Hi,
Meine Position entspricht der, die der Ethnologe Storl etwa so
umschreibt:
(kleiner Einschub: du weist an anderer Stelle darauf hin, dass andere keine Defintiion geben, gibts aber selber „nur“ eine Umschreibung.)
„Der Monotheismus hat die bunte Götter- und Geisterwelt
gebannt, die Inquisition hat versucht, das letzte schamanische
Bewusstsein zu löschen, die Äufklärung hat tabula rasa
gemacht, den großen Putz, und was uns geblieben ist, ist eine
graue, mechanische Welt der unpersönlichen Naturgesetze, der
Materie und Energie, der Abstraktion.“
Mein statement dazu: sehr polarisierend, auch wenn es teilweise stimmt.
Ist dieser Wissensbegriff also nicht überholt und auch schon
entlarvt als genau das, was etwas Storl sagt, als grau und
unpersönlich, also auch unverbindlich, willkürlich und somit
nicht geeignet, dieser Welt Gutes zu tun?
teils teils. Ja, er ist unpersönlich (andere sagen: objetiv) und grau (wenn man so will, Julia-Mengen können aber schon sehr hübsch sein).
Von „überholt“ ist in dem Satz keine Rede. Auch die folgerung unverbindlich und willkürlich ist unklar in der von dir beschrieben stringenz und mE völlig falsch. Unpersönliches kann ja nicht willkürlich sein weil es nicht von (der Wahrnehmung von) Personen abhängt. Andererseits spielt die Wahrscheinlichkeit im atomaren Bereich und darunter eine entscheidende Rolle - also lassen die Naturgesetze Willkür / Zufall zu, sind selber aber weder das eine noch das andere.
Interessant ist in diesem Zusammanhang auch, dass du der Mathematik den Lorbeerkranz des „alten Wissens“ umhängst (zurecht), obgleich gerade sie alle bösartigen Kriterien erfüllt und eine Objektivierbarkeit erst möglich gemacht hat.
Dass der derzeitge Wissenbegriff nicht überholt ist zeigt sich mE auch daran, dass er als Abfallprodukt einen Fortschritt ermöglicht, der undenkbar mit dem „alten Wissen“ gewesen wäre.
Aus den andere postnigs von dir lese ich heraus, dass du Ethik und Wissen(sbegriff) wieder sehr stark zusammenbringst. Beides hat aber nur mittelbar miteinander zu tun: Ethik verhindert es, gewissen Schranken zu überschreiten, deswegen kann der Wissenserwerb aber dennoch völlig objektiv sein.
ausserdem: Das alte Wissen würde mitnichten unter Berücksichtigung von perfekter Ethik erschaffen. U.a. hat Mary Shelly das ja schon thematisiert.
Ich bin duraus der Meinung, dass Wissen an sich in Form von Naturgesetzen trocken und unpersönlich ist. Eben weil die Welt existiert und sich an Regeln hält egal ob emand hinsieht oder nicht verdeutlicht mir, wie wenig notwendig & sinnvoll subjektivität oder persönlichkeit ist. An der Stelle sei auch auf das anthrophische Prinzip verwiesen (http://de.wikipedia.org/wiki/Anthropisches_Prinzip)
Wissen ist für mich ein sich stetig wandelndes Ding, das im Licht neuer Erkenntnisse und Bezüge eine andere Form annimmt.
Man kann also mE nichts „absolut“ wissen, aber im bestimmten Kontext durchaus fast sicher.
Grüße,
JPL