Referendariat

Hallo,

Mein „kleiner“ Bruder macht gerade sein Referendariat (Mathe/Chemie für Gymnasium) und was er so erzählt, klingt alles nicht so prickelnd. Seine Lehrproben kommen offenbar mehrheitlich schlecht an, seine Referendariatskollegen reden offenbar erstaunlich wenig über ihre eigenen Lehrproben (ist das normal?) Seine Seminarleiter sind zwar (bisher?) nett, aber unerbittlich und er hat schon Angst, das am Ende nicht zu packen. Allerdings hat er erst dieses Schuljahr angefangen.

Sein Unterricht sei immer zu lehrerzentriert, seine Fragen zu „geschlossen“, die Schüler wüssten zu wenig, seine Stunden seien zu schlecht vorbereitet (obwohl er sagt, dass er sie stundenlang vorbereitet und bis in die letzte Minute hinein plant). Wenn die Schüler seine „offenen“ Fragen nicht beantworten können, sei es offenbar seine Schuld, dies nicht richtig eingeschätzt zu haben. Und wenn die Schüler etwas nicht wissen, ist es sowieso immer die Schuld des Lehrers.

Mein Eindruck, nachdem ich ihn habe erzählen lassen ist nun, dass er bei den Vorführstunden (jetzt etwas überspitzt ausgedrückt), den Schülern gar nichts beibringen soll, sondern den Ausbildern ein Feuerwerk seiner eigenen didaktischen Methoden präsentieren soll.

Mir kommt es so vor, als hätte er immer ein bestimmtes Konzept, was die Schüler lernen sollen (wie sich zwei Geraden schneiden, oder wie man Polynome ableitet), während seine Seminarleiter immer nur einen Unterricht sehen wollen, bei dem die Schüler alle Antworten von selbst finden und der Lehrer sie immer nur ganz grob lenkt. Da das aber bei seinen ehrgeizigen Themen nicht klappt, fängt er dann doch wieder an, enger zu fragen oder sogar zu erklären und das ist dann offenbar das schlimmste, was ein Lehrer in einer Vorführstunde tun kann.

Kann das sein? Es klingt so absurd.

Ich habe ihm jetzt (natürlich nicht ganz ernst gemeint) gesagt, er solle doch den eigentlichen Stoff in ca. der Hälfte der Schulstunden als Frontalunterricht durchbringen (bei denen er sich natürlich nicht beobachten lässt) und in der anderen Hälfte der Stunden ein feuerwerk von Stuhlkreisen, Doppelkreisen, Mind Maps und was es alles noch so gibt einüben. Die Methode, die die Schüler am liebsten mögen, solle er dann immer für die Vorführstunden wählen und dabei im eigentlichen Stoff immer nur einen Winz-Schritt vorangehen.

Stellt sich das Referendariat wirklich so dar, oder läuft es bei ihm nur besonders schlecht? Eigentlich dachte ich bisher immer, er kann gut erklären und könnte einen guten Lehrer abgeben.

Mit vielen Grüssen,

Walkuerax

Also als ich noch zur Schule ging, gabs diese ganzen „tollen“ Seminarmethoden noch nicht wirklich. Aber unsere Referandare haben uns immer darauf vorbereitet, dass nächste Stunde wieder so eine wird wo er bewertet wird, und diejenigen die wir leiden konnten haben durchaus davon profitiert, da wir dann besonders gut mitmachten. Es gab aber auch einen (in Reli), der ist nicht so gut weggekommen und hat wohl auch irgendwann den Job an den Nagel gehängt. Er hat uns aber auch von Anfang an nicht wirklich begeistert, da er beim Einführungsstreich irgendwie nicht hinter den Trick kam (wir hatten alle die verkehrten Namensschilder, am nächsten Tag wechselten wir wieder, irgendwann auch wirklich offensichtlich, so dass Mädchen auch Jungennamen hatten oder dann mal wieder mit Bekannten Namen wie Albert Einstein, Boris Becker etc.) bzw. nichts zur Abhilfe wusste (ein anderer hat sich einfach einen Sitzplan von einer anderen Lehrerin malen lassen).
Und er war so verweichlicht, wenn man nur sagte man mächte aus Gewissensgründen dazu nicht antworten, dann war das ok für ihn (hört sich erstmal gut an, es kommt aber aufs Thema an, man konnte sich auch so rausreden, wenns darum ging die griechischen oder römischen Götter runterzuleiehern oder wenn es um die Frage ging, wann denn Weihnachten gefeiert wird oder so) Es war einfach lustig, wie er auf solche Äusserungen reagierte, „is schon ok, du, vielleicht weißt du ja, wer eine antwort darauf wissen könnte“- „der einstein“ -„ich weiß von gar nichts“-" und wer weiss eher was, was meinst du"- „Bobbele“-„Haben sie was gefragt?“ …usw
Damit hat er natürlich eine Granitwand verursacht und für viel gekicher gesorgt…

Bei schwierigen Themen wie Mathe hatten wir einen, der ist mit uns den Stoff bereits vorher durchgegangen, etwa nach dem Motto „wie ihr wisst ist nächte Stunde wieder eine, wo ich unter Beobachtung steh, drum möcht ich mit euch heute schon mal die Themen der Stunde vorbereiten“
Er hat uns dann erklärt wie was funktioniert, alle noch offenen Fragen geklärt, so dass wir in der Ü-Stunde auf so tolle offene Fragen wie „was glaubt ihr müssen wir jetzt machen“ die korrekte Antwort geben konnten. Lauter trainierte Affen halt, die ihre Show ablieferten.
Zur „Belohnung“ wurde den Rest der Übungsstundenvorbereitungsstunde noch ein bisschen Eckenrechnen gemacht (Kennst du nicht? in jeder Ecke des Raumes steht ein Schüler, Lehrer gibt Kopfrechenaufgabe, wer als erster die richtige Lösung sagt, kommt eine Ecke weiter, wer als erster einmal rum ist, hat gewonnen; macht Spass und bringt was).

Manchmal half auch ein etwas weniger förmlicher Rahmen bei sowas, was durchaus die Sympathie noch förderte, denn „wir alle wollen die prüfung bestehen“ schließlich standen auch wir ein bisschen auf dem Prüfstand, da auch die Rektorin mit hinten saß.
Also eine Vorbereitungsstunde bei Tee und Keksen kam in der Weihnachtszeit besonders gut.

Ich weiß nicht, obs heute immer noch zieht, denn die Kiddies von heut sind eben nicht mit uns früher zu vergleichen, aber probieren kann man ja mal. Insbes. wenn schon der „Vorschlag“ kam, sich besser vorzubereiten.
Gruß Susanne

*Grins*
Hallo,

Danke für Deine Antwort. Ja, so ähnlich habe ich es mir auch schon fast vorgestellt. Eine Lehrerin hatte uns auch einmal vorher schon daraufhin präpariert, welche Antwort wir an einer Stelle geben sollten (war im Bio-Unterricht - wir sollten soweit ich mich erinnere an Photos „selbst“ erkennen, dass die Kuckuckseier sich den anderen Eiern im Nest in Farbe und Groesse angleichen).

Allerdings kann ich mich nur an dies eine Mal erinnern - eigentlich müssten dies die Seminarleiter doch mitbekommen, wenn es jeder tut, oder?

Allmählich interessiert mich dieses Thema selbst - gut, dass ich nicht an einer Schule bin und höchstens mal ein paar Neulinge bei uns einweisen muss. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste sie in geduldiger Kleinarbeit auf alles selbst kommen lassen …

Ich habe meinem Bruder jetzt gesagt, er solle die Kleinen doch mal die Zahlen von 1 bis 100 addieren lassen, um zu sehen, in wem ein kleiner Gauss steckt! (Der Lehrer von damals muss ja vom heutigen Standpunkt aus ein Genie gewesen sein! - Oder war es doch eher Gauss, der ein Genie war?)

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

Hallo!

Bisher habe ich noch keinen Lehrer getroffen, dem das Referendariat Spaß gemacht hat - da muss man halt durch. Also sind die Erfahrungen Deines Bruders gar nicht so ungewöhnlich. Wenn das Klima innerhalb des Seminarkurses besser wäre…

seine Referendariatskollegen reden
offenbar erstaunlich wenig über ihre eigenen Lehrproben (ist
das normal?)

…wüsste er, dass seine Erfahrungen unter Umständen kein Einzelfall sind. Man steht im Ref ständig unter Beobachtung, man hat das Gefühl, dass es einem nicht erlaubt wird, mal einen Fehler zu machen, und man glaubt, es niemandem recht machen zu können. (Das habe ich so erlebt und ganz viele meiner Kollegen).

Ich habe Fachleiter und Lehrerkollegen erlebt, die das anders handhaben. An meiner zweiten Schule waren wir damals sehr viele Referendare. Eine von uns sagte zu der Ausbildungslehrerin: „Für die Schüler ist das doch auch irgendwie doof, wenn die ständig nur von Referendaren unterrichtet werden.“ Daraufhin die Lehrerin: „Wieso? Referendarsunterricht ist doch immer guter Unterricht!“ Bei ihr - und bei einigen wenigen anderen - hatte ich das Gefühl, die Wertschätzung zu erfahren, die man im Referendariat so sehr vermisst.

(Dafür, dass man die Bestätigung vermisst, gibt es auch intrinsiche Gründe: Durch schlechtes Zeitmanagement, wenig Schlaf, wenig Erfahrung, … ist man einfach auch viel dünnhäutiger und kann vielleicht wohl gemeinte, konstruktive Kritik gar nicht so gut annehmen, wie man das sollte).

Sein Unterricht sei immer zu lehrerzentriert, seine Fragen zu
„geschlossen“, die Schüler wüssten zu wenig, seine Stunden
seien zu schlecht vorbereitet (obwohl er sagt, dass er sie
stundenlang vorbereitet und bis in die letzte Minute hinein
plant).

Vielleicht ist das genau das Problem? Durch eine zu straffe Planung verkommen Schüler sehr leicht zu reinen Stichwortgebern und dann ist der Unterricht natürlich zu sehr lehrerkonzentriert. Eine gute Stundenvorbereitung zeichnet sich nicht durch eine kleinschrittige Planung aus, sondern durch intensives Nachdenken über folgende Fragen: Wo komme ich her? Wo will ich hin? Welche Mittel gibt es, um das Ziel zu erreichen? Für welche Methode entscheide ich mich und warum?

Das mit dem geringen Vorwissen der Schüler und der schlechten Vorbereitung kann ich als Ferndiagnose kaum beurteilen. Mal ein paar Denkanstöße:

  • Fehlt den Schülern Wissen, das ich voraussetze? (Mögliche Ursache: Ich habe mich nicht genug damit auseinander gesetzt, was Schüler dieser Altersklasse schon wissen können)
  • Fehlt den Schülern Wissen, das ich ihnen bereits vermittelt haben sollte? (Mögliche Ursachen: Ich habe die Reihenfolge meiner Unterrichtsthemen ungeschickt gewählt. Ich habe zu wenig Zeit für Übungen und Wiederholung eingeplant. Ich habe zu wenig darauf geachtet, dass die Schüler mitarbeiten und ihre Hausaufgaben erledigen).

Wenn die Schüler seine „offenen“ Fragen nicht
beantworten können, sei es offenbar seine Schuld, dies nicht
richtig eingeschätzt zu haben.

Eine gute Fragetechnik ist so ziemlich das schwierigste, was man im Ref lernen muss. Bei Berufsanfängern (und wenn er diesen Sommer angefangen hat, ist er auf jeden Fall noch einer) sind in der Regel alle Fragen schlecht. (Bei erfahrenen Lehrern wie mir immer noch gut und gerne 50%). Tipp: Bei der Stundenvorbereitung sollte man sich die zentralen Fragen der Stunde ganz genau überlegen (wahrscheinlich sogar wörtlich aufschreiben). Oft sind das pro Stunde nur zwei oder drei Fragen.

Mir kommt es so vor, als hätte er immer ein bestimmtes
Konzept, was die Schüler lernen sollen (wie sich zwei Geraden
schneiden, oder wie man Polynome ableitet), während seine
Seminarleiter immer nur einen Unterricht sehen wollen, bei dem
die Schüler alle Antworten von selbst finden und der Lehrer
sie immer nur ganz grob lenkt. Da das aber bei seinen
ehrgeizigen Themen nicht klappt, fängt er dann doch wieder an,
enger zu fragen oder sogar zu erklären und das ist dann
offenbar das schlimmste, was ein Lehrer in einer Vorführstunde
tun kann.

Kann das sein? Es klingt so absurd.

Ein Fachleiter, den ich sehr schätze, hat uns einmal gesagt: „Das Kriterium zum Bewerten einer Stunde ist: Haben die Schüler etwas gelernt? Wenn die Stunde besser nicht stattgefunden hätte und die Schüler nachher dümmer sind als vorher, ist man durchgefallen. Wenn die Schüler genau gleich dumm sind wie vorher, kriegt man die vier. Wenn sie etwas dazugelernt haben, entsprechend besser.“

Ein guter Fachleiter kann ziemlich gut einschätzen, wann die Schüler etwas aus der Stunde mitnehmen und wann nicht. Es genügt aber nicht, dem Referendar zu sagen, dass die Schüler eher wenig gelernt haben, sondern man muss es auch begründen. Und das ist ziemlich schwer. Zum einen ist es oft schwer an konkreten Ereignissen der Stunde fest zu machen. Zum anderen will der Fachleiter den Referendar ja auch nicht verletzen. Oft wäre die richtige Begründung: „Sie haben keine Lehrerpersönlichkeit.“ Aber wer traut sich schon, das einem jungen Menschen ins Gesicht zu sagen? Stattdessen flüchtet man sich in methodische Details.

Ich habe ihm jetzt (natürlich nicht ganz ernst gemeint)
gesagt, er solle doch den eigentlichen Stoff in ca. der Hälfte
der Schulstunden als Frontalunterricht durchbringen (bei denen
er sich natürlich nicht beobachten lässt) und in der anderen
Hälfte der Stunden ein feuerwerk von Stuhlkreisen,
Doppelkreisen, Mind Maps und was es alles noch so gibt
einüben. Die Methode, die die Schüler am liebsten mögen, solle
er dann immer für die Vorführstunden wählen und dabei im
eigentlichen Stoff immer nur einen Winz-Schritt vorangehen.

Das erste Ref-Jahr ist schon dazu da, verschiedene Methoden auszuprobieren und dabei zu erfahren, was einem selbst am besten liegt, was bei den Schülern am besten ankommt und - nicht zuletzt - was beim Fachleiter am besten ankommt. Wenn Dein Vorschlag so stark übertrieben war, wie ich vermute, kann ich ihn daher unterstützen. Allerdings gibt es kein Patentrezept. Letztendlich glaube ich, dass Dein Bruder am besten fährt, wenn er das praktiziert, wovon er überzeugt ist. Aber es braucht Zeit, um diese Überzeugungen zu bilden.

Stellt sich das Referendariat wirklich so dar, oder läuft es
bei ihm nur besonders schlecht? Eigentlich dachte ich bisher
immer, er kann gut erklären und könnte einen guten Lehrer
abgeben.

Zum Lehrerdasein gehört noch mehr dazu, als das Erklären können. Meine Tipps fürs Survival im Ref:

  • Gute Freunde finden, die in einer ähnlichen Lage stecken. Durch den Austausch mit ihnen findet man schnell heraus, dass man nicht alleine ist. Das ist extrem wichtig fürs Ego!
  • Kritik als Kritik verstehen und nicht zu persönlich nehmen.
  • Vorbilder suchen. Von fast jedem Lehrer kann man etwas lernen: Der eine stellt gute Fragen, der andere kann gut auf die Schüler eingehen. Der dritte hat keine Disziplinprobleme. usw.
  • Distanz schaffen. Es gibt ein Leben außerhalb des Referendariats. Man kann auch als Referendar in den Ferien weg fahren…

So, jetzt habe ich viel geschrieben, aber das war ja auch ein sehr komplexes Thema.

Ich vermute, dass die Sorgen Deines Bruders ganz einfach die Sorgen sind, die jeder im Ref hat. Es kann aber sein, dass mehr dahinter steckt. Daher sollte sich Dein Bruder mal fragen, ob er außerhalb der Besuchsstunden eigentlich gerne in die Schule geht und ob er seine Schüler mag1. Wenn er sich sagt: Ja, das ist es wert, dann hilft nur „Kopf hoch, Augen zu und durch!“ Wenn ihm der Job an sich aber keinen Spaß macht und wenn ihm Mathematik und Chemie wichtiger sind als seine Schüler, dann sollte er sich ein paar unangenehmere Fragen stellen. Er ist nämlich zu jung, um den falschen Beruf zu ergreifen.

Ich halte die Daumen!
Gruß, Michael

1Die Frage: „Mag ich meine Schüler?“ mag sehr merkwürdig klingen. Aber sie ist die ganz zentrale Frage. Die Schüler sind nämlich der einzige Grund, warum wir diesen Job machen.

Hallo!

Schüler sind schlechte

Allerdings kann ich mich nur an dies eine Mal erinnern -
eigentlich müssten dies die Seminarleiter doch mitbekommen,
wenn es jeder tut, oder?

Das tut nicht jeder. Vielleicht bin ich da etwas vom alten Schlag, aber so etwas würde ich nie machen. Ich könnte mir da morgens nicht in den Spiegel schauen. Ich hatte inzwischen wirklich viele Besuchsstunden. Manchmal informierte ich die Schüler vorher gar nicht, dass jemand kommt. Manchmal sagte ich einfach: „Morgen werden wir besucht. Kuckt, dass ihr pünktlich da seid.“ Das war dann aber auch schon das höchste der Gefühle. Es reicht, wenn sich einer in der Lehrprobe unter Druck setzt.

Ob das der Fachleiter mitkriegt? Ich weiß nicht. Aber er ist sicher auch nicht so sehr darauf fixiert, dass an einer bestimmten Stelle ein Schüler einen ganz bestimmten Gedanken äußert.

Es soll schon Referendare gegeben haben, die komplette Stunden schon mal in Generalprobe mit der Klasse durchgeführt haben, in der sie danach die Lehrprobe hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich das positiv auf die Note auswirkt. Selbst wenn die Fachleiter diesen Betrug nicht schnallen, dann ist das doch keine natürliche Unterrichtsatmosphäre mehr.

Michael

Hallo,
Dein kleiner Bruder sollte sich ganz dringend einmal mit Fachdidaktik und Lernpsychologie beschäftigen. Sorry, aber frontal den Schülern was erzählen kann jeder und man muss noch nicht einmal vom Fach sein, um zu wissen, dass, was man selbst erarbeitet hat, auch am besten „sitzt“.

Seine Seminarleiter sind zwar (bisher?) nett,
aber unerbittlich und er hat schon Angst, das am Ende nicht zu
packen. Allerdings hat er erst dieses Schuljahr angefangen.

So sollten gute Seminarleiter sein: Respekt vor der Person, aber es geht hier um die Ausbildung der Lehrer und Verantwortung für deren künftige Schüler.

Sein Unterricht sei immer zu lehrerzentriert, seine Fragen zu
„geschlossen“, die Schüler wüssten zu wenig, seine Stunden
seien zu schlecht vorbereitet (obwohl er sagt, dass er sie
stundenlang vorbereitet und bis in die letzte Minute hinein
plant).

Bei meinen UNterrichtsbesuchen höre ich das auch immer als schlagendes Argument. Ein zukünftiger Lehrer, der glaubt, eine Vorbereitung erhalte ihre QUalität durch Quantität, hat noch eine Menge zu lernen.

Wenn die Schüler seine „offenen“ Fragen nicht
beantworten können, sei es offenbar seine Schuld, dies nicht
richtig eingeschätzt zu haben. Und wenn die Schüler etwas
nicht wissen, ist es sowieso immer die Schuld des Lehrers.

Es ist die Aufgabe des Lehrers, mit einer professionalisierten Fragetechnik die Schüler zu Antworten zu befähigen. Tatsächlich scheint der Lehrer sich in diesem Fall dann nicht ausreichend mit den Voraussetzungen bei den SChülern beschäftigt zu haben.

Mein Eindruck, nachdem ich ihn habe erzählen lassen ist nun,
dass er bei den Vorführstunden (jetzt etwas überspitzt
ausgedrückt), den Schülern gar nichts beibringen soll, sondern
den Ausbildern ein Feuerwerk seiner eigenen didaktischen
Methoden präsentieren soll.

Der Eindruck ist sicherlich falsch. Aber wer Frontalunterricht für adäquat hält, braucht sich natürlich nicht mit so etwas überflüssigen wie Fachdidaktik zu beschäftigen.

Mir kommt es so vor, als hätte er immer ein bestimmtes
Konzept, was die Schüler lernen sollen (wie sich zwei Geraden
schneiden, oder wie man Polynome ableitet), während seine
Seminarleiter immer nur einen Unterricht sehen wollen, bei dem
die Schüler alle Antworten von selbst finden und der Lehrer
sie immer nur ganz grob lenkt. Da das aber bei seinen
ehrgeizigen Themen nicht klappt, fängt er dann doch wieder an,
enger zu fragen oder sogar zu erklären und das ist dann
offenbar das schlimmste, was ein Lehrer in einer Vorführstunde
tun kann.

Offensichtich ist Dein Bruder (oder Deine Vorstellung) weit davon entfernt, einen wirklich anspruchsvollen Unterricht geben zu wollen. Nach Deiner Argumentation müsste ich einen Referendar, der in der 4. Klasse Stoff aus der 10. vorerzählt, irgendwie höher bewerten, als jemand, der die harte pädagogische Ochsentour fährt, um bei seinen Schülern einen echten Lernerfolg zu erzielen.

Kann das sein? Es klingt so absurd.

Absurd finde ich, dass jetzt nicht nur Eltern rumjammern, weil ihre armen hochbegabten Kinderlein nur deswegen schlechte Noten haben, weil ja niemand die Hochbegabung erkennt, sondern auch zukünftige Lehrer offensichtlich sich in die Nische intellektueller Uneinsichtigkeit begeben.

Ich habe ihm jetzt (natürlich nicht ganz ernst gemeint)
gesagt, er solle doch den eigentlichen Stoff in ca. der Hälfte
der Schulstunden als Frontalunterricht durchbringen (bei denen
er sich natürlich nicht beobachten lässt) und in der anderen
Hälfte der Stunden ein feuerwerk von Stuhlkreisen,
Doppelkreisen, Mind Maps und was es alles noch so gibt
einüben. Die Methode, die die Schüler am liebsten mögen, solle
er dann immer für die Vorführstunden wählen und dabei im
eigentlichen Stoff immer nur einen Winz-Schritt vorangehen.

Deine unernste Aussage zeugt von Unkennntis pädagogischer Anforderungen, Dein Bruder sollte vielleicht dringendst Hilfe beim Seminarleiter oder beim Mentor in der SChule suchen.

Stellt sich das Referendariat wirklich so dar, oder läuft es
bei ihm nur besonders schlecht? Eigentlich dachte ich bisher
immer, er kann gut erklären und könnte einen guten Lehrer
abgeben.

Na erfreulicher Weise werden Lehrer bei uns nicht danach eingestellt, ob ihre Geschwister sie gut finden…
Bislang scheint Deinem Bruder das pädagogische Handwerkszeug zu fehlen, zumindest im Umgang mit seinen Schülern. Wenn er Deine Haltung hat, nämlich Unfähigkeit zur Selbstkritik und schmollendes, „Die anderen sind SChuld, ich bin ja sooo anspruchsvoll“, sollte er die Finger vom Lehrerberuf lassen und sein Wissen weiter bei Familientreffen verbreiten.

Grüße
Taju

Vielen Dank!

Ich habe meinem Bruder Deine Antwort schon gezeigt und er hat sie sich kopiert. Es ist gut, einige Erschließungsfragen zur Hand zu haben, die über die „kleinschrittige“ Unterrichtsplanung herausführen. Zu letzterer ist er allerdings gezwungen, er muss für die gesamte Schulstunde Ausarbeitungen einreichen, die auch minutengenaue Tabellen enthalten mit den Rubriken Methode - Ziel - erwartetes Verhalten der Schüler („melden sich und machen Vorschläge zu xy“) Verhalten des Lehrers („schreibt an die Tafel“), etc.

Mit vielen Grüssen, Walkuerax

Hallo,

Bislang scheint Deinem Bruder das pädagogische Handwerkszeug
zu fehlen, zumindest im Umgang mit seinen Schülern. Wenn er
Deine Haltung hat, nämlich Unfähigkeit zur Selbstkritik und
schmollendes, „Die anderen sind SChuld, ich bin ja sooo
anspruchsvoll“, sollte er die Finger vom Lehrerberuf lassen
und sein Wissen weiter bei Familientreffen verbreiten.

Da hast Du sicher recht. Zukünftige Lehrer die über ihre eigenen Probleme reden, noch dazu mit ihren älteren Schwester, können wir nicht gebrauchen.

Ich werde ihn außerdem mal fragen, ob er Sonntags Nachmittags nichts besseres zu tun hat, als mich zum Kaffee zu besuchen.

Viele Grüsse, Walkuerax

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Hallo Taju!

Mich wundert etwas, wie gut Du die didaktischen Fähigkeiten des Betroffenen aus der Ferne beurteilen kannst. Mir würde das nicht gelingen. Kompliment!

Der Eindruck ist sicherlich falsch. Aber wer Frontalunterricht
für adäquat hält, braucht sich natürlich nicht mit so etwas
überflüssigen wie Fachdidaktik zu beschäftigen.

Daraus schließe ich, dass Du Frontalunterricht für generell inadäquat hältst. Sicherlich hast Du recht. Unser Referendar hat ja Chemie als Fach. Wenn ich z. B. an die Knallgasreaktion denke: Da könnten doch die Schüler viel „eindrücklichere“ Erfahrungen sammeln, wenn sie den Versuch selbst machen würden. Auch mit konzentrierter Schwefelsäure, mit gewissen Stickstoffverbindungen, mit den Alkali-Metallen, mit den Halogenen oder mit Ether kann man viel mehr lernen, wenn man die Dinge „selbst in die Hand nimmt“, statt den Lehrer alles vormachen zu lassen…

Schmarrn!

Unterricht kann man gut oder schlecht machen - egal welche Methode man verwendet. Du als Theologin solltest doch wissen, dass schon in der Bibel steht: „Alles hat seine Zeit. Frontalunterricht hat seine Zeit. Schülerzentrierter Unterricht hat seine Zeit. …“

Gruß, Michael

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Hallo MIchael

Mich wundert etwas, wie gut Du die didaktischen Fähigkeiten
des Betroffenen aus der Ferne beurteilen kannst. Mir würde das
nicht gelingen. Kompliment!

Mich wundert vielmehr, dass offensichtlich der Eindruck der SChwester hier automatisch als der richtige angesehen wird. Der „Betroffene“ hat sich ja nicht zu Wort gemeldet, die SChwester aber, die ja schließlich weiß, wie gut der Bruder erkären kann, polemisiert gegen die Seminarleiter, die Hokuspokus statt „anspruchsvollem Unterricht“, der, hier habe ich tatsächlich nicht anders interpretieren können, für die Schwester nur „Frontalunterricht“ zu sein scheint.
Mein Kompliment an all jene, die in dieser Fagestellung: Eine Schwester berichtet von der Kritik der Seminarleiter an ihrem Bruder, der Schwester recht geben, anstatt auch nur ansatzweise auf die Idee zu kommen, dass einerseits die Kritik nicht richtig widergegeben ist, anderereseits der Kritik derjenigen, die Brüderchen im Unterricht besuchen, doch berechtigt sein könnten.

Daraus schließe ich, dass Du Frontalunterricht für generell
inadäquat hältst. Sicherlich hast Du recht. Unser Referendar
hat ja Chemie als Fach. Wenn ich z. B. an die Knallgasreaktion
denke: Da könnten doch die Schüler viel „eindrücklichere“
Erfahrungen sammeln, wenn sie den Versuch selbst machen
würden. Auch mit konzentrierter Schwefelsäure, mit gewissen
Stickstoffverbindungen, mit den Alkali-Metallen, mit den
Halogenen oder mit Ether kann man viel mehr lernen, wenn man
die Dinge „selbst in die Hand nimmt“, statt den Lehrer alles
vormachen zu lassen…
Schmarrn!

Schmarrn ist, wenn Du Deine Beispiele für Frontalunterricht hälst.

Unterricht kann man gut oder schlecht machen - egal welche
Methode man verwendet. Du als Theologin solltest doch wissen,
dass schon in der Bibel steht: „Alles hat seine Zeit.
Frontalunterricht hat seine Zeit. Schülerzentrierter
Unterricht hat seine Zeit. …“

Ja, natürich hat alles seine Zeit. Aber noch einmal:

  • Bruder hat offensichtlich (typische) ANfängerprobleme im Referendariat (sorry, aber das Problem mit der „geschossenen“ Fagestellung hat fast jeder, auch der Lehrervortrag ist übrigens nicht gelungen, wenn er in geschlossene Fragestellungen mündet, die ja nur den Eindruck der Schülerbezogenheit hat).
    Schwester hört sich Probleme des Bruders an. Sie urteilt, dass kein anspruchsvoller Unterricht, sondern ihrer Ansicht nach Spielereien gefragt seien.
    Dieses Urteil stellt sie ins Forum, um ZUstimmung zu erlangen.
    Hier stimmen dann alle der Schwester zu.
    Auf welcher Grundlage?

Sorry, aber seit zwei Jahren mache ich UNterrichtsbesuche. Ich habe noch nie erlebt, dass ein Anfänger keine Probleme mit der Fragestechnik hat, sie haben Probleme, auch „falsche Antworten“ auszuhalten, weil sie noch nicht erkennen können, wo sie eingreifen müssen und wo nicht. Dies zu lernen ist wesentlich, hier bin ich auch unerbittlich - und mir graut es vor lernunwilligen Referendaren, die Kritik mit dem Argument begegnen, dass ihre SChwester ja auch meint, dass sie gut erklären können, dass sie nur einen ach so hohen Anspruch haben und eh jede Minute vorbereitet haben.

In diesem Fall sollte der Bruder sich lieber an die wenden, die was von der Materie verstehen… und das sind die, die seien UNterricht besuchen.

Grüße
Taju

Hallo Taju!

Schmarrn ist, wenn Du Deine Beispiele für Frontalunterricht
hälst.

Der Umgang mit den genannten Substanzen ist für Schüler gefährlich. Die einzige Möglichkeit, mit diesen Substanzen zu experimentieren, ist das Demonstrationsexperiment durch den Lehrer. Das ist zwangsläufig Frontalunterricht. Es gibt hierzu keine Alternative.

Schwester hört sich Probleme des Bruders an. Sie urteilt, dass
kein anspruchsvoller Unterricht, sondern ihrer Ansicht nach
Spielereien gefragt seien.
Dieses Urteil stellt sie ins Forum, um ZUstimmung zu erlangen.
Hier stimmen dann alle der Schwester zu.

Alle? Könntest Du mal mein eigentliches Posting weiter unten nochmal durchlesen?

Auf welcher Grundlage?

Sorry, aber seit zwei Jahren mache ich UNterrichtsbesuche. Ich
habe noch nie erlebt, dass ein Anfänger keine Probleme mit der
Fragestechnik hat,

Das habe ich z. B. auch geschrieben. Aber dass jemand noch an seiner Fragetechnik feilen sollte, macht ihn nicht per se für den Beruf ungeeignet.

In diesem Fall sollte der Bruder sich lieber an die wenden,
die was von der Materie verstehen… und das sind die, die
seien UNterricht besuchen.

Aus Deiner Vika geht nicht hervor, ob Du das Referendariat selbst durchlaufen hast oder nicht. Fast alle Lehrer, die ich kenne, wurden im Referendariat von Selbstzeweifeln, Frust, Motivationsproblemen, … geplagt. Bei manchen heute ausgezeichneten Lehrern ging es sogar bis zu der Frage, ob sie das Ref aufgeben sollten. Glaubst Du wirklich, dass ein Referendar sich in einer solchen Krise vertrauensvoll an seinen Fachleiter wendet? Bist Du schon so weit weg von der Wirklichkeit von Referendaren???

Mit Verlaub: Wenn man Leute im Unterricht besucht, sollte man auch über eine gehörige Portion Empathie verfügen.

Michael

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Hallo, Michael!

Auf keinen Fall möchte ich Taju, die ich ja wirklich nicht kenne, zu nahe treten, und ich bin mittlerweile selbst in der Situation, als Fachbetreuer gelegentlich Unterrichtsbesuche machen zu müssen. Dann kann ich was lernen und der Referendar hoffentlich auch …

Nur: Als Referendar isst man ein hartes Brot, es gilt, was später nie mehr in diesem Maße gilt: Pass Dich an und rede Deinen Vorgesetzten nach dem Mund, dann fährst Du garantiert am besten! Seminarlehrer tendieren bisweilen zur Selbstüberschätzung und leider gilt auch gelegentlich das Sprüchlein:
Who can does.
Who cannot teaches
Who cannot teach teaches how to teach.

Besten Gruß, Wolfgang

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Hallo Taju

ich habe mir den Eingangspost jetzt mehrfach durchgelesen, doch ich kann beim besten willen nicht nachvollziehen wo du einen Angriff auf die Seminarleiter siehst.

Die Threaderstellerin hat durchgehend von den Eindrücken (!) ihres Bruders und auch den ihrigen geschrieben und dabei sehr vorsichtige Formulierungen benutzt. Ich kann nicht nachvollziehen, warum du dich dadurch so angegriffen fühlst.

Auch schade ist, dass du deine erste Antwort vor allem dafür benutzt hast, den jungen Mann und die Threaderstellerin rund zu machen, anstatt konstruktive Beiträge zu geben. Du hast lediglich dargestellt wie schlecht und unvorbereitet und pädagogisch minderbemittelt er zu sein scheint… nur hast du nicht das „scheinen“ benutzt, sondern es festgestellt, als sei es auf jeden Fall so. Wie du das aus der Ferne beurteilen kannst, ist auch mir ein Rätsel.

Auch Referendare sind Menschen, auch sie haben Probleme und es ist doch selbstverständlich, dass sich ein Bruder dann mal bei seiner Schwester ausweint.
Was bitte ist für dich so schlimm daran, dass diese Familie noch intakt genug zu sein scheint, dass die Geschwister sich austauschen und auch die Schwester sich Gedanken macht?
Dein Post liest sich teilweise schon wie ein Angriff auf die Threaderstellerin, weil sie es gewagt hat, sich als Schwester (!) Gedanken über ihren Bruder (!) zu machen, pfui deivel.

So liest es sich zumindest, vielleicht hast du es ja auch nicht so gemeint.

Natürlich machen Anfänger Fehler, das ist doch logisch, aber um aus Fehlern zu lernen ist manchmal auch Hilfestellung nötig. Nicht jeder ist zum Genie geboren und findet ganz alleine plötzlich die richtige (!) Lösung für ein Problem. Manchmal braucht man Hilfe um ein Problem zu lösen.
Dass sie für ihn hier fragt, finde ich in keinster Weise verwerflich.

Ich bezweifle dass sie ihren Bruder für perfekt hält, das würde ein Ausmaß an Dummheit vorraussetzen, dass sich sicher nicht in dieses Forum verirrt. Aber ich denke sie wollte deutlich machen, dass er sich *Mühe* gibt mit den Vorbereitungen. Das ist schonmal einiges Wert, er muss jetzt nur lernen, diese Mühe in die richtigen Bahnen zu lenken.
Dafür braucht er, wie es scheint, Hilfe, ihn dann einfach mit „Du bist unfähig!“ in den Boden zu trampeln ist sicherlich nicht der richtige Weg. Sowas ist auch keine Konstruktive Kritik sondern ein Flame.

Vor allem wenn dann manche Dinge aufkommen, die Wunderlich sind.
Nach einigen Fehlern im Seminar wurde mir bsplw. nahegelegt, dass mein Unterricht zu frontal und zu straff sei. Das lag daran, dass ich Minute für Minute plante und mir wurde gesagt, dass es besser sei, einige grobe Themen zu haben und einen Plan, aber im Bezug auf Minuten flexibel zu bleiben.

Wenn er dann aber wie weiter unten gesagt, entsprechende Blätter ausfüllen muss, in der er Minute für Minute angeben muss, ist das ja das genaue Gegenteil.

lg
Kate

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Hallo,
ich bin nicht ganz sicher, ob sich eine Antwort noch lohnt. Ich will aber zugestehen, dass ich recht ungeduldig auf die Ausgangspoterin reagiert habe. Aber man kommt sicherlich auch nicht weiter, wenn man nun die Seminarleiter zu den Bösen erklärt und ich kann auch kein höheres Niveau bei denjenigen erkennen, die mir nun Empathie oder die Fähigkeit zu unterrichten absprechen.
Ich bleibe bei meiner Kernaussage: Der Bruder macht absolut typische Anfängerfehler, die Ausgangsposterin sebst beschrieb die Seminarleiterin (ihrem Eindruck nach) als nett. Die beschrieben Reaktion der Posterin finde ich nicht hilfreich, denn aus ihrem Posting konnte ich nicht lesen, dass Sie die Kritik am Bruder für eventuell berechtigt hält.

Schmarrn ist, wenn Du Deine Beispiele für Frontalunterricht
hälst.

Der Umgang mit den genannten Substanzen ist für Schüler
gefährlich. Die einzige Möglichkeit, mit diesen Substanzen zu
experimentieren, ist das Demonstrationsexperiment durch den
Lehrer. Das ist zwangsläufig Frontalunterricht. Es gibt hierzu
keine Alternative.

Ach, wirklich? Also bitte, nur sind Demonstrationsexperimente kein Frontalunterricht. Außerdem wollen wir doch mal annehmen, dass die Seminarleiter des Bruders vom Fach sind und hier sicherlich nicht gefordert haben, dass der Bruder gefährliche Experimente von den Schülern durchführen lässt.

Das habe ich z. B. auch geschrieben. Aber dass jemand noch an
seiner Fragetechnik feilen sollte, macht ihn nicht per se für
den Beruf ungeeignet.

Das habe ich auch nicht geschrieben. Aber hier sollte man erst einmal das Urteil den Menschen überlassen, die seinen Unterricht besuchen, wie schon erwähnt:

In diesem Fall sollte der Bruder sich lieber an die wenden,
die was von der Materie verstehen… und das sind die, die
seien UNterricht besuchen.

Aus Deiner Vika geht nicht hervor, ob Du das Referendariat
selbst durchlaufen hast oder nicht. Fast alle Lehrer, die ich
kenne, wurden im Referendariat von Selbstzeweifeln, Frust,
Motivationsproblemen, … geplagt. Bei manchen heute
ausgezeichneten Lehrern ging es sogar bis zu der Frage, ob sie
das Ref aufgeben sollten. Glaubst Du wirklich, dass ein
Referendar sich in einer solchen Krise vertrauensvoll an
seinen Fachleiter wendet? Bist Du schon so weit weg von der
Wirklichkeit von Referendaren???

Nein, bin ich nicht. Und ich hätte sicherlich anders reagiert, wenn die Ausgangsposterin nicht explizit geschrieben hätte, diese Seminarleiter seien „nett“ aber unerbittlich (wenn ich den Wortlaut recht in Erinnerung habe). Ich habe schon im ersten Post geschrieben, dass das eine Grudvoraussetzung ist (für alle Lehrenden übrigens): Respekt vor der Person haben, aber in der Sache muss man unerbittlich sein - vor allem, wenn es um diejenigen geht, die andere unterrichten sollen.

Mit Verlaub: Wenn man Leute im Unterricht besucht, sollte man
auch über eine gehörige Portion Empathie verfügen.

Soll das jetzt (wie bei den anderen beiden) meine Qualifikation angreifen? Sei versichert, dass ich über alle Qualifikationen verfüge, die notwendig sind, andererleuts Unterricht zu beurteilen.
Vor allem weiß ich ganz sicherlich, wie schwer Referendariat u.Co. sind. Aber nicht Empathie ist von mir gefragt, sondern ein klarer Blick für die Fähigkeiten des Einzelnen und für die Frage, wie vorliegende Mängel verbessert werden können. Darin sehe ich meine Aufgabe. Und das schlimmste ist dabei jemand, der zur Selbstkritik unfähig ist, und genau die Argumentation der Schwester (UNterricht ist so anspruchsvoll, das geht nur über Vortrag) habe ich wohl einmal zu oft gehört. Diese Referendare übersehen aber, dass es beim Unterrichten nicht um sie geht, sondern um die Schüler und ob die etwas lernen.
Ich bleibe dabei und hoffe, der Bruder wendet sich an die, die Ahnung von der Materie haben.

grüße
Taju

Hallo Kate,
sorry, aber lese mein Posting noch mal. Meine Ungeduld gilt der Ausgangsposterin, bei der ich lediglich eine Polemik gegen den Seminarleiter erkennen konnte.
Ansonsten habe ich sehr wohl das Wörtchen „scheint“ benutzt und an anderer Stelle darauf hingewiesen (in Klammern), dass es sich eventuell um eine Vorstellung der Posterin, nicht des Bruders handelt.
Konstruktiv ist für mich nur eines: Der Bruder wende sich an die, die ihn kritisieren.

Auch schade ist, dass du deine erste Antwort vor allem dafür
benutzt hast, den jungen Mann und die Threaderstellerin rund
zu machen, anstatt konstruktive Beiträge zu geben. Du hast
lediglich dargestellt wie schlecht und unvorbereitet und
pädagogisch minderbemittelt er zu sein scheint… nur hast du
nicht das „scheinen“ benutzt, sondern es festgestellt, als sei
es auf jeden Fall so. Wie du das aus der Ferne beurteilen
kannst, ist auch mir ein Rätsel.

Mir ist ein Rätsel, warum Du das schreibst. Hier meine Worte:
„Bislang scheint Deinem Bruder das pädagogische Handwerkszeug zu fehlen, zumindest im Umgang mit seinen Schülern. Wenn er Deine Haltung hat, nämlich Unfähigkeit zur Selbstkritik und schmollendes, „Die anderen sind SChuld, ich bin ja sooo anspruchsvoll“, sollte er die Finger vom Lehrerberuf lassen und sein Wissen weiter bei Familientreffen verbreiten.“
Also, ich habe „scheint“ benutzt und in anderem Fall einen Bedingungssatz benutzt.

Auch Referendare sind Menschen, auch sie haben Probleme und es
ist doch selbstverständlich, dass sich ein Bruder dann mal bei
seiner Schwester ausweint.

Wenn das jetzt unser Arguementationsniveau ist: Auch ich bin ein Mensch!

Was bitte ist für dich so schlimm daran, dass diese Familie
noch intakt genug zu sein scheint, dass die Geschwister sich
austauschen und auch die Schwester sich Gedanken macht?
Dein Post liest sich teilweise schon wie ein Angriff auf die
Threaderstellerin, weil sie es gewagt hat, sich als Schwester
(!) Gedanken über ihren Bruder (!) zu machen, pfui deivel.

ZUm wiederholten Male: Dem Bruder ist mE nicht geholfen, wenn er Kritik nicht dort zu lösen sucht, wo sie herkommt. Die lustig gemeinten Ausführungen der Schwester schienen auch mir nicht konstruktiv, ich verbiete ihr nicht, sich Gedanken zu machen, aber sie muss ja nicht erwarten, wenn sie sie hier hineinstellt, dass Sie für deren INhalt ungeteiltes Lob erhält.

So liest es sich zumindest, vielleicht hast du es ja auch
nicht so gemeint.

Natürlich machen Anfänger Fehler, das ist doch logisch, aber
um aus Fehlern zu lernen ist manchmal auch Hilfestellung
nötig. Nicht jeder ist zum Genie geboren und findet ganz
alleine plötzlich die richtige (!) Lösung für ein Problem.
Manchmal braucht man Hilfe um ein Problem zu lösen.
Dass sie für ihn hier fragt, finde ich in keinster Weise
verwerflich.

ich auch nicht und (warum muss ich das Ausgangsposting anders lesen, aber meines wird offensichtlich nicht gelesen) habe das Konstruktivste geäußert, was es gibt: Frag die Seminarleiter!
Oder sollen wir hier jetzt kluge Tipps geben, auf die Schilderung der SChwester hin, und Bruder rennt damit zum Seminarleiter, der vielleicht etwas ganz anderes gemeint hat?

Ich bezweifle dass sie ihren Bruder für perfekt hält, das
würde ein Ausmaß an Dummheit vorraussetzen, dass sich sicher
nicht in dieses Forum verirrt. Aber ich denke sie wollte
deutlich machen, dass er sich *Mühe* gibt mit den
Vorbereitungen. Das ist schonmal einiges Wert, er muss jetzt
nur lernen, diese Mühe in die richtigen Bahnen zu lenken.
Dafür braucht er, wie es scheint, Hilfe, ihn dann einfach mit
„Du bist unfähig!“ in den Boden zu trampeln ist sicherlich
nicht der richtige Weg. Sowas ist auch keine Konstruktive
Kritik sondern ein Flame.

Ok, aber wende Dich damit an den, der das geschrieben hat!

Vor allem wenn dann manche Dinge aufkommen, die Wunderlich
sind.
Nach einigen Fehlern im Seminar wurde mir bsplw. nahegelegt,
dass mein Unterricht zu frontal und zu straff sei. Das lag
daran, dass ich Minute für Minute plante und mir wurde gesagt,
dass es besser sei, einige grobe Themen zu haben und einen
Plan, aber im Bezug auf Minuten flexibel zu bleiben.
Wenn er dann aber wie weiter unten gesagt, entsprechende
Blätter ausfüllen muss, in der er Minute für Minute angeben
muss, ist das ja das genaue Gegenteil.

Und wieder: Wie sollte jemand hier dem Bruder helfen können???

Sorry, aber hier liegt jetzt genau das vor, was mich tatsächlich gewaltig stört: Mein Posting passt jemanden nicht (ok, damit lebe ich und wie gesagt, mein Verständnis für die Ausgangsposterin hält sich in Grenzen, die ich ja auch deutlich gemacht wird) und dann bin ich jetzt die Böse (bei anderen nicht empathisch genug) und werde dann noch für das Ausbleiben von Worten geziehen, die ich definitiv benutzt habe?!

Grüße
Taju

Hallo!

Ich will aber zugestehen, dass ich recht ungeduldig auf die
Ausgangspoterin reagiert habe.

Okay, akzeptiert.

Ach, wirklich? Also bitte, nur sind Demonstrationsexperimente
kein Frontalunterricht.

Was sind sie denn dann? Gruppenarbeit, Partnerarbeit oder Einzelarbeit?

Das Wort „Frontalunterricht“ bezeichnet eine Sozialform. Aus dem Wort kann man nichts über die Qualität des Unterrichts, den Inhalt oder die verwendeten Medien ableiten, sondern nur die Tatsache, dass der Lehrer im Mittelpunkt steht und mit der Klasse als ganzes kommuniziert.

Ein Experiment ist keine Sozialform. Es ist eigentlich auch kein Medium (auch wenn es in manchen Fällen so verwendet werden kann). Viel eher ist es Unterrichtsgegenstand (also Inhalt). Ein Experiment kann im Frontalunterricht (als Demonstrationsexperiment) oder als Schülerexperiment in einer Gruppen-, Partner- oder Einzelarbeitsphase stattfinden. (Manche Experimente können jedoch z. B. aus Sicherheitsgründen nicht im Schülerexperiment durchgeführt werden, weshalb ein Teil des naturwissenschaftlichen Unterrichts zwangsläufig in Form von Frontalunterricht stattfinden muss).

Was Du schreibst, hört sich so an, als würdest Du das Wort Frontalunterricht synonym für einen autoritären, theorielastigen, abwechslungsarmen Unterricht über die Köpfe der Schüler hinweg verwendenden.

Es befremdet mich etwas, dass Du einerseits Unterrichtsbesuche machst und die angeblich mangelnden fachdidaktischen Fähigkeiten des Referendars hier bemängelst, und dass Du andererseits anscheinend selbst Schwierigkeiten mit der korrekten Verwendung didaktischer Grundbegriffe hast.

Mit Verlaub: Wenn man Leute im Unterricht besucht, sollte man
auch über eine gehörige Portion Empathie verfügen.

Soll das jetzt (wie bei den anderen beiden) meine
Qualifikation angreifen? Sei versichert, dass ich über alle
Qualifikationen verfüge, die notwendig sind, andererleuts
Unterricht zu beurteilen.

Du bist ja nicht hier in diesem Forum, um die Qualität des Unterrichts dieses Referendars zu beurteilen. Das kann und soll keiner von uns. Es geht darum, dass man sich mal mit den Sorgen seiner Schwester auseinandersetzt. Und wenn ich sie recht verstanden habe, ging es ihr einfach um die Frage: Ist es normal, dass das Ref meinen Bruder so dermaßen belastet? Was kann man dagegen tun?

Meine Antwort ist so ungefähr: „Es ist jedenfalls nicht ungewöhnlich.“ Und dann habe ich ihr bzw. ihm ein paar Tipps gegeben.

Deine Antwort hörte sich leider so an wie „Selber schuld.“

Vor allem weiß ich ganz sicherlich, wie schwer Referendariat
u.Co. sind.

Aber Du hast es nicht in der Rolle des Referendars erlebt.

Aber nicht Empathie ist von mir gefragt, sondern
ein klarer Blick für die Fähigkeiten des Einzelnen und für die
Frage, wie vorliegende Mängel verbessert werden können.

Von welcher Rolle sprichst Du jetzt? Von derjenigen, die Unterrichtsbesuche erledigt, oder von derjenigen, die hier bei w-w-w postet?

Und das schlimmste ist dabei jemand,
der zur Selbstkritik unfähig ist, und genau die Argumentation
der Schwester (UNterricht ist so anspruchsvoll, das geht nur
über Vortrag) habe ich wohl einmal zu oft gehört.

Erstens: Ist dieses Argument ganz falsch? Natürlich ist es besser, wenn ein Schüler selbst auf eine tolle Idee kommt. Aber sollen Schüler jetzt plötzlich allesamt auf Gedanken kommen, für die es noch vor weniger als 100 Jahren den Nobelpreis gab?

Zweitens: Wenn Referendare diese Argumente so häufig bringen, könnte man sich auch einmal fragen, warum das so ist. Da kann Empathie durchaus nicht schaden, auch in Deinem Job nicht…

Michael

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Hallo,

Ach, wirklich? Also bitte, nur sind Demonstrationsexperimente
kein Frontalunterricht.

Was sind sie denn dann? Gruppenarbeit, Partnerarbeit oder
Einzelarbeit?

Grundsätzlich sei angemerkt, dass die Diskussion, als was denn nun ein Demonstrationsexperiment anzusehen ist, anseits unseres Ausgangspost ist - denn weder die Seminarleiter noch ich haben ja verlangt, gefährliche Experimente durchzuführen.
Chemie ist nicht mein Fach und ich besuche (nicht beruteile) Chemieunterricht nur, wenn einer der von mir betreuten Lehrer auch Chemielehrer ist (meistens sind es Biolehrer, wenn es in die NatWiss hineingeht). Nur weil das Demonstrationsexperimentin der Sozialform „Frontalunterricht“ durchgeführt ist, gilt das ja nun nicht für die ganze Stunde - wie sieht es aus mit Erarbeitung des Experiments und dessen Interpretation/Weiterführung?
Aber wie gesagt, es geht ja nicht darum, dass irgendwer gefordert hat, dass ein Lehrer unverantwortlich handeln soll.

Das Wort „Frontalunterricht“ bezeichnet eine Sozialform. Aus
dem Wort kann man nichts über die Qualität des Unterrichts,
den Inhalt oder die verwendeten Medien ableiten, sondern nur
die Tatsache, dass der Lehrer im Mittelpunkt steht und mit der
Klasse als ganzes kommuniziert.

Es sei noch einmal daran erinnert, dass doch der Bruder offensichtlich für ein zuviel an Frontalunterricht kritisiert worden ist…

Was Du schreibst, hört sich so an, als würdest Du das Wort
Frontalunterricht synonym für einen autoritären,
theorielastigen, abwechslungsarmen Unterricht über die Köpfe
der Schüler hinweg verwendenden.

Wenn dem Referendar vorgehalten wird, er stelle zu geschlossene Fragen, dann ist das idR ein Hinweis darauf, dass sein Unterrciht „zu“ frontal ist, er sich also zu ausschließlich dieser Sozailform bedient.

Es befremdet mich etwas, dass Du einerseits Unterrichtsbesuche
machst und die angeblich mangelnden fachdidaktischen
Fähigkeiten des Referendars hier bemängelst, und dass Du
andererseits anscheinend selbst Schwierigkeiten mit der
korrekten Verwendung didaktischer Grundbegriffe hast.

Sorry, das Beispiel mit gefährlichen Experimenten kam von Dir. Und woran soll denn der Referendar eigentlich Deiner Ansicht nach arbeiten, aus welchen BEreich stammen denn Deine Vorschläge, wenn nicht aus dem fachdidaktischen?
Das Ganze ist bald genauso absurd wie Kate, die mir vorwirftr, Vokabeln nicht benutzt zu haben, die ich benutzt habe!

Du bist ja nicht hier in diesem Forum, um die Qualität des
Unterrichts dieses Referendars zu beurteilen. Das kann und
soll keiner von uns. Es geht darum, dass man sich mal mit den
Sorgen seiner Schwester auseinandersetzt. Und wenn ich sie
recht verstanden habe, ging es ihr einfach um die Frage: Ist
es normal, dass das Ref meinen Bruder so dermaßen belastet?
Was kann man dagegen tun?

Die Ausgangsposterin schien mE schon ein Urteil gefällt zu haben:; Der Bruder ist „anspruchsvoll“ und die Seminarleiter wollen unsinniges wie Mind Maps - eine polemische (sie nannte es witzig) Ansicht, die genauso ist, wie wenn Du meine Kritik am Frontalunterricht als eine Aufforderung zu gefährlichen Experimenten in Schülerhand interpretieren willst.
Ihre AUseinandersetzung in allen Ehren - aber warum darf man in dem von ihr geschilderten Fall nicht, gerade weil man die Sicht der Seminarleiter kennt, mit Vehemenz auf (zumindest die Gefahr) der Naivität der Schwester hinweisen.
Du bist Lehrer, kennst Du nicht die Arumentation „Aber zuhause weiß Fritchen alles“ oder aber „Er hat sich aber doch soviel Mühe gegeben“. Es geht hier um einen erwachsenen Mann, der unterrichten will. Will die Schester ihm helfen, hilft es doch wohl kaum, wenn Sie sagt: Du machst alles richtig, die Seminarleiter alles falsch???

Deine Antwort hörte sich leider so an wie „Selber schuld.“

Wie KAte muss ich Dich bitten, zu lesen, was ich geschrieben habe. Denn wenn auch mit härteren Worten als Du habe ich lediglich darauf hingewiesen, dass wohl pädagogsicher Nachholbedarf besteht. Ich habe auch von typsciehn Anfängerfehlern geschrieben (was heißt eigentlich für Dich „typisch“) und sprachlich („Noch nicht“) eben deutlich gemacht, dass ich eben kein endgültiges Urteil gefällt habe.
Die HAtlung der Ausgangsposterin (er gibt sich Mühe / er ist so anspruchsvoll) halte ich für wenig hilfreich, dabei bleibe ich.

Vor allem weiß ich ganz sicherlich, wie schwer Referendariat
u.Co. sind.

Aber Du hast es nicht in der Rolle des Referendars erlebt.

Sorry, aber das nervt: Nicht nur die Rolle der Referndarin habe ich erlebt, sondern dazu noch eine zweijährige Ausbildung in Hochschuldidaktik und seit 4 Jahren diesbezügliche Supervision. An meinem Unterricht meckert man also immer noch rum… Das finde ich auch nicht immer lustig, aber angesichts der sich rasant ändernden Studienanforderungen (BA/MA), der Einführung von immer mehr Fernstudien, unabdingbar, um ein intellektuelles Niveau zu halten.

Aber nicht Empathie ist von mir gefragt, sondern
ein klarer Blick für die Fähigkeiten des Einzelnen und für die
Frage, wie vorliegende Mängel verbessert werden können.

Von welcher Rolle sprichst Du jetzt? Von derjenigen, die
Unterrichtsbesuche erledigt, oder von derjenigen, die hier bei
w-w-w postet?

Mangelnde Empathie, so habe ich es verstanden, wurde mir vorgeworfen in Bezug auf Unterrichtsbesuche. „Empathie“ heißt für mich übrigens auch nicht, immer schön kuschelig alles toll finden zu müssen.

Zweitens: Wenn Referendare diese Argumente so häufig bringen,
könnte man sich auch einmal fragen, warum das so ist. Da kann
Empathie durchaus nicht schaden, auch in Deinem Job nicht…

Nein, es gibt Argumente, mit denen muss ich mich nicht auseinandersetzen. So kann ich z.B. auf das Argument „Ich habe mir aber so viel Mühe gegeben“ nicht eingehen, jedenfalls nicht bei der Benotung einer Stunde. Motivationsnoten kann ein Lehrer geben, aber ich sicherlich nicht.
Ich versuche, zu Verbesserungen zu motivieren, positive Ansätze zu finden. Aber ich kann kaum verantworten (auch wenn ich es vielleicht gerne täte), dass man nur Lehrer wird, weil man sich Mühe gibt…
Grüße
Taju

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Streitet Euch nicht :wink:
Hallo,

Da habe ich ja einen ganz schönen Wirbel ausgelöst - fast komme ich mir vor wie der grüngesichtige Tullus Destructivus aus Asterix, in dessen Umgebung immer Streit ausbrach!

Mal zu meiner Motivation: Ich habe Informatik studiert und arbeite in der freien Wirtschaft. Mit der Schule selbst habe ich seit meiner eigenen Schulzeit nichts mehr zu tun (und bin auch ganz froh darüber).

Als mein „kleiner“ Bruder mir gestern von seinem Referendariat erzählt hat, war ich etwas ungläubig-erstaunt: es schien mir unfassbar, dass man als Lehrer die Schüler auf alles selbst kommen lassen soll, insbesondere in Fächern wie Mathematik und Chemie.

Chemie hatte ich selbst in der Schule sehr wenig, aber unseren Mathematikunterricht habe ich sehr guter Erinnerung. Allerdings hatten wir in meiner Erinnerung tatsächlich sehr viele Lehrervorträge (die ich völlig ok fand) und dann wieder sehr viele Übungsstunden (die aber so gesehen auch lehrerzentriert waren). Dass man Schüler von selbst auf z.B. den Euklidischen Höhensatz oder die pq-Formel zum Lösen quadratischer Gleichungen kommen lässt und später auf die vollständige Induktion oder die partielle Integration ist mir schlicht unvorstellbar.

Mein Posting hatte (im Nachhinein gesehen) 2 Gründe: 1. habe ich meinem Bruder wohl nicht ganz geglaubt und wollte von Fachleuten hören, ob das wirklich so stimmt (kann ja auch sein, dass er mit gegenüber übertreibt). 2. dachte ich, wenn ich hier schon eine Userid habe, kann ich gleich mal sehen,ob ich für ihn hilfreiche Antworten bekomme. (Er kennt dieses Forum auch, wie offenbar fast alle Lehrer, schreibt aber nicht selbst darin.)

Die Antwort von taju, die gleich beginnt mit

Dein kleiner Bruder sollte sich ganz dringend einmal mit Fachdidaktik und Lernpsychologie beschäftigen. Sorry, aber frontal den Schülern was erzählen kann jeder (…)

fand ich daneben, aber die anderen Antworten waren sehr hilfreich.

Die Frage, ob Schüler wirklich auf alles von selbst kommen sollen, scheint mir nach diesen Antworten allerdings differenzierter. Dies scheint das Ideal zu sein,um das man sich bemüht, aber Ideale sind vielleicht nicht immer zum Erreichen da …

Taju, dass mein Bruder die Stunden lange vorbereitet, war keine Rechtfertigung, sondern eher das Gegenteil: obwohl er sie so lange vorbereitet, wird offenbar nichts Rechtes draus. Dies ist sogar das, was ihm in 1. Linie Sorgen macht. Wenn Du mein Posting nochmal liest, wirst Du sehen, dass dies eine Reaktion auf einen Vorwurf des Seminarleiters war, er hätte die Stunde nicht genügend vorbereitet. Er hat sich dann auch dem Seminarleiter gegenüber nicht getraut, darauf zu bestehen, dass er sie doch sehr akribisch vorbereitet hatte (war vielleicht auch besser so.) Mir gegenüber hat er aber gesagt, dass er sie sehr wohl sehr lange vorbereitet hat und ich habe dies einfach hier so wiedergegeben.

Ich weiss nicht, was Dich daran stört, wenn ich sage, dass sein Problem vermutlich das zu hohe Niveau ist. Es ist doch logisch, dass das von-selbst-drauf-kommen lasssen immer schwieriger wird, je mehr Stoff man sich vornimmt. Bisher hatte mein Bruder wohl gedacht, er wird besser beurteilt, wenn er fachlich viel bringt, aber nach seinen Erzählungen scheint mir das Gegenteil der Fall zu sein. Wieso beleidigt das die Seminarleiter? Sie sollen ihn ja nun vermutlich auch eher didaktisch als fachlich beurteilen. Die nächste Lehrprobe hat er bei den Kleinen und will die Dreiecke einführen. Ursprünglich hatte er gedacht, dass er ihnen dann auch gleich zeigt, dass sich die Höhen in der Mitte treffen und dass man dann einen kreis darum ziehen kann, der dann widerum die Ecken trifft, aber er denkt jetzt auch, dass das dann vermutlich wieder schief geht und lässt sie wohl eher erstmal Dreiecke aus Weihnachtspapier ausschneiden und an die Pinnwand kleben.

Wie auch immer, streitet Euch nicht! Mich interessiert einfach dieses Thema, vermutlich wegen meines Bruders, aber auch, weil es ein gewisses Erstaunen bei mir auslöst. Mein Bruder liest hier wie gesagt mit und ist dankbar für alle konstruktiven Hinweise, die ja auch schon zahlreich waren!

Ach ja: die Seminarleiter zu fragen ist selbstverständlich, er hat sowieso nach jeder Vorführstunde ein ausführliches Gespräch. Aber wie gesagt, gewisse Dinge traut er sich dort eben auch nicht zu fragen oder zuzugeben. Dass es vielen Referendaren so geht, ist jedenfalls gut zu wissen.

Mit vielen Grüssen,

Walkuerax

Hallo!

Die Diskussion mit den Demonstrationsexperimenten habe ich angezettelt, um Dir klar zu machen, dass eine kategorische Ablehnung von Frontalunterricht absurd ist. Ich bezog mich dabei auf diese Deine Äußerung:

„Der Eindruck ist sicherlich falsch. Aber wer Frontalunterricht für adäquat hält, braucht sich natürlich nicht mit so etwas überflüssigen wie Fachdidaktik zu beschäftigen.“

In den folgenden Postings habe ich dargelegt, dass es zum Frontalunterricht teilweise keine Alternative gibt. Ich dachte, das wäre klar geworden.

Stattdessen hattest Du behauptet, Demonstrationsexperimente seien gar kein Frontalunterricht. Das ist natürlich falsch. Sie sind selbstverständlich Frontalunterricht, frontaler geht es ja gar nicht. Aber jetzt frage ich mich, ob Du Dich mit Deiner Kritik vielleicht etwas weit aus dem Fenster gelehnt hast, wenn Du offensichtlich gar nicht weißt, was man unter Frontalunterricht genau versteht.

Statt Deinen Fauxpas zuzugeben, weichst Du aus:

Nur weil das
Demonstrationsexperimentin der Sozialform „Frontalunterricht“
durchgeführt ist, gilt das ja nun nicht für die ganze Stunde -
wie sieht es aus mit Erarbeitung des Experiments und dessen
Interpretation/Weiterführung?

Damit hast Du natürlich vollkommen recht, was allerdings nichts an der grundsätzlichen Bedeutung des Frontalunterrichts ändert.

Vermutlich hältst Du mich jetzt für besserwisserisch, kleinlich, arrogant, … etc. Weißt Du was: Das habe ich durchaus beabsichtigt. Ein Referendar hat zwei Jahre lang fast ausschlißlich mit Menschen zu tun, die genau das tun, was ich jetzt mit Dir gemacht habe: Jedes Wort wird einem im Mund rumgedreht. Man wird argumentativ in die Enge getrieben, so dass man nicht mehr weiß, wie man raus kommt. Man fängt an, Argumente zu finden, von denen man weiß, dass es eigentlich nur Ausflüchte sind. Die permanente Beobachtung und Kritik nagt gewaltig am Ego. Man fängt an, gut gemeinte Ratschläge persönlich zu nehmen, zweifelt an sich selbst, usw.

So geht es zwar nicht allen Referendaren, aber verdammt vielen. (Und zwar deutlich mehr, als es aufgrund ihrer Begabung sein müssten). Das war das Thema dieses Threads, und nicht die Referendarsschelte (egal ob angebracht oder nicht).

Und woran soll denn der Referendar eigentlich Deiner Ansicht
nach arbeiten, aus welchen BEreich stammen denn Deine
Vorschläge, wenn nicht aus dem fachdidaktischen?

So, nun sind wir endlich wieder beim Thema. Bevor ich zu meinen Vorschlägen komme, möchte ich Deine noch einmal wiederholen:

_„Dein kleiner Bruder sollte sich ganz dringend einmal mit Fachdidaktik und Lernpsychologie beschäftigen.“

„Dein Bruder sollte vielleicht dringendst Hilfe beim Seminarleiter oder beim Mentor in der SChule suchen.“

„… sollte er die Finger vom Lehrerberuf lassen und sein Wissen weiter bei Familientreffen verbreiten.“_

Das sind alle Ratschläge die Du in Deinem ersten Posting gebracht hast. Alle. Du kannst gerne noch einmal suchen, Du wirst keine weiteren finden.

Stattdessen bewertest und kritisierst Du das Verhalten des Lehrers mit folgenden Äußerungen:

_„Sorry, aber frontal den Schülern was erzählen kann jeder“

„Tatsächlich scheint der Lehrer sich in diesem Fall dann nicht ausreichend mit den Voraussetzungen bei den SChülern beschäftigt zu haben.“

„Offensichtich ist Dein Bruder (oder Deine Vorstellung) weit davon entfernt, einen wirklich anspruchsvollen Unterricht geben zu wollen“

„… sondern auch zukünftige Lehrer offensichtlich sich in die Nische intellektueller Uneinsichtigkeit begeben.“

„Deine unernste Aussage zeugt von Unkennntis pädagogischer Anforderungen“

„Bislang scheint Deinem Bruder das pädagogische Handwerkszeug zu fehlen, zumindest im Umgang mit seinen Schülern.“

„Wenn er Deine Haltung hat, nämlich Unfähigkeit zur Selbstkritik und schmollendes, „Die anderen sind SChuld, ich bin ja sooo anspruchsvoll“,…“_

Und das sagst Du über einen Menschen, den Du gar nicht kennst. Möchtest Du, dass die Lehrer, die Du ausbildest und prüfst so mit ihren Schülern umgehen?

Kurz zu meinen Tipps. Da ging es durchaus nicht nur um (Fach-)Didaktik (Wie bereite ich eine Stunde vor?), sondern auch um Vorbilder, Selbstschutz (Distanz, Freiräume, …), Laufbahn (Will ich tatsächlich Lehrer werden?), ganz allgemeine Dinge (Freunde)

Vor allem weiß ich ganz sicherlich, wie schwer Referendariat
u.Co. sind.

Aber Du hast es nicht in der Rolle des Referendars erlebt.

Sorry, aber das nervt: Nicht nur die Rolle der Referndarin
habe ich erlebt, sondern dazu noch eine zweijährige Ausbildung
in Hochschuldidaktik und seit 4 Jahren diesbezügliche
Supervision.

Sorry, da hatte ich mich verlesen. Ich meinte, Du hättest gesagt, dass Du kein Referendariat gemacht hättest.

Nein, es gibt Argumente, mit denen muss ich mich nicht
auseinandersetzen. So kann ich z.B. auf das Argument „Ich habe
mir aber so viel Mühe gegeben“ nicht eingehen, jedenfalls
nicht bei der Benotung einer Stunde Und da finde ich es
Motivationsnoten kann ein
Lehrer geben, aber ich sicherlich nicht.

(Ich gebe übrigens auch keine Motivationsnoten). Es ging hier ja um nicht um die Benotung, sondern um die Beratung. Und bei der Beratung ist es schon wichtig zu wissen, ob sich ein Referendar bemüht hat, und warum die Mühe vielleicht trotzdem erfolglos war.

Michael

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Korrektur
Hallo,

Mein Bruder hat mich korrigiert:

  • Es sind nicht die Höhen eines Dreiecks, die sich in der Mitte treffen, sondern die Mittelsenkrechten.

  • Er wird natürlich nicht nur Dreiecke ausschneiden lassen in der nächsten Vorführstunde, sondern sich auch noch etwas Interessanteres dazu überlegen. Aber nicht zuviel auf einmal.

Mit vielen Grüssen, Walkuerax