Hi!
Und über Jahrzehnte hinweg
hat sich dieses System eigentlich auch bewährt.
Wie man an der PISA-Studie sieht, hat es das offenbar nicht.
Dass die Deutschen in der Bildung überhaupt noch auf
Erst-Welt-Niveau liegen schreibe ich nicht der Bildungshoheit
der Länder zu, sondern eher einem gesamtdeutschen Konsens zu
ordentlicher Bildung im allgemeinen.
…genauso aber auch der wirtschaftlichen Kraft Deutschlands
und gewissen verfassungsmäßigen Grundsätzen, wie zum Beispiel
die Chance auf gleiche Bildung für alle und ähnliches. Die
Bildungshoheit der Länder ist auch nie die Grundlage für
Bildungspolitik gewesen, weder so angelegt noch so
argumentativ genutzt worden. Wäre auch leicht schizophren,
oder? Deshalb regen wir uns ja auch mit Recht so über die
Aufbausch-Wahlkampf-Reden der
Möchte-gern-wir-sind-besser-als-ihr-Bundesländer in PISA auf.
Wo ist dann also das Problem, die Sache in staatliche Hände zu geben?
Manche Länder haben die Sache nicht im Griff, also sollte man, allein schon wegen des Rechts der Schüler auf gleiche Chancen in der Bildung, die Sache zentral nach dem Benchmark-system organisieren.
Immer nach oben orientieren, das muss der Grundsatz sein.
Ich mache nie´menden aus der Vergangenheit verantwortlich, ich
wünsche mir nur Änderungen für die Zukunft.
Ich auch (Stillstand ist der Tod?)!
Naja, nicht glaich der Tod aber er garantiert auf alle Fälle einen hinteren Platz in PISA…
Lehrer werden durchaus auch in die Verantwortung genommen. Es
kommt allerdings ja wohl auch auf die Art und Weise an, finde
ich. Immer nur quer zu schießen à la „Lehrer sind
Faulenzer…“ und ähnliches, bringt niemanden weiter,
verhärtet nur die Fronten, so es sie denn gibt. An Erziehung
haben Eltern aber sehr wohl den maßgeblicheren Anteil.
Psychologen haben sich längst darin geeinigt, dass Kinder im
Alter, wenn sie eingeschult werden, charakterlich und
erzieherisch „fertig entwickelt“ sind…
Es ist die alte Mesche, die Verantwortung zwischen Eltern und
Lehrern hin und her zu schieben.
Das war nicht mein Anliegen. Wirklich nicht. Aber ein Lehrer
kann in kein Kind Einstellungen einpauken, das bereits durch
seine familiäre Umwelt geprägt worden ist. Ein Lehrer kann im
Idealfall lediglich bewirken, dass das Kind willig lernt und
mit seinen Stoffangeboten mithält…
Der Lehrer soll dem Kind die Sachen beibringen, die es nach modernen humanistischen Maßstäben braucht.
In Bezug auf PISA gehe ich da keinesfalls mit, denn hier geht
es um Lerninhalte, und diese fallen ganz klar in den
Verantwortungsbereich der Lehrer.
Nein, eigentlich geht es nicht um die Lern inhalte ,
sondern um die Lern praxis. Antiquierte Lernmethoden
standen auf dem PISA-Prüfstand, es wurde vorrangig bemängelt,
dass gerade in Deutschland noch das theoretische Pauken
praktiziert wird, die Schüler kaum bis gar nicht animiert
werden, eigene Lösungswege anzustreben, in der Praxis
(beispielsweise in naturwissenschaftlichen Fächern) selbst
Abläufe zu testen und dass Dinge vermittelt werden, die mit
dem zukünftigen Berufsleben realtiv wenig zu tun haben. Ein
Schüler, der zwar in Mathe eine Eins hat, aber immer nur mit
dem Taschenrechner umgegangen ist, brach bei PISA ein, wenn er
einen eigenen Rechenweg ohne Hilfsmittel erstellen sollte -
mangelnde geistige Flexibilität!
Ist das nicht ein Problem auch der Inhalte?
Ich gehe voll mit Dir konform, auch die Praxis ist zu prüfen.
Aber dass beispielsweise mit Büchern von 1988 in Erdkunde unterrichtet wird (s. Lars), ist ein Problem der Praxis UND der INahlte, denke ich.
Das ist in der Tat auch Lehrersache!
Zu den „faulen Säcken“: es ist eine allgemein bekannte
Tatsache, dass die meisten Lehrer, so sie nicht gerade Deutsch
oder Wirtschaft und Recht unterrichten, mittags nach Hause
gehen und mit ihrem Kram mehr oder weniger fertig sind. Sie
beziehen jedoch ein volles Gehalt.
Das steht einfach mal im Raume.
Ein Lehrer hat auch Vor- und Nacharbeit zu leisten. Er muss
Stunden vorbereiten, Arbeiten korrigieren und ähnliches. Ob
sich das mit der Volltagsarbeitszeit immer so deckt, sei mal
dahin gestellt. Mit Sicherheit hat ein Gymnasiallehrer mehr zu
leisten als ein Grundschullehrer. Das wiederum drückt sich
dann allerdings auch wieder in der Laufbahn aus, ergo auf die
Besoldung.
Ich kenne ein paar Lehrer, an Gymnasien und an einer Grundschule.
Wir reden hier ganz klar von Halbtagesjobs.
Da gibt es kein Vertun. Nur Deutschlehrer müssen wirklich viel korrigieren und vorbereiten. Die übrigen Fächer lassen sich bestens über Jahre hinweg standardieiseret abhandeln.
Einzig noch Wi und Recht sowie Soziakunde benötigen ab und an Weiterbildung.
Dem könnte man natürlich mit der Einführung der Ganztagesschule beikommen.
Ganz klar, dass v.a. die Lehrer dagegen sind, wäre doch die Arbeitszeit dann endlich mal überprüfbar.
Da die meisten Lehrer in Deutschland jedoch Beamte sind, ist
das generell nicht möglich.
Das stimmt doch gar nicht. Ich habe jahrelang bei einem
Rechtsamt gearbeitet, in einer Abteilung, die sich nur mit
Disziplinarmaßnahmen gegen Lehrer beschäftigt hat. Die Mittel
und Wege sind durchaus knackig. Und: Ein Beamter muss damit
rechnen, für ein und dasselbe Vergehen zwei Mal bestraft zu
werden: Ein Mal privatrechtlich und ein Mal dienstrechtlich.
Außerdem werden Beamte über die ganze Laufbahn hinweg in
regelmäßigen Abständen beurteilt. Da sie oft die Schulen
wechseln müssen, ist da eine gewisse Unabhängigkeit von
vornherein gegeben.
Weshalb funktioniert das System dann nicht?
Naja, wir konnten uns über mangelnde Arbeit nie beklagen.
Ich habe während meiner und der Schullaufbahn meiner beiden jüngeren Geschwister nicht einen Fall gesehen, in dem offensichtliche Verfehlungen von Lehrern ernsthaft verfolgt worden wären. Die eine Krähe hackt halt der anderen kein Auge aus.
Wird zu wenig seitens Eltern und Schülern „angezeigt“? Sind
die Disziplinarmassnahmen zu lasch? Fehlt es gar schon an den
richtigen Bewertungskriterien?
Irgendwo muss es ja fehlen…
Ich denke, ein großes Manko ist der aufgeblähte
Verwaltungsapparat der Schulämter. Ein Direktor einer Schule
hat praktisch kaum disziplinarische Möglichkeiten gegenüber
seinen Lehrern. Er kann Missstände lediglich anzeigen und
darauf hoffen, dass die Verwaltung schnell und adäquat
reagiert. Die Wege sind zu lang, das ist oft ätzend und
deprimierend.
Also zuviele Leute die zuwenig tun?
Scheint ja fast so zu laufen, wie auf der Zulassungsstelle…
Ich bin da für mehr Autonomie der Schulen. Ist ein Lehrer oft
krank ohne Schein, sollte der Direktor durchaus die Macht der
Attestauflage haben, nur als Beispiel.
…womit wir bei einem weiteren grossen Unterschied gegenüber privat angestellten Leuten wären. Hier muss man sich ja wenigstens nach dem 3. Krankheitstag entschuldigen.
So zieht das Ganze
seine Wege, und die Mühlen mahlen bekanntlich äußerst langsam.
…und es führt zu der von mir genannten Narrenfreiheit. Der Lehrer weiss, dass ihm sowieso nichts passiert.
den Beamtenstatus für Lehrer abzuschaffen und dann anhand z.B.
von Benchmarking das vorhandene System zu verbesseren
versuchen.
Da denkst Du vielleicht etwas zu kurz. Der Beamtenstatus für
Lehrer ist sicherlich eine antiquierte Gewohnheit, die aber
meines Erachtens höchstens für die Zukunft abgeschafft werden
könnte/sollte. Damit meine ich: Auslaufen! Stell Dir aber ma
vor, alle momentan verbeamteten Lehrer würden von heute auf
morgen zu Angestellten. Der Staat würde allein schon dadurch
pleite gehen, wenn er nur die Rentenansprüche der schon
erarbeiteten Jahre nachzahlen müsste…
Vielleicht habe ich mich hier unklar ausgedrückt.
Ich wäre mit einem „Auslaufen-lassen“ durchaus einverstanden.
Des weiteren verstehe ich Deine Argumentation bzgl. der Rente
nicht.
Würdest Du dann Rente und Pensionen parallel bezahlen?
Das geht nicht. Ein Beamter, der zu einem Angestellten wird,
hat nie Sozialbeiträge gezahlt. Warum auch, das Ziel war ja
die Pension, die aus einem ganz anderen Topf getätigt wird,
als der Rentenkasse. In diesen letzteren Topf müssten also
alle offenen Beiträge eingezahlt werden, vom ersten Arbeitstag
des Beamten an. Das nennt sich Rückversicherung.
Wenn, dann würde ich neue Lehrer nur noch als Angestellte
einstellen. Diese Möglichkeiten bestehen ja völlig
unproblematisch. Aber bislang hat der Neu-Lehrer mehr
Interesse an der Verbeamtung - statistisch gesehen.
Da gehe ich mit.
Ob man das sofort durchzieht oder mit einer Übergangszeit, wäre mir nicht so wichtig. Man sollte nur nicht mehr länger damit warten, die Sache in die richtige Spur zu bringen.
Würde man das System sofort ändern, müsste man doch lediglich
den Pensionsanspruch bis zum Zeitpunkt X definieren und danach
einen Rentenanspruch daraus machen.
Wie gesagt, was ist mit den Zeiten davor? Rentenansprüche muss
man sich in Deutschland erwerben, da gibt es keine
Pauschalisierungen. Jeder Monat zählt!
s.u.
Immer jeweils abhängig von
den eingezahlten Jahren plus Ausgleich, quasi eine
Gleichstellung zu der Situation die sie gehabt hätten, wären
sie Beamte geblieben, zahlbar aus der Pensionskasse.
Auch nicht so einfach. Ein Beamter erwirbt sich seine Pension
ja auch mit den abgeleisteten Dienstjahren. Da gibt es auch
noch gewisse Bemessungsgrenzen. Einen Anspruch auf ein
„Ruhefähiges Gehalt“ hat man nicht schon nach einem Jahr oder
so, das dauert.
Wo ist das Problem?
Man stellt sie ab einem gewissen Stichtag den rentnern gleich und fertig.
Irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen bzw. anfangen.
auch momentan gar nicht möglich, die Gesetze zu fällen, die zu
diesem Status momentan bestehen. Und noch etwas: Beamte kommen
summa summarum den Staat billiger!
Das glaube ich nicht.
Da bin ich mir nicht hundertprozentig sicher, muss mal meinen
(verbeamteten aber nicht Lehrer!) Mann fragen, der kennt sich
da besser aus.
Das habe ich.
Diejenigen, welche als normale Angestellte an privaten Schulen unterrichten, verdienen deutlich weniger als ihre verbeamteten Kollegen. Und da sind noch nicht mal die ganzen Goodies drin, die man als Beamter noch so hat wie günstrigere Versicherungen, weniger Arbeitszeit u.s.w.
Festegelegte Beförderungen, Pension mit 50 Jahren, keine
Leistungszwänge u.s.w. wären in einem normalen
Angestelltenverhältnis niemals denkbar.
Naaajjjaaa - die Sache mit den Beförderungen hängt ja auch von
dem Beamtenstatus ab. Irgendwann ist das Schluss. Auch wurde
vor zwei oder drei Jahren das Beamtenrecht gerade in dieser
Hinsicht rigide zusammengestrichen (Lebensaltersstufen u. ä.).
Dennoch ändert das nichts am prinzipiellen Vorhandensein dieses Vorteils.
Was ist mit Gehaltserhöhungen und Tarifverträgen bei
Angestellten?? Und um ähnliche Summen reden wir auch hier…
Diese Erhöhungen erhalten die Beamten ja auch. Und noch dazu höhere Gehälter im falle der Lehrer, wie ich ja schrieb.
Pension mit 50 Jahren? Wo soll das denn sein?
Ich kenne drei Gymnasiallehrer mit dem sog. „Bornout-Syndrom“.
Die feixen sich eins, sind kerngesund und nur noch im WoMo unterwegs.
Keine Leistungszwänge??? Ich berichtete doch gerade von den
regelmäßigen Beurteilungen! Das sind nicht solche lapidaren
Teile wie bei Angestellten die Zeugnisse, wenn man eine Firma
wechselt oder so. Das sind vierseitige Formulare, wo alles
möglichen Fähigkeiten benotet werden! Bei schlechter Note wird
die Beförderung ausgesetzt, der Beamte muss sich neu bewähren.
Ein aufmerksamer Dienstvorgesetzter kann da viel bewirken.
Habe ich schon erlebt.
Ich habe nur gegenteiliges gehört.
Hier hackt lt. Aussage meiner Bekannten wiederum die eine Krähe der anderen kein Auge aus.
PISA kann nur eine Anregung zum Nachdenken sein.
So ist sie auch angelegt, und zum Glück wird kräftig darüber
nachgedacht, diskutiert, kritisiert und werden
Lösungsvorschläge von allen Seiten eingeworfen.
Nur was wird dabei herauskommen?
Das muss gut überlegt sein. Patentrezepte gibt es sicher
nicht, auch wenn das momentan so gerne propagiert wird. Das
sind viele Einzelheiten, die einer Reform bedürfen.
Richtig. Und man sollte nicht sofort wieder zurückschrecken, wenn es an Besitzstände geht, sondern ohne Zwänge ein sinnvolles Gesamtkonzeopt ausarbeiten.
Ich wette, dass niemand die Bildungshoheit der Länder sowie
den Beamtenstatus für Lehrer ernsthaft versuchen wird,
abzuschaffen.
Das könnte ich mir aber durchaus vorstellen. Es geht sicher
nicht von Heute auf Morgen. Auf der Straße landen soll ja auch
keiner. Oder?
Das habe ich auch nie verlangt.
Und das wären nur die Notwendigkeiten an der Basis.
Lösungsansätze muss man sich schon selbst überlegen.
Wer ist „selbst“?
Die einzelnen Staaten.
Dann wohl eher der Bund, denke ich.
Das sagte ich.
Ich schrieb „Staat“ und nicht „Bundesland“.
„Überwiegend schwer missbrauchen“ halte ich für eine unseriöse
Aus-dem-Bauch-heraus-Einschätzung. Es gibt überall solche und
solche, bei Lehrern, bei Arbeitern, Angestellten, Politikern,
Sozialhilfeempfängern…
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich Schüler war und
mich höchstselbst dieser Fakten versichern durfte.
Meine Geschwister und Bekannten kommen alle zu dem selben
Schluß.
Wir waren ALLE einmal Schüler
Aber ich kann da vielleicht wirklich nicht so mitreden. Im
Osten tickten die Schuluhren erheblich anders.
Schätze ich auch.
Natürlich gibt es auch sehr engagierte und fähige Lehrer.
Aber das Gros ist eben der typische Beamte.
Warum auch nicht? Man macht es ihnen ja leicht.
Das lass ich jetzt mal so stehen. Irgendwie habe ich was gegen
das Über-den-Kamm-Scheren…
Kein Problem. Ich habe ja meine Quellen genannt. Das ist schon erschreckend genug.
Grüße,
Mathias