Politikerdiskurs (am Beispiel Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen)

Unser Verkehrsminister soll gesagt haben, dass die Forderung nach einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen von 130 km/h „gegen jeden Menschenverstand“ gerichtet seien.
(u.a. zitiert hier: https://www.tagesschau.de/inland/tempolimit-109.html)
Ich will hier nicht über das Für und Wider der Geschwindigkeitsbegrenzung diskutieren, aber was ich mich frage, ist, ob Herr Scheuer sich auch traut, das gegenüber den Politikern in Frankreich, Großbritannien, Österreich, Italien, Belgien, Niederlande, Schweden, Südafrika, USA und und und … zu äußern und sie damit als Idioten stempeln würde?

Grüße
Siboniwe

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hi,

hast den den kompletten Zusammenhang irgendwo zum nachlesen?

Im Merkur ist zumindest etwas mehr

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Überlegungen innerhalb einer Regierungskommission zu Tempolimits und höheren Dieselsteuern zurückgewiesen. Dies sei „gegen jeden Menschenverstand“ gerichtet.

Und da die Debatte sich großteils um den Umweltschutz dreht, vermute ich mal, die Aussage gehört in diese Richtung.
Im MoMa wurden 3% CO² Einsparung angegeben, wenn auf Autobahnen 120 wäre. Das würde dann wieder zur Aussage passen. Denn aus Umweltschutzgründen wäre es dann in der Tat nicht sonderlich sinnvoll.

Der zugehörige Kontext wäre schön. Das Zitat allein … naja. Lässt sich zumindest schön zerreißen.

beibt fraglich, ob die Aussage dazu passt.
Wenn es - mal wieder - um Emissionen geht, hatten die anderen Länder einen ganz anderen Grund für das Limit.

grüße
lipi

Du hast recht, mit Kontext sieht es eventuell (wahrscheinlich) anders aus. Ich hab’s im Radio gehört und dann ein paarmal das Zitat gefunden. Und mich über die Wortwahl mokiert.

Lesson learned (bis zum nächsten Mal :zipper_mouth_face:)

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Herr Scheuer hat ja vor allem den Mitgliedern einer hochkarätig besetzten Regierungskommission (konkret der Arbeitsgruppe zum Klimaschutz innerhalb der ‚Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität‘) bescheinigt, des gesunden Menschenverstandes zu entbehren. Der Arbeitsgruppe gehören übrigens nicht nur Vertreter von Umweltverbänden (z.B. Nabu und BUND) an, sondern auch solche des Städtetags, der Deutschen Bahn, von Gewerkschaftsseite der IG Metall, von der Arbeitgeberseite des Industrieverbands BDI sowie die bei solchen Themen unvermeidlichen Lobbyisten von ADAC und natürlich auch die notorischen Klimaschützer von VW. Anscheinend alles Idioten. Wobei man sich natürlich fragen kann, ob die größeren Idioten nicht die sind, die solche Leute in eine Regierungskommission berufen haben. Oder ob nicht vielleicht doch lediglich Herr Scheuer derjenige mit dem Defizit ist … Zumal es sich gar nicht um „Vorschläge“ handelt - die sollen nämlich erst Ende März vorgelegt werden - sondern um ein vom Dezember stammendes Arbeitspapier, das einem wi… - ääh findigen Informanten des ehemaligen Nachrichtenmagazins in die Hände gefallen war.

m(

Hallo,

In den USA dürfte eine Diskussion über das Waffenrecht ein heisses Eisen sein.

In Deutschland scheint mir jede Diskussion um die „freie Fahrt“ für „freie Bürger“ sehr ähnlich.

Gruss
Jörg Zabel

hi,

ist alles nur ne Vermutung, die Frage war durchaus ernst gemeint, ob du eine Quelle ohne herausgerissenes hast.

Ich hab noch einen Text gefunden, in dem der ADAC Herrn Scheuer durchaus zustimmt - wieder der Bezug zum Umweltschutz, aber auch zur Verkehrssicherheit (die dadurch wohl auch nicht deutlich erhöht wird).

Von daher, bis das Gegenteil bewiesen ist, vermute ich einen Zusammenhang wie etwa: ‚Mit dem Tempolimit die Umwelt retten zu wollen ist gegen jeden Menschenverstand.‘

Wäre schön, wenn jemand eine genauere Quelle hätte. Nur um mal zu wissen, wie weit das eventuell verdreht wurde.

grüße
lipi

Der Hinweis auf das im Sachzusammenhang irrelevante U.S. Waffenrecht und diese Freiheits-Aussage sorgen wieder dafür, dass man voreingenommen in die Diskussion geht.

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Hallo,

Klar, das ist so. Mindestens seit den 70er Jahren. Wenn Du „den Deutschen“ an ihr geliebtes Vehikel gehst, werden sie sofort unsachlich. Da wird „freie Fahrt als Menschenrecht“ gefordert und Einschränkungen für Diesel-Fahrzeuge als „Enteignung“ bezeichnet.

Es darf deshalb nicht verwundern, wenn Politiker ihrem Wahlvolk nach dem Maul reden.

Gruß
Jörg Zabel

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Moin,

das denke ich nicht. Das Verhalten und die Argumente der Bürger dort und hier scheint mir durchaus Parallelen aufzuweisen.

VG
J~

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Moin,

offenbar handelt es sich um Interview der dpa. Da kann man es vielleicht kaufen. Mehr Text im (kostenlos zugänglichen Netz) habe ich zumindest auch nicht gefunden.

Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hatte Überlegungen innerhalb einer Regierungskommission zu Tempolimits und höheren Dieselsteuern zurückgewiesen. Dies sei „gegen jeden Menschenverstand“ gerichtet.

Und da die Debatte sich großteils um den Umweltschutz dreht, vermute ich mal, die Aussage gehört in diese Richtung.
Im MoMa wurden 3% CO² Einsparung angegeben, wenn auf Autobahnen 120 wäre. Das würde dann wieder zur Aussage passen. Denn aus Umweltschutzgründen wäre es dann in der Tat nicht sonderlich sinnvoll.

Was meinst du mit „nicht sonderlich sinnvoll“? Wenn sich dein Gehalt um „nur“ 3% erhöhen würde, dann wäre es für dich auch nicht sinnvoll weil es nicht gleich für ein neues Haus oder… reicht?
Vielleicht wäre es nicht ausreichend, aber sinnvoll doch wohl auf alle Fälle.
Und selbst wenn es „nur“ um Umweltschutz ginge…dann wäre diese Ministerwortwahl trotzdem deplatziert.

VG
J~

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Moin,

die meisten Politiker die etwas von diesem Kaliber raushauen sind ja IMHO nicht bescheuert, sondern wollen vermutlich einfach nur dem für Populismus empfänglichen Wähler nach dem Maul reden. So gesehen bräuchte er sich das nicht „trauen“ - und Politiker anderer Länder wissen ja auch wohin der Hase läuft. Die würde das sicher nicht persönlich nehmen. Es sei denn wiederum, es passte denen in den Kram :wink:

VG
J~

Mag sein, aber leider führt eine solches Argument der möglichen Parallelen sachlich nicht weiter.

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Auch da möchte ich dir so nicht zustimmen. Manchmal ist es doch leichter den Fehler der anderen zu erkennen als sich den eigenen direkt einzugestehen. Aber über dem Umweg eigentlich genauso zu sein fällt die Erkenntnis vielleicht auch mal leichter.

VG
J~

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Du musst mir da auch nicht zustimmen. Ich kann auch so weiter leben.

das ist schön :slight_smile: * handreich*

VG
J~

hi,

nein, weil es nicht ansatzweise auch nur einen halbwegs vernünftigen Einfluss aufs gesamt geschehen hat.

Wir sprechen ja von 3% von 20% (Verkehr), wenn ich das gestern richtig verstanden habe.

Also 20% CO² kommt von Verkehr und davon sparen wir 3% ein. Wohlgemerkt in Deutschland, nicht Weltweit.
Wobei ich beim Nachrechnen auf 2% komme, da sie von 3to Einsparung von 160to CO² sprachen.

In Summe wäre das also irgendwas mit einer 0 vorn dran.

Zu dem Zeitpunkt, wenn man nicht alles durch eine grüne Brille sieht, kommt die Diskussion von @Joerg_Zabel ins Spiel.
Das ist eben ein kleines Streitthema und wenn die Einsparung so winzig ist, halte ich es nicht für sinnvoll damit ein Ziel zu verfolgen.

Natürlich ist und bleibt es rechnerisch zielführend, da der Ausstoß offenbar sinkt.
Wäre mein Computer nicht regelmäßig an, wäre auch CO² gespart. Deiner auch… und überhaupt.

Wo zieht man also die Grenze des Menschenverstandes?

grüße
lipi

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Warum dann also nicht Limit 100?
Keine Ahnung, ob mein Toyota eine große Ausnahme darstellt. Fahre ich konsequent 100, verbraucht er knapp 4 Liter. Bei 120 sind das schon fast 5, bei 140 über 6. Also wird 100 gefahren.
Man kann das ja durchaus freiwillig tun, auf anderer Ebene müssen aber vielleicht die 120 in Frage gestellt werden.Schneller als 120 kann man in sehr vielen Fällen sowieso nicht fahren, vielleicht macht es schon deswegen keinen großen Unterschied.

Und dass der zitierte Verkehrsminister auch nur ein Lobbyabhängiger ist und populistisch daher quatscht hat er doch mit der Form dieser Aussage schon bewiesen.

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Hallo, guten Morgen,
und auf die Gefahr hin, dass ich mir jetzt den Mund verbrenne: Mit einem Tempolimit zu fahren finde ich sehr angenehm und ich fühle mich dabei sicherer, weil keiner mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbeirauscht.

Schönen Tag
Schrella

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Hallo,

Aber dann muss die Diskussion anders begonnen werden, nicht mit einem unsachlichen und populistischen Politiker-Argument. Hier versucht doch nur Jemand sich bei seinen Wählern - noch dazu mit dem Hinweis auf den „gesunden Menschenverstand“, was Alle, die anderer Meinung sind, diesen abspricht - beliebt zu machen. Weiter nichts.

Eine Diskussion über ein Tempolimit muss anders geführt werden.

Gruss
Jörg Zabel

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Eben.
Der Schadstoffausstoß ist ja nur ein Aspekt des ganzen.
Wenn man mit dem Auto aus dem Ausland nach Deutschland über die Grenze fährt, stellt man fest, dass dort sofort dichter aufgefahren, häufiger gedrängelt und insgesamt deutlich aggressiver gefahren wird.
Von der rechten Spur aus einen Brummi zu überholen ist manchmal unmöglich, wenn man damit rechnen muss, dass auf der linken Spur jemand mit 200 angebrettert kommt.
Da fährt man im tempolimitierten Ausland entspannter.
Grüße
Dirk

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