schonwieder Reformen?
Hallo Christina,
zunächst mal möchte ich meinen Vorrednern schonmal weitestgehend zustimmen. So, wie es momentan ist, ist es gleichzeitig in Ordnung, wie auch nicht in Ordnung. Eine Veranlassung zu grundlegenden Reformen sehe ich aber dabei nicht.
Vorausschicken möchte ich, daß ich den Zivildienst für eine
hervorragende Einrichtung halte, deren Ausbau der Allgemein
nützen würde. Darum meine Reformvorschäge:
Wenn man es so sieht, so ist auch der Wehrdienst eine super Einrichtung, die der Allgemeinheit nützt. Die Menschen, die noch den Zweiten Weltkrieg miterlebten, können uns sicherlich einiges über Krieg und Frieden lehren. Z. B. gab es da mal den Spruch:
Gott und Soldat ehret man
In Zeiten der Not, und wirklich nur dann.
Ist kein’ Not, die Zeiten gewandelt
Wird Gott bald vergessen; Soldat schlecht behandelt.
Ich bin der Meinung, man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben.
- Kein Mann sollte zu einem Militärdienst gezwungen werden.
Eine Verweigerung nur aus Gewissensgründen halte ich für
inakzeptabel. Die jungen Männer sollten aus freien Stücken
selbst entscheiden können, ob sie lieber Wehr- oder
Zivildienst leisten möchten.
Diese Lösung kann es nicht geben, weil es keine Lösung ist. Hätten junge Männer die freie Wahl, dann würden beide „Institutionen“ zu einem Wettbewerb auflaufen und die Dienstattraktivität in die Höhe jagen. Soziale Einrichtungen können diesen Wettbewerb nicht gewinnen.
- Die Zivildienstdauer (und die des Wehrdienstes
entsprechend) sollte auf zwei Jahre erhöht werden. Dabei
sollten drei Arbeitstage pro Woche zu acht Stunden angesetzt
werden.
Das ist im Falle der Bundeswehr nicht erreichbar, da es Lagen geben kann, die einen immer pünktlichen Dienstschluss nicht zulassen. Meine tägliche Dienstzeit beträgt z. B. fast kontinuierlich 10-11 Stunden. Davon wird aber nur ein Teil ausgeglichen. Im Sozialwesen wird dies nicht anders sein. Auch dort kann ein Zivi seinen Schützling im Rollstuhl nicht einfach auf dem Parkplatz abstellen und dies mit seinem verdienten Feierabend begründen.
- Die Zivis sollten nicht mehr bezahlt werden. Die anderen
beiden Werktage können sie nutzen, sich einen Nebenjob zu
suchen. Das Geld, was sich dort verdienen läßt, entspricht dem
vieler Auszubildenen und Studenten, reicht also zum Leben. Auf
Wunsch des Mannes kann die Wochenarbeitszeit auch auf zwei
Tage gekürzt, die Gesamtzivildienstzeit dann aber entsprechend
erhöht werden.
Damit wären wir beim Faktor der Attraktivität. Wer will noch Zivildienst machen, wenn er dafür keinen Cent bekommt, sich sogar noch einen Extrajob suchen muss, obgleich er ansonsten tagtäglich acht Stunden ackern muss.
- Niemand sollte vom Pflichtdienst befreit werden, nur weil
z.B. bereits zwei Brüder gedient haben.
Das könnte man unterschreiben.
Ich schlage aber vor,
daß in der Abschlußklasse der Beste seines Jahrgangs aus
seiner Pflicht entlassen wird.
Bitte bedenke, zu welchen Mitteln gegriffen würde, um der Beste der Abschlussstufe zu werden. Ich weiss nicht, ob dies sinnvoll ist. Ausserdem durchaus zuviel Verwaltungsaufwand, wenn ein Betrug vorliegt. Was willst Du im Falle eines Betruges maches?
- Wer als Mann keinen Dienst leistet, bezahlt dafür eine
Wehrsteuer, die aber auch zur Förderung des Zivildienstes
eingesetzt wird. Diese Forderung ist nicht neu, wurde aber
bisher noch nie umgesetzt.
Nein. Entweder leisten alle einen Pflichtdienst, oder niemand. Möchtest Du, dass wir in eine Gesellschaft hineinrutschen, in denen sich previlegierte von bestimmten, unbeliebten Pflichten einfach mit einem Griff in die Portokasse freikaufen können? Das wäre ein Rücksprung ins Mittelalter, als sich die Wohlhabenden per Ablassbrief von ihren Sünden freikaufen konnten.
- Die Gruppenmusterung sollte wieder eingeführt werden. In
anderen Ländern, selbst in Europa, ist das üblich. Zur
Entlastung der Bürokratie könnte z.B. immer ein
Abschlußjahrgang in der Turnhalle der entsprechenden Schule
gemustert werden. Damit nicht jemand bei der entsprechenden
Station nackt ist, während andere angezogen sind, sollte die
Musterung generell in der Nacktheit der Männer durchgeführt
werden. Das war früher üblich, und keinen hat es gestört.
Damit nicht jemand bei der entsprechenden Station nackt ist…sollen alle nackt sein??? (hääää?) Dann fordere doch lieber, dass alle nackt sein sollen, damit nicht jemand an der entsprechenden Station angezogen ist.
Aber das könnte Dir so passen, was? Und Du bist dann die Musterungsärztin? Okay. Nein, mal ernsthaft. Zu einer Musterung gehört heute weitaus mehr, als lediglich ein Blick in den Hintern und ein Griff an die Testikel + „bitte einmal husten“.
Zu einer Musterungsuntersuchung gehört z. B. die Auswertung von zivilen Gutachten, teilweise eine Blutuntersuchung, EKG’s, ein Hörtest in einer schalldichten Kabine, ein Lungenfunktionstest, teilweise werden die Gemusterten in ein Bundeswehrkrankenhaus zu einer Zusatzuntersuchung geschickt. Die Musterung beinhaltet auch psychologische Tests (kann ich dem Mann überhaupt mit einer Waffe losschicken?). Stimmt, früher war das anders. Früher wurde aber auch Kanonenfutter gesucht, nach dem Motto: Herkommen, haben sie noch 'nen Finger für den Abzug übrig? Ja? Alles klar, Hammer weglegen, hier haste deinen Schiessstock und jetzt sieh zu, dass du los ballerst. Wenn du selbst abgeknallt wirst, rollste dich gefälligst schnell noch zur Seite, damit deine Kameraden nicht stolpern.
- Neben Sozialdienstleistern und Umweltschutzprojekten
sollten auch Frauenrechtsorganisationen durch Zivis
unterstützt werden, außerdem allerziehende Mütter,
Studentinnen und so weiter.
Ja…soweit kommt es noch. Damit Alice Schwarzer auch mal 'nen Mann aus der Nähe sieht und eben nicht nur Alfred Biolek zeigt, wie man feminin kocht. Sorry, aber darauf kann es keine ernsthafte Antwort geben. Das wäre ja so, als wenn Soldaten demnächst Gutscheine für regionale Freudenhäuser fordern würden.
Gruss
Barkley