Hallo!
Die Diskussion mit den Demonstrationsexperimenten habe ich angezettelt, um Dir klar zu machen, dass eine kategorische Ablehnung von Frontalunterricht absurd ist. Ich bezog mich dabei auf diese Deine Äußerung:
„Der Eindruck ist sicherlich falsch. Aber wer Frontalunterricht für adäquat hält, braucht sich natürlich nicht mit so etwas überflüssigen wie Fachdidaktik zu beschäftigen.“
In den folgenden Postings habe ich dargelegt, dass es zum Frontalunterricht teilweise keine Alternative gibt. Ich dachte, das wäre klar geworden.
Stattdessen hattest Du behauptet, Demonstrationsexperimente seien gar kein Frontalunterricht. Das ist natürlich falsch. Sie sind selbstverständlich Frontalunterricht, frontaler geht es ja gar nicht. Aber jetzt frage ich mich, ob Du Dich mit Deiner Kritik vielleicht etwas weit aus dem Fenster gelehnt hast, wenn Du offensichtlich gar nicht weißt, was man unter Frontalunterricht genau versteht.
Statt Deinen Fauxpas zuzugeben, weichst Du aus:
Nur weil das
Demonstrationsexperimentin der Sozialform „Frontalunterricht“
durchgeführt ist, gilt das ja nun nicht für die ganze Stunde -
wie sieht es aus mit Erarbeitung des Experiments und dessen
Interpretation/Weiterführung?
Damit hast Du natürlich vollkommen recht, was allerdings nichts an der grundsätzlichen Bedeutung des Frontalunterrichts ändert.
Vermutlich hältst Du mich jetzt für besserwisserisch, kleinlich, arrogant, … etc. Weißt Du was: Das habe ich durchaus beabsichtigt. Ein Referendar hat zwei Jahre lang fast ausschlißlich mit Menschen zu tun, die genau das tun, was ich jetzt mit Dir gemacht habe: Jedes Wort wird einem im Mund rumgedreht. Man wird argumentativ in die Enge getrieben, so dass man nicht mehr weiß, wie man raus kommt. Man fängt an, Argumente zu finden, von denen man weiß, dass es eigentlich nur Ausflüchte sind. Die permanente Beobachtung und Kritik nagt gewaltig am Ego. Man fängt an, gut gemeinte Ratschläge persönlich zu nehmen, zweifelt an sich selbst, usw.
So geht es zwar nicht allen Referendaren, aber verdammt vielen. (Und zwar deutlich mehr, als es aufgrund ihrer Begabung sein müssten). Das war das Thema dieses Threads, und nicht die Referendarsschelte (egal ob angebracht oder nicht).
Und woran soll denn der Referendar eigentlich Deiner Ansicht
nach arbeiten, aus welchen BEreich stammen denn Deine
Vorschläge, wenn nicht aus dem fachdidaktischen?
So, nun sind wir endlich wieder beim Thema. Bevor ich zu meinen Vorschlägen komme, möchte ich Deine noch einmal wiederholen:
_„Dein kleiner Bruder sollte sich ganz dringend einmal mit Fachdidaktik und Lernpsychologie beschäftigen.“
„Dein Bruder sollte vielleicht dringendst Hilfe beim Seminarleiter oder beim Mentor in der SChule suchen.“
„… sollte er die Finger vom Lehrerberuf lassen und sein Wissen weiter bei Familientreffen verbreiten.“_
Das sind alle Ratschläge die Du in Deinem ersten Posting gebracht hast. Alle. Du kannst gerne noch einmal suchen, Du wirst keine weiteren finden.
Stattdessen bewertest und kritisierst Du das Verhalten des Lehrers mit folgenden Äußerungen:
_„Sorry, aber frontal den Schülern was erzählen kann jeder“
„Tatsächlich scheint der Lehrer sich in diesem Fall dann nicht ausreichend mit den Voraussetzungen bei den SChülern beschäftigt zu haben.“
„Offensichtich ist Dein Bruder (oder Deine Vorstellung) weit davon entfernt, einen wirklich anspruchsvollen Unterricht geben zu wollen“
„… sondern auch zukünftige Lehrer offensichtlich sich in die Nische intellektueller Uneinsichtigkeit begeben.“
„Deine unernste Aussage zeugt von Unkennntis pädagogischer Anforderungen“
„Bislang scheint Deinem Bruder das pädagogische Handwerkszeug zu fehlen, zumindest im Umgang mit seinen Schülern.“
„Wenn er Deine Haltung hat, nämlich Unfähigkeit zur Selbstkritik und schmollendes, „Die anderen sind SChuld, ich bin ja sooo anspruchsvoll“,…“_
Und das sagst Du über einen Menschen, den Du gar nicht kennst. Möchtest Du, dass die Lehrer, die Du ausbildest und prüfst so mit ihren Schülern umgehen?
Kurz zu meinen Tipps. Da ging es durchaus nicht nur um (Fach-)Didaktik (Wie bereite ich eine Stunde vor?), sondern auch um Vorbilder, Selbstschutz (Distanz, Freiräume, …), Laufbahn (Will ich tatsächlich Lehrer werden?), ganz allgemeine Dinge (Freunde)
Vor allem weiß ich ganz sicherlich, wie schwer Referendariat
u.Co. sind.
Aber Du hast es nicht in der Rolle des Referendars erlebt.
Sorry, aber das nervt: Nicht nur die Rolle der Referndarin
habe ich erlebt, sondern dazu noch eine zweijährige Ausbildung
in Hochschuldidaktik und seit 4 Jahren diesbezügliche
Supervision.
Sorry, da hatte ich mich verlesen. Ich meinte, Du hättest gesagt, dass Du kein Referendariat gemacht hättest.
Nein, es gibt Argumente, mit denen muss ich mich nicht
auseinandersetzen. So kann ich z.B. auf das Argument „Ich habe
mir aber so viel Mühe gegeben“ nicht eingehen, jedenfalls
nicht bei der Benotung einer Stunde Und da finde ich es
Motivationsnoten kann ein
Lehrer geben, aber ich sicherlich nicht.
(Ich gebe übrigens auch keine Motivationsnoten). Es ging hier ja um nicht um die Benotung, sondern um die Beratung. Und bei der Beratung ist es schon wichtig zu wissen, ob sich ein Referendar bemüht hat, und warum die Mühe vielleicht trotzdem erfolglos war.
Michael