Korrektur: … Ähnliches… statt … ähnliches …
„Himmel und Erde hatten Dinge hervorgebracht, von denen sich Gott im Schöpfungsbericht ausdrücklich distanziert hatte“
Ich addiere das dann mal zu dem, was ich unten bereits als Kokolores (qua Produkte freier Phantasieentfaltung) charakterisierte.
Die Übersetzung Hieronymus’ von Gn 14:19 & 22 könnte sehr gut ein Lehrstück für den Unterschied zwischen dem laut Schöpfungsbericht (Gn 1) nicht möglichen „Himmel und Erde erschaffen/machen“ und einem „Himmel und Erde erwerben/besitzen“ gewesen sein; leider hatte er keine Ahnung von dem, was er dort übersetzt hat, und leider ist für diese Lesart keine hebräische Vorlage erhalten geblieben oder - außer „MS (heb. isr.) 13“ aus dem 12. Jh. - nachweisbar.
Die von Origenes nach dem Kriterium der Übereinstimmung mit dem (zu seiner Zeit in seinem Umfeld aktuellen!) hebräischen Text ausgewählten Handschriften der Septuaginta haben an beiden Stellen - sowohl für die Worte Melchisedeks, als auch für die Worte Abrahams (bzw. damals noch ‚Abrams‘) - den gleichen Wortlaut:
Gn 14:19 [Melchisedek] „… ος εκτισεν τον ουρανον και την γην“
Gn 14:22 [Abraham] „… ος εκτισεν τον ουρανον και την γην“
Die von diesem Vorgang der Zensur nicht betroffene Vetus Latina hatte die Septuaginta an beiden Stellen noch anders übersetzt:
Gn 14:19 [Melchisedek] „… qui creavit caelum et terram“
Gn 14:22 [Abraham] „… qui creavit caelum et terram“
Pierre Sabatiers Vetus Latina, 1743: http://archive.org/stream/bibliorumsacroru01saba#pag…
Hieronymus (ebenso auch die „Vulgata Clementina“, d.h. der Vatikan bis 1979) liest diese beiden Textstellen unterschiedlich:
Gn 14:19 [Melchisedek] „… qui creavit caelum et terram“
Gn 14:22 [Abraham] „… possessorem caeli et terrae“
Weder die Handausgabe „Biblia Sacra Vulgata“ (Robert Weber, 1975), noch die große Ausgabe der Septuaginta „Septuaginta Gottingensis“ (Vol. I Genesis, John William Wevers, 1974) kennen Abweichungen von dem von ihnen jeweils editierten Text, Letztere auch keine Lesarten der späteren griechischen Übersetzer zu diesen beiden Versen - wie ebenso Fields Hexapla:
Frederick Fields Hexapla Origenes’, 1875: http://archive.org/stream/origenhexapla01unknuoft#pa…
Es sind zwei der ganz wenigen Stellen, an denen der lateinische und der hebräische Text unversöhnlich auseinandergehen - MS 13 hat zur Stelle keinen echten Wert, die Wörter ברא und קנה bestehen beide aus drei Zeichen, man ist hier auf Aussagen der Priester beschränkt.
Martin Luther, der kein Hebräisch konnte und auch keineswegs den hebräischen Text, sondern nur eine lateinische Bibel mit allen ihren Eigenarten und Besonderheiten ins Deutsche übersetzte, hatte wohl - wie an vielen anderen Textstellen - auch hier nur einen flüchtigen Blick auf den masoretischen Text geworfen, sein Augenmerk bloß auf die gleiche Schreibweise der Wörter gerichtet, um dann seiner Phantasie freien Lauf zu lassen … bis heute!