Lieber Raimund,
Du unterliegst hier einem landläufigen Vorurteil. Es wird
immer gesagt, dass Frauen sexuell nicht so starke Triebe haben
wie Männer.
das hatte ich gar nicht in Abrede gestellt. Ich würde das auch nie behaupten, weil ich es selbst ganz anders kenne.
Die Sexualität der Frauen ist eine eher ganzheitliche.
Sie ist nur anders.
Eben! Sag’ ich doch. Die Sexualität ist anders, sie ist nicht so leicht abspaltbar, sondern ganzheitlicher.
Klar, denn sie sind so von klein auf erzogen worden. alles
andere gehört sich nicht, ist abartig, ist schmutzig, nur bei
„Schlampen“, usw.
Da habe ich keinen Widerspruch.
Falsch: Die gesellschaftliche Stellung der Frau ist das größte
Hindernis.
Meines Erachtens ist die unterschiedliche Sexualität der Frauen (die in meinen Augen die „richtigere“ ist, weil sie nicht abgespalten wird) ist das Ergebnis der unterschiedlichen gesellschaftlichen „Funktionen“ von Mann und Frau. Nach wie vor basiert die hiesige Gesellschaft auf einer Arbeitsteilung: Der Mann wird von klein auf darauf getrimmt, Ernährer der Familie zu sein und die Außenkontakte herzustellen. Die Frau wird darauf ausgerichtet, die Familie zu versorgen und die Binnenverhältnisse zu regeln und dem Mann ein ruhiges Hinterland zu gewähren.
Aus dieser Arbeitsteilung resultieren die Frauen als quasi Spezialistinnen für Bindungen und Gefühle. Sie lernen bereits als Mädchen, sich auseinanderzusetzen, Gefühle zu bemerken und zu benennen.
(Wenn ich bspw. an meine Schwester und ihre Freundinnen denke, die als Mädchen sich in immer unterschiedlichen Allianzen mit ihren Freundinnen verbündete. Eine Woche intrigierten sie gegen das eine Mädchen, mit dem sie in der nächsten Woche die dicksten Freundinnen waren. Dafür war eine andere dann die Außenseiterinnen. Dort haben sie gelernt, Beziehungen „zu bearbeiten“)
Das Ergebnis ist aber auch, dass Frauen normalerweise diejenigen sind, die zuerst bemerken, wenn in Beziehungen etwas nicht stimmt. Dadurch sind sie auch diejenigen, die als erste darunter leiden und diejenigen, die die Probleme ansprechen (müssen). Sie sind normalerweise diejenigen, die die aktive Beziehungsarbeit leisten. (Und damit den Männern auf den Nerv gehen, die die Probleme als Störung empfinden und am liebsten zur Tagesordnung übergehen würden…)
Aus dem Gesagten geht hervor, dass Frauen ihre Gefühle eben nicht (oder schlecht) abspalten können, bzw. dass sich Frauen in diversen Lebenssituationen ihrer Gefühle häufig viel bewusster sind. Ergo „bringt“ es Frauen nicht so viel, wenn sie Sex haben, ohne dass Gefühl involviert ist => Das Bedürfnis nach einer gefühlvollen und befriedigenden Beziehung ist größer als die Lust auf Sex.
Eine Frau, die
einen guten Gigolo erwischt hat und die Möglichkeit unerkannt
zu genießen, wird das immer wieder tun.
Warum ist der Gigolo gut? Weil er vermutlich nicht nur vögeln kann wie ein Weltmeister, sondern weil er außerdem noch nett ist und/oder gepflegt. Kurz: weil er eine persönliche Ebene einziehen kann.
- ist es klassischerweise immer noch so, dass die Anbaggerei
von den Männern gemacht werden muss
Dann hast Du zum Glück noch nicht gemerkt, dass es die Frau
ist, die den Mann zum „anbaggern“ animiert. Der erste
Startschuss kommt nicht vom Mann, der kommt von der Frau.
Das ist gut möglich. Wenn man sich allerdings den Prozess des Flirtens näher ansieht, kommt dennoch das alte Schema zum Vorschein: Man kommt sich näher und unterhält sich. Ab irgendeinem Punkt muss aber die Grenze zum „Unverbindlichen“ und „Unabsichtlichen“ überschritten werden. Ist eine Berührung versehentlich erfolgt oder die Person einfach nur körperlicher? Oder war die Berührung absichtlich? Diese Fragen bleiben im Raum stehen, bis einer von beiden sich dazu klar verhält!
Derjenige, der diese Grenze überschreitet, läuft aber auch Gefahr, sich lächerlich zu machen oder aufdringlich zu wirken, weil er/sie möglicherweise die Signale der anderen Person falsch interpretiert hat. (Und das umso mehr, je mehr man von der anderen Person will…)
Ich behaupte, dass es nach wie vor in der Mehrheit der Fälle die Männer sind, denen dieser entscheidende Schritt überlassen bleibt.
Das ist doch das gesellschaftliche Problem: sie dürfen nicht,
es ist schmutzig, ungehörig, nymphoman und was weiß ich noch
alles. Ein Mann, der 30 Frauen „vernascht“ (fragt sich nur,
wer wen vernascht hat) hat, wird als toller Hecht bezeichnet.
Eine Frau die mit 5 Männern gebumst hat, muss aufpassen, dass
da nicht bekannt wird.
Da gebe ich Dir vollkommen recht! Übrigens findest Du diese Einstellung auch in Diskussionen hier bei w-w-w wieder, z.B. als es um die Frage ging, was eine Schlampe sei…
Liebe Grüße
Burkhard