Hallo,
Seehofer macht eine Koalitionsvereinbarung der CSU nach der Bundestagswahl von einer Einführungder Pkw-Maut abhängig.
- Kennt jemand EU-Staaten in direkter Nachbarschaft Ds, die keine Pkw-Maut eingeführt haben.
Dänemark, die Niederlande, Belgien, Luxemburg.
- Wäre die Einführung der Pkw-Maut gerechtfertigt?
Klar. Es kann natürlich trefflich darüber gestritten werden, ob neben der Einnahmeerzielung für den Staat noch weitere Ziele verfolgt werden oder solche in den Vordergrund treten sollten und wie das dann am besten gestaltet werden könnte.
- Wäre die Einführung der Pkw-Maut nur für Ausländer (bzw. Pkws ohne D) europarechtlich überhaupt zulässig?
Nö.
Falls nicht, wie sollte eine Kompensation aussehen, wenn die Maut auch auf Inländer (respektive deren Pkws) ausgedehnt wird. Ein Erlaß der Kfz.-Steuer wäre doch problematisch, da dann auch Pkws betroffen wären, die aus anderen Gründen bereits mit Erlaß der Steuer durch die Gegend düsen.
Das wäre eben Pech für diejenigen. Wer nur 7000€ im Jahr verdient hat auch nicht vom Steuerfreibetrag der bei über 8000€ liegt. Falls mit der Kfz-Steuerbefreiung eine Lenkungswirkung beabsichtigt ist/war, müsste man eben überlegen, wie die anders erreicht werden kann. Angesichts der Höhe dürfte der Effekt allerdings ohnehin denkbar gering sein, wo doch in vielen Fällen allein der Werteverlust jeden Monat höher als die Kfz-Steuer pro Jahr ist. Hinsichtlich der Autobahnmaut könnte die Gebühr eben vom (Norm-)Verbrauch, CO2-Ausstoß usw. abhängig gemacht werden. Das wäre auch für Deutschland typisch, dass es möglichst kompliziert und komplex würde.
Die deutschen Autofahrer könnten dadurch kompensiert werden, dass eben die Kfz-Steuer entfällt, die Umsatzsteuer auf neue PKW reduziert wird, die Mineralölsteuer sinkt (dann würden vielleicht sogar weniger Deutsche in Nachbarländer zum Tanken fahren und mehr Ausländer hier tanken). Naturgemäß, und in meinen Augen am anstrebenswertesten, wäre freilich auch eine Kompensation in Form intakter Straßen, Brücken, weniger Baustellen resp. kürzerer Bauzeiten denkbar. Oder die Maut kann direkt von der Einkommensteuer abgezogen werden (O.K. nur wenig wahrscheinlich, aber es ja um Möglichkeiten)
Ich denke, man wird sich irgendwo in der Mitte treffen, also Maut und keine Kfz-Steuer, der Rest bleibt, wie er ist.
- Wäre eine Vignetten-Lösung praktikabel?
Klar. Funktioniert doch woanders auch, wobei ich zugeben will, dass genau das schon wieder ein Ausschlußkriterium für Deutschland sein könnte, Insbesondere wenn statt oder neben der Einnahmenerzielung andere/weitere Aspekte in den Fokus rücken sollen.
Zu Seehofers „Koalitionsvoraussetzung“ möchte ich noch sagen, dass ich die keinesfalls ernst nehme, sondern als Märchen der Vorwahlwochen einstufe.
Sehe ich auch so. Da es ihm auch vorrangig auch nur um die Stimmen in Bayern gehen muss, ist durchaus denkbar, dass er damit dort mehr Punkte holen kann, als sagen wir in Berlin oder Hamburg.
Und dann stehts vielleicht im Koalitionsvertrag und es stellt sich heraus, dass es eben europarechtlich so nicht geht, dann kann er eben nichts dafür. Wahrscheinlich wird er aber bald von anderen Parteien mit diesem Thema überholt werden. Die Infrastruktur ist ja da und auf neue Einnahmequellen schielen alle.
Grüße