Hi Allie
Ach du je, da müssen sich die Eltern doch tatsächlich um ihre
Kinder kümmern, ist ja unzumutbar!
Tja, wir müssen halt die Lücken, die die Lehrer lassen, füllen.
Da fällt mir noch ein, dass es öfters nicht mal am Niveau des
Unterrichts liegt, dass Kinder nicht mitkommen, sondern an
einer kompletten Fehleinschätzung der Eltern bezüglich des
Intellekts ihrer Sprößlinge. Da müssen aus falsch verstandenem
Ehrgeiz oder Stolz Kinder auf dem Gymnasium oder der
Realschule mitgeschleift werden, die sich jahrelang in der
unteren Notenebene durchquälen, anstatt anzuerkennen, dass
diese Schüler eher andere Fähigkeiten besitzen, und sie in
einer praktisch orientierteren Schulform fördern zu lassen.
Das ist ja euer Problem. Warum kennen die meisten Lehrer nur die Noten von 1 bis 4? Wenn ein Schüler zu schlecht ist, kann man dies mit einer 5 oder gar 6 offen legen. Die Konsequenzen für den Schüler sind dann die von dir geforderten korrekten Eingruppierungen in die Schulformen! Also nicht jammern, sondern handeln!
Gut, du kennst also drei Lehrer, damit scheinst du ja die
ganze Berufsgruppe hinreichend beurteilen zu können!?
Ich denke schon, ja
Vielleicht kannst du dir nicht vorstellen, einen
Deutschaufsatz nachzusehen, aber bei 30 Arbeiten brauche ich
das komplette Wochenende und zwei weitere Nachmittage, um
sorgfältig zu korrigieren.
Wie du schreibst, hast du ja offensichtlich die Nachmittage frei, warum nimmst du dir nicht einfach 5 Nachmittage für eine Korrektur Zeit? Und die nächste Woche kannst du dich ja dann nachmittags wieder erholen.
Dazu werden 8 Deutscharbeiten pro
Klasse und Schuljahr geschrieben, so hast du hier nachmittags
einen erheblichen Korrekturaufwand bei mehreren Klassen. Und
natürlich nimmt man sich öfters Schülerhausaufgaben mit heim
und schaut auch diese nach.
Selbst, wenn du in der Woche mehr als 8 Stunden arbeiten müsstest, was im Durchschnitt sicher nicht der Fall ist, wird das ja wohl durch die 3 Monate Ferien mehr als ausgeglichen!
Ich weiß nicht, wie alt deine Frau und ihre Geschwister sind,
jedoch habt ihr schon Kinder im Schulalter. D.h. auch diese
Geschwisterlehrer besitzen schon eine langjährige
Berufserfahrung,
Meine Frau ist 32 und die Älteste in der Riege. Ihre 3 Geschwister sind also gerade „Schulanfänger“! Und trotzdem müssen sie nachmittags kaum was vorbereiten.
Du beschwerst dich, dass diese Lehrer zu Besuch sind, wenn du
Feierabend hast? Nun, du schaltest abends von der Arbeit ab,
und sie eben auch.
Nein, sie sind schon 2-3 Stunden da, wenn ich abends nach Hause komme … normalerweise kommen sie zu Kaffee und Kuchen.
Bezüglich deiner Weiterbildungsidee würde ich mich freuen,
wenn ich überhaupt ein Anrecht hätte auf Weiterbildung!!!
Die beiden Grundschullehrer, die ich kenne, haben ohne Probleme einen Kurs bekommen, damit sie demnächst ab der 3-ten Klasse Englisch unterrichten können.
Als Junglehrer bekomme ich keinen Platz in den
Fortbildungsveranstaltungen (wird nicht genehmigt, man ist ja
noch nicht lange aus der Ausbildung)
Du sollst das ja auch nicht während der Schulzeit machen, sondern in den Ferien. Warum musst du dir das genehmigen lassen? Ist es so schwer, sich selber einen Kurs zu buchen?
Ach ja, und nun frage ich dich, ob du damit einverstanden
wärst, in deine Urlaubstage Arbeit von deiner Firma
mithineinzunehmen, abrufbar sein zu müssen für kurzzeitig
angesetzte Dienstbesprechungen?
Ja, ich habe gar keine andere Wahl. Allerdings habe ich keine 3 Monate bezahlten Urlaub.
Ja, Korrekturarbeiten habe ich
über Weihnachten, zu Ostern und im Herbst;
Dann kannst du dir ja die Nachmittage von oben wieder frei nehmen.
die Sommerferien
sind hiervon frei, jedoch haben wir in der ersten und letzten
Woche dieses Zeitraums dienstlich erreichbar zu sein (nichts
mit wegfahren) und mindestens eine Konferenz.
Ich habe 7 Jahre lang gegenüber einer Grundschule gewohnt. Da war nicht ein einziges Mal in den Schulferien irgendwas los. Aber auch wirklich gar nichts!
Das waren noch Zeiten, wo Lehrerarbeit noch geschätzt war…
Das waren noch Zeiten, als unsere Kinder in der Schule noch was gelernt haben …
… bei uns reißen sich zudem alle Kollegen
ab Ende 40 um das Altersteilzeitmodell und möchten ihr
Stundenkontigent herabsetzen…
Und bei solchen Aussagen erwartest du, dass ich meine Meinung über Lehrer ändere?!
Verunglimpft ruhig weiter den
Lehrerberuf und verschlechtert die Bedingungen,
Wieso verunglimpfen? Du schreibst doch selber, dass du nachmittags nix zu tun hast, außer mal ein paar Arbeiten zu korrigieren. Und manchmal nimmst du dir ein paar mit in die Ferien, um sie dann an 2 Tagen zu korrigieren. Je mehr ich mich in diese Diskussion reinsteigere, umso besser verstehe ich, woran es im deutschen Bildungssystem wirklch hakt!
nicht umsonst
knicken die Zahlen der Lehramtsstudenten in den letzten Jahren
erheblich ein… O weh, nachher kommt es noch auf euch zu,
dass ihr eure Kinder wieder häufiger selbst betreuen müsst?
Was für eine Betreuung leisten denn Lehrer? Nimm dir mal ein Beispiel an den Schweizern. Da betreuen die Lehrer die Kinder richtig. Bei uns ist es den Lehrern ja schon zu viel, wenn eine Mutter mal vorsichtig anfragt, wie ihr Kind so in der Schule klar kommt (voriges Posting).
Dann werden Sozialpädagogen und Kindergärtnerinnen an die
Ganztagsschulen gesetzt (sog. „Pädagogische Fachkräfte“, nicht
Lehrerstellen sind von den Ministerien vorgesehen, kommt ja
auch billiger) und der Unterrichtsausfall wird noch erheblich
weitersteigen.
Och, das glaube ich nicht. Die Qualität der Lehrer wird sich vermutlich eher steigern, wenn nur noch gut motivierte Kräfte auf Lehramt studieren. Und für die wenigen wird es dann bei der Knappheit auch sofort Jobs geben.
Natürlich gibt es kaum „böse“ Kinder! Nun schau dir aber mal
die Statistiken der Verhaltensauffälligkeiten an. War vor 10
Jahren noch ein Kind pro Klasse hyperaktiv,
aufmerksamskeitsgestört, lese-rechtschreib-schwach,
legasthenisch usw., sind es heute schon fünf pro Klasse, die
Zahlen nehmen überproportional schnell zu, das konnte keiner
voraussehen.
In anderen Ländern kommen die Lehrer aber anscheinend besser damit klar. Denn es ist nicht anzunehmen, dass die von dir beschriebenen Symptome ein rein deutsches Phänomen sind.
Im übrigen ist nicht alles „hyperaktiv“, was Lehrer gerne als solches abtun. Hyperaktive Kinder leiden an einer Unterentwicklung des linken Schläfenlappens des Gehirns. Das ist eine ernsthafte Erkrankung. Was heute als „hyperaktiv“ bezeichnet wird, wurde früher wohl als „nicht ausgelastet“ bezeichnet. Ich denke eher, dass der Lehrkörper mit seinen 52 Jahren Durchschnittsalter die Kinder nicht mehr richtig fördert. Nach 25 Jahren in einem Beruf hat man sicherlich nicht mehr so viel Lust und schaut verstärkt nach einem ruhigen Lebensabend. Nunja, das Problem wird sich ja bei dem offenbar anstehenden Generationenwechsel bald erledigt haben
Insofern steigt auch die Belastung des Lehrers,
von morgens bis mittags Lärm zu ertragen, für Aufmerksamkeit
zu sorgen usw. überproportional an.
Sicher ist das eine schwere Aufgabe. Besonders in einem Fach wie Deutsch (wie von dir oben angesprochen). Dort die Aufmerksamkeit der Schüler zu erlangen ist sicherlich nicht einfach. Ich fand Deutsch in der Schule immer stinkend langweilig. Physik dagegen fand ich cool, da haben wir fast jede Stunde mit einem Experiment begonnen. Das war interessant. Ein Lehrer, der seine Schüler motivieren kann, weckt automatisch Interesse an dem Fach und hat dann auch weniger mit der Geräuschkulisse zu kämpfen. Lernt man so was nicht im Studium? Motivation von Schülern? Oder ist es bei den 52-Jährigen einfach nur zu lange her?
Schau dir die Statistiken
der Studienseminare an, in denen Junglehrer ausgebildet werden
und erstmal regulär unterrichten müssen. Nicht wenige
schmeißen von sich aus das Handtuch, nach fünf Jahren Studium!
Sicher ist PISA nicht allein eine Folge des Lehrkörpers. Viele Faktoren spielen da rein. Sicherlich auch die Ausbildung unserer Lehrer. Warum macht man nicht nach 2 Semestern mal eine „Schnupperstunde“? Hier ist sicherlich auch reformbedarf.
Bei uns an der Schule ist es so: Elternsprechtag ganztägig 2x
im Schuljahr, Elternabend alle zwei Monate, jeder Lehrer muss
eine feste Freistunde pro Woche in der Schule für evtl.
auftauchende Eltern absitzen,
Eine Freistunde für die Eltern absitzen … diese Formulierung zeigt recht deutlich, wo deine Prioritäten liegen. Da wollen sich die Eltern an der schulischen Erziehung beteiligen und werden direkt als lästig empfunden … Mich wundert PISA immer weniger!
Fachkonferenz (pro Fach!) 2x im
Schuljahr, Dienstbesprechung 4x im Schuljahr, Konferenzen
incl. Zeugniskonferenzen ca. 10x pro Jahr. Und wenn du abends
heimkommst, hast du eben nicht Feierabend, sondern die
Arbeiten sind liegen geblieben.
Aber diese Konferenzen laufen ja oft in der Schulzeit. Die Schüler freuen sich über einen Tag frei. Eigentlich müsste so was immer außerhalb des Unterrichts passieren!
Und ich fände es auch erfreulich, wenn die Eltern sich für ihr
Kind interessierten, jedoch musste ich bisher leider fest
stellen, dass man von Elternseite her oft nur Kontaktaufnahme
im Sinne von Druckausübung erfährt, wenn die Noten des Kindes
nicht stimmen.
Warum sollten die Eltern denn kommen, wenn die Kinder gut sind in der Schule? Um dem Lehrer zu danken, dass er seine Arbeit gemacht hat? Nachher musst du noch 2 Freistunden absitzen Du solltest die Möglichkeit nutzen, um herauszufinden, was da zu Hause schief geht.
Bist du in einem Beruf, in dem du Kunden etwas präsentieren
musst? Wenn ja, wie lange dauern deine Vorträge, und wie lange
bereitest du dich darauf vor? Jetzt rechne mal auf eine
Vortragsdauer von sechs Schulstunden um…
Nein, ich bin Programmierer Aber ich muss häufig aus dem Stehgreif irgendwelche Präsentationen halten, bekomme das eine halbe Stunde vorher gesagt. Und das klappt immer super. Der Grund ist, dass ich in meinem Fachgebiet sicher bin. Jemand, der sich lange auf einen Vortrag vorbereiten muss, ist offensichtlich nicht sicher, was oder wie er es präsentieren soll. Und die Fachkenntnis ist eine Sache. Aber richtig erklären kann man nur, wenn man etwas wirklich verstanden hat, nicht nur auswendig aufsagen kann.
Und unsere Schüler
setzen heute schon gewisse Ansprüche, man muss sie zum Lernen
motivieren (wer lernt heutzutage schon noch etwas aus
Eigenantrieb, wenn’s keinen Spaß macht),
Ich hatte das Glück, solche „Schüler“ zu haben. Ich habe 5 Jahre lang parallel zum Studium an der VHS Kurse gegeben. Ohne pädagogische Vorbildung wohlgemerkt. Meine weiterführenden Kurse habe ich stets voll bekommen. Ich hatte Spaß am Unterrichten, und diese Begeisterung schwappte auf die „Schüler“ über. Wir haben uns oft nachher noch zusammen gesetzt und gequatscht.
und das kann man
nicht mehr mit „Buch auf, Heft raus“ erreichen. Statt dessen
sind diverse Unterrichtsmethoden und -sozialformen zu
variieren, die ausführlicher Vorbereitung bedürfen.
Das ist in meinen Augen ein großes Problem. Statt Begeisterung für das Fach zu wecken, wird mit wechselnden und fragwürdigen pädagogischen Konzepten versucht, an die Schüler heranzugehen. Dass dies fehlschlägt, wird in der PISA-Studie leider zu offensichtlich.
Stimmt, nicht jeder ist eine sprudelnde Ideenquelle und
zaubert seine Unterrichtskonzepte aus dem Hut. Ist es nicht
gestattet, sich Anregungen zu holen, und von Erfahrungen
anderer zu profitieren?
Sicher, aber ich meine das bloße und blinde Übernehmen von Unterrichtskonzepten eines Kollegen. Diese sind auf den Unterrichtsstil des Kollegen zugeschnitten, nicht auf den eigenen. Dass die Qualität des Unterrichts darunter leidet, dürfte klar sein.
Anscheinend hast du deine berufliche
Laufbahn ohne Anleitung älterer Kollegen und Fachliterartur
durchlaufen?
Nein. Aber ich habe die Arbeit meiner Kollegen nicht einfach kopiert.
Und wenn du dir diese Unterrichtskonzepte genauer angesehen
hättest, hättest du auch entdeckt, dass zu jeder
Unterrichtsplanung eine Analyse der Lehr- und Lernbedingungen
gehört; d. h. diese Konzepte sind genau auf bestimmte
Unterrichtsbedingungen abgestimmt und können eben nicht
einfach so übernommen werden.
Ja, das meine ich ja. Trotzdem nimmt man das Konzept des Kollegen ohne es zu hinterfragen.
Man muss sich eigene Gedanken
machen und modifizieren - übernimmst du etwa kritiklos jede
neue Theorie deines Berufswesens?
Eben. Aber welche Lehrer machen das denn? Der 52-jährige Durchschnittslehrer? Meine 3 in der Familie sicher nicht!
Zweitens frage ich mich, wie dieser Konkurrenzkampf der
Schulen aussehen soll, bzw. was die meisten Eltern sich von
der Schule ihres Kindes wünschen. Meiner Meinung nach ist
ihnen v.a. wichtig, dass ihr Kind seinen Abschluss schafft.
Mir ist wichtig, dass meine Kinder was lernen.
Und das geht nunmal besser an Schulen, die weniger streng
benoten. Ich weiß aus mehreren Städten, dass die Gymnasien,
die ein niedriges Niveau haben, an Schülerzahlen gewinnen, und
auf die „strengen“ Schulen nur wenige gehen möchten,
Wie kann man das Niveau eines Gymnasiums messen? Der Abstand in der PISA-Studie zwischen den besten und den schlechtesten deutschen Schülern war nicht sehr groß, alle in der unteren Hälfte. Offensichtlich sind alle Schulen irgendwie gleich schlecht, also so ziemlich auf ähnlichem Niveau. Die Lehrpläne schreiben doch recht scharf vor, was in welcher Klasse zu unterrichten ist?! Das Niveau eines Gymnasiums fällt einzig und allein damit, wie das Wissen vermittelt wird. Lernen tun die Schüler an allen Gymnasien gleich wenig. Und genau darin wird sich ein Konkurenzkampf unter den Schulen bemerkbar machen, dass nämlich die Qualität der Wissensvermittlung gesteigert wird!
Jaaa, darauf kommt es wohl eigentlich an: Hauptsache, die
Eltern können unbehelligt von den eigenen Kindern ihren
Tätigkeiten nachgehen, hm? Daher ist Hausaufgabenbetreuung ja
auch so unzumutbar und sollte schnellstens auf die
Ganztagsschule entfallen.
Du hast eine Sache offensichtlich noch nicht verstanden! Wer in Deutschland Kinder hat, ist finanziell recht stark belastet. Ein Gehalt reicht da oft nicht aus. Die Eltern müssen daher beide arbeiten gehen. Sie müssen also ihren Tätigkeiten nachgehen, sie haben gar keine andere Wahl. Das können wir nicht ändern! Wir können aber dafür sorgen, dass die Kinder dann nachmittags nicht blöd zu Hause vor der Glotze oder dem Videospiel sitzen, sondern intellektuell geschult werden. In anderen Ländern hat man das erkannt. Aber in Deutschland rückt die Lehrerschaft partout nicht von ihren Privilegien ab, auf Kosten unserer Kinder!
Ich dachte, dass könnten vielleicht die Lehrer machen, die
jetzt für eine Halbtagstätigkeit voll bezahlt werden?!
Danke für dein Verständnis. Warum wirst du nicht Lehrer? Ist
doch alles ganz easy.
Würde ich wirklich gerne, Unterrichten hat mir immer viel Spaß gemacht. Allerdings habe ich 3 Kinder, und da wir unseren Lehrern ja nicht zumuten können, nachmittags zu arbeiten (wie bei unseren europäischen Nachbarn), muss meine Frau zu Hause die schulischen Lücken schließen, und ich muss einem Job nachgehen, der uns dies ermöglicht
cu Stefan.