Politische Bildanalyse, Wahlplakat

Servus!

Ich stells jetzt einfach in Politik, weil ich nicht weiß, ob in den anderen Brettern, die mir eingefallen wären, überhaupt noch einer mitliest.

https://www.gruene.at/gfx?j=f46f97d44bc112a8c5e0ce656a89cb71

Was besagt dieses für mich sehr ausdrucksstarke aktuelle Wahlplakat denn alles?
Ich fang an:

  • der Text „an Österreich glauben“ ist wohl klar eine Anspielung auf Figls berühmte Weihnachtsansprache
  • das idyllische Motiv und das große „Österreich“ ist vdBs „Heimat“-Wahlkampf geschuldet
  • der Abgrund, vor dem vdB/Österreich nur durch einen Zaun geschützt ist?
  • der Zaun als Anspielung auf die anti-Flüchtlings-Zäune an den österreichischen Südgrenzen? aber hier klar positiv dargestellt
  • der Hund und dessen Körperhaltung (Kopf hoch, Schwanz hoch) steht für …?
  • vdBs Handhaltung irgendwo zwischen baldigem Streicheln und Mach-Sitz-Kommando-Zeigefinger?
  • die Unkraut-hafte Vegetation hinter dem Zaun?
  • die ihn jünger wirken lassende Pose und z.T. Kleidung vdBs
  • nur vdB steht zwischen dem „Öster“ und dem „Reich“?
  • die tiefe Schlucht als Symbol der Spaltung des Landes?

Wer hat Ideen oder Einwände (oder sonstwas)?

Gruß
F.

mal zeigt die FS das Bild an, mal nicht.

Hallo,

ich fürchte, dass Du berufsbedingt zuviel hineininterpretieren möchtest, nach inexistenten Botschaften suchst.

(A) ÖSTERREICH - Österreich zuerst! Ist ganz, ganz wichtig. Bei Patrioten, Nationalisten, Heimatverbundenen fischen.

(B) an … glauben - Positivbestätigung. Gemeinsam schaffen wird das. He, wer kennt denn diese Uraltreden?

© Klamotten sind leger. ein Typ wie Du und ich. Weg vom professoralen Image.

(D) Hemdsärmel einmal umgekrempelt. Aktivität signalisieren.

(E) Hund. Naturverbunden, tierlieb. Man kann ihm (zu)trauen. Welcher Hirni hat denn die Leine im Bild gelassen!?!

Der Zaun dürfte eher der lässigen Körperhaltung (vor allem Bein) geschuldet sein. Ich wage zu bezweifeln, dass jetzt noch Grenzpolitik hineinspielen soll.

Gruß
vdmaster

zwei Seelen, Hund und Bellen

Ich hab, ungelogen, beim Posten schon daran gedacht, dass genau du diese Antwort geben würdest.
Es ist natürlich nicht alles bewusst gesendete Botschaft, aber die anderen Details sind ja auch objektiv gegeben.

Das war mir bei den vielen anderen Symbolen gar nicht aufgefallen.
Aber verhalten gesetzt, nicht über den Ellbogen hinaufgekrempelt.

[quote]

Bei Bildinterpretationen kann man ja schlecht widersprechen, aber da schon.
Die ganze Einzäunung ist zu 100% ein bewusst vorgenommenes Arrangement vor dem Hintergrund, dass ein so sichtbarer Zaun auf einem Wahlplakat natürlich hohe Symbolkraft hat (Schutz, Grenze, Sicherheit usw.).

Natürlich stand/steht der Wahlkampf voll im Zeichen der Flüchtlingskrise und -wegzäunung.
Den Kandidaten Hofer hätte es sonst möglicherweise gar nicht gegeben.
Lange hatte die FPÖ im Sinn Griss zu unterstützen.

Gruß
F.

stimmt :wink:

Hallo,

klar sind die anderen Details vorhanden. Was absolut nichts zu sagen hat :stuck_out_tongue_winking_eye:. Denn Du würdest unterstellen, dass ein ganzes Team sich zuvor das Hirn zerbricht, welche Hauptbotschaft und welche Metabotschaften signalisiert werden sollen, mit welchem Prozentanteil diese möglicherweise in welchen Mikromilieus den Wähler zum Bellen bringen.

Es ist ja nicht gerade so, dass man nur einen relativ konkreten Käufertyp ansprechen will, bei dem vielleicht das Glas Rotwein, ein Sessel und die verschwommene Klassikandeutung (Ballett) die neue Stereoanlage von „Gediegen&Schotter“ anpreisen. Aber wer denn gerne Metabotschaften suchen möchte, der findet eben auch u.U. (zu?) viele. :grin:

Yo, leger eben. Ganz nach oben gekrempelt und mit der Schippe in der Hand würde es ihm wohl auch keiner abnehmen. Aber viel besser als mit Krawatte.

Ja, klar. Kann man so (rein)interpretieren, wenn man möchte. Muss aber gar nicht die Idee gewesen sein. Wieviele Bergwanderwege ohne Zaun hätten sich denn geeignet, um eine lockere Mann/Hund-Pose zu inszenieren? Und hat der Prof. das überhaupt gewollt? Wurde es von der Werbefirma bewusst so verkauft? Oder hat man einfach gesagt, so stellen wir uns das Bild für ein hübsches Motiv vor, dass Heimatverbundenheit signalisiert und die steife Knitterfalte etwas lockerer rüberbringt? Passende Location ist leicht erreichbar.

Da hat sie ja noch mal Glück gehabt. :wink:

Gruß
vdmaster

Der Glaube ist des Menschen Himmelreich.

Na, das ist doch nun sicher richtig, anzunehmen, dass ein Marketing-Team darüber nachdenkt wie es ein Wahlplakat gestaltet, inklusive des Symbolgehalts der einzelnen Elemente.
Oder was du meinst du sonst damit?

Beim Zaun auf diesem Bild bin ich mir sicher, dass es ein völlig bewusstes Gestaltungsmittel gewesen ist. Wenn nicht, sollte vdB sein Wahlkampfteam ganz schnell wegen erwiesener Inkompetenz entlassen :wink:

Aber um die bewusste Gestaltung gehts gar nicht unbedingt, sondern darum, wie ein Bild gefühlsmäßig auf den Betrachter wirkt. Und das ist erwiesenermaßen keineswegs subjektiv.
Subjektiver ist natürlich die konkrete politische Assoziation dazu, das ist schon klar.

Dafür brauchst doch gewiss keinen Zaun.
Jedes Bankerl hätts dafür getan oder sonstwas, damit er sich a bissl anlehnen kann.

[Außerdem ist es gerade kein Wanderweg (was eine ganz andere Symbolik wäre), sondern ein eingezäuntes Grundstück.]

Das Interesse bestand ja durchaus auch umgekehrt.
http://derstandard.at/2000027582033/Irmgard-Griss-stellt-sich-FPOe-Hearing-und-laesst-Fragen-offen

Gruß
F.

Ja, natürlich. Aber eben nicht unbedingt jedes Detail. Und das Team muss sich ja auch mit dem Kandidaten abstimmen. Du scheinst aber zu denken, dass hier mit Akribie und Sorgfalt ein Gemälde komponiert, verworfen, neu überdacht, erneut entworfen (noch ne Feldstudie zu Rate gezogen) und am Ende gar mit Fingergestencoach in Szene gesetzt wird. Das wage ich eben doch zu bezweifeln.

Aber ich will Dir den Zaun nicht verleiden.

Dennoch bleibt es für mich nur eine Szene für Bergverliebte (also Ösis) mit einem Kandidaten, den man in lockeres Zivil, Pose und Geste steckte und noch ein liebes Hundi dazu. Mitten rein die wenig subtile Botschaft

„der (gar nicht so abgehobene oder verkopfte) TYP steht für ÖSTERREICH, nimmt es auch genau so wichtig, wie es jetzt da auf Plakat steht und glaubt an ES. So wie Du jetzt gefälligst an ihn glaubst und Dein Kreuzerl an der richtigen Stelle machst. Machste das nicht, biste ein Depp und glaubst nicht an ÖSTERREICH.“

Gruß
vdmaster

P.S.: Tröste Dich einfach damit, dass ich sicher zu grobschlächtig bin und die feinen Nuancen nicht erkenne. :stuck_out_tongue_winking_eye:

exactamente!

Nein, ich glaube nicht, dass hier ein so großer Aufwand betrieben wurde.
So wirds aber manchmal doch wirklich gemacht (ziehe Fingergestencoach ab und ersetze Feldstudie durch Testpublikum).

Also gut, wenn du es denn unbedingt lesen willst: Du bist grobschlächtig und kannst die feinen Nuancen (ist das ein Pleonasmus?) nicht erkennen! :stuck_out_tongue:

Ich weiß nur noch nicht, warum ein großer fetter Zaun mitten im Bild eine „feine Nuance“ sein soll? :wink:

Gruß
F.

Hallo,

ist die Frage, welches Budget die Grünen reinstecken. Und wie lange man die Ideen bereit im Vorfeld in der Tasche hatte. Die Motive müssen doch schon vor einiger Zeit konzipiert worden sein, denn seit Sonntag war nicht genug Zeit. Da hätte allein schon das Wetter nicht mitspielen können.

Das Foto im Säulengang ist grottenschlecht, die Pose wirkt völlig künstlich.

Hofer macht es ganz schlicht und traditionell.

Lt. ersten Umfragen gibt es derzeit ein Patt zwischen beiden Kandidaten bei ca. 15% Unentschiedenen.

Gruß
vdmaster

Es gibt Nuancen, dann gibt es feine Nuance und schliesslich die allerfeinsten Nuancen. Dahinter beginnt die quantenphysikalische Psychoanalyse.

SCNR :joy:

Dieses Plakat ist meines Wissens Ende März öffentlich gemacht worden.

Dieses?
https://www.gruene.at/gfx?j=14a8d428aafbffe4d6efe1b88e5fe3f9

Ist doch ein völlig klassisches Standardmotiv.
Meinst du, es ist eine Versehen oder eine Unaufmerksamkeit, dass die Schärfentiefe reduziert ist? :wink:

Übrigens: Zufall, dass auf diesem neuen Plakat mit dem Slogan „Wer unsere Heimat liebt, spaltet sie nicht“ kein Zaun mehr ist und tatsächlich ein Wanderweg und kein eingegrenztes Areal?
http://images03.oe24.at/03.jpg/620x620NoCrop/233.301.966

Ich glaube, dass eine Mobilisierungsfrage sein wird.
Die Rot-Schwarz-Regierung begeht die Dummheit, jetzt alles und jeden zu verschärfen und einzuzäunen. Darüber macht sich heute sogar meine konservative Tageszeitung in Bayern lustig.

kk

(Quelle: Stuttmann, im MM vom 29.04.16)

Gruß
F.

Du kennst dich einfach nicht aus.
Das ist die Methodik der quantenhermeneutisch-dynamischen Psychoanalyse!

Gruß
F.

Nachgereicht: :grin:

Moin,

nicht das Motiv, sondern die Pose ist grottenschlecht. Die Tiefenschärfe ist natürlich bewusst gesetzt, um den Kandidaten ins Zentrum der Betrachtung zu rücken. Sie werden schon einen Fuffi für den Fotografen übrig gehabt haben. :wink:

Der Slogan „spaltet sie nicht“ ist natürlich voll auf Hofer abgestimmt.

Zufalll sicher nicht. Das ist vorher auf flacherem Areal (mit gleicher Vegetation) aufgenommen worden. Der Zaun steht sicher 50 Meter weiter :stuck_out_tongue_winking_eye: . Es ist ja auch kein Hund da. Die lässige Pose wurde hier durch Jacke und rechte Hand gesetzt.

Woher willst Du eigentlich wissen, ob ein Grundstück abgegrenzt wurde oder ob der Zaun eine Absperrung ist, weil es dahinter steiler wird? Denn beim H von Österreich sieht man im Hintergrund ebenfalls noch Zaun und dahinter geht es ganz schön steil bergab.

Eine Karikatur macht noch keinen Sommer oder so ähnlich. Die Asylrechtsverschärfung ist richtig. Denn falls es tatsächlich erforderlich werden sollte, es im Falle eines Notstands anzuwenden, dann kann man nicht erst noch in Ruhe abwarten, es durch das Gesetzgebungsverfahren zu bringen.

Die Grenzsicherungsmaßnahmen am Brenner vorzubereiten, ist ebenfalls völlig richtig. Nur so wird ausreichend Druck aufgebaut, um dem „Weltmeister der Flüchtlingsversorgung“ (kommunizierte Eigensicht Italiens) unmißverständlich klarzumachen, dass die Schluderei in dem verrotteten, korrupten System nicht weiter geduldet werden wird. Denn bislang hat Italien für die Flüchtlinge (außer „mare nostrum“) nahezu gar nichts gemacht. Jetzt müssen sie sich mal um ein vernünftiges Asylsystem kümmern, einige Unterkünfte herrichten und die Mafia mit allen Mitteln bekämpfen. Die hat ihre Finger bereits schwer im Geschäft.

Solange aber Probleme ignoriert werden können, weil man die Flüchtlinge nach Norden durchwinkt, würde das nie passieren.

Gruß
vdmaster

Ich denke, dass der Querzaun, der unter dem „-reich“ verläuft eher auf eine Grundstücksabsperrung verweist als auf einen Zaun entlang eines Weges. der vor dem Abgrund schützt.
Kann natürlich real ganz anders sein, aber das spielt für die Bildanalyse ja eh kaum oder gar keine Rolle.

Müssten wir gesondert diskutieren.
Aus meiner Sicht ist das, was die Faymann-Regierung seit ihrer Kehrtwende macht, sowohl nach innen als auch nach außen saudeppert. Nach innen gibts ganz klar der FPÖ Auftrieb (und den Grünen natürlich auch) und nach außen wendet man sich den Osteuropäern zu (was ich schon für einen Fehler an sich halte; zumindest auf nationaler Ebene) und verprellt Berlin und Rom.
Zudem bestätigt das mal hü mal hott abermals genau das konfuse Bild, das man in Österreich eh von Rot und Schwarz hat.

Gruß
F.

Hallo, Du Leichtgläubiger!

Österreich verprellt in keinster Weise Berlin. Berlin gab nur verlogen das „offizielle Credo“ kund, war aber heilfroh über die Grenzsperrung durch Mazedonien und die Quotierung durch Österreich. Gegenüber Italien hat sich zumindest der dt. Bundesinnenminister klar an der Seite Österreichs positioniert.

Italien muss nur in die Puschen kommen und das umsetzen, was vor 25 Jahren (Schengen/Dublin) beschlossen wurde.

04/2014: http://www.faz.net/aktuell/italien-spricht-von-einem-fluechtlings-tsunami-12887374.html

Auch wenn Italien seine Asylplätze von 20.000 wie geplant auf 40.000
erhöhe, reiche das nicht, sagte ein Sprecher des Innenministerium. Rom
fordere seine Präfekturen in den Regionen auf, weitere Plätze bereit zu
stellen.

04/2015: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-04/italien-fluechtlinge-unterkuenfte-probleme-mittelmeer-mare-nostrum

Trotz des Widerstands der nördlichen Regionen ist das italienische Aufnahmesystem in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Gab es bis 2011 noch rund 3.000 Plätze in den offiziellen Flüchtlingsheimen, liegt diese Zahl derzeit bei 22.000. Die Zahl der in Italien lebenden Asylbewerber ist allerdings dreimal so hoch. Denn die Hälfte davon lebt in Notunterkünften wie Hotels, Kasernen oder privaten Einrichtungen.

Respekt. 2000 Plätze binnen eines Jahres geschaffen. :rage:

Italien hat immerhin 60 Mill. Einwohner. Die könnten, wollen aber nicht. Sie müssen aber jetzt endlich mal ihre Quote erfüllen. Und dabei Betrügereien/Erpressung durch engmaschige Qualitätskontrolle im Keim ersticken.

Das Gejammer und kreischende Gezeter der italienischen Politiker ist lächerlich. Sie übertünchen damit nur ihre völlige Tatenlosigkeit.

Gruß
vdmaster

Zu dem Zeitpunkt war die deutsche Kritik an der Westbalkan-Initiative Österreichs nicht nur das „offizielle Credo“. Glaube ich in der Tat nicht. Mittlerweile haben sich die (Fluchtrouten-)Vorzeichen natürlich geändert.

Gruß
F.