Liebe Marion, lieber Werner,
um es gleich klar zu stellen, ich mache nicht mit bei dem beliebten Spiel.
Ich habe die Position des Gros der Sprachwissenschaftler dargestellt.
Ich hätte mir den Schlusskommentar ersparen sollen.
Denn es liegt mir nicht daran, jemandem seinen Privatglauben zu nehmen. Und wenn ihr nicht glücklich sein könnt, ohne dass Platt eine Sprache und kein Dialekt ist: Suum quique ist auch mein Motto und der Alte Fritz beschied eine Gemeinde, die sich über ihrer Pfarrer, der nicht an die Auferstehung der Toten glaubte, beschwert und seine Absetzung verlangt hatte, negativ mit den Worten: So mag er am Jüngsten Tag liegen bleiben.
ähm…*hüstel* vielleicht ist es dir nicht aufgefallen, aber die Heimat des Platt besteht im wesentlichen aus „plattem Land“ 
ähm…*hüstelhüstel* Die geologischen und geografischen Verhältnisse Norddeutschlands sind mir durchaus bekannt. Sie gehören zum Stoff, den ich in Landeskunde unterrichte. Ich wählte diese Formulierung absichtlich und meinte mit
plattem Land: ganz Norddeutschland, das Dialekt spricht,
mit Winkeln und Inseln: die regionalen unterschiedlichen Untergruppen des Niederdeutschen.
Latein und Sanskrit sind „tote Sprachen“, aber keine „toten Dialekte“, weil sie sich in Phonetik, Ortografie, Wortschatz, Grammatik und Satzbau von den ihnen verwanden Sprachen klar unterschieden, weil sie klar umrissenen Regionen und deren Bevölkerungen eindeutig zuzuordnen waren, weil sie im ganzen Verbreitungsgebiet gleichförmig waren, weil sie alle Kommunikationsformen, schriftlich und mündlich, aufwiesen und weil sie von allen maßgeblichen Gesellschaftsgruppen verstanden wurden und vor allem von allen anerkannt waren. Wer im römischen Reich was werden wollte, musste Latein sprechen.
Platt ist keine lebendige Sprache, sondern ein lebendiger Dialekt, da ihm vor allem die letztgenannten Merkmale fehlen.
Wenn es inzwischen wieder Dialektspalten in Zeitungen oder ganze Hefte im Dialekt gibt, dialektale Theatergruppen – beileibe nicht das „Ohnsorgtheater“ - , einzelne Sendungen im Regionalprogramm, Poesiebändchen etc., so ist das folkloristisches Feierabendvergnügen einer Minderheit der Bevölkerung. Wie eben die König-Ludwig-Vereine auch.
Wer in Bayern oder Schleswig-Holstein Bürgermeister werden will, erhält vielleicht Sympathiepunkte, wenn er Bairisch oder Platt spricht, aber zwingende Voraussetzung ist es nicht.
Zur Zeit der Hanse war Niederdeutsch mehr als ein Dialekt, weil Bücher, Liebesbriefe, mündliche Geschäftsverhandlungen und schriftliche Geschäftskorrespondenz, Verträge, öffentliche Reden, Gottesdienste, etc. in der niederdeutschen Sprache verfasst und abgehalten wurden und zwar von Amsterdam, über London, Hamburg, Lübeck, usw. bis Riga und St. Petersburg.
Dies alles geschieht heute auch in Norddeutschland in Hochdeutsch und nicht in Platt, also ist die Sprache Norddeutschlands Hochdeutsch und einige, oder vielleicht sogar viele sprechen auch noch den niederdeutschen Dialekt, oder genauer: einen der vielen niederdeutschen Dialekte
Aber wie gesagt, das ist die Position eines Sprachwissenschaftlers, die ich als solcher auch einnehme.
Ich habe nichts gegen Jodeln und Schuhplatteln und auch nichts gegen Kieler Sprotten und Reetdächer. Wers mag.
Also: Friede, peace, pax, druschba, schalom
Fritz