Die Argumentation mit der Verjährung wäre dann zulässig, wenn
nach der Aufhebung der Verjährung für Mord mit der Ahndung der
von den Polen an Deutschen begangenen Pogrome und Einzelmorde
begonnen worden wäre.
Hallo!
Das ist eine völlig andere Baustelle. Es ist das Wesen eines jeden Krieges, daß man aufeinander losgeht, um sich gegenseitig umzubringen. Anarchie ist regelmäßig eine der Kriegsfolgen. Vorher wurde durch die Taten aller Beteiligten Haß geschürt und bei passender Gelegenheit entlädt sich der Haß in Rache. Niedere Instinkete werden von der Leine gelassen. Auch das ist Wesen jedes Krieges und nicht durch ein offizielles Kriegsende plötzlich zum Stillstand zu bringen. Beim WkII kommt noch die äußerst schwache deutsche Position hinzu, denn schließlich waren es Deutsche, die zuerst in Polen wüteten. Es waren Deutsche, die aus Warschau die Hölle auf Erden machten. Auch wenn letztlich die Aufrechnerei nichts bringt, ja sogar kontraproduktiv ist, wenn man im Hier und Heute lebt und zukünftig friedlich miteinander leben möchte, darf man nicht vergessen, daß der Keim allen Elends um den Krieg in Europa in Deutschland lag.
Inzwischen hat sich das Problem des Umgangs mit den Mördern, die es auf allen Seiten gab, auf natürliche Weise geregelt. Es leben nur noch wenige Greise. Dabei sitzen wir in D im Glashaus, denn mit der Bestrafung namentlich bekannter Leute taten wir uns unendlich schwer. Die Justiz bestand in den ersten Jahrzehnten dieser Repubblik im wesentlichen aus den gleichen Leuten wie zu Zeiten des 1000-jährigen Reichs. Das war die Sache mit den Krähen…
Heute haben wir niemanden mehr, den man zur Rechenschaft ziehen könnte. Es ist schon die zweite und dritte neue Generation heran gewachsen. Die haben mit den Taten ihrer Großväter nichts zu tun. Wollen wir jetzt mit diesen Menschen abrechnen? Egal wie verblendet, das kann niemand wollen.
Heute müssen wir die Geschehnisse als Teil unserer Geschichte akzeptieren und daraus lernen, solchen Unfug nicht mehr zu wiederholen. Wenn wir zukünftig in Frieden leben wollen, müssen wir die Taten der längst Verstorbenen als Kapitel für Geschichtsbücher nehmen, aber nicht zum Anlaß für Ansprüche oder gar Rache. Es wäre im übrigen die Rache der nicht Betroffenen. Es wäre die Rache der Erben der Erben. Dafür wieder Krieg? Wieder Millionen Tote? Wieder ein Land, in dem die jungen Menschen für Volk und Vaterland und von mir aus für die Großväter und für sonstwas für blödsinnige Ideen ihre Gesundheit und ihr Leben lassen?
Wir müssen nach vorne sehen! Und wenn längst Verstorbenen Unrecht geschah, ist das bitter, aber heute nicht zu ändern. Jede andere Handlungsweise führt auf direktem Wege erneut in die Katastrophe.
Gruß
Wolfgang