Hallo,
Da muss ich mal kurz reinschalten oder du musst mehr Bücher
über den Buddhismus lesen (wissenschaftliche Bücher!)
Je tiefer man in eine spezifische Richtung geht, desto leichter verliert man den Überblick.
Wenn du die Kriterien zur
Definition von Religion (Kult…), die Kate angeführt hat,
betrachtest, dann fällt Buddhismus nicht darunter.
- Es gibt mehr als genug kultische Handlungen im Buddhismus,
z.B. die Meditation (alleine oder in Gruppen), die Rezitation
der Sutren u.ä.
Zur Erreichung von sportlichen Erfolgen muss man auch „rituelle“ Übungen praktizieren und wiederholen, alleine oder in der Gruppe.
[der vermeintlich ironische Unterton trügt ein wenig, du gehst von anderen Voraussetzungen aus als ich, s. unten]
- Auch der Buddhismus hat Paradigmen und Dogmen, frei und
unverpflichtend ist da gar nichts, wenn du ihn dir mal genauer
ansiehst.
Buddhas Lehre setzt nicht mehr als die Ausschöpfung eigener Möglichkeiten voraus. Ob man dies tut oder nicht und welches Ziel man auf Grundlage eigener Voraussetzungen erreichen kann und will, bleibt jedem selbst überlassen. Dogmen schaffst bzw. siehst du mehr als ursprünglich vorgesehen. Wie alle von dir erwähnten verschiedenen Schulen und Ausrichtungen, die Buddhismus zu einer Religion scheinbar erheben.
- Bedingungen gibt es für den Eintritt nicht, wohl aber
Verpflichtungen in der Ausübung. Du kannst auch aus
Buddhistischen Gemeinschaften ausgeschlossen werden.
Spätestens wenn die Mönche ihre Schalen umdrehen wenn du
vorbei kommst, bist du voll am A… und gesellschaftlich unten
Durch.
Du erinnerst dich an deinen ersten Artikel?
Ein Kult kann vieles sein, daher gibt es auch immer wieder die Diskussion darüber ob Fußball eine Religion ist.
Daher ergänzt Riesebrodt, dass all diese Eigenschaften eines Kultes dann einem religiösen Kult angehören, wenn diese Handlungen zur Interaktion mit Höheren Mächten dienen.
Und genau hier schreibst du, dass Kult eine notwendige Voraussetzung für eine Religion ist. Im Umkehrschluss ist aber nicht jeder Kult eine Religion.
Ursprünglich dient meines Wissens Buddhas Lehre nicht der Interaktion mit höheren Mächten (Vier edle Wahrheiten). Sie befasst sich mit dem Menschen und ist eindeutig der Philosophie zuzuordnen. Selbstverständlich wird sie auch aus der Sicht von Religionswissenschaftlern diskutiert, aber wohl nur, weil sich die Lehre im Laufe der Zeit zur „Religion“ nach unserem Verständnis etabliert hat.
Es ist halt eine uralte Streitfrage die vor allem auf dem
eurozentrischen Verständnis von Religion besteht, die
grundsätzlich einen (!) Hauptgott zu haben hat.
Hätte Buddha zu seiner Zeit seine Lehre als Religion aus dem heutigen Verständnis des Begriffs als Religion vorgesehen oder betrachtet? Ich meine eher nicht.
Manche Leute sind ebenfalls zu blöd um zu verstehen dass
Philosophie und Religion eng verwandt sind
Philosophie: Da denke ich z.B. an die Philosophen seit den alten Griechen bis in unsere heutige Zeit, und die verschiedenen Gebiete der Philosophie. In unserer „eurozentrischen“ Welt. Und z.B. an Buddha oder alte chinesische Philosophie als Denkrichtung in der östlichen Welt. Religion hat hier weniger, dort deutlich mehr philosophische Hintergründe und Inhalte.
Philosophie und Religion war in Indien immer eins, in China wurden
Philosophien immer zu Religionen ausgebaut
So unsere Bezeichnung und Begrifflichkeit Religion auf Grundlage unserer „eurozentrischen“ Denkweise auf diese Kulturen angewendet. Wird diese Art des wissenschaftlichen Denkens der Klassifizierung und Beschreibung dortiger Verhältnisse gerecht? Gibt es im östlichen Raum überhaupt einen eindeutigen Begriff für „Religion“, und Trennung zu einer Begrifflichkeit Philosophie? So wie bei uns?
Ich meine, Buddhismus ist so nicht einzuordnen. Religionswissenschaftler mögen dies tun, Philosophen eher weniger.
und da sind wir tatsächlich wieder bei der modernen Esoterik,
welche du anders definierst als ich oder vielleicht: Moderne Esoterik ist für uns beide nicht das Thema.
eben weil Buddhismus hier immer noch kein Massenphänomen ist,
sondern sich als „unbegründbar“ und „total anders“ von der
vorherrschenden Religionskultur abhebt und „hermetisch“ wirkt.
und lediglich deine Projektion deiner „Religionskultur“ auf Buddhismus darstellt.
Buddha hat kein geheime Lehre, sondern eine Lehre des Geheimen
entwickelt. Die weit verbreitete Definition, dass Esoterik nur
einem bestimmten Personenkreis zugänglich sein darf, trifft
für den Buddhismus allerdings nicht zu.
Stimmt so nicht ganz, die wahren Lehren sind durchaus nur
einem kleinen Teil zugänglich, die wahre Erkenntnis noch viel
wenigeren, und tatsächlich ist es so dass nur ein Bruchteil
der buddhistischen Anhänger überhaupt eine Chance auf das
versprochene Heil hat.
Das hatte ich ganz oben versucht zu erklären. Das hat nichts mit „Auserwählt-sein“ zu tun, sondern liegt in der Hand eines jeden einzelnen.
Das sind nur ein paar kurze Anmerkungen um den Thread nicht
völlig entgleisen zu lassen. Aber man sollte zwischen
Buddhismus und (Chan-) Buddhismus in der westlichen Esoterik
einen großen Unterschied machen
Back to the roots.
Du denkst, kategorisierst, zerlegst aus unserer wissenschaftlicher Perspektive. Ich möchte jetzt nicht urteilen, wer von uns beiden näher an Buddhas Lehre ist. Du, die unsere wissenschaftlichen Bücher zuhauf über Buddhismus und Strömungen aus religionswissenschaftlicher Sicht gelesen hat. Oder ich, der versucht, die Gedanken und praktischen Aspekte versucht zu verstehen, und teilweise ins Leben zu integrieren.
Franz