Plattdeutsch: Sprache oder Dialekt

Liebe Leute,

hier und da findet sich die Behauptung, das Plattdeutsche oder Niederdeutsche sei eine eigene Sprache und nicht nur einfach ein Dialekt oder eine Mundart.

Stimmt diese Behauptung und wenn ja, was unterscheidet es so substantiell von anderen Dialekten, dass man von einer eigenständigen Sprache sprechen kann.

Es grüßt

Ulrich Schleep

Lieber Ulrich Schleep,

diese Frage wird von Sprachwissenschaftlern, vor allem den Dialektforschern als das „beliebte Spiel, das da heißt ‚Niederdeutsch. Sprache oder Mundart‘“ bezeichet. Was ihr natürlich nicht die Berechtigung abspricht.

Darf ich dich auf den Artikel: Hochsprache und Dialekt auf der Eröffnungsseite dieses Brettes ganz unten hinweisen?

Und vielleicht auf das Buch: Sachsensprache, Hansesprache, Plattdeutsch von Willy Sanders in der Sammlung Vandenhoeck erschienen. Ein sehr spezielles Fachbuch.

Beide Texte gehen davon aus, dass Plattdeutsch auch Niederdeutsch genannt ein Dialekt der deutschen Sprache ist, obwohl die Momente, die für eine eigene Sprache sprechen nicht unterschlagen, aber als weniger ausschlaggebend betrachtet werden.

Beste Grüße Fritz

Hallo Ulrich!

Da stellt sich zuerst einmal die Frage : Welches Platt ist gemeint??
Allein im Weser-Ems-Gebiet gibt es etliche, grundsätzlich verschiedene Sprachen/Mundarten, wie immer man will.

Es gibt Gegenden in Norddeutschland, wo ein angebliches Platt gesprochen wird, welches mit der Plattdeutschen Sprache aber nichts zu tun hat. (z.B. auf sogenannten Volksbühnen).
Solltest Du das Ostfriesische Platt meinen, so kann man von einer eigenständigen Sprache reden. Ein Ostfriese spricht kein Platt, sondern er prokt. Die ostfriesische Sprache ist der holländischen Sprache nicht nur verwandt, sondern im Grenzgebiet fast identisch. Und ist für keinen Nichtostfriesen zu verstehen.

Bei der Frage, ist Platt eine Sprache oder nicht, muß man ganz genau angeben, welches Gebiet gemeint ist. Auf 50 km Entfernung gibt es so große Unterschiede, daß man nicht einfach von „Platt“ reden kann. Z.B. gibt es das Saterländer Platt, welches heute nur von sehr wenigen Menschen im Saterland gesprochen wird.
Dann gibt es die Helgoländer, die von niemanden, außer den Dänen, zu verstehen sind.

Die Plattdeutsche Sprache ist keine einheitliche Sprache, sondern hat sehr viele regionale Unterschiede. Ein Saterländer würde ohne Hochdeutsch keinen Ostfriesen verstehen. Ein Oldenburger keinen Ostfriesen.
Der Ursprung des Plattdeutschen ist eine eigenständige Sprache, entstanden aus dem Niederländischen, Flämischen und wohl Althochdeutsch. Daraus entstanden sind wieder Unterformen, die man als Dialekte dieser Ursprache ansehen kann.

Man muß bei dieser Frage auch bedenken, daß Hochdeutsch erst seit ca 3 Jahrhunderten gesprochen wird.

Gruß Werner

saterland
hallo sternewerner,

wo, um alles in der welt, liegt saterland???

cu

strubbel
*staun*

In Niedersachsen!!! Nicht aufgepaßt in der Schule???
Südlich von Ostfriesland.
Werner

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In Niedersachsen!!! Nicht aufgepaßt in der Schule???
Südlich von Ostfriesland.
Werner

wir lernten eher was über die fürchterliche unterdrückung des volkes durch die kapitalisten in der brd, der rest ging hopphopp!
dafür hab ich was über trappenfelde gelernt, oder so.

ist ja wirklich ne 125.000DM-frage.

cu

strubbel

Huhu,

genau genommen ist Saterland ein paar zwischen dem nördlichen Emsland und südlichen Ammerland eingequetschte Kuhweiden *gg*

*gruss*
Marion, aus dem Ländereck *g*

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Hallo Werner,

das:

Der Ursprung des Plattdeutschen ist eine eigenständige
Sprache,

kann man so sagen.

Das folgende:

entstanden aus dem Niederländischen, Flämischen und
wohl Althochdeutsch.

stimmt nun sicher gar nicht!

Es gab einige an der Nordsee lebende germanische Stämme, die Idiome sprachen, die einander so ähnlich waren, dass man sie als „eine“ Sprache verstanden hat.

Sie wurden Ingwäonen oder Nordseegermanen genannt; ihre Sprache „Ingwäonisch“.

Aus deren Sprache entwickelten sich:
das Englische, das Friesische, das Niederländische und das Niederdeutsche.

Das Niederdeutsche, das man heute spricht, in all seinen Variationen, wird auch Platt genannt.
Im Verlauf seiner Entwicklung hat das Platt immer wieder Elemente aus seinen Schwestersprachen, also dem Englischen, dem Friesischen und dem Niederländischen,

aber auch von seinen "Basen- und Vettern"sprachen, also vom Hochdeutschen, egal ob alt- mittel- oder neuhochdeutsch, und vom Mitteldeutschen, egal ob …, übernommen.

Es mag sein, dass das Platt früher eine eigene Sprache war, das ist es aber sicher seit dem Ende der Hanse nicht mehr, denn damals begann man im Norden das Neuhochdeutsche als allgemeine Verkehrssprache zu übernehmen und das Platt hielt sich nur auf dem platten Land, in Sprachwinkeln und auf Sprachinseln.

Bitte nicht böse sein, das ist der sprachhistorische und sprachwissenschaftliche Befund, gegen den zwar manche Partikularisten protestieren.
Aber der hat eher komischen Charakter, wie manche Aktionen der Altbadener oder der König-Ludwig-Vereine in Bayern.

Beste Grüße Fritz

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Keiner muß dumm sterben,
Du auch nicht, Strubbel
schau mal hier http://www2.saterland.de/saterland/

Ist übrigens hübsch dort. Wir haben mal 'ne Bootfahrt durch die Kanäle gemacht
Gruß Eckard

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Hallo Fritz!

Wenn Platt früher eine eigene Sprache war (wie Du behauptest), warum sollte es dann heute keine mehr sein? Ganz im Gegenteil, heute, wo es kaum noch einer richtig spricht!

Was früher eine Sprache war, kann heute nicht plötzlich Dialekt sein, nur weil einige Leute nicht zugeben wollen, daß es mehr als eine Sprache in Deutschland gibt.
Gruß Werner

Waaaas? Aus der schwarzen Gegend??? CLP, VEC und so???

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Moin Fritz,

so sehr ich deinen anderen Ausführungen auch zustimme, aber hier muß ich denn doch mal einhaken:

Es mag sein, dass das Platt früher eine eigene Sprache war,
das ist es aber sicher seit dem Ende der Hanse nicht mehr,

Eine Sprache wird doch dadurch nicht weniger „Sprache“, dass sie nicht mehr gesprochen wird. Ist Latein zum Beispiel keine Sprache, oder Sanskrit ?

das Platt hielt

sich nur auf dem platten Land, in Sprachwinkeln und auf
Sprachinseln.

ähm…*hüstel* vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber die Heimat des Platt besteht im wesentlichen aus „plattem Land“ :smile:
Ich kenn jedenfalls keinen Ort im nördlichen Niedersachsen in dem kein Platt gesprochen oder verstanden wird. Nachdem es lange Zeit so aussah, als würde es mit den älteren Generationen aussterben, ist es jetzt aufgrund vieler kultureller Aktivitäten sogar wieder auf dem Vormarsch.

Und den Vergleich mit Ludwig versteh ich nicht *grübel*

Gruss
Marion

Liebe Marion, lieber Werner,

um es gleich klar zu stellen, ich mache nicht mit bei dem beliebten Spiel.

Ich habe die Position des Gros der Sprachwissenschaftler dargestellt.

Ich hätte mir den Schlusskommentar ersparen sollen.

Denn es liegt mir nicht daran, jemandem seinen Privatglauben zu nehmen. Und wenn ihr nicht glücklich sein könnt, ohne dass Platt eine Sprache und kein Dialekt ist: Suum quique ist auch mein Motto und der Alte Fritz beschied eine Gemeinde, die sich über ihrer Pfarrer, der nicht an die Auferstehung der Toten glaubte, beschwert und seine Absetzung verlangt hatte, negativ mit den Worten: So mag er am Jüngsten Tag liegen bleiben.

ähm…*hüstel* vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber die Heimat des Platt besteht im wesentlichen aus „plattem Land“ :smile:

ähm…*hüstelhüstel* Die geologischen und geografischen Verhältnisse Norddeutschlands sind mir durchaus bekannt. Sie gehören zum Stoff, den ich in Landeskunde unterrichte. Ich wählte diese Formulierung absichtlich und meinte mit

plattem Land: ganz Norddeutschland, das Dialekt spricht,

mit Winkeln und Inseln: die regionalen unterschiedlichen Untergruppen des Niederdeutschen.

Latein und Sanskrit sind „tote Sprachen“, aber keine „toten Dialekte“, weil sie sich in Phonetik, Ortografie, Wortschatz, Grammatik und Satzbau von den ihnen verwanden Sprachen klar unterschieden, weil sie klar umrissenen Regionen und deren Bevölkerungen eindeutig zuzuordnen waren, weil sie im ganzen Verbreitungsgebiet gleichförmig waren, weil sie alle Kommunikationsformen, schriftlich und mündlich, aufwiesen und weil sie von allen maßgeblichen Gesellschaftsgruppen verstanden wurden und vor allem von allen anerkannt waren. Wer im römischen Reich was werden wollte, musste Latein sprechen.

Platt ist keine lebendige Sprache, sondern ein lebendiger Dialekt, da ihm vor allem die letztgenannten Merkmale fehlen.

Wenn es inzwischen wieder Dialektspalten in Zeitungen oder ganze Hefte im Dialekt gibt, dialektale Theatergruppen – beileibe nicht das „Ohnsorgtheater“ - , einzelne Sendungen im Regionalprogramm, Poesiebändchen etc., so ist das folkloristisches Feierabendvergnügen einer Minderheit der Bevölkerung. Wie eben die König-Ludwig-Vereine auch.

Wer in Bayern oder Schleswig-Holstein Bürgermeister werden will, erhält vielleicht Sympathiepunkte, wenn er Bairisch oder Platt spricht, aber zwingende Voraussetzung ist es nicht.

Zur Zeit der Hanse war Niederdeutsch mehr als ein Dialekt, weil Bücher, Liebesbriefe, mündliche Geschäftsverhandlungen und schriftliche Geschäftskorrespondenz, Verträge, öffentliche Reden, Gottesdienste, etc. in der niederdeutschen Sprache verfasst und abgehalten wurden und zwar von Amsterdam, über London, Hamburg, Lübeck, usw. bis Riga und St. Petersburg.

Dies alles geschieht heute auch in Norddeutschland in Hochdeutsch und nicht in Platt, also ist die Sprache Norddeutschlands Hochdeutsch und einige, oder vielleicht sogar viele sprechen auch noch den niederdeutschen Dialekt, oder genauer: einen der vielen niederdeutschen Dialekte

Aber wie gesagt, das ist die Position eines Sprachwissenschaftlers, die ich als solcher auch einnehme.

Ich habe nichts gegen Jodeln und Schuhplatteln und auch nichts gegen Kieler Sprotten und Reetdächer. Wers mag.

Also: Friede, peace, pax, druschba, schalom

Fritz

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Hallo Fritz!

Dein Wissen über das Thema ist erstaunlich, nur hast Du nicht die geringste Ahnung, wo und wie und von wem Platt gesprochen wird. Du versteckst Dich hinter pseudowissenschaftlichen Ausführungen. Du müßtest eigentlich mal einsehen, daß Du nicht der große Sprachguru bist, für den Du Dich hälst.
Keiner weiß mehr als Du. Du hast hier die drei Better gepachtet.
Hol di stief!
Gruß Werner

Schade :frowning:(
Hallo Werner,

warum gleich so giftig? Ohne jetzt Partei für Fritz ergreifen zu wollen, finde ich den Ton deiner Replik und deine Unterstellungen unangemessen.
Bitte lasst es doch nicht auch noch in diesem Brett in dieser Weise ausarten!

Auch unterschiedliche Standpunkte können mit gegenseitigem Respekt geklärt werden, oder?

Gruß
Uschi

Hallo, Sternchen-Werner,
ich habe ja nun mittlerweile mitgekriegt, dass Du ein wenig ein poltriger Zeitgenosse bist, aber die Art, wie Du hier Fritz angehst, halte ich doch für etwas unangemessen. Auch Du hast nicht immer recht, wenn ich auch meist Deine Antworten schätze. Man wird aber selbst nicht größer, wenn man andere erniedrigt!
Wenn man in einer Sache anderer Ansicht ist, kann man zwar die Antwort kritisieren, nicht aber die Person angreifen.
Finde ich unschön.
Gruß Eckard.

Hallo !

Der gute Fritz hat mir eben gemailt, daß ich kleinkariert bin. Recht hat er!

Sind wir doch alle, hier bei www. Jeder will gelesen werden, aber nichts selbst lesen. Wie in einer Talkshow, jeder redet gegen den anderen, keiner hört zu.

Wenn Fritz sagt, die Plattdeutsche Sprache gab es zuerst, dann erst das Hochdeutsch, was heißt das bitte? Daß eine Sprache sich zurück entwickelt zum Dialekt?? Eine Sprache (Plattdeutsch) die war und aus der sich das Hochdeutsche entwickelt, bleibt doch eine Sprache! Man müßte eigentlich sagen, das Hochdeutsche ist ein Dialekt des Plattdeutschen (oder eben anderer Dialekte). Da sich aber hier im norddeutschen Raum (um Hannover) die hochdeutsche Sprache besonders entwickelt hat, kann man ruhig sagen, aus dem Plattdeutschen hat sich das Hochdeutsch entwickelt. Auch wenn es jetzt unseren Sprachforschern gruselt!

Zu behaupten, daß nur noch bei Bürgermeisterwahlen und auf Volksbühnen platt gesprochen wird, ist natürlich Blödsinn! Hier gibt es Ortschaften, in denen man selbst als Nichtortsansässiger sofort auf Platt und mit „Du“ angesprochen wird. Weil es kein „Sie“ gibt. Auf Volksbühnen agieren meist Leute, die nie Platt gelernt haben. Wenn ein Bürgermeisterkandidat platt spricht, tut er das deshalb, weil ihn dann die ländliche Bevölkerung besser versteht. An den meisten Grundschulen wird heute als dritte Fremdsprache, Platt gelehrt.
Mir ist es vollkommen egal, ob Platt nun eine Sprache, Dialekt oder Mundart ist. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und träume nicht von Platt als Weltsprache. In ein paar Jahrzehnten gibt es doch nur noch Englisch.
Aber, ein Besserwissender unter Nichtwissenden ist kein Alleswissender. Und man sollte auch andere Meinungen akzeptieren und nicht lächerlich machen. Ja, das gilt auch für mich.
Gruß Werner

Na schön :wink:
Hallo Werner und Fritz,

vorweg:
Ich habe keine Ahnung, ob Platt eine Sprache oder ein Dialekt ist. Weder bin ich Sprachforscher (nur „Unterrichterin“) noch spreche oder verstehe ich Platt. Aber neugierig bin ich schon. Und, um vielleicht die Fronten noch weiter zu entschärfen, hab ich mich mal auf die Suche nach Informationen im Internet gemacht.

Hier ist mein Ergebnis (ohne Wertung meinerseits):
http://www.plattmaster.de/sprache.htm
http://www.is-bremen.de/ins/
http://www.dwelle.de/dpradio/bildung/alltagsdeutsch/…
http://www.genealogienetz.de/misc/dialect-d.html
http://www.nd-sh.de/nd_spraak_oder_mundoort.htm
http://sneaker.cfg-hockenheim.de/referate/inhalt/10d…
http://members.aol.com/bynetz/fbsd/texte2.htm

So, das dürfte erst einmal reichen. Wenn ihr das alles gelesen habt, dürft ihr weiter streiten :wink:

Gruß
Uschi

Hi Werner
also, wenn ich mich recht daran erinnere, dann entstand das Plattdeutsche aus dem Niederdeutschen und hat die Lautverschiebungen nicht mitgemacht.

Obwohl es viele Gemeinsamkeiten mit dem Deutschen aufweist, bestehen doch auch erhebliche Unterschiede, insbesondere in der Grammatik (z.B. fehlt die Unterscheidung der-die heisst beides de., oder z.b fehlt der Dativ)
Ausserdem hat es einen eigenen Wortschatz, der z.T nicht exakt übertragbar ist
Das es keine allgemeingültige Grammatik und Aussprache gibt, sagt nichts aus. Auch im Rätoromanischen gibt es min. 4 Dialekte und keiner wagt in der Schweiz zu sagen, das das R.R. keine eigenständige Sprache sei.

Fazit eines Südländers: Platt ist eine eigenständige Sprache, wie Friesisch und Dänisch.

Gruß
Mike

Hallo Uschi!

Ich weiß, was Dein „Schade“ andeuten soll, aber mir platzt manchmal der Kragen, wenn man hier immer wieder erlebt, daß Teilnehmer erstmal nichts zu antworten haben. Dann sich aber, wie die Geier, auf eine Antwort stürzen und diese zerpflücken und den Schreiber der Lächerlichkeit preisgeben.
Man sollte sich hier nur mit den Fragen befassen, nicht mit den Atworten, die ein anderer mit bestem Gewissen gab. Da lasse man den Fragesteller sich mit beschäftigen!
An der Uni Oldenburg gab es bis vor kurzem einen Lehrstuhl für Niederdeutsche Sprachen. Nicht für Niederdeutsche Dialekte! Professor war ein Experte für das Saterländer Platt.

Gruß Werner