Richtig schreiben - Sinn oder Unsinn?

Hallo allerseits!

Nach einigen nicht so wirklich fruchtbaren Diskussionen um Sinn oder Unsinn einer möglichst fehlerfreien Rechtschreibung möchte ich aus diesem Forum mal ein paar Argumente schöpfen.

Mir sträuben sich regelmäßig die Nackenhaare wenn mir Wortungetüme wie „Bundstifte“, „umbedingt“, „gespühlt“ oder gar „interlektuell“ begegnen, weil diese Fehler meiner Meinung nach nicht wie oft behauptet auf Flüchtigkeit beruhen, sondern vielmehr auf Unkenntnis der eigentlichen Bedeutung des jeweiligen Wortes.

Bin ich nun etwa übertrieben pingelig, eventuell gar ein Rechtschreibfetischist, nur weil ich meine Mitmenschen gelegentlich auf diese Fehler hinweise?
Ich versuche notorische Falschschreiber immer wieder mal für orthographisch einwandfreies Schreiben zu begeistern, aber spätestens bei dem Spruch „Sprache ist dazu da um sich zu verständigen. Und wenn ich noch so falsch schreibe - jeder versteht was ich gemeint habe, also ist es doch egal.“ gehen mir die Argumente aus.

Was habt ihr dem an einleuchtenden, überzeugenden Argumenten entgegenzuhalten?

Gruß

Stefan

PS: Damit ich nicht falsch verstanden werde: Mich stört es absolut nicht, wenn jemand mal ein paar Sätze bewußt so schreibt, wie man umgangssprachlich spricht, im Gegenteil, das mache ich auch gerne mal. Es geht mir vielmehr darum, dass der nachlässige Umgang mit der Rechtschreibung scheinbar schnell zur Gewohnheit wird.

Wer nicht schreiben kann, kann nicht sprechen
Hi Stefan!

Ich kenne Dein Problem, mir geht es regelmäßig genauso. Mein Kreuz ist dabei, daß ich so gut wie alle Schreibfehler auch beim ersten Lesen finde. (Nicht ganz sicher bin ich bei der Getrenntschreibung, aber fast.) Ich kann mich teilweise gar nicht auf den Inhalt konzentrieren, wenn ich einmal angefangen habe. Weniger schlimm sind dabei Tippfehler, viel nerviger ist es, wenn eindeutige Wissenslücken auftreten (zb. „Obulus“). Wenn man das Wort nicht schreiben kann, was ja grundsätzlich nicht tragisch ist, muß man eben ein anderes verwenden.

Besonders schlimm ist es, wenn man mit Menschen im Team zusammenarbeiten muß, die die Wichtigkeit der Orthographie partout nicht einsehen wollen. Man muß dann ein gemeinsames Werk, in dem Tausende Fehler stecken, als seines ausgeben, oder den Mist von den anderen korrigieren…

Ich bin der festen Überzeugung, daß richtiges Schreiben davon zeugt, daß man die Grammatik des Satzes bzw. die Etymologie der Wörter durchschaut und nicht einfach daherredet. Wer also nicht richtig schreiben kann, hat die Satz- oder Wortlogik nicht begriffen (von krankhaften Störungen evtl. abgesehen) und kann deshalb auch nicht vernünftig und gebildet sprechen. Jemand, der weiß, was er sagt, hat keine Probleme mit „das“ und „daß“, weil er nicht das Wort „das“ sieht, sondern den dahinterstehenden Sinn „dies, welches, das“. Er würde auch nie auf die Idee kommen, „Ihr“ ständig großzuschreiben, etwa in „ich sah, wie Sie Ihr Brot aßen“, wenn eigentlich „wie sie ihr Brot aßen“ gemeint ist.

Abgesehen davon ist mangelhafte Rechtschreibung auch ein Zeichen davon, daß man wenig bzw. nur Schund liest. Deutet also auch auf mangelhafte Bildung hin.

Möglicherweise ist die Verharmlosung der richtigen Rechtschreibung darauf zurückzuführen, daß die Menschen, die sie nicht beherrschen, einfach ihre Schwäche herunterspielen wollen - ein instinktiv menschliches Verhalten, ich mache es in anderen Bereichen auch so. Aus dem umgekehrten Grund finde ich ja die Rechtschreibung so wichtig :wink:

Da leider die große Mehrheit der Menschen keine Ahnung von Rechtschreibung hat, sie ihr also auch nicht besonders wichtig ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Meistens können wir ja selbst entscheiden, wie wir schreiben wollen.

Aber ist die Rechtschreibung nun wichtig? Einerseits ist sie so wichtig wie alle anderen kulturellen Aspekte, Musik, Theater und Malerei. Sie ist einfach Teil eines perfekten Menschen. Andererseits erfüllt sie aber auch noch eine praktische Funktion: Sie macht das Lesen leichter und ist somit eine Form der Höflichkeit. Ein Kommafehler zwingt uns evtl. dazu, den Satz zweimal lesen zu müssen. Vielleicht geht es auch nur um das zehntelsekundenlange Stocken des Gehirns im Lesefluß.

Auch ist sie aus oben genannten Gründen ein schneller Indikator dafür, wie gebildet und ordentlich ein Mensch ist (praktisch bei Bewerbungsbriefen…) und wie wichtig man selbst dem Schreibenden ist. Und schließlich ist es wichtig, daß Kinder gute Rechtschreibung lernen, da sie den Menschen zwingt, sich eben mit der Satz- und Wortlogik zu beschäftigen und zu verstehen, was man warum sagt.

„Sprache ist dazu da um sich zu
verständigen. Und wenn ich noch so falsch schreibe - jeder
versteht was ich gemeint habe, also ist es doch egal.“ gehen
mir die Argumente aus.

Diese gleichen Leute sind plötzlich ganz anderer Meinung, wenn sie ihre Diplomarbeit oder Bewerbung abgeben müssen und niemanden zum Fehlerlesen haben.

Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, mich über mangelhafte Rechtschreibung anderer aufzuregen. Niemand wird es mir nehmen können, richtig zu schreiben und auch andere danach zu beurteilen, wie sie schreiben.

ciao,
erik

Hallo Stefan,

„Sprache ist dazu da um sich zu
verständigen. Und wenn ich noch so falsch schreibe - jeder
versteht was ich gemeint habe, also ist es doch egal.“

ist gerade der Knackpupnkt. Artikel, die „am Stück“ ohne Groß- und Kleinschreibung, Satzzeichen, Absätze usw. runtergeschrieben sind mag ich nicht lesen. Also lese ich sie auch nicht. Also kann ich auch nicht darauf antworten. So einfach ist das!

Gleiches gilt für Texte, bei denen ich zu jedem zweiten Wort überlegen muß, was gemeint ist.

Ein bischen individuell ist ganz lustig, aber es muß verständlich sein. Ich denke das ist sowohl das Anliegen des Schreibers wie auch des Lesers.

Ich habe absolut nichts gegen Schreibfehler, meist erschließt sich das Meiste aus dem Zusammenhang, das kann jedem mal passieren. Auch ich bin nicht perfekt und drücke mich schon mal „ungeschickt“ aus. Trotzdem kann ich dir nur zustimmen.

Gruß
Jörg

Hai :wink:, Stefan,

eene möchlischkeit were, di foljen von dit schraibn, wi man schprischt im ekschtrem voazufüan - von wegen „versteht doch jeder“. Du musst Dich ja nicht selbst hinstellen und einen Text derartig verunstalten (mir wären eben fast die Finger verknotet), es reicht ja, ein paar Texte aus der Zeit aus dem Netz zu ziehen, als sich „der Duden“ noch nicht durchgesetzt hatte…

Nur so als Argumentationshilfe

Gruß
Sibylle

Hallo Stefan,

die gewachsene und einheitliche Rechtschreibung ist Voraussetzung für eine schriftliche Verständigung, die nicht nur optimal reibungslos und schnell geht, sondern bei der die von der jeweiligen Sprache gebotenen Möglichkeiten hinsichtlich Präzision, Bedeutungsfülle und Kreativität des Ausdrucks usw. ausgeschöpft werden können.
Im Gegensatz dazu wird man einen fehlerhaften Text weniger gern, vollständig, genau und sinnentnehmend lesen. Das Argument, die eigene orthographische Sauklaue könne doch verstehen, wer sich Mühe gebe, ist hier schlicht eine Frechheit. Mühe hat sich gefälligst der Schreiber zu geben. Schließlich wird tausendfach mehr gelesen als geschrieben.

Wir haben es bei der Rechtschreibung also mit einem Mittel zur optimalen schriftlichen Verständigung zwischen Kundigen zu tun. Wir brauchten das zum Aufbau der kulturellen und wissenschaftlichen Weltgeltung Deutschlands und bräuchten es immer noch, um den Niedergang zu bremsen.
Das aber kann man nun wollen oder nicht.
Die BRD-Regierung will es nicht und bekämpft deshalb die einheitliche Rechtschreibung.

Gruß,

Wolfgang Berger

Hallo, Stefan,

Rechtschreibung hat m.E. eine Menge mit gedanklicher Organisation zu tun. Wir verwenden die Schriftsprache um unsere Gedanken auszudrücken und wenn diese Gedanken eben nicht ganz bei der Sache sind, oder wenn sie schneller fließen als die Worte, dann ist Konfusion nicht mehr sehr weit.

Besonders in einem Forum wie diesem hier sind wir durch die Technik auf den schriftlichen Ausdruck begrenzt, d.h. wir müssen möglichst alles, was wir vermitteln wollen, in Worte fassen, da wir ohne Mimik, Gestik oder Körpersprache auskommen müssen.

Das erfordert natürlich eine gewisse Beherrschung der Sprache, die uns ja als gemeinsames Mittel der Verständigung dient. Und da sie eben ein gemeinsames Verständigungsmittel sein soll,

Beispiel: Ein User in diesem Brett hat vor Kurzem versucht, seiner Originalität und Kreativität durch Vermischung von Hochsprache, Dialektbrocken, Fremdsprachen und Eigenkreationen Ausdruck zu geben. Erfolg: Kaum ein Mensch konnte seinen krausen Gedankengängen folgen, oder wenn doch, dann nur mit erheblichem geistigem und zeitlichem Aufwand. Die Konversation ist dann so wie zwischen zwei Faxgeräten, von denen eines nicht richtig eingestellt ist. Was ankommt, kann man nur mit Mühe entziffern.

Die von Dir angeführten

Wortungetüme wie „Bundstifte“, „umbedingt“, „gespühlt“ oder gar „interlektuell“

ließen sich mit einer langen Liste ergänzen.
Auch hier leidet die Verständlichkeit, denn bei jedem dieser Fehler stockt der Lesefluß, der Zusammenhang geht verloren und muß erst wieder hergestellt werden. Wenn sich das häuft, verliert der Leser die Lust, sich mit dem Inhalt des Schriftstückes zu befassen, denn, so der Schluß, wer schon so konfus schreibt, kann auch nur konfuse Gedanken haben. Unwillkürlich schließt man von der Äußerung auf den Urheber.

Zudem sagen solche Fehlleistungen einiges über den Schreiber aus: Hatte er, als er schrieb, seine Gedanken beisammen, bei der Sache? Hat er eventuell versucht, sich eines Wortschatzes zu bemächtigen, der vielleicht ein wenig über den sonst verwendeten hinausging? Hat er sein Geschreibsel noch einmal durchgelesen, ehe er es abschickte?

Nein, ich denke nicht, dass Du deswegen Rechtschreibfetischist, Krümelkacker oder Beckmesser bist. Es stört wirklich. Und jemanden auf eine solche Fehlleistung hinzuweisen ist im Rahmen gerade dieses Forums sicher angemessen. Natürlich sollte man sich nach Möglichkeit eines allzu oberlehrerhaften Eifers enthalten und nicht jeden Kommafehler, jeden offensichtlichen Tippfehler monieren, aber wir sind hier doch alle zusammen, um etwas von einander zu lernen.

Sprache und schriftlicher Ausdruck ist sicher nicht jedem gleichermaßen zueigen, fehlerlos ist keiner und Fehler zu machen ist kein Makel der Person.

Schlampiger Umgang mit dem Kommunikationsmittel Sprache ist nicht nur unhöflich, er ist auch unproduktiv und fehlerträchtig, er erschwert die Verständigung und öffnet Mißverständnissen Tor und Tür.

Besten Gruß
Eckard.

Hi Stefan,

zumindest im geschäftlichen Schriftverkehr schließe ich aus der Rechtschreibung meiner Kommunikationspartner auf deren fachliche Kompetenz oder zumindest auf deren Konzentration und Motivation zu unserem gemeinsamen Thema.

Jedoch gibt es hier Abstufungen je nach Kommunikationsform. Ein paar kleine Flüchtigkeitsfehler in einer E-Mail sind meiner Meinung nach normal, wenn Effektivität über Formalismus geht.

Bekomme ich jedoch ein Angebot über mehrere 100.000 EUR, bei dem mehrere Fehler im Text sind, dann mache ich mir doch Gedanken über die Qualität des Anbieters.

Die gleichen Maßstäbe setze ich auch für meine Texte und die meiner Mitarbeiter (worüber die sich manchmal natürlich aufregen).

Beim Chatten sieht das natürlich anders aus. Da kann man manchmal aus Zeitgründen nicht alles bis zur Perfektion ausarbeiten. Jedoch sollte man darauf achten diesen Stil nicht in die ‚normale‘ Korrespondenz zu übernehmen.

Hier im Forum versuche ich auch die Form zu wahren, was aber manchmal wegen der Uhrzeit nicht so ganz klappt :wink:

Mich stören hier aber auch die notorischen Kleinschreiber, Interpunktionsverweigerer und „Anrede und Gruß“-Vergesser, weil sie zum einen unhöflich sind und zum zweiten Texte produzieren, die schwerer lesbar sind; vor allem für Leute, die sich das Schnellesen antrainiert haben.

Ciao,

Uwe

Tatsächlich? Wie tut sie das?
Hallo Wolfgang,

Wir haben es bei der Rechtschreibung also mit einem Mittel zur
optimalen schriftlichen Verständigung zwischen Kundigen zu
tun. Wir brauchten das zum Aufbau der kulturellen und
wissenschaftlichen Weltgeltung Deutschlands und bräuchten es
immer noch, um den Niedergang zu bremsen.
Das aber kann man nun wollen oder nicht.
Die BRD-Regierung will es nicht und bekämpft deshalb die
einheitliche Rechtschreibung.

Tatsächlich? Wie tut sie das?
Die Rechtschreibreform wurde doch von einer CDU-Regierung unter Kohl durchgepaukt, oder irre ich mich?

Gruß
Uwe

Hallo Stefan,

im grunde (groß oder klein?:smile:) stimme ich Dir zu, auch ich versuche - natürlich innerhalb meiner Möglichkeiten (siehe eben) - sprachlich richtig zu schreiben.

Aber Sprache ist eben nicht nur richtig oder falsch.
Es gibt zum einen häufig mehrere Möglichkeiten, wobei ich meist nur eine kenne oder akzeptiere. Hier ist es sehr gefährlich, dem anderen einen Fehler zu unterstellen, wenn man es selber nicht besser weiß oder wissen will.
Zum anderen ist sie lebendig. Ist es ein Rechtschreibfehler, wenn ein Wort zwar aus der Bedeutung abgeleitet mit t geschrieben würde, die Mehrheit der Deutschen es aber mit d schreibt? Wohl kaum, denn Sprache entwickelt sich. Wir könnten schließlich heute kaum mehr einen Luther-Originaltext lesen, wobei er rechtgeschrieben hat und wir rechtschreiben… Ist das „thun“ der Vergangenheit richtiger oder falscher als das „tun“ der Gegenwart (und vielleicht das „tuhn“ der Zukunft)?
Zum dritten kann in der Sprache über eine bewußte Falschschreibung ein anderer Sinn entwickelt werden. Dieses Stilmittel, in Maßen und kunstvoll eingesetzt, verbessert die Kommunikation und ist eben keine wirkliche Falschschreibung.

Ich möchte hier jetzt nicht der unreflektierten Falschschreibung Tür und Tor öffnen, aber ich warne vor zu großer Prinzipientreue und einer zu konservativen (sic) Einstellung in der Sprache. Ich persönlich bin ein Fan von ph und ß, habe mich aber z.B. bei dass und Telefon schon überzeugen lassen…

Grüße
Jürgen

MOD zu: Richtig schreiben - Sinn oder Unsinn?
Lieber Stefan und liebe Diskutanten,

das ist ein sehr seriöser, gelassener und anregender Meinungsaustausch, wie ich ihn zu diesem Thema selten hörte bzw. las.

Ich fände es schade, wenn diese Stellungnahmen nach dem Verfallsdatum von Artikeln bei WWW in den Orkus des Internetzes verschwänden.

Darum schlage ich vor und bitte um euer Einverständnis dazu, aus diesen Stellungnahmen eine FAQ erstellen zu dürfen, so etwa mit dem Titel:
WWW-Forums-Mitglieder zur Rechtschreibung im Allgemeinen und im Netz im Besonderen

Wenn einer sich ausschließen möchte, möge er mir das kund tun; ansonsten handle ich nach dem Grundsatz: Qui tacet, consentire videtur.

Beste Grüße und Dank für diese hervorragende Mitarbeit an unserem Brett und an der deutschen Sprache.

Fritz MOD
Ich hoffe, auch im Sinnen von Kubi zu sprechen.

Hallo Erik!

Kreuz ist dabei, daß ich so gut wie alle Schreibfehler auch
beim ersten Lesen finde.

*Grins* Geht mir genauso.

(Nicht ganz sicher bin ich bei der
Getrenntschreibung, aber fast.)

Wobei mich diese Fehler eigentlich gar nicht so sehr stören, da z.B. fahrradfahren und Fahrrad fahren von der Bedeutung her identisch ist.
Buntstifte sind dagegen etwas ganz anderes als Bundstifte *) oder gar ein Bund Stifte.

*) ugs.: Auszubildende Soldaten :wink:

Weniger schlimm sind dabei Tippfehler, viel nerviger ist
es, wenn eindeutige Wissenslücken auftreten (zb. „Obulus“).

Genauso empfinde ich auch, aber jetzt kommt ja die eigentlich interessante Frage: Warum stören wir beide uns denn so an diesen Wissenslücken? Auch wenn uns jemand um einen Obulus bittet (statt um einen Obolus), so wissen wir doch, dass er nur unser Bestes will.

Ich vermute, bei mir ist diese orthografische Schmerzempfindlichkeit gleich in doppelter Hinsicht beruflich bedingt:
Zum einen arbeite ich in einem Chemieunternehmen, zum anderen ist meine Arbeit oft mit Computerprogrammierung verbunden.
So ein Computer meckert dann natürlich gleich los, wenn man sich bei der Programmierung einen Fehler leistet. Auf diese Weise wird man also schon mal zu fehlerfreiem Schreiben erzogen.
Viel dramatischer wird es allerdings, wenn wir uns der Laborarbeit zuwenden. Ein Tippfehler kann da im harmlosesten Fall noch amüsant sein, wenn statt einer Urinprobe eine Uranprobe untersucht werden soll. Wirklich gefährlich wird es dagegen, wenn jemand aus Nachlässigkeit z.B. Natriumchlorid statt Natriumchlorit auf eine Chemikalienflasche schreibt. Dieser eine (dazu noch phonetisch ähnliche) Buchstabe kann namlich darüber entscheiden, ob der Laborant dann am Abend im Bett oder im Leichenschauhaus liegt.

Was spricht aber nun für alle die Menschen die weder im Chemielabor arbeiten noch Computer programmieren dafür, mit der Rechtschreibung nicht zu schluderig umzugehen?

Besonders schlimm ist es, wenn man mit Menschen im Team
zusammenarbeiten muß, die die Wichtigkeit der Orthographie
partout nicht einsehen wollen. Man muß dann ein gemeinsames
Werk, in dem Tausende Fehler stecken, als seines ausgeben,
oder den Mist von den anderen korrigieren…

Auch dieses Szenario habe ich in nicht allzuferner Vergangenheit selbst erlebt. Es war in Teamarbeit (insg. etwa 30 Personen) ein Bewerbungsratgeber zu erstellen. Ich habe mich dann am Ende bereit erklärt, die Teildokumente (insg. 20 Seiten) zusammenzuführen und ein einheitliches Layout zu erstellen - damals noch in der Annahme, dass dieser Job in ca. 2 bis 3 Stunden erledigt wäre. Über drei volle Arbeitstage habe ich gebraucht. Die Rechtschreibfehler waren da noch das harmloseste. Richtig zeitaufwändig war das Neuformulieren von Sätzen bei denen Anfang und Ende nicht zusammenpassten, sowie das Neuformatieren von Texten in denen Einrückungen und selbst Tabellen mit Hilfe von Leerzeichen (!) erstellt wurden (anstelle von Tabstopps und Texttabellen). Richtig nett sind auch so „U-Boote“ wie Leerzeichen vor Satzzeichen oder zwischen Klammer, Anführungszeichen etc. und eingeschlossenem Text…
Eigentlich hätte ich gewisse Personen dabei ja gerne auflaufen lassen, aber was tut man nicht alles, wenn die eigene Note davon abhängt.

Wie kann man seine Mitmenschen also zu etwas mehr Sorgfalt beim Schreiben motivieren, auch wenn es vielleicht gerade „nur für die Schule“ ist.

Ich bin der festen Überzeugung, daß richtiges Schreiben davon
zeugt, daß man die Grammatik des Satzes bzw. die Etymologie
der Wörter durchschaut und nicht einfach daherredet.

Dito. Hilft mir aber nicht weiter, da die Falschschreiber diesem Gedanken meistens nicht folgen können.

Wer nicht richtig schreiben kann […],
kann deshalb auch nicht vernünftig und gebildet sprechen.

Erstens will das kein Falschschreiber einsehen, zweitens ist er danach auch noch beleidigt. Wie bringt man also notorischen Orthografie-Ignoranten einfühlsam und überzeugend bei, dass sich ein sorgfältiger Schreibstil doch irgendwann mal auszahlt.

Abgesehen davon ist mangelhafte Rechtschreibung auch ein
Zeichen davon, daß man wenig bzw. nur Schund liest. Deutet
also auch auf mangelhafte Bildung hin.

Ja-jein. Gegenüber Personen, bei denen nach meiner Einschätzung „Hopfen und Malz“ veroren ist, habe ich eh ein ziemlich dickes Fell: Die Fehler stören mich dann nicht mehr, weil mich das Geschriebene an sich erst gar nicht interessiert.

Was mich stört ist, dass sich ein nachlässiger Schreibstil auch bei (vermeintlich ?) gebildeten Menschen immer weiter ausbreitet.

Ein Abiturient, der Latein lernt, der künstlerisch begabt und naturwissenschaftlich mehr als nur interessiert ist, der - wenn auch nicht hellauf begesitert - Goethe liest kann doch nicht wirklich so mangelhaft gebildet sein, und so wenig bzw. nur Schund lesen, dass er dann auf seiner Webseite die dicksten Dinger ‚reinhaut. Das heißt, es juckt mich ja gar nicht, dass Menschen Fehler machen, es ist die Gleichgültigkeit gegenüber den Fehlern, die mich stört.
Ich verstehe es einfach nicht, wieso da einfach nur ein „Ja und?“ zurück kommt, wenn man den Fehler doch im Handumdrehen korrigieren könnte. Gerade das ist doch das Schöne bei elektronischen Dokumenten, dass man Fehler so leicht korrigieren kann, ohne etwa gleich eine ganze Seite noch mal neu schreiben zu müssen.
Auf den Denkanstoß, dass eventuell ja auch mal der zukünftige Arbeitgeber auf die besagte Webseite schauen könnte kam dann die unwiderlegbare Antwort: „Hmm, glaub ich nicht. Außerdem steht doch eh nicht mein Realname drauf.“ Nach diesem Spruch mußt‘ ich dann erstmal 'n Schnaps trinken.

Möglicherweise ist die Verharmlosung der richtigen
Rechtschreibung darauf zurückzuführen, daß die Menschen, die
sie nicht beherrschen, einfach ihre Schwäche herunterspielen
wollen - ein instinktiv menschliches Verhalten, ich mache es
in anderen Bereichen auch so.

An dieser Stelle könnten wir jetzt über Ursache und Wirkung philosophieren. Warum beherrschen denn viele Leute die Rechtschreibung nicht? Weil sie ihnen gleichgültig ist. Aber an diesem Punkt beißt sich die Katze wohl in den eigenen Schwanz - nämlich weil die Leute die Rechtschreibung nicht beherrschen und mit der Gleichgültigkeit ihre Schwäche herunterspielen wollen.
Aber wie bringt man so jemanden dazu, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?

[…]

Meistens können wir ja selbst entscheiden, wie wir schreiben
wollen.

Jaja, solange bis die Rechtschreibung angepaßt wird, weil viele die ursprünglich korrekte Schreibweise nicht beherrschten. :wink:

Aber ist die Rechtschreibung nun wichtig? Einerseits ist sie
so wichtig wie alle anderen kulturellen Aspekte, Musik,
Theater und Malerei.

Ja, das kann man so sehen. Einen notorischen „Bequemlichkeitsfalschschreiber“ wird man damit wahrscheinlich nicht überzeugen können.

Sie ist einfach Teil eines perfekten
Menschen.

*Grins* Im Geiste höre ich schon die Antwort: „Ich bin mir gut genug“. Das mag jetzt zwar sehr pessimistisch klingen, würde sich aber absolut mit meinen bisherigen Erfahrungen decken.

Andererseits erfüllt sie aber auch noch eine
praktische Funktion: Sie macht das Lesen leichter und ist
somit eine Form der Höflichkeit. Ein Kommafehler zwingt uns
evtl. dazu, den Satz zweimal lesen zu müssen. Vielleicht geht
es auch nur um das zehntelsekundenlange Stocken des Gehirns im
Lesefluß.

Der wahre Könner liest doch souverän über solche Fehler hinweg.

Und schließlich ist es wichtig,
daß Kinder gute Rechtschreibung lernen, da sie den Menschen
zwingt, sich eben mit der Satz- und Wortlogik zu beschäftigen
und zu verstehen, was man warum sagt.

Hmm, der Nachahmungseffekt, da könnte man vielleicht ein gutes, einsichtiges Argument draus machen. Trifft ja auch nicht nur auf Kinder, sondern auch auf Erwachsene zu und hat im täglichen Leben einige Parallelen. (Bei rot über die Ampel / Unterwegs Abfälle in die Botanik werfen)

„Sprache ist dazu da um sich zu
verständigen. Und wenn ich noch so falsch schreibe - jeder
versteht was ich gemeint habe, also ist es doch egal.“ gehen
mir die Argumente aus.

Diese gleichen Leute sind plötzlich ganz anderer Meinung, wenn
sie ihre Diplomarbeit oder Bewerbung abgeben müssen und
niemanden zum Fehlerlesen haben.

Wieso? Wenn’s drauf ankommt hat Word doch 'ne Rechtschreibprüfung! :wink:

Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, mich über mangelhafte
Rechtschreibung anderer aufzuregen. Niemand wird es mir nehmen
können, richtig zu schreiben und auch andere danach zu
beurteilen, wie sie schreiben.

An sich gar richtig. Aber wenn einem doch etwas an der falsch schreibenden Person liegt? Also doof sterben möcht ich meine Mitmenschen ja auch nicht lassen…

Sehen wir einfach mal weiter… irgendwie muss sich doch eine schlüssige, überzeugende Argumentationskette finden lassen, um jemanden zu einem sorgfältigeren Umgang mit der Sprache zu bringen.

Gruß

Stefan

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Lesen kostet Zeit
Hi Stefan,

deshalb sollte es nicht unnötig erschwert werden. Wenn wir uns schriftlich etwas mitteilen, dann geht es meist um die Sache, und zumindest mir liegt daran, das Geschriebene möglichst mühelos zu erfassen. Falsche Schreibung ist nicht das Einzige, was den Lesefluss ins Stolpern bringt, aber doch das Erste. Darum empfinde ich Rechtschreibung als Entgegenkommen, Höflichkeit, meinetwegen auch als Service oder als Vorleistung, die der Schreiber erbringt - in der Hoffnung, dass seine Mühe vergolten wird (wie man in den Wald hineinruft …).

Gruß Ralf

Golossalingua
Liebe Froinde der Sprache, hallo, Fritz, Stefan, Uwe, Wolfgang, Eckard, Sibylle, Jörg, erik uns Drambeldier, ws bin ich gemeint mit:
„Beispiel: Ein User in diesem Brett hat vor Kurzem versucht, seiner Originalität und Kreativität durch Vermischung von Hochsprache, Dialektbrocken, Fremdsprachen und Eigenkreationen Ausdruck zu geben. Erfolg: Kaum ein Mensch konnte seinen krausen Gedankengängen folgen, oder wenn doch, dann nur mit erheblichem geistigem und zeitlichem Aufwand. Die Konversation ist dann so wie zwischen zwei Faxgeräten, von denen eines nicht richtig eingestellt ist. Was ankommt, kann man nur mit Mühe entziffern.“

Wer ist „man“? Ich bin auf der Suche nach immer noch geistreichen Zeitgenossen, für die „Sprache“ genauso wie mir nicht nur „Kommunikations-“ sondern vor allem Ausdrucksmittel, also auch eine „Kunstform“ ist. Für die also auch eine „einfache und übersichtliche Sprache“ nicht die komplizierte Welt plötzlich handlich, verständlich und einfach macht. Die diejenigen links liegen lassen, die meinen, haben sie nur die Sprache „verstanden“, so haben sie auch „Verstand“, und den Sinn erfaßt.
Ich versuche auch durch meine frei- oder unfreiwillig-spontanen Wort- und Lautkreationen noch verborgene Zusammenhänge und Querverbindungen parent werden zu lassen.
Zum Beispiel arbeite ich gerade an der Vorbereitung eines „bookletters“ namens „Froscholler“ (was sowohl: „Forsch, Oller“ als auch „Oller Frosch“ bedeutet) hs zur Mathematik.
Erste Nummer ws. zur Zahlentheorie, speziell „Zetafunktion“ mit dem Titel: „Et Zetera“. Soll natürlich auch die Phantasie anregen, dieser Titel.
Wo landen wir, nach Orwell´s „1984“, wenn alle denken, man könnnte Texte wirklich ohne eigene Kreativität verstehen?
Ohne den eigenen Kopf anzustrengen.
Auf jeden Fall haben wir dann (zum Glück?) überhaupt keine forschen Bibler mehr und sind der Werbung nicht nur aussem Bush ganz hilflos ausgeliefert.
All die, die sich immer entrüstet haben über meinen „unverständlichen Kauderwelsch“, erwarten vergebens, daß ich mir einem Duktus unterziehe, den „jeder verstehen kann“, sogar alle Arten von Faschisten.
Freiheit, Kreativität, und Phantasie „verstehen“ eben Squares nicht.
Okay, nur wer eine Sprache in allen Feinheiten wirklich beherrscht, kann mit ihr auch erst richtich kunstvoll spielen; aber das muß auch nicht übergetrieben werden. Dies Prinzip, meinich.
Manche meinen ja, sie könnten ein Lied schon singen, wenn sie nur den Text verstehen. Oder einen Text verstehen, wenn sie ihn nur singen könnten. Okay, aber das ist nur eine Voraussetzung, der Anfang!
So doitliche Worte habe ich schon lange nicht mehr gesprochen. Das letztemal gegenüber meinen Kollegen Lehrerinnen, vor 20 Jahren.
Aber zur verteidigung unserer Rechte greift man eben doch auch zum allerletzten Mittel!

Herzliche Grüße, moin, manni.

1 Like

Hallo zusammen!

Als ich den Thread gestern gelesen hab (da standen noch keine Antworten drunter), hab ich mich gefreut, daß es offenbar noch mehr Menschen gibt, die auch ab und an genervt sind, wenn ihnen gerade im Internet völlig willenlose Rechtschreibung begegnet…
Ich halte mich nicht für fehlerfrei, aber ich bemühe mich immerhin (Dinge wie „mihc“ statt „mich“ in Emails und Foren passieren mir auch…).
Ich bin auch durchaus bereit, zwischen echten Flüchtigkeitsfehlern und anderen zu differenzieren, außerdem schraube ich bei mal eben nebenbei getippten Mails meine Ansprüche schon runter, aber ich gebe durchaus zu, daß ich niemals ein Bewerbungsschreiben mit Rechtschreibfehlern abschicken möchte…
Und ich finde es gruselig, wenn mich im Chat jemand anschnackt und in einem unvollständigen Satz aus vier Wörtern acht Fehler schreibt… Mein Mann sammelt schon die kuriosesten Yahoo-Profile, manche sind echt göttlich!

Scherz beiseite: Auch ich denke nicht, daß Rechtschreibung ein überflüssiges Wasauchimmer ist, sondern ein durchaus hilfreiches Mittel zur Verständigung - weshalb ich auch weiterhin Kommata in meine Sätze packe. (Manchmal sind sie aber auch mit Kommata ein bißchen zu lang :wink: )…

Besonders schrecklich finde ich geschäftliche Briefe mit Schreibfehlern - vor allem dann wenn es Fehler sind, die jedes Rechtschreibprogramm gefunden hätte - da frag ich mich auch jedesmal, wie kompetent mein Gesprächspartner ist…

Aber offensichtlich ist das mit dem Richtig-Schreiben heute keine Tugend und „bewundernswerte“ Fähigkeit mehr… Von daher schließe ich mich einem der Poster hier an - ich werde niemanden auf seine fehlerhafte Rechtschreibung aufmerksam machen, behalte mir aber weiterhin das Recht vor, einigermaßen korrekt zu schreiben und meine Gegenüber auch ein wenig (natürlich nicht nur) nach ihrer Rechtschreibung zu beurteilen…

LG
Kari

P.S. Das war jetzt bloß eine lose Gedankensammlung… Die meisten Argumente sind ja ohnehin schon genannt worden!

Hallo Fritz,

Darum schlage ich vor und bitte um euer Einverständnis dazu,
aus diesen Stellungnahmen eine FAQ erstellen zu dürfen, so
etwa mit dem Titel:
WWW-Forums-Mitglieder zur Rechtschreibung im Allgemeinen
und im Netz im Besonderen

Steht das nicht alles schon im Leitfaden der Nettiquette?
Wenn sich die User daran halten würden, soweit sie das können, gäbe es sicherlich keinen weiteren Handlungsbedarf.

Außerdem gibts natürlich immer Leute, die die Rechtschreibung nicht so beherrschen, wie es vielleicht sein sollte (Ausländer, Mnschen mit vorhandenen Bildungslücken, Legastheniker usw.). Damit sich diese Gruppe von Menschen nicht minderwertig fühlt oder aus Angst vor Fehlern von vornherein das Posten unterläßt, sollte man meiner Meinung nach mit solchen Empfehlungen sparsam umgehen.
Ich erinnere mich an ein Posting eines deutschlernenden Ausländers, welches wegen seiner Rechtschreib- und Grammatikfehler ziemlich heftig zerrupft wurde. Der schreibt vielleicht nie wieder.
Das Beste ist vielleicht, mit gutem Beispiel voranzugehen, und zwar von den Usern, die die deutsche Rechtschreibung bis aufs i-Tüpfelchen beherrschen (ich gehöre sicherlich nicht dazu).
Wie unsicher sich viele Menschen bei der Anwendung der Regeln fühlen, zeigen ja gerade die vielen Anfragen in diesem Brett.
Sie sollten ohne drohendem Zeigefinger der Experten und vorurteilsfrei ihre Fragen weiterhin ungezwungen stellen dürfen.
Und Leute, die vorsätzlich die Sprache vergewaltigen, werden das sicherlich auch weiterhin tun.

Meint
Roland

2 Like

Hallo Fritz!

[…]

Darum schlage ich vor und bitte um euer Einverständnis dazu,
aus diesen Stellungnahmen eine FAQ erstellen zu dürfen,

Meine Zustimmung hast du!

Gruß

Stefan

Hallo allerseits!

Hallo, Heribert :wink:

Über Sprache als Verständigungsmittel haben sich schon einige meiner Vorposter qualifiziert geäußert. Einen Aspekt meine ich noch hinzufügen zu können :

Die modernen Kommunikationswege öffnen der „husch-husch“- Schreiberei alle Türen. Kurz einen Absatz hingesaut, klick und weg. Genau so arbeiten - nach meinem persönlichen Eindruck - inzwischen aber auch Zeitungen und Buchverlage, mit dem Ergebnis, dass selbst die veröffentlichte Sprache inzwischen vor Fehlern strotzt. Das sind dann nicht mehr nur orthographische, sondern teilweise sinnentstellende grammatische Fehler. Und es ist auch kein Korrektor mehr da, der verhindert, dass diese Buchstabensuppe als Manna an die Menschheit verteilt wird. Damit hat der/die/das Bürger/in/um auch keine Chance mehr, seine sprachlichen Defizite durch intensives Lesen zu korrigieren; im Gegentum, Fehler werden eingeschliffen und antrainiert.

Hinzu kommen die hirnwütigen Hybriden, hauptsächlich aus Englisch/Deutsch, bei denen die Schreibweise sowieso völlig egal ist (ein Wort, das es nicht gibt, kann ich ja schreiben sollen, wie ich wollen glauben muss). Eine Rechtschreibreform war demzufolge nicht notwendig; die Sprache wird schon durch die Schnelligkeit und Schluderigkeit hinreichend verschliffen - bis zur Unkenntlichkeit.

Gruß kw

Hallo Jörg!

ist gerade der Knackpupnkt. Artikel, die „am Stück“ ohne Groß-
und Kleinschreibung, Satzzeichen, Absätze usw.

[…]

Gleiches gilt für Texte, bei denen ich zu jedem zweiten Wort
überlegen muß, was gemeint ist.

OK, ich glaube da sind wir uns alle einig, dass jeder so seine persönliche Schmerzgrenze hat, ab der er einen Text dann nicht mehr weiterliest - das ist bei mir in der Tat genauso.

Worauf ich hinaus möchte, sind die Fehler, die ansonsten recht gescheiten Menschen unterlaufen, und die nicht durch Flüchtigkeit, Buchstabendreher, aus-Versehen-zwei-Tasten-gleichzeitig-erwischt oder Ähnliches erklärt werden können, sondern vielmehr auf Unkenntnis der Bedeutung des Wortes oder auch auf Bequemlichkeit und Ignoranz beruhen.

Wenn jetzt nun jemand meint, dass diese Fehler vielleicht durch Legasthenie bedingt sein könnten - was ja eventuell auch nicht ganz unplausibel ist - dann möchte ich (rein aus dem Bauch heraus) dagegenhalten, dass mir dafür zuviele Leute solche Fehler machen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es so viele Legastheniker geben könnte. (Lasse mich da aber durchaus eines Besseren belehren)

Noch zwei typische Beispiele für Fehler die mich wirklich stören: Im Labor steht auf dem Kolben mit der _standardisierten_ Maßlösung groß und unübersehbar das Wort „Standart“
Oder in einem anderen Labor ist eine Schublade mit dem Wort „Urgläser“ beschriftet. Staunend und vom Forscherdrang gepackt öffne ich vorsichtig die Schublade und finde - na was wohl? Uhrgläser - kleine, flache, runde Glasschälchen, die ihren Namen von dem gewölbten Glas haben, welches Zeiger und Zifferblatt einer Uhr schützt. Dies ist auch gerade wieder ein schönes Beispiel dafür, dass dem Schreiber der Sinn des Wortes wohl gar nicht so recht bekannt war.

Ich hoffe damit jetzt auch folgende bereits angeführte Fehlerursachen eindeutig ausgeklammert zu haben

Ein bischen individuell ist ganz lustig, […]

und

[…] das kann jedem mal
passieren. Auch ich bin nicht perfekt und drücke mich schon
mal „ungeschickt“ aus.

Das war jetzt sicherlich ein wenig kompliziert ausgedrückt, aber ich hoffe, die Diskussion dadurch auf’s (für mich?) Wesentliche zu reduzieren.

Gruß

Stefan

Mangelnde Einsicht - symptomatisch

Sehen wir einfach mal weiter… irgendwie muss sich doch eine
schlüssige, überzeugende Argumentationskette finden lassen, um
jemanden zu einem sorgfältigeren Umgang mit der Sprache zu
bringen.

Hallo Stefan,

ich unterschreibe jedes einzelne deiner Worte!

Aber ich kann leider auch kein Patentrezept dazu beitragen, wie wir Rechtschreibignoranten dazu bewegen könnten, sorgfältiger mit unserer Muttersprache umzugehen.
Ich halte das für einen mittlerweile aussichtslosen Kampf - wie schon Don Quixote gegen seine Windmühlen.

Bildung und Kultur (im klassischen Sinne, wohlgemerkt) sind auf einem absteigenden Ast. Das Zeitalter der Beliebigkeit ist angebrochen. Warum sollte ich mir die Mühe machen, ein feines Essen aus frischen Zutaten zu kochen, wenn ich es doch einfacher haben kann - die Tiefkühlindustrie und McDonalds machen es möglich. Warum sollte ich eine gute Tageszeitung lesen - wenn mir doch BILD alles Wissenswerte in kleinen und schnell verdaulichen Häppchen präsentiert. Oder warum sollte ich einen altmodischen Brief schreiben - eine SMS ist doch viel praktischer und schneller. Warum sollte ich ein Buch lesen - wenn andere Medien doch viel leichter verdauliche Kost anbieten.

Ich bin sehr pessimistisch in dieser Beziehung. Richtig zu schreiben erfordert eine gewisse Anstrengung. Stattdessen ist es doch viel witziger und „cooler“, unter eine E-Mail oder einen Beitrag in einem Forum folgenden „Disclaimer“ zu setzen:
„Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten.“

Tja, wie willst du Leuten mit dieser Einstellung den Spaß und die Freude am richtigen Schreiben vermitteln?

Das einzige, was wir tun können, ist das, was wir wohl schon immer getan haben: Uns nicht beirren lassen, weiter so zu schreiben, wie wir es gelernt haben. Vielleicht färbt dieses Bestreben ja doch auf den einen oder anderen ab…

Grüße
Uschi

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In der Tat, Manfred,
hatte ich Dich und Deine Postings im Sinn, als ich das von Dir angeführte Zitat schrieb.

Selbstverständlich kannst Du Dich gerne jeder Sprache oder Schreibweise bedienen, die Dir gerade in den Sinn kommt. Gern kannst Du „Wörter erfinden“ spielen.

Nur darfst Du Dich dann nicht darüber wundern, dass Dein Leserkreis je elitärer wird, je unverständlicher Deine Texte dem Normalbürger erscheinen und je weiter Du Dich von der üblichen Schriftsprache entfernst.

Denn nur ein kleiner Teil der Menschheit hat sowohl die Geduld als auch die Zeit und zusätzlich noch das Verständnis, sich mit Texten zu beschäftigen, die sich erst nach mehrmaligem Lesen und längerem Nachdenken erschließen.

Diese Texte mögen ihren Sinn und Wert in sich haben, aber dann sind sie ggf. unter „Kunst“ einzuordnen (Auch wenn nicht jeder ein Jandl sein kann). Verachte aber die Meister nicht, die in einer jedem Menschen ohne weitere Vorbereitung verständlichen Sprache ebenfalls sprachliche Meisterwerke geschaffen haben.

Grüße
Eckard.

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