Report.
Gruß
C.