Für die Bildung einer feien Meinung brauche ich übrigens keine
gläsernen Urnen und auch die Anwesenheit von Soldaten hindert
mich nicht an der Meinungsbildung.
Ach du hast schon mal unter einem Gewehrlauf abgestimmt?
Nein, in der Rada war ich nicht dabei, als Janukowitsch für abgesetzt erklärt wurde.
Ich unterscheide aber halt zwischen freier Meinungs_bildung_ und freier Meinungs_äußerung_.
Ich gebe dir aber insofern recht, dass die Russen es einfach
nicht kapieren, wie man vor der Weltöffentlichkeit eine
einwandfreie Abstimmung durchführt. Das Schauspiel war
speziell deshalb überflüssig, weil das Ergebnis sowieso klar
pro Russland gewesen wäre.
Da wäre ich mir gar nicht so sicher. Jeder Magier sorgt für
Ablenkung damit sein Trick funktioniert. Die Abstimmung war
eine Farce, aber wenn sich langsam in den Köpfen festklammert,
dass die Abstimmung eh so ausgegangen wäre, relativiert sich
alles mit der Zeit.
Ja, das tut es. Man nennt das die normative Kraft des Faktischen. Hat mit der letztlichen Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze auch geklappt.
Man sollte sich eher fragen wozu der ganze Aufwand notwendig
war. Und auch wenn ich mir die Zahlen zu dem Referendum
anschauen kann ich nicht glauben, dass da nicht auch noch
gedreht wurde.
Da wurde mit Sicherheit gedreht. Ein Ergebnis von 96 % „pro Russland“ ist bei der gegebenen Wahlbeteiligung und den ethnischen Verhältnissen nur zu erzielen, wenn ethnische Ukrainer und Krimtataren für eine Anbindung an Russland abgestimmt hätten, was seit beider Erlebnisse mit Stalin aber eher unwahrscheinlich ist.
Das meine ich ja: Wahlen dezent fälschen können die Russen nicht nur nicht, sondern sie fälschen auch dann in plumper, durchschaubarer Weise, wenn sie gar nicht zu fälschen bräuchten, um zu gewinnen. Wahlfälschung ist da offensichtlich noch eine Zwangshandlung, die wohl aus 70 Jahren Kommunismus herrührt.
s.