Rechnet man bei Übersetzungen Einheiten um?

Ich übersetze gerade eine Kurzgschichte, in der diverse Einheiten wie Miles, mph, etc. vorkommen.
Werden diese nun ins Deutsche (Maß) umgerechnet oder so belassen?

Also z.B. Er fuhr 3 Meilen, mit 30 mph, um den 50 Quadratfuß großen Berg zu sehen, den er mit seinen 6 feet 5 inches nicht sehen konnte, trotz seiner 100 Pfund Zusatzgewicht.

Gibt es da ein (un-)geschriebenes Gesetz, was konvertiert wird und was 1:1 übernommen wird?
Dankeschön

Nein, aber man sollte am Anfang der Geschichte darauf hinweisen dass man diese Einheiten übernimmt und die Umrechnung mitliefern damit der Leser sich das selbst ausrechnen kann wenn er will.

Servus,

für Literaturübersetzungen gibt es keine ungeschriebenen oder geschriebenen Gesetze. Selbstverständlich darf man bei einer Literaturübersetzung auch kein „Vorwort des Übersetzers“ mit Hinweisen zur Lektüre abdrucken.

Was man hier mit den Einheiten macht, hängt ganz davon ab, wie es in dem konkreten Text wirkt. Der Übersetzer ist in seiner Sprache ein Stück weit Autor des Textes - er hat nur nicht dessen Freiheit, sondern muss dem Autoren des Originals folgen, egal wie er das findet.

Wenn in der Kurzgeschichte z.B. sowas vorkommt, wäre es ganz merkwürdig, wenn ein Autofahrer plötzlich irgendwieviel Liter tankte oder irgendwieviel Kilometer führe.

Schöne Grüße

MM

Moin,

„Also z.B. Er fuhr 3 Meilen, mit 30 mph, um den 50 Quadratfuß großen Berg zu sehen, den er mit seinen 6 feet 5 inches nicht sehen konnte, trotz seiner 100 Pfund Zusatzgewicht.“

Mir ist auch kein „Gesetz“ bekannt.

Ich würde aber die Umrechnung in das metrische System empfehlen, evtl. die Originalwerke als Fußnote angeben.

Aber mir scheinen die Beispiele aus dem Zusammenhang gerissen zu sein.

Quadratfuß ist ein Flächenmaß, was hat das mit einem Berg zu tun? Auch wenn vlt. Mph noch bekannt sind, diese Maße sind nicht allgemein. bekannt, ebenso 6 feet 5 inches würde den Lesefluß hindern.

Warum sollte ein ca. 2m Mensch diesen Berg nicht sehen? Was hat es mit dem Zusatzgewicht auf sich?

Gruß Volker

Extra erwähnen, finde ich doof, wer rechnet es schon um - und wer weiß wie. So wichtig sind die Einheiten selbst nicht, man könnte sie auch weglassen, würde nichts an der Geschichte ändern.

Das mit dem Bild versteh ich nicht …

Einheiten wie Meilen oder mph zu lassen find ich in Ordnung - auch wenns nich 1:1 umzurechnen ist, kann man damit etwas anfangen. Bei Größen oder Quadratfeet (ich kannte das vorher gar nicht) find ich es halt schräg von Quadratfuß zu reden (Square feet geht ja gar nicht).

Sorry,
das war einfach ein Beispiel - völlig - wie du natürlich recht hast - zusammenhangslos.
Einfach nur um zu zeigen, wie seltsam es theoretisch aussieht - bzw. um was es überhaupt geht.

Hallo,

sofern es für den Privatbereich ist, gibt es da keine Regeln.

Bei kommerziellen Sachen gelten die Regeln des Verlages.

Allerdings gibt es (Ungeschriebene) Regeln des Übersetzens und da geht es darum, die Geschichte
für einen Leser in deutscher Sprache verständlich zu gestalten.

Bei deinem Beispiel

Also z.B. Er fuhr 3 Meilen, mit 30 mph, um den 50 Quadratfuß großen Berg
zu sehen, den er mit seinen 6 feet 5 inches nicht sehen konnte, trotz
seiner 100 Pfund Zusatzgewicht.

versteckt sich wohl ein Witz /Anspielung dahinter, denn wie sonst sollte ein
fast 2 Meter großer Mann einen Haufen Dreck (4 Quadratmeter) nicht sehen können ??

Danke für die Rückmeldung.
Vlt. kannst Du ja mal „fremdgehen“ und mal in bilinguale Literatur schauen, auch in naturwissenschaftlichen.

Viel Spaß und Erfolg!

Volker

Nein! Normalerweise werden solche Angaben nicht übersetzt.

Schon deshalb nicht, weil nach der Umrechnung völlig krumme Zahlen rauskommen würden. Was eben noch 60 Mph waren, wäre ja plötzlich 97 km/H,

Man kann den Ausgangsthread nicht mehr ändern, oder? :smile:

Das ist einfach ein fiktives Beispiel… weil ich daraus nicht wüsste, wie groß er ist und wie groß der Berg ist.

naja 97 kmh find ich nun nicht schlimm, 187,234 cm sieht schon anders aus ;o)

Danke, werd mal einen Blick versuchen.

aus diesem Grund hat der Übersetzer die Freiheit, zumindestens in einem Roman, die Sachen auf- oder abzurunden: Aus 30 Mph wird dann 50 km/h, aus 60 Mph werden 100 km/h. Aus 50 sq ft werden 4.5 m², aus 6’5" werden 196 cm und aus 100 Pfund werden 45 kg.

Anders sieht das allerdings bei wissenschaftlichen Artikeln aus :wink: Da sollte man tunlichst nicht runden.

Gruß
VB

1 Like

Hallo,

übernommene Einheiten wirken authentischer, aber sind schlecht verständlich.
Wenn hin und wieder mal „Meilen“ auftauchen, würde ich die nicht verändern.
Schließlich sind Meilen ja auch Teil des deutschen Wortschatzes in der Alltagssprache.

Ansonsten konsequent umrechnen, niemand will an der Tankstelle den zwei Zoll dicken Schlauch in der Hand halten, um 12 Gallonen zu tanken, die bei einer Durchschnittsreichweite von 12 Meilen pro Gallon 144 Meilen reichen müssten.
Aber vorher nochmal schauen, ob der Luftdruck noch 1200 Pfund pro Quadratzoll ist, 3 Unzen Beef-Jerky kaufen und einen 4 Steine schweren Koffer ins Auto wuchten, was wegen der 2 Fuß 5 13/16 hohen Ladekante sehr schwer ist.

„Meilen“ sind ganz eng mit Amerika und Weite konnotiert, die werden nicht übersetzt, zumal sie dem Leser ein weltmännisches Gefühl geben…

Pfund sind 1-1 im deutschen, Zoll versteht auch meist jeder, Quadratmeilen wären ungewöhnlich.

Acres hingegen wären wieder wie Meilen mondän. Man kann diese auch mit Morgen übersetzten, umgerechnet (~8/5) oder 1-1. Hektar dagegen gehen garnicht.

Bei Körpergrößen fehlt dem Deutschen ein Bezug. Ist 6-foot-tall nun ein großer Mann oder ein Zwerg? Daher über 1.80. Während 6 feet unter der Erde wieder OK ist.

Wichtig ist nicht, ob es richtig ist (weder mathematisch noch ungeschrieben gesetzlich), sondern ob die Gedanken des Leser in die richtige Richtung geführt werden.

Die Telegraph Road ist eine der amerikanischsten Straßen überhaupt. Hör mal das Lied an, das Dire Straits dazu gemacht haben.

Wichtig ist, dass der Fluss und der Sog des Textes erhalten bleibt - ob das mit Quadratfuß oder mit ar besser geht, hängt vom Text ab.

Das ist etwas, was Du als Literaturübersetzerin selber beurteilen musst: Es ist Dein Text.

Schöne Grüße

MM

Servus,

???

inwiefern ist eine Literaturübersetzung „für den Privatbereich“?

Und inwiefern hat der Suhrkamp Hans Wollschläger „seine Regeln“ für die Übersetzung gegeben, als dieser den „Ulysses“ von James Joyce übersetzt hat? Wurde Wollschläger etwa vorgeschrieben, welche Namen von Straßen und Vierteln aus Dublin er „übersetzen“ sollte? Er hätte sich bedankt, da bin ich sicher.

Schöne Grüße

MM

1 Like

ich will ja niemand gegen ihren willen hier mit hineinziehen, aber @newcallas hat da mit sicherheit mehr kompetenz und erfahrung als wir alle hier zusammen.

Also wenn man viel liest, kommt einem beides unter. Ich bin bei Unterhaltungsliteratur grundsätzlich für die Übertragung (nicht Übersetzung!) in alle deutschen Maße.

Ich meine damit: 60 mph nicht in 96.6km/h übersetzen, sondern in 100 km/h übertragen. Wenn ich mir vorstelle, dass der Protagonist 60 mph fährt, dann hätte der in der Realittät auch nicht 60,00000mph auf dem Tacho. Also ist dort ein bisschen eindeutschen nicht schlecht. Man kann es sich einfach besser vorstellen.

Das gleiche gilt für Höhen. Bei Eragon flog Safira beispielhaft gut 300 Fuß hoch. Kein normaler Deutscher hat im Gefühl, wie hoch das wirklich ist. Wer gern im Kopf rechnet weiß, dass ein Fuß ungefähr 30cm misst. Also fliegt Safira irgendwas bei 90m hoch. Wer nicht gern im Kopf rechnet, weiß mit 300 Fuß gar nichts anzufangen. Ist das nun gefährlich hoch oder eigentlich ein Tiefflug? Keine Ahnung. Also würde ich es übertragen und aus gut 300Fuß eben gut 100m (anstelle von gut 91.44m) machen. Das kann man sich vorstellen.

Das gleiche gilt bei Temperaturen (Fahrenheit war was mit ca. 30 + einem Faktor, keine Ahnung ob 70°F warm oder kalt sind) oder bei Gewichten (ich habe wirklich keine Ahnung, wieviel 100 amerikanische Pfund in kg sind).

Meine Beispiele wollen sagen, dass du den Leser durch die Übertragung der Maße überhaupt erst in die Lage versetzt, derlei Angaben überhaupt zu folgen. Selbst wenn man ein paar Umrechnungen im Kopf hat, hat man trotzdem kein wirkliches Gefühl dafür, was einem die jeweilige Zahl sagen will, wenn man sie nicht in seinem persönlichen Erfahrungsumfeld einsetzt.

In der Fachliteratur würde ich übrigens grundsätzlich ALLES in SI-Einheiten umrechnen.