Hallo,
ich kam gerade mal in diesem Brett wegen einer anderen Frage vorbei und lese diesen Artikelbaum hier - teils mit Interesse, teils mit Abscheu.
(Ich habe nicht alles gelesen, mir sei bitte verziehen, wenn ich gerade meinen Senf dazu gebe, der schon längst geschrieben wurde)
Jeder erfolgreich resozialiserte Täter ist jemand, der keine neuen Opfer mehr produzieren wird. Zwei Möglichkeiten haben wir: Entweder jeden Verbrecher auf ewig wegsperren, oder ihn dazu bringen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Einen Kriminellen ohne jeden Versuch der Resozialisierung wieder auf dei Gesellschaft los zu lassen, kann doch keiner wollen, oder?
Ich bin auch der Meinung, dass man nicht als Verbrecher geboren wird, sondern dass oft die Umgebung beim Heranwachsen dazu führt, dass jemand kriminell wird. OK, es mag genetische Prefrenzen geben - weiß ich aber nicht.
Insofern sehe ich auch die Gesellschaft, die einen Menschen zum Kriminellen werden ließ, in der Verantwortung, diesen Fehler zu korrigieren.
Nun zum Gesichtspunkt „Rache“.
Nee, danke, will ich nicht. Also: ICH, wenn ich persönlich Opfer geworden wäre, würde sicher RACHE! Aber dann bin ich persönlich Betroffener und als solcher immer stark emotional verblendet.
Kaum geht es um Recht, Rache, Buße, Strafe, schon kommt jemand daher, der nun genau den unsachlichen, emotionalen Bezug „was würdest du machen, wenn deine Tochter / dein Sohn … worden wäre“ ins Spiel bringt.
Was würdet IHR mit dem machen, der euer Auto mit nem Schlüssel völlig zerkratzt?
Verprügeln? All seine Habseligkeiten zerstören? Oh ja, das wäre süße Rache…
Nun wechselt den Standpunkt und seht den Nachbarn dabei zu, wie er gerade euren Sohn blutig schlägt, weil der sein Auto zerkratzt hat.
Und schwupps ist das gaaaaaanz was anderes…
Wer persönliche Bezüge ins Spiel bringt, ist scheinbar an keiner sachlichen Diskussion interessiert. Schade.
Das amerikanische System „dreimal verurteilt = lebenslang“ ist Zeichen der Hilflosigkeit und Folge des wohl teils auf das „Auge um Auge“-Prinzip basierenden Systems.
Abschreckung klappt nicht in dem Maße, wie behauptet.
Ein planender Täter plant im Rahmen seiner geistigen Fähigkeiten so, dass er nicht erwischt wird. Er kalkuliert ein Bestrafung einfach nicht ein. Daher ist die höhe des drohenden Strafmaßes absolut irrelevant für ihn.
Der nicht planende Täter (Affekt, psychisch krank,…) denkt sowieso nicht an Strafe.
Ein Grundmaß der Abschreckung muss allerdings vorhanden sein, weil ohne jegliche Strafandrohung viele Delikte sicher massiv zunehmen würden - insbesondere die weniger moralisch verwerflichen. Man stelle sich vor, Steuerhinterziehung würde nicht bestraft.
Aber meint ihr, dass ein gewisser Fußballmanager ehrlich geblieben wäre, wenn das Strafmaß das doppelte gewesen wäre?