Hi
Es geht hier um Wissen, das „Wissenschaft“ in „Religionswissenschaft“ ist da vielleicht ein Hinweis drauf.
Außerdem wirst du ein Genitiv-s in „Religion s wissenschaft“ bemerken, das heißt: Es geht hier um die Wissenschaft der Religionen.
Das bedeutet, es geht um Forschungen _über_ Religion. Einer der wichtigsten Punkte der Religionswissenschaft ist, dass wir Religionen von der _Außenperspektive_ betrachten. Wir können uns um die _Innenperspektive_ kümmern indem wir Leute befragen oder innerreligiöse Ansichten vergleichen u.ä. aber wir dürfen nicht selbst diese Stellung einnehmen und etwas religiöses als Wahr deklarieren, das ist einfach _unwissenschaftlich_.
Ein Religionswissenschaftler kann auch eine Religion haben, er darf nur andere Religionen nicht aus dieser Perspektive beurteilen, sondern aus der menschenmöglichst neutralen Position des Forschers.
Eine Religion liefert kein wahres Wissen. Sie liefert nur dann „Wissen“ wenn man bereits ins Glaubenssystem eingestiegen ist. Wenn du z.B. Christ bist, dann glaubst du an ein Leben nach dem Tod und die Bibel sagt dir, wie du dieses Leben erlangen kannst. Du „weißt“ dann also den Weg zum Leben nach dem Tod, aber du „weißt“ es nur, weil du daran _glaubst_. Somit _glaubst_ du nur zu wissen, wie du ein Leben nach dem Tod erhälst. Für jemanden der nicht Christ ist, gilt dies aber nicht, für diesen gilt entweder, dass es das gar nicht gibt, von dem du sprichst, oder er glaubt etwas ganz anderes zu „wissen“.
Und so ähnlich ist es auch mit den Veden: Die Christen (Juden, Moslems) haben einen Kanon und der ist mehr oder weniger abgeschlossen. Die Veden gehören da nicht rein, sie gehören primär in den „Kanon“(umstrittenes Wort) der vedischen Religion (die ausgestorben ist) und darunter auch zum Kanon der Hindu-Religionen, von denen es unzählige gibt, v.a. gehören sie zum indischen Kulturerbe.
Sie basieren auf ganz anderen Voraussetzungen, das siehst du schon allein daran, dass die Veden von einem Polytheismus ausgehen- es gibt viele Götter. Für die Bibel der Christen gilt dies nicht, es gibt nur einen (wahren) Gott. Das ist miteinander aus christlicher Sicht unvereinbar. Für einen religiös ungebunden Chinesen z.B. wäre das kein Problem, der sagt „Gott ist Gott“ und hat kein Problem damit morgens dem Küchengott zu opfern, nachmittags in einen buddhistischen Tempel zu gehen und abends in die Kirche, wenn er es gerade für nötig hält. Allerdings würde ein Chinese aus christlicher Sicht nicht den christlichen Glauben korrekt ausführen, weil er mehr als einen Gott hat und sich an diverse Gebote nicht hält etc.
Für Menschen, die an nichts glauben oder an etwas anderes, haben religiöse Schriften nunmal keine Autorität, das heißt, man fühlt sich nicht gemüßigt sich daran zu halten.
Überleg einmal wieviele Religionen es auf der Welt gibt. Sie alle haben Regeln. Stell dir vor du müsstest dich an jede einzelne daran halten - tja und dann? Was erreichst du dann? Denn das Ziel dieser Regeln ist bei den einen Unsterblichkeit, bei den anderen ein schönes Leben nach dem Tod, bei wieder anderen Gottwerdung, bei anderen Schlafen bis zum Paradies, bei noch anderen die absolute Erlösung, und bei wieder anderen das Auflösen/Verwehen.
Für mich z.B. hat die Bibel keine Autorität, weil ich nicht glaube, dass der christliche Gott existiert. Es ist mir aber auch egal, wenn andere glauben, er existiert. Für mich haben aber auch die Veden keine Autorität, ich glaube nicht an die Götter und Wesen dort und auf Menschenopfer steh ich auch nicht. etc. pp und so weiter.
Ich glaube aber an die humanistische Ethik und die ist für mich das „Regelwerk“ mit der ich versuche, die Welt für mich zu ordnen. Ich lehne Religion nicht grundsätzlich ab, sonst würde ich sie ja nicht erforschen wollen, aber ich will 99.9% der Religionen nunmal nicht angehören, ich habe meine eigene Lebensphilosophie. Für mich überschreiten Religionen dann Grenzen, wenn sie Menschen weh tun. Aber das ist nur meine persönliche Einstellung.
Das Forum befasst sich nicht nur mit dem Christentum, schau mal ins Archiv und du wirst zahlreiche Fragen und Antworten zu Nordamerikanern, Buddhisten, afrikanischen Religionen und und und finden.
lg
Kate