Hallo,
Lies mal hier:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,651707,…
Wird etwas hoch gehängt, die Sache.
Hoch gehängt? Der Artikel verharmlost den Vorfall in einem entscheidenden Detail:
„Der französisch-polnische Filmemacher hatte 1977 zugegeben, in der Villa seines Freundes Jack Nicholson ein Mädchen mit Champagner und Drogen zum Sex verführt zu haben.“
So stehts dort. Er hat eine Minderjährige, 13-jährige verführt… und es war etwas Alkohol und Drogen im Spiel…
Schon das Wort verführt ist ein sehr verharmlosendes. Außerdem wird in diese Formulierung nicht erwähnt, dass der Akt gegen den ausdrücklich erklärten Willen des Opfers statt gefunden hat, den dieses trotz Alkohol und Drogen und trotz des zarten Alters von 13 im Vergleich zum Alter des Täters von damals 43 (!) eben ausdrücklich geäußert hat.
Der entscheidende Unterschied: diese niedliche Formulierung ist eher ein Missbrauch, das, tatsächlich passiert ist, ist Vergewaltigung Minderjähriger unter Zuhilfenahme von Drogen.
Man kann jetzt über den Punkt Verjährung diskutieren. Man kann sich gerne auch wundern, warum die Verhaftung nicht schon früher erfolgt ist.
Was bei mir jedoch auch reichlich Kopfschütteln auslöst, ist der bedinungslose Rückhalt, den Polanski hier von einigen Offiziellen erfährt! Die Tat wird keinen Deut besser - nur weil der Mann tolle Filme machen kann. Mir fehlt in der Reaktion auf die Verhaftung einfach die kritische Distanz. Schlicht festzuhalten, dass es ein Verbrechen gewesen ist - und der Täter sich diesem Verbrechen nicht gestellt hat.
Hier betont: Es geht dabei zunächst überhaupt nicht darum, ob ich für „gut“ „richtig“ halte, dass da jemand nach 30 Jahren noch belangt wird. Erstens bin ich kein Jurist, zweitens müsste man dazu mehr ins Detail.
Aber so, wie damit derzeit umgegangen wird von einigen, schwingt da - leider auch von Frauen - ein Stück mit: Ey, Polanski, der Typ hat doch Austrahlung, ist berühmt, hat Charisma… Mit so jemandem im Bett zu sein, das wünscht sich doch manch eine Frau. So jemand kann doch eigentlich gar nicht vergewaltigen. Hatterdoch nich so gemeint. Waren halt die Hormone eines Kulturgenies, die da ein wenig durchgegangen sind…
Ganz abgesehen davon, dass der gleiche Täter in gleicher Konstellation nur ohne „Pianist“ sondern statt dessen Ingenieur (o.ä.) keinen solchen Rückhalt bekommen würde.
LG Petra