am 2. Juni 2019 wurde Walter Lübcke von einem Rechtsextremen ermordet. Am 9. Oktober kam es zu dem Anschlag in Halle, bei dem ein Rechtsextremer zwei Menschen ermordete. Letzte Woche wurden zwölf Rechtsextreme verhaftet, die Anschläge auf Moscheen verüben und einen Bürgerkrieg auslösen wollten. Gestern Nacht ermordete ein Rechtsextremer zehn Menschen in Hanau. Das alles in gerade mal neun Monaten…
Wieso gibt es in Deutschland so eine Hemmung diesen Rechtsterrorismus zu thematisieren, ohne sofort reflexartig nach links auszuschlagen (zB hier von Meuthen)? Und wieso fällt es so schwer, die AfD als politischen Arm des Rechtsterrorismus in die Pflicht zu nehmen?
Auch wenns banal ist.
Meuthen verteidigt die AfD halt gegen die (in ihrer Oberflächlichkeit ebenfalls arg reflexhaften) „AfD ist schuld“-Sager, indem er die psychische Verfassung des Täters heranzieht.
Der zweite große Verteidigungs-/Relativierungsreflex (den auch Unions-Politiker immer wieder zeigen) ist dann eben „… aber auch linke/linksextreme Gewalttaten sind nicht zu vergessen“.
Das ist doch eine große Ansammlung von Reflexen bzw., da hat Meuthen sogar nicht ganz Unrecht, von ziemlich widerlichen (partei)politischen Instrumentalisierungen:
rechtsextremer Hintergrund -> AfD ist schuld
Täter Flüchtling -> Merkel ist schuld
Täter Nordafrikaner -> die Grünen sind schuld
Weil die Linken in Hamburg Autos angezündet haben. AUTOS! Unter anderem den Twingo einer alten Dame. DAS AUTO EINER OMA, EINFACH ANGEZÜNDET!
Was sind dagegen schon ein paar Menschenleben?!
Grüße
Pierre
P.S.: das oben geschriebene ist bitte als, vor Sarksmus triefende, Satire zu verstehen.
Wahrscheinlich haben einige Meinungsmultiplizierer Angst, sich gegen Rechts zu stellen, ohne das gleich mit Verweis auf Links zu relativieren, weil sie glauben, sich sonst selbst in Richtung Links zu verschieben. Was aber die eigene Position zwischen Links und Rechts damit zu tun hat, dass man fanatische, geistig gestörte Mörder (und das sie aus meiner Sicht) verurteilt und die, die deren Meinungsbild verstärken, verstehe ich den ganzen Tag nicht.
Eben. Es sind ja nicht nur Meuthen und seine Kameraden sondern eben auch einige in der CDU, die genau so argumentieren. Und die FDP tut sich ja auch ziemlich schwer damit, zwischen Links und Rechts zu unterscheiden.
Wenn man sich FB und Twitter anschaut, dann spiegelt sich das auch in der Bevölkerung wieder. Man kann keine Diskussion über den Rechtsterrorismus führen, ohne das irgendwann der Spruch ‚linker Terror ist auch schlimm‘ daherkommt.
Innerhalb von neun Monaten gab es vier Vorkommnisse mit Rechtsterrorismus, bei denen über ein Dutzend Menschen ermordet wurden. Irgendwie sehe ich hier keinerlei Reaktion der Politik, stattdessen will ein Herr Amthor mal wieder über die ‚deutsche Leitkultur‘ reden…
Der Unterschied ist halt, dass es eine klare Verbindung zwischen der AfD und Rechtsextremismus gibt. Da gibt es den Faschisten Höcke, der von einer ‚wohltemperierten Grausamkeit‘ und ‚ausmisten‘ faselt. Da gibt es den Parteichef, der Menschen jagen oder gleich entsorgen möchte und für den der NS sowieso nur ein Fliegenschiss war. Da gibt es eine von Storch die verlangt, dass deutsche Beamte auf Frauen und Kinder schießen sollen. Und dann gibt es natürlich zahlreiche kleine Würstchen inner- und außerhalb der Partei, die bei jeder Gelegenheit gegen Menschen mit anderen Hautfarbe und/oder Religion hetzen. Ich folge ein paar Leuten auf Twitter und was da von Rechts kommt ist einfach nur abartig.
Dieses Dauerfeuer (das es übrigens auch hier im Forum mal gab) führt zu einer Erosion, bei die Grenzen dessen, was wir für möglich halten, immer weiter verschoben werden. Dass jetzt in den letzten Monaten der Rechtsterrorismus so stark auftritt, halte ich für keinen Zufall. Du schon?
naja, die meisten rechten Attentäter sind wohl wirklich zu schlicht gestrickte oder gestöhrte unglückliche Gestalten, wenns einem halbwegs gut geht, macht man solchen Scheiß nicht.
Aber es sollte der AFD zu denken geben, dass solche Typen sich vor allem rechts orientieren. Das sagt ja auch was aus.
Partei für Alle Dummen Frustierten?
Ich kann dieses „Aber die Anderen …“ nicht mehr hören.
Ein Beispiel: Da ist Herr A, der schlägt seine Frau ungefähr einmal in der Woche. Wir sind uns sicher einig, dass das schlimm ist. Wird es weniger schlimm, wenn sein Nachbar, Herr B, seine Gattin einmal im Monat durchhaut?
Eine Untat wird nicht besser, wenn ein Anderer etwas Ähnliches auch so tut.
Unterscheiden können Sie schon, aber irgendwie bringen sie es nicht hin, zu differenzieren.
Natürlich stimmts ja, dass es auch links-motivierte Straftaten gibt, aber auf der Ebene Mord/Terror heute halt ganz klar nicht, sondern rechts- oder islamistisch-motivierte.
Diese Gleichsetzung der Gewaltformen, die Pierre schon angesprochen hat, ist quasi der dritte Relativierungsreflex.
Was sie in der CDU und der FDP auch nicht hinbringen, ist klar zu sagen: Ja, derzeit besteht nur von rechts, nicht von links, eine terroristische Gefahr, da Politik aber mehr als Terrorabwehr ist, ist unser politischer Gegner dennoch und nichtsdestotrotz auch/überwiegend links zu suchen.
So viel sinnvolle Differenzierung passt halt nicht in 280 Zeichen oder in eine Schlagzeile.
Und im Hintergrund die Jahre der NSU mit ihrem offenbar breiten Netzwerk bis in den Verfassungsschutz hinein.
Auch jetzt beim Täter von Hanau stellt sich die Frage, ob Behörden tatsächlich Teile seines „Manifests“ gekannt haben und den Täter nicht mal so ernst genommen haben, dass sie ihm die Waffen abgenommen haben.
Ein gewisses widerkehrendes Staatsversagen steht da schon im Raum bzw. die Frage, ob man nur den islamistischen Terror so recht ernst nehmen mag.
Die Verbindung der AfD zum Rechtsextremismus natürlich, aber die klare Verbindung der AfD z.B. den Tätern von Halle oder Hanau sehe ich nicht wirklich.
Auch rechtsterroristische Netzwerke (wie eben die NSU oder die Kameradschaften oder wohl auch das jüngst ausgehobene) gabs vor der AfD und ohne sie.
Darum finde ich dieses „die AfD ist schuld“ irgendwie mehr Ver- als Erklärung, zumal sie ja selbst m.E. mehr Produkt als Ursache der Rechtsverschiebung der letzten Jahre ist.
Ich würde den Zeitraum ein paar Jahre weiter ausdehnen, und dann keinen Zufall sehen.
Natürlich gibts eine Stärkung der extremen Rechten, international wie in D.
Dazu oder darauf aufsitzend kommt eine internationale Loner-Attentäter-Welle, bei der ich das Gefühl habe, dass die sich alle gegenseitig imitieren und übertreffen wollen: Breivik, Christchurch, Halle, nun wohl auch Hanau.
Warum gerade die letzten Monate?
Vielleicht steht da tatsächlich diese „Imitationswelle“ als Erklärung dahinter.
Richtig, aber zwischen gestörten Idioten wie z.B. den NSU-Mördern und möglicherweise schuldunfähigen Kranken wie dem Täter von Hanau ist halt ein breiter Graben.
Was mir Sorge macht, sind die gewaltbereiten rechtsextremen Netzwerke,
Diese Taten der „Loner“ dagegen sehe ich nicht wirklich als „politische“ Taten, auch wenn rechte Ideologie bei denen eine Rolle spielt.
Weil es dazu gehört. Rechtsterrorismus UNDLinksterrorismus SINDschlimm.
Und dabei vergisst man sogar noch etwas.
Auch Moslem-Terrorismus ist schlimm, weil ihm auch eine Art rechtsextremer Ideologie zu Grunde liegt, mit allen ideologischen Inhalten, die vielleicht auch in Hanau eine Rolle spielen: Abstruse Verschwörungstheorien, Führerkult, Verfolgung von Andersdenkenden sowie Weltherrschaftsfantasien.
Weltanschaulichen Terror muss man natürlich differenzieren. Irrsinnige und Geistesgestörte sind wegen ihrer Bewusstseinsstörungen herauszurechnen. Hanau erinnert mich etwas an den Anschlag von Orlando
Im Internet radikalisiert und im Besitz einer Waffenlizenz, psychisch labil und unberechenbar: Omar Mateen war den Behörden bekannt, über seine Motive rätseln sie.
Die für Manche subtile, für Andere offensichtliche Verschiebung der Grenzen des Sagbaren und Verhandelbaren weiter nach rechts, die die AfD planvoll betreibt, erreicht vor allem schlichte (und verwirrte) Geister und bereitet den Boden für allerlei Unsägliches.
Das wäre ein wenig einfach gedacht, nach direkten Verbindungen zu suchen, findest Du nicht?
Darüber liesse sich disputieren, aber so rum und auch anders rum ist die AfD zumindest ein Brandbeschleuniger.
Und wer hat ihm beim Arbeiten geholfen?
Vielleicht doch auch die AfD und nicht nur deren „Ursachen“?
War nun am Anfang das Wort, der Sinn, die Kraft oder die Tat?
Oder müssen wir nicht immer alle Ebenen mit bedenken?
Nur, dass die Art der Taten sich erheblich unterscheidet.
Während sich die Linke mit überwiegend Sachbeschädigung und Landfriedensbruch begnügt, sind durch rechtsextreme Gewalt seit 1990 nachweislich 209 Menschen getötet worden, bis vor ein paar Tagen waren es noch 199…
Linksextreme Gewalt ist nicht das Hauptproblem unserer Zeit, das ist schon die rechte Gewalt und ihre glatten Rattenfänger, äh, Wegbereiter von der AfD und deren follower.
Verharmlosungsversuch.
Wo haben denn die Irren ihre Gedanken her, wer füttert ihre Köpfe?
Jede Wette, würden da draussen ein paar Irre der Metaebene rumlaufen und Stimmung machen gegen alle männlichen Vegetarier mit deutschem Pass, dann wäre ein anderer Irrer in ein vegetarisches Restaurant gelaufen und hätte seinem inneren Druck etwas Luft verschaffen…
„Herr Doktor, helfen Sie mir. Ich habe mir in die rechte Hand geschnitten!“
„Ja, gut. Aber wenn man sich in die linke Hand schneidet, ist das auch schlimm. Lassen Sie uns doch erst mal darüber reden…“
Die Vorstellung, man könne nicht über ein bestimmtes Thema sprechen, ohne sofort auf ein diametral unterschiedliches Thema verweisen zu müssen, ist lächerlich, entspricht aber genau der Vorgehensweise von (Rechts)Populisten. Im Grunde haben wir es hier mit einer Form des Whataboutismus zu tun, dem primitivsten aller rhetorischen Mittel.
Und ja, wenn man über Rechtsterrorismus spricht, muss auch dessen politischer Arm in die Pflicht genommen werden. Von der AfD kommen von allen Ebenen verbale Angriffe auf Andersdenkende, die bei ihren Anhängern auf fruchtbaren Boden fallen. Das passiert nicht nur bei Reden eines Gauland oder Höcke, sondern auch bei kleineren Veranstaltungen, auf FB und Twitter und in diversen Internetforen. An der Stelle möchte ich auch mal lobend erwähnen, dass bei w-w-w rechte Propaganda in der Regel schnell erkennt und einschlägige Artikel, die nur der Schürung von Fremdenhass dienen sollen, sofort löscht. Das war gerade erst vor ein paar Tagen der Fall und das finde ich eine schöne Entwicklung.
Nein, man vergisst nicht einfach etwas, nur weil man es nicht ständig wiederholt. Zumindest ich bin in der Lage mir Dinge zu merken, die mir nicht ständig um die Ohren geschmissen werden. Und der Grund, wieso es nicht erwähnt wird, ist denkbar einfach: Es hat nichts mit dem Thema zu tun. Keiner der (potentiellen) Mörder in meinem OP war/ist Moslem, Ausländer oder links. Das ist ein Fakt, den auch jemand wie du anerkennen muss.
Diese Rechtsverschiebung ist unstrittig.
Wiefern das „den Boden bereitet“ hat, halte ich für strittiger, wenn man sich nicht mit der lapidaren Ackerbau-Metapher zufrieden gibt.
Dieser Übergang vom rechtsextremen Wort zur rechtsextremen Tat scheint mir jedenfalls nicht so simpel zu sein, und die reflexhafte Antwort „AfD“ ist da nicht viel befriedigender als „42“.
Mit dem „Brandbeschleuniger“ sind wir nun im Metaphernfeld der Pyrotechnik angelangt.
Dieser viele Gebrauch von unterschiedlichen Metaphern (von „Saat geht auf“, „geistiger Brandstifter“ usw. wird in dem Zusammenhang ja ständig gesprochen; ich hab also nicht speziell dich gemeint) zeigt aus meiner Sicht, wie schwierig diese Diskussion ist, und wie leicht ersatzweise dann zum banalen Sprachbild gegriffen wird.
Das ist eine gute Frage.
Ich denke, dass zum einen das schwarz-weiß-Muster „Wir gegen andere“ und v.a. das des „bedrohten Wir“ die zentrale Rolle sowohl im rechtsextremen Diskurs als auch in der Gedankenwelt eines paranoid Schizophrenen spielt.
Da ist eine Strukturgleichheit zu sehen, die gar nicht unbedingt eine weiter reichende inhaltliche Ähnlichkeit erfordert.
Zum zweiten (eher als narzisstischer, denn als paranoider Aspekt) gehts bei diesen „verrückten“ Attentätern um maximale Aufmerksamkeit.
Die wird durch eine rechtsextreme Kontextualisierung (ich sage nicht, dass das nur eine Oberfläche ist, das ist ja bereits ein Faktor in der Radikalisierung) halt hervorragend garantiert aus mehreren Gründen:
a) hohes Provokationspotential
b) ist momentan „en vogue“
c) internationale Imitationslinien (wie das der Attentäter von Halle ja perfekt auf den Punkt gebracht hat)
Sinnvoller ist dieses "die AfD ist schuld, wenn schon, dann bei gut vernetzten Attentätern ohne psychiatrische Erkrankungen.
Die Überschneidungsketten AfD-Pegida-rechtsextreme Netzwerke oder AfD-Identitäre Bewegung-rechtsextreme Netzwerke sind natürlich zu thematisieren. Da muss man sich dann auch nicht mit (leeren) Metaphern behelfen.
Stimmt natürlich irgendwie, aber es geht ja darum, wie einer „einen an der Waffel hat“.
Ich meine, vor Gericht wirst du auch nicht damit durchkommen, wenn du sagst, dass du als Mehrfachmörder ja logischerweise einen an der Waffel haben musst.
Anders sieht das bei einer entsprechenden psychiatrischen Erkrankung aus.
Zudem ist „die haben alle einen an der Waffel“ als Erklärungsansatz halt ungefähr so unbefriedigend wie das reflexhafte „die AfD ist schuld“. Nein, noch unbefriedigender.
Was nicht heißt, dass sie als Mehrfachmörder natürlich irgendwie „einen an der Waffel“ haben müssen. Das will ich ja gar nicht bestreiten.
Warum? Welcher geistig gesunde Mensch wird denn Massenmörder? Letzten Endes ist das die bzw. eine Gemeinsamkeit über alle derartigen Anschläge. Daher tut man gut daran, nicht zu überlegen, welcher denn bekloppt gewesen sein könnte, sondern einfach nur darauf zu achten, in welchem Sinne (also im Sinne welcher Ideologie) die Morde begangen wurde, wer sie befeuert hat und welche weitere Rahmenbedingungen sie begünstigten.
Und was bei diesen Debatten - auch um die Hufeisentheorie - übersehen wird: Extremismus an beiden Rändern hat unterschiedliche Ausprägungen, sogar innerhalb der jeweiligen Parteien. Große Teile der afd sind rechtsradikal und verfassungsfeindlich. Im Gegensatz dazu steht die Linke relativ sicher auf dem Fundament des Grundgesetzes, auch wenn einige Politiker und Anhänger mit ein paar zentralen Grundsätzen wie Schutz des Privateigentums oder Gewaltmonopol des Staates so ihre Probleme haben.
Will sagen: es gibt links und rechts, es gibt links- und rechtsradikal und es gibt verfassungsfeindlich. Die Frage ist, wie weit am Rand des Spektrums die jeweilige Bewegung steht und deswegen ist die afd auch schlimmer als die Linke und deswegen ist der Beschluß der CDU, weder mit der einen noch der anderen zusammenarbeiten zu wollen auch so falsch.
Viele.
Du musst „geistige Gesundheit“ bzw. „Krankheit“ halt wirklich im medizinischen Sinn verstehen wollen und nicht in einem moralischen oder sonstigen Sinn.
Nein, natürlich nicht. Aber ein rechtsextremer Massenmörder ist, bei dem im Vorfeld eine psychische Störung diagnostiziert wurde, ist nicht zwangsläufig bekloppter als ein traumatisierter und vom IS radikalisierter irakischer Massenmörder, der blöderweise noch nie bei einem Psychiater o.ä. war. Das liegt zum Teil einfach daran, daß die Zahl der mobilen Psychotherapeutenpraxen auf der Fluchtroute vom Mittleren Osten nach Mitteleuropa eher klein ist.
Ich will von dieser Verharmlosung weg:
„Der war ja psychisch krank.“
„Ach so, dann war er gar kein Nazi, der aus den rechtsradikalen Parolen der afd die Schlußfolgerung gezogen hat, unwürdiges Leben einfach auszulöschen.“
Ja, der hatte einen an der Waffel, aber zuvorderst war der Typ ein Nazi, der aus den Parolen der afd die Schlußfolgerung gezogen hat, daß man unwürdiges Leben einfach auslöschen kann.
Nein, muß ich nicht. Wenn einer beim ersten Frühlingsvollmond nackt mit einer Pudelmütze auf dem Kopf von Radevormwald nach Castrop-Rauxel läuft und nach einem Mann mit blauem Pulli sucht, um den mit der heiligen Ahle von St. Pistazius als Opfer dem Gott des karierten Mammuts darzubringen, dann ist der vor allem psychisch krank.
Wenn einer über Jahrzehnte Nazi-Parolen verbreitet, extremistische Manifeste erstellt und am Schluß zehn Menschen umbringt, ist der höchstwahrscheinlich psychisch krank, aber vor allem ein Nazi.
Um all das geht es doch gar nicht.
Im Wesentlichen geht es um zwei psychiatrische Erkrankungen bzw. grundlegende Bereiche der Persönlichkeitsstruktur, die vorliegen oder eben auch nicht (und bei der Frage der Schuldfähigkeit eine zentrale Rolle spielen): paranoide Schizophrenie und starker maligner Narzissmus.
Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie zwar ihre Attentate hochideologisch kennzeichnen, aber durch eine phasenweise wirre bzw. größenwahnsinnige Baukastenideologie auffallen und dadurch, dass sie keine große Vernetzung in der jeweiligen Szene aufweisen.
Ganz anders z.B. bei den Uwes der NSU, bei Atta und seinesgleichen, und bei vielen anderen Attentäter.
Die waren nicht im medizinischen Sinn krank.
Das verstehe ich ja, aber ich halte es nicht für sinnvoll, die medizinischen Unterscheidungskriterien von geistiger Krankheit und Gesundheit dafür einzuebnen.
Vielleicht war er das in der Tat nicht.
Vielleicht war er Stammwähler der SPD.
Bei den Uwes der NSU kann man des wohl mit ziemlicher Sicherheit verneinen, bei einem wie der Attentäter von Hanau medial-mutmaßlich einer ist, halte ich das für durchaus möglich. Dem ist kein konsistentes Weltbild zu unterstellen.