Hallo,
Man sollte auch nicht vergessen, dass die Separatisten von Beginn an keinen politischen Dialog, sondern lediglich die Machtübernahme und bewaffnete Durchsetzung ihrer Ziele verfolgten.
War das in Kiew anders? Janukowitsch wurde gewaltsam
vertrieben.
Die Proteste in Kiew dauerten ganze drei Monate. Daran nahmen bis zu 500.000 Menschen teil. Hier ging ein weit höherer Teil der Bevölkerung auf die Straße als in der Ostukraine. Während in Kiew die Absetzung des Präsidenten durch das gewählte Parlament erfolgte, wurde „die Staatsmacht“ in der Ostukraine einfach durch selbsternannte Führungen ersetzt, ohne das es hierfür eine Legitimation gegeben hätte. Teilweise handelte es sich nicht einmal um ukrainische Personen.
Hierzu wurden Stadt- und Gebietsverwaltungen sowie Gouverneurssitze einfach mit Gewalt gestürmt.
Ganz nach dem Vorbild der Maidan- Putschisten, die das
Justizministerium stürmten. bestimmt nicht ohne Blutvergießen.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-01/ukraine-p…
(Mit Knüppeln, nicht mit Kalschnikows bewaffnet)
http://derstandard.at/1389858304159/Ukrainische-Oppo…
Hoppla, einer der Oppositionsführer (Klitschko) hat die Besetzer aufgefodert, das Ministerium zu räumen (weil die Besetzung illegal und politisch auch kontraproduktiv war) und sie sind noch in derselben Nacht wieder abgezogen. Also solltest Du mal nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Aber allein schon die Wortwahl „Putschisten“ entlarvt doch Deinen Standpunkt. Du scheinst es nicht zu kapieren, bzw kapieren zu wollen, dass es keinen Putsch in Kiew gab. Das Parlament hat den Präsidenten abgesetzt, nachdem er sogar in seiner eigenen Partei (!) den Rückhalt verloren hatte. Weder das Militär, noch die Polizei oder der Geheimdienst wollten sich länger von J. zum eigenen Machterhalt instrumentalisieren lassen. J. hatte zu hoch gepokert. Er hatte ein immer weniger demokratisches System geschaffen, hatte immer mehr Macht an sich gerissen und am Ende hatte er einfach keine Freunde mehr. Ein Präsident, der Politik im Sinne des Volkes macht, wäre viel früher zurückgetreten.
Natürlich ist Janukowtisch geflohen, weil ihm zurecht das gedroht hätte, was mit Timotschenko passierte: Aburteilung und Inhaftierung. Bei Timotschenko war dies vielleicht richtig, bei J. wäre es mit Sicherheit richtig gewesen. Der Mann hat sich illegal bereichert wo es nur ging. Einmal ganz abgesehen von seiner möglichen Verantwortung für Tote während der Proteste.
Zudem sind die dort durchgeführten „Referenden“ (ganz im Gegensatz zu bspw. den ukrainischen Präsidentschaftswahlen) nicht nach demokratischen Standards durchgeführt worden.
Für mich war die Präsidentschaftswahl eine scheindemokratische
Farse, genau so wie die Abstimmung in der Krim. Janukowitsch
hatte keine Chance, daran teilzunehmen, das Zulassen einer
Opposition wäre demokratisch gewesen, nicht dass die
Putschisten die Posten unter sich verteilen.
Okay, Du faselst die Propaganda nach, die auch die russischen Staats medien verbreiten. Die Präsidentschaftswahl verlief nach kontrollierten demokratischen Regeln. Sie wurde begleitet von internationalen Wahlbeobachtern.
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Europa/Aussenpolit… Zitat: „(…)rund 1000 Wahlbeobachter der OSZE(…)“ In den Separatistengebieten gab es keine Wahlbeobachter.
Dass J. sich nicht aufstellen lassen konnte, dürfte daran liegen, dass er es
a. nicht versucht hat.
b. mittlerweile per Haftbefehl gesucht wird.
c. er gerade abgesetzt wurde. Er müßte sich also wenigstens erst einmal einer Untersuchung durch das höchste ukrainische Gericht stellen.
Es gibt natürlich eine Opposition in der Ukraine. Bei der Präsidentschaftswahl traten viele Kandidaten an: http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4sidentschaftswa…
Und für das Parlament gilt das gleiche:
http://de.wikipedia.org/wiki/Werchowna_Rada#Zusammen…
Allerdings ist die Partei von J., die Partei der Regionen, mittlerweile in Selbstauflösung begriffen: http://de.wikipedia.org/wiki/Partei_der_Regionen#Nac…
Wenn Janukowitsch
eine vernichtende Wahlniederlage erlitten hätte, so wäre das
neue Regime demokratisch legitimiert gewesen. Aber das Risiko
wollte man verständlicher Weise nicht eingehen.
Das Risiko wollte J. nicht eingehen. Oder hatte er einen Antrag auf Zulassung gestellt?
Wie hätte Kiew denn auf diese schwer bewaffnete Gruppierung reagieren sollen?
Russland unter Überwindung aller Ekelgefühle um Hilfe bitten
und einen Waffenstillstand aushandeln. Im Gegensatz zu den
westlichen Politikern hat Putins Stimme Gewicht bei den
Separatisten.
Die Separatisten haben keinerlei Interesse an Verhandlungen gezeigt. Kiew hat hingegen Angebote unterbreitet, den östlichen Regionen mehr Autonomie zu gewähren. Diese Angebote wurden aber nicht angenommen. Du scheinst auch nicht zu verstehen, dass ein enormer Anteil der bewaffneten Separatisten gar keine Ukrainer sind, sondern Russen, die in die Ukraine fuhren, um dort „ihren Brüdern in Geiste beizustehen“. Diese Reiseaktivitäten erfolgten mit Duldung Moskaus. Teilweise gab es Aufrufe von russischen Parlamentariern, sich den Separatisten anzuschliessen. Das sind knallharte Nationalisten, die sich einen Dreck um die Bevölkerung scheren:
http://www.welt.de/politik/ausland/article129861439/…
Autonome Ostrepubliken wären immer noch eine bessere Lösung
gewesen als Berge von Leichen.
Ääähhh, welche Berge von Leichen? Die Zivilbevölkerung in der Ostukraine hat bemerkenswert wenig Opfer im Rahmen der Kampfhandlungen zu beklagen. Zudem geht es den Separatisten eben gerade nicht um mehr oder weniger Autonomie. Sie haben sich laut eigener Bekundungen abgespalten und einen Pseudostaat ausgerufen.
vdmaster