Hallo,
ich habe ein sprachliches Problem mit Deiner Frage (aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht Religion studiert habe): rechtfertigen vs. gerechtfertigt.
Wenn man sich rechtfertigt, dann argumentiert oder handelt man um einen Standpunkt zu festigen.
In dem Gebilde „ob ein Mensch gerechtferitigt sei“ geht es nach meinem Verständnis darum, ob das Leben einer Person einen Sinn macht.
Weiter wird gesgat, dass der Mensch allein durch den Glauben
befähigt wird gute Werke zu tun(aus Nächstenliebe und nicht um
Gott zu gefallen).
Die Fähigkeiten des Menschen (durch Motivation, Fleiss und Üben) befähigt den Menschen gute Werke zu tun. Als erstes assoziere ich mit „Werken“ Kunst, wie z.B. Musik, Literatur oder Bilder. Das ist hier wahrscheinlich nicht gemeint, sondern Taten. Die Motivationen für Taten sind, denke ich, so einfach es auch klingt, durch Liebe bestimmt. In wieweit ein Mensch fähig ist zu lieben, hängt von vielen Faktoren ab (dazu bin ich wahrscheinlich zu sehr mit der wissenschaftlichen Psychologie verbandelt…) Eine stabile Bindung und die daraus folgernde Achtsamkeit und liebevolle Zuwendung zu allem was einem umgibt. Das schließt auch Materie mit ein, denn ich finde, dass man keine gute Predigt halten kann, wenn man billig produzierte Lebensmittel und Waren kauft und kein nachhaltiges Interesse verfolgt.
Die Rechtfertigung ist vollumfänglich im Handeln und Denken verankert - unabhängig von Konfession, Religion oder Gläubigkeit. Es hat etwas mit Werten zu tun - kann ich mit dem was ich tue und sage mit reinem Gewissen vor dem jüngsten Gericht erscheinen? Das jüngste Gericht bist Du selbst. Bei sehr reflektierten Menschen kommen diese Gedanken täglich, bei anderen etwas später, häfig jedoch spätestens an Sterbebett. Es ist die Sehnsucht nach Vergebung und Versöhnung - was auch den Hinterbliebenen einen unschätzbaren Wert mit sich bringt. Aber wie gesagt, betrachte ich es eher psychologisch / philosophisch als religiös.
Aber wie ist es mit der Rechtfertigung des Gottlosen? Des
Ungläubigen? Kann er gerechtfertigt werden?
Oh ja, er kann. Was ist mit der Rechtfertigung des Gläubigen, der tausende von Menschen verrecken lässt, weil Verhütung verboten ist, oder der Züchtigung von Schülern (siehe Fall Canisius Kolleg). Was ist mit den Christdemokraten, die eine geklaute wissenschaftliche Arbeit dulden?
Das gerechtfertigte Leben basiert auf Ehrlichkeit, Verantwortung und Leidenschaft - ob gottlos oder gläubig.
Viele Grüße