Ringfahndung

Hallo,

vor ein paar Tagen fuhr ich am Abend nach Hause. An einer Landstraße stand ein PKW mit Abblendlicht schräg in einer Seitenstraße. Nun, das war ein Streifenwagen. Beim Vorbeifahren sah ich, wie die Polizistin mein Auto anschaute, dann etwas notierte.

Zwei Tage später stand in der Zeitung, dass am Or X ein bewaffneter Raubüberfall auf einen Discounter erfolgt sei. Das war nach dem Zeitungsbericht um 21:45 Uhr, etwa 25min vor meiner Vorbeifahrt an dem Streifenwagen.

Eigentlich schloss ich einen Zusammenhang aus, da Ort des Überfalls und Ort des Streifenwagens keinen Zusammenhang erkennen ließen.
Das sind nach Googles Routenplaner 32km Fahrt.

Nun sagt mein Bekannter, dass das schon möglich sei, dass das eine Ringfahndung war und dass dort die Kennzeichen der durchfahrenden PKW aufgeschrieben wurden. Genaueres wollte er mir nicht sagen - ich muss das auch gar nicht wissen.

Aber eins möchte ich wissen:
Was bringt es, wenn ein Streifenwagen 32km vom Tatort entfernt, etwa 18km Luftlinie, sich Kennzeichen notiert? Die konnten ja noch nicht mal sehen, wer da am Steuer saß und wieviele Beifahrer da waren.

Ich dachte, bei einer Ringfahndnung würde man einen engmaschigen Ring um den Tatort ziehen, dabei zumindest einen Blick in die Fahrzeuge werfen.
Aber bei DER Entfernung - da gibt es locker 100 mögliche Straßen als Fluchtwege, vermutlich nochmal doppelt so viele Sträßchen und Feldwege, soviele Kontrollpunkte können niemals besetzt werden.

Also:
Was bringt die Ringfahndung in der Praxis?
Müssen jetzt in Banken und Geschäften Schilder aufgestellt werden: „Bei der Flucht müssen Hauptstraßen benutzt werden!“?

Vielleicht gibt es da ja doch einen Sinn, der sich mir z.Zt. nicht erschließt.

Hallo xstrom,

über Ringfahndungen wirst du wohl nichts erfahren dürfen. Die Bestimmungen hierzu sind regelmäßig Verschlusssache.

Die Ringfahndung ist aber ein geeignetes Instrument und hat sich mehrfach bewährt.

MfG

Daniel

Hallo,

Es gibt Rahmenbedingungen (z.B. PDV 384.1), die eingehalten werden (müssen), die aber nicht allgemein zugänglich sind. Die Ringalarmfahndung orientiert weiter sich an verschiedenen örtlichen taktischen Vorgaben und der damit einhergehenden Beurteilung der Lage.

Der gesamte Komplex „Fahndung“ ist als VS eingestuft und darf nicht weitergegeben werden.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber sagen, dass es genügend höchst effektive polizeiliche Maßnahmen gibt, denen „Otto Normalverbraucher“ mit Unverständnis gegenübersteht und deren Sinn bezweifelt.

Gruss

Iru

Hallo xstrom,

Vorbeifahren sah ich, wie die Polizistin mein Auto anschaute,
dann etwas notierte.

Was haben sie notiert? Die Farbe? Den Typ? Das Kennzeichen?

Zwei Tage später stand in der Zeitung, dass am Or X ein
bewaffneter Raubüberfall auf einen Discounter erfolgt sei. Das
war nach dem Zeitungsbericht um 21:45 Uhr, etwa 25min vor
meiner Vorbeifahrt an dem Streifenwagen.

Und das macht Dir Kopfschmerzen?

Eigentlich schloss ich einen Zusammenhang aus, da Ort des
Überfalls und Ort des Streifenwagens keinen Zusammenhang
erkennen ließen.
Das sind nach Googles Routenplaner 32km Fahrt.

Na also!

Aber eins möchte ich wissen:
Was bringt es, wenn ein Streifenwagen 32km vom Tatort
entfernt, etwa 18km Luftlinie, sich Kennzeichen notiert? Die
konnten ja noch nicht mal sehen, wer da am Steuer saß und
wieviele Beifahrer da waren.

Vieleicht wurde ja gerade fünf Minuten vorher (manchmal ist die Polizei ja schnell) eine Eckkneipe überfallen. Oder eine Frau im Wald vergewaldigt wurden?

Da hilft nur abwarten!
Und notfalls ein guter Anwalt!

cu
Zeulino

sicnr:

„im Wald vergewaldigt“?

Grüße

godam

Hallom

beim Verständnis polizeilicher Maßnahmen hilft es enorm, wenn man sich vom durch das Fernsehen vermittelte Täterbild löst. Tatsächlich ist es so, dass durch ganz triviale Maßnahmen ein Großteil der nicht sonderlich hellen Durchschnittstäter ins Netz geht. Wenn ich so an meine Akten aus StA-Zeiten zurückdenke, dann gab es kaum einen Fall, bei dem ich nicht gedacht hätte: „Was für ein Volli***“

Es kommen nur deshalb so viele ungeschoren davon/bleiben lange unbehelligt, weil das Risiko über einen aufmerksamen Mitmenschen oder einen Polizeibeamten zu stolpern in vielen Situationen recht gering ist.

Der gut überlegt und nahezu wissenschaftlich und tatsächlich umfassend auf Spurenvermeidung achtende Täter ist die große Ausnahme.

Insoweit mag es belustigend klingen, wenn polizeiliche Standardmaßnahmen durchgeführt werden, bei denen jemand mit etwas mehr im Oberstübchen von sich selbst ausgehend meinen mag, dass doch kein Täter so bläde sein könnte, sich hierüber erwischen zu lassen. Die Wirklichkeit sieht ganz anders aus.

Gruß vom Wiz

Hallo,

Der gut überlegt und nahezu wissenschaftlich und tatsächlich
umfassend auf Spurenvermeidung achtende Täter ist die große
Ausnahme.

So würde ich das nicht formulieren. Aber: Wer schon clever genug ist auf so etwas zu achten, der ist auch clever genug nicht gerade den nächsten Supermarkt für 3 Mark fünfzig zu überfallen, sondern zieht (z.B.) halblegale Webseiten hoch oder lässt Ministerpräsidenten in seinem Wochenendhaus übernachten (kostenfrei, aber nicht umsonst, versteht sich).

Gruß

Anwar

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Hallo,

So würde ich das nicht formulieren. Aber: Wer schon clever
genug ist auf so etwas zu achten, der ist auch clever genug
nicht gerade den nächsten Supermarkt für 3 Mark fünfzig zu
überfallen, sondern zieht (z.B.) halblegale Webseiten hoch
oder lässt Ministerpräsidenten in seinem Wochenendhaus
übernachten (kostenfrei, aber nicht umsonst, versteht sich).

du vergisst dabei, dass nicht alle Täter an die Tat mit derartiger Akribie herangehen. Die die Tat kann sich urplötzlich aus einer sich bietenden Gelegenheit entwicklen - und da bleibt der Verstand sehr häufig auf der Strecke. So wird aus einem einfachen Diebstahl plötzlich ein Raub, eine beabsichtigte KV plötzlich ein Totschlag… usw. Der rational handelnde, keine Spuren hinterlassende Täter ist die Ausnahme.

Gruss

Iru

über Ringfahndungen wirst du wohl nichts erfahren dürfen. Die
Bestimmungen hierzu sind regelmäßig Verschlusssache.

Wenn man lange genug googlet und Informationen zusammen trägt, dann kann man sich schon ein Bild machen.

Aber das gehört hier nich her.

Die Ringfahndung ist aber ein geeignetes Instrument und hat
sich mehrfach bewährt.

Doofe Täter - aber schön, dass sie eben nicht schlau sind!

Offenbar bin ich aber nicht der Einzige, dem sich der Sinn der Ringfahndung nicht erschließt:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515640.html

Offenbar bin ich aber nicht der Einzige, dem sich der Sinn der
Ringfahndung nicht erschließt:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515640.html

Das ist aber eine sehr beschränkte Sicht. Falls die Ringfahndung das einzige Mittel wäre, dann wäre die Kritik so gerechtfertigt. Aber eine auf den ersten Blick eingeschränkt erfolgversprechende Massnahme hat wichtige Nebeneffekte, zB schränkt sie den Handlungs- und Planungsspielraum des Täters ein.
Das wird auch im Artikel deutlich, die planenden Verbrecher wie Bankräuber „trauen“ sich nicht, den Tatort zB mit dem Auto/Bahn/Flieger zu verlassen, sondern verstecken sich vor Ort.

Und jetzt wird das wirkliche Problem deutlich das nicht unbedingt polizeitypisch ist, sondern allgemein für grosse Behörden/Verwaltungen/Organisationen gilt und im letzten Satz angesprochen wird:

Die kriegen den Arsch nicht hoch um erkannte Fehler abzustellen und die Abläufe zu verbessern.

Gruß, DW.

Die kriegen den Arsch nicht hoch um erkannte Fehler
abzustellen und die Abläufe zu verbessern.

Der Artikel ist von Anfang 1986 und beklagt, das seit März 1985 nichts geschehen ist. Ob in den 26 jahren seitdem nicht vielleicht doch …

Gruß,
m.

Die kriegen den Arsch nicht hoch um erkannte Fehler
abzustellen und die Abläufe zu verbessern.

Der Artikel ist von Anfang 1986 und beklagt, das seit März
1985 nichts geschehen ist. Ob in den 26 jahren seitdem nicht
vielleicht doch …

Ist bestimmt schon ne Arbeitsgruppe und 3 Ausschüsse gebildet worden :smile:
(Hab ehrlich gesagt nicht drauf geachtet, von wann der Artikel war)

Gruß, DW.

Hallo,

  1. wie schon richtig erwähnt wurde, ist der Artikel von 1886. Meinst du, dass sich die polizeiliche Arbeit seit 1986 nicht weiterentwickelt hat.

  2. Die Ringalarmfahndung ist nur eine Fahndungsart unter vielen. Nach z.B. einem Banküberfall wird selbstredend eine Ringalarmfahndung ausgelöst. Aber sie ist nicht die einzige Art der Fahndung, alle greifen ineinander.

Mir kommt die Diskussion von „Betriebsfremden“ über den Sinn und Zweck von Fahndungsarten und deren Durchführung irgendwie anmaßend vor.
Keiner versucht, einem Metzger zu erklären, wie er seine Wurst machen; einem Bäcker, wie er seine Semmeln machen soll. Aber zu der oft wirklich diffizilen Arbeit der Polizei meinen viele, es besser zu wissen oder sie zu kritisieren.

Gruss

Iru

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Dafür gab’s nen Stern :smile:

Hallo zurück,

ich will sicher nicht als Besserwisser Polizeiarbeit kritisieren, zunächst wollte ich das einfach verstehen.

  1. wie schon richtig erwähnt wurde, ist der Artikel von 1886.
    Meinst du, dass sich die polizeiliche Arbeit seit 1986 nicht
    weiterentwickelt hat.

„Ring 20“ soll abgeschafft, „Ring 30“ zum „Regelfall werden“, zudem räumen die Reformer jetzt ein, daß die „stereotype Einteilung in Ringe“ und „die schematische Besetzung von Kontrollstellen nicht länger aufrechterhalten werden kann“

Das war 1986, richtig. Was davon wurde umngesetzt?

Mir kommt die Diskussion von „Betriebsfremden“ über den Sinn
und Zweck von Fahndungsarten und deren Durchführung irgendwie
anmaßend vor.
Keiner versucht, einem Metzger zu erklären, wie er seine Wurst
machen; einem Bäcker, wie er seine Semmeln machen soll.

Aber sicher doch wird das gemacht!
Wie kommst du darauf?
Wenn man zum Beispiel den Eindruck hat, dass es eine unsinnige Vorschrift für Zusatzstoffe in Brötchen oder Wurst gibt, dann mischt man sich doch ein.
Oder man kauft da, wo es besser schmeckt. Oder eben die Wurst, die ihren Geschmack nicht zum Großteil dem zugesetzten Aroma verdankt.

Bei der Polizei habe ich da aber eher nicht so die Wahl.
Da muss man sich darauf verlassen, dass sie modern ausgerüstet, gut ausgebildet und klug organisiert ist.

Zur Ausbildung kann ich nichts sagen.

Zu Taktik und organistorischen Dinge weiß ich nur, dass bei uns alle paar Jahre von einer „Neustrukturierung der Polizei im X-Kreis“ berichtet wird.
Da ist also was im Wandel - hoffentlich nicht nur im Sinne von „das muss billiger werden“.

Zur Ausrüstung fällt mir aber auf Anhieb ein:

Analogfunk
Schutzwesten zu spät eingeführt
keine Computer / Tablets auf dem Fahrzeug
anachronistische amerikanische Aluprügel als „Taschenlampe“
Fellmützen mit Ohrenklappe (Typ „Sibirien 1890“)

Da kommen mir halt so einige Dinge nicht zeitgemäß vor.
Daher kommt auch ein gewisses Misstrauen gegen alte - oder eben doch altbewährte? - Taktiken.

Die Ringalarmfahndung gibt es also nach wie vor.
Einige sehen sie als sehr effektiv an, andere nicht.
Und mehr wollte ich nicht wissen.

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Hallo,

wäre ich kein Vegetarier würde ich selbst als Betriebsfremder den Metzger nach den Methoden die er in seinem Beruf anwendet fragen. Ich würde ihm, wie hier im Beitrag, nicht erklären(!) wollen, wie er vorgehen sollte. Aber ich würde mir evtl. den Metzger wählen mit dessen Methodik ich am ehesten einverstanden bin.

Im Vergleich zu vielen anderen Staatsformen ist „der Bürger“ in einer Demokratie leider ein grösseres Problem, gerade im Sicherheitsbereich. Wer das anders will kann sich eine andere Staatsform oder eine Alternative zu den Bürgern suchen.

Und es gibt ganz sicher sauviel, was mind. so effizient wie eine Ringfahndung ist. Man kann gleich alle Wagen mit ein paar mSievert bestrahlen um verdächtigen Inhalt gleich zu sehen, oder sowas bei Personenkontrollen einsetzen, dann spart man sich den Ärger mit Leibesvisitation und es geht insgsamt schneller - nicht nur die Kontrolle. Das Problem insgesamt auffälligerer Menschen erledigt sich dann nach Darwinistischen Prinzipien.
Hier:
http://www.propublica.org/article/drive-by-scanning-…
sind nämlich echte Fachleute am Werk, die sich nicht von ein paar Besserwissern reinreden lassen.

Ist das die Meinung oder wie ist das gemeint, man wolle sich da nicht reinreden lassen?
Ich fürchte mehr diejenigen Staatsgewaltigen die sich nichts reinreden lassen wollen.

so long,

Stefan

1 Like

Hallo,

Ist das die Meinung oder wie ist das gemeint, man wolle sich
da nicht reinreden lassen?

reinreden lassen - ja, solange es sich um Fachleute handelt. Aber leider reden bei der Polizei zuviel Leute rein, die eben keine Ahnung von der Materie haben.

Ich fürchte mehr diejenigen Staatsgewaltigen die sich nichts
reinreden lassen wollen.

ich kann dir die Lektüre des Buches „der Terrorist als Gesetzgeber - wie man mit Angst Politik macht“ empfehlen.

Gruss

Iru

Hallo,

„Ring 20“ soll abgeschafft, „Ring 30“ zum „Regelfall werden“,
zudem räumen die Reformer jetzt ein, daß die „stereotype
Einteilung in Ringe“ und „die schematische Besetzung von
Kontrollstellen nicht länger aufrechterhalten werden kann“

Das war 1986, richtig. Was davon wurde umgesetzt?

Grundsätzlich stehe ich der Bezeichnung „Reform“ in Zusammenhang mit der Polizei äußerst kritisch gegenüber. Bisher hat fast jede Reform in der Polizei zu einer Verschlechterung der Struktur und damit einhergehend auch zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage geführt.
Charakteristikum der Ringalarmfahndung ist die Einteilung von Fahndungsringen rund um den Tatort in km-Abständen. Dazu werden vorher bezeichnete Kontrollstellen besetzt. Diese Kontrollstellen klammern sich nicht skalvisch an die km-Abstände, sondern sind nach taktischen Gesichtspunkten ausgewählt.
Allerdings steht die Ringalarmfahndung nicht alleine, sie wird durch andere Fahndungsarten, wie z.B. einer Nachbereichsfahndung ergänzt. Man darf daher die Ringalarmfahndung nicht isoliert betrachten. Selbst wenn die Ringalarmfahndung an sich nicht zu einem Erfolg führt, sie erzielt einen Verdrängungseffekt, d.h. der Täter wird in in seinem Fluchtverhalten beeinflusst.

So, genug der Polizeitaktik. In den Hochschulen der Polizei wird dererlei bis zum Erbrechen gelehrt, hier kann man sie wirklich nur anreißen, da es ein ausgesprochen komplexes Thema ist.

Meines Erachtens nach ist die Ringalarmfahndung jedenfalls ein durchaus bewährtes Fahndungsmittel, das im Verein mit anderen Fahndungen durchaus seinen Platz hat.

Bei der Polizei habe ich da aber eher nicht so die Wahl.
Da muss man sich darauf verlassen, dass sie modern
ausgerüstet, gut ausgebildet und klug organisiert ist.

na ja, da von diesen drei Faktoren mindestens 2 (modern
ausgerüstet und klug organisiert) nicht von der Polizei, sondern von politischen Entscheidungen abhängen, kannst du dich nicht darauf verlassen.

Die „gute Ausrüstung“ ist oft ein Lacher. Ich weiss nicht, ob dir bekannt ist, dass Deutschland das letzte Land in Europa ist, das noch analog durch die Gegend funkt. Die Bauart des Funkgerätes FuG 10 ist ungefähr 40 Jahre alt. Bei den immer größer werdenden Zuständigkeitsbereichen ist es aber dringend erforderlich, dass zumindest die Verständigung klappt und die Beamten nicht darauf angewiesen sind, eigene Handys zu benutzen, weil sonst nichts geht.

Zur Ausbildung kann ich nichts sagen.

die ist in der Regel sehr gut. Die Polizeiausbildung in Deutschland gehört zu den besten in Europa.

Zu Taktik und organistorischen Dinge weiß ich nur, dass bei
uns alle paar Jahre von einer „Neustrukturierung der Polizei
im X-Kreis“ berichtet wird.
Da ist also was im Wandel - hoffentlich nicht nur im Sinne von
„das muss billiger werden“.

das geschieht fast ausschließlich in dem Sinne „das muss billiger werden“. Damit wird die Polizei immer weiter zentralisiert und entfernt sich immer weiter vom Bürger. Kriminalitätslagebilder fließen in diese Neustrukturierung so gut wie nicht ein.
Bestes Beispiel die die Neuorganisation der Bundespolizei. Sie hat eine effektive Polizei zu einem großen ineffektiven Verwaltungsapparat aufgebläht, die aber mit einer gewaltigen Kostensteigerung einhergeht (nebenher wurde diese „Reform“ alleine von Politikern ausgedacht, es kam kein einziger Fachmann zu Worte).

Zur Ausrüstung fällt mir aber auf Anhieb ein:

Analogfunk

siehe oben.

Schutzwesten zu spät eingeführt

die mittlerweile fast jeder Polizeibeamte hat, sie wird aber nur von wenigen regelmäßíg getragen.

keine Computer / Tablets auf dem Fahrzeug

tja, manche Politiker reden vom „interaktiven Streifenwagen“, wie z.B. der IM von Sachsen, Herr Uhlig. Das ist ein Lacher, solange wir noch nicht einmal den Digitalfunk zustande brignen, gibt es keine „interaktiven Streifenwagen“. Allerdings hatte ich schon in den 80er Jahren einen Fahndungscomputer im Streifenwagen.

anachronistische amerikanische Aluprügel als „Taschenlampe“

hmm… auf die Mag-lite lasse ich nichts kommen, die hat mir schon sehr oft geholfen.

Fellmützen mit Ohrenklappe (Typ „Sibirien 1890“)

die „Bäfo“ war gerade bei kaltem Wetter, so wie es jetzt herrscht, gar nicht so schlecht. Sie hielt jedenfalls warm.

Da kommen mir halt so einige Dinge nicht zeitgemäß vor.

es stimmt, dass vieles nicht zeitgemäß ist. Allerdings sind die meisten der von dir genannten Beispiele unbrauchbar, denn sie zeigen nicht die Schwächen auf. Ich erachte es als schlimmer, dass es z.B. Vorgangsbearbeitungsprogramme gibt, die ein flüssiges Arbeiten unmöglich machen. Die Beamten sind zu Sklaven des Computers geworden, manche sehnen sich nach der alten Schreibmaschine zurück. Heutzutage gibt es ungeheuer mächtige Sachgebiete, die sich mit Qualitätsmanagement, Überwachung, usw. befassen. Sie dienen in erster Linie dazu, die Arbeit der Beamten zu behindern. Der Wasserkopf wächst und wächst und die Zahl der Polizeibeamten vor Ort sinkt. Das sind die echten Probleme der Polizei, nicht die von dir genannten Ausrüstung. Es gibt z.B. Polizeidirektionen, deren Ist-Stärke fast 200 % der Sollstärke darstellt. Und woher kommen die 100 überschießenden Prozente? Natürlich von der Basis, den Streifenbeamten und den Sachbearbeitern in den Kommissariaten. letztlich findest du dann Polizeireviere und Kommissariate mit völlig überarbeiteten Mitarbeitern, die sich bemühen, den Stapel der Vorgängen nicht allzuhoch werden zu lassen und einen Riesenberg von Überstunden vor sich herschieben. Bei Straftaten wartet man dann u.U. lange, bis jemand kommt (kommen kann), da die Anfahrtswege durch die unselige Zentralisierung sehr lang geworden sind - und wenn der einzig verfügbare Streifenwagen schon am anderen Ende des Reviers ist, dann dauert es noch länger. Nachteilig ist auch, dass im Führungsbereichen der Polizei immer weniger gelernte Polizisten sitzen, sondern Hochschulabgänger mit irgendeinem Studium (egal welches!).

Daher kommt auch ein gewisses Misstrauen gegen alte - oder
eben doch altbewährte? - Taktiken.

nicht alles, was alt ist, ist auch schlecht. „Der Schutzmann an der Ecke“, neudeutsch der Kontaktbereichsbeamte, war über lange Jahre der Garant für Sicherheit und Ordnung, bis er wegrationalisiert wurde. Mittlerweile hat man ihn unter neuem Namen wieder eingeführt, weil man eingesehen hat, dass er durchaus seinen Zweck hat.

Die Ringalarmfahndung gibt es also nach wie vor.
Einige sehen sie als sehr effektiv an, andere nicht.
Und mehr wollte ich nicht wissen.

Ich hoffe, ich konnte deinen Blickwinkel etwas erweitern.

Gruss

Iru

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Servus, Irubis,

ich kann dir nur zustimmen, besonders auch bei Pelzmütze und Maglite, aber auch bei fast allen anderen Punkten.
Nur bei Analogfunk nicht. Gerade in ländlichen Gebieten hab ich analog wenigstens noch schlechten Empfang (wie beim Sat-Receiver), digital aber dann wahrscheinlich einfach gar keinen mehr.

Grüße aus dem sehr kalten Bayern!
Manu