Russland-Bashing, oder: Brexit war gestern?

Hallo.

Vielleicht bin ich zu naiv, aber ich verstehe den Fall Skripal nicht:
Ein Doppelagent wird vergiftet, vermutlich mit Nervengift, das in Russland entwickelt wurde.

Nach fruchtlosem Verstreichen des von GB gesetzten Ultimatums zur Aufklärung seitens Moskau bricht man alle diplomatischen Kontakte zu Russland ab.
Tusk behauptet, der versuchte Giftmord wäre „sehr wahrscheinlich von Moskau angeregt“ (die Unschuldsvermutung spielt auf internationaler Ebene wohl eine untergeordnete Rolle) und will den Fall auf die Tagesordnung des EU-Gipfels setzen.
Und die gesamte Nato erklärt sich selbstverständlich solidarisch mit London.

Eskalation wohin man schaut.
Geht es der Rüstungsindustrie denn so schlecht?
Alle Naselang wurden und werden doch von irgendwelchen Geheimdiensten irgendwelche Leute ermordet und kein Hahn kräht danach.
Was macht diesen Fall so besonders?
Ist am Ende Russland auf Eskalation aus? Wenn ich einen Agenten ermorden und NICHT in Verbindung damit gebracht werden wollte, würd ich doch kein Gift verwenden, das nur von mir stammen kann…?
Oder will GB nur von seinen Brexit-Problemen ablenken? Das wäre allerdings ein sehr gewagtes Manöver!

Gruß,

Kannitverstan

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Könnte man denken.
Aber genauso könnte man denken „Weil der andere so denken würde, machen wir es gerade so“.

und vor allem, muss man fragen, wer „aus Russland“ macht es so oder hatte überhaupt ein Interesse es zu machen.
Das dort Kräfte am Werk sein könnten, die auch ohne Anweisung der Regierung handeln, kann man ja fast sicher annehmen.
Und vor allem muss man solchen Kräften zutrauen sich in den Besitz des speziellen Giftes zu bringen.

PM Teresa May hat doch im Parlament gesagt, " wir müssen annehmen Russland ist verantwortlich oder sie müssten sagen, uns ist Gift abhanden gekommen und es kann in fremde Hände gelangt sein.

Nichts davon hat man aus Russland gehört.

Mysteriös ist es allemal.
Mal Polonium, mal ein Nervenkampfstoff, was soll man da denken ?

MfG
duck313

Ist doch eigentlich eher englische Tradition: „Will mich niemand von diesem Priester befreien?“

Oh doch! Die Russen wissen einerseits, dass ein 100%iger Beweis ihrer Täterschaft schwer zu erbringen ist und senden andererseits, alles andere als subtil, eine Botschaft an weitere Exilrussen, die sich nicht in Putins Freundesliste finden.

Schon seit einer Weile zeigt Putin der Welt dass es ihm ziemlich egal ist was man von ihm hält - und zeigt damit indirekt Russlands Stärke. Ob das darin begründet ist dass er gerne ein paar Feinde hätte um von innenpolitischen Problemen abzulenken bleibt zu vermuten.

Gruß
Desperado

Servus

Na offenbar verstehst du ihn doch :smile:

Das liegt wohl auch am Modus Operandi. Bei dem Attentat gab es ja neben den beiden Zielpersonen noch etliche andere Verletzte. Es wurde also offenbar der Tod von weiteren Menschen in Kauf genommen.

Der Fall Litwinenko zeigt ja, dass es sich hier nicht um das erste Mal handelt, dass Russland einen Überläufer auf britischem Boden tötet. Und wenn ich mir so ansehe, was sich Russland in den letzten Jahren so alles geleistet hat, kommt es mir eher nicht so vor, als wäre man sehr auf sein internationales Ansehen bedacht.

LG
Penegrin

Vieleicht stellt sich ja doch noch heraus, dass die Russischen Hacker bei der Abstimmung zum Brexit nachgeholfen haben, dann kann man den Brexit-Antrag wieder zurücknehmen ohne das Gesicht zu verlieren, schließlich war dann Putin schuld.

Es gilt wohl die Devise „nur keine Schwäche zeigen“. Und besonders gute Freunde werden Ost und West wohl trotz aller Bemühungen nie werden.
Aber immerhin hat Russland eine Zusammenarbeit angeboten und zur Bedingung gemacht, dass eine Probe des Stoffes ausgehändigt wird. Macht Sinn, nachdem es ja einige Varianten von „Nowitschok“ gab bzw. gibt (ob man eine Aussage „diese Variante wurde nie von uns produziert“ ernst nehmen könnte, sei dahingestellt).
Dass GB darauf nicht eingeht, sonder gleich ein Ultimatum setzt und etliche Diplomaten ausweist, finde ich doch arg überzogen. Und das der gesamte „Westen“ ins gleiche Horn stößt, anstatt zu versuchen, die Wogen zu glätten, ist schon beunruhigend.

Gruß

Kannitverstan

Naja… die Frage ist schon, wer in diesem Fall „die Russen“ sind.
Putin soll einen internationalen Konflikt und neue Sanktionen riskieren, um sich an ein paar Exilrussen zu rächen bzw. sie zu warnen? Glaub ich nicht. Die hätten die Warnung auch verstanden, wenn die Öffentlichkeit nix mitgekriegt hätte.

Gruß,

Kannitverstan

den Teufel mit dem Beelzebub austreiben… scheint auf beiden Seiten das Mittel der Wahl zu sein.
Immerhin ist der Fall Wasser auf die Mühlen der antiwestlichen Propaganda in Russland.

Gruß,

Kannitverstan

Von daher könnte es auch Trump gewesen sein. Oder die Türkei. Oder Ungarn. Oder Assad.

Naja, wenn ich es mir recht überlege … ich nehme mal Trump.

Trump war es!

Was ich von dem Bericht halten soll, weiß ich nicht, aber die Aussage
„Auch als Indiz in einem Kriminalfall ist diese sehr vage Formulierung schon extrem schwach“
kann man durchaus unterstreichen.
Denn im Grunde geht es hier zunächst mal um einen „einfachen“ Kriminalfall.
Russland ist vielleicht nicht an der Wahrheitsfindung interessiert, aber so wie sich „der Westen“ gebärdet, macht das eine konstruktive Zusammenarbeit unmöglich.

Gruß,

Kannitverstan

Ich auch nicht :slight_smile: Aber wenn man darüber nachdenkt, dann scheint das im Sinne des Domaininhabers zu sein …

Gratuliere. Eine primitivere anti-westliche Plattform hättest du kaum finden können. :smirk:

Stimmt. Aber das kommt halt dabei raus, wenn man meint, irgendeinen Satz völlig aus dem Zusammenhang zitieren zu müssen. Das passiert leider häufig, wenn es mit den eigenen Argumenten nicht weit her ist…

Findest du? Primitiv ist was anderes. Die Texte haben schon Niveau, und die - durchaus intelligenten - Autoren greifen Dinge auf, die „im Westen“ falsch laufen. Das heißt noch lange nicht, dass sie „im Osten“ besser laufen, aber immerhin wird darüber publiziert.
Trotzdem ist die Seite mit Vorsicht zu genießen, gerade weil sie eben nicht primitiv ist :wink:
Aber solange jemand tatsächlich zum Nachdenken angeregt wird, ist das vollkommen in Ordnung. Denn kritisch hinterfragt zu werden verdient einiges - gerade auch „im Westen“.

Gruß,

Kannitverstan

Sie ist in dem Sinne primitiv, dass als einfachste Lösung für nahezu jedes Problem wahlweise die USA, die NATO oder gleich der ganze Westen präsentiert wird.
Wieso man einer Website Glauben schenken soll, wo etwaige Lügen, Halbwahrheiten oder Falschmeldungen für die Autoren absolut keine Konsequenzen haben, verstehe ich auch nicht ganz…

In Russland ist kommenden Sonntag Präsidentschaftswahl und Putin kann sich, in genau solchen Situationen, international als „starker, über alles und jeden erhabener Führer Russlands“ inszenieren. Sein Volk findet es gut, auch wenn es im Endeffekt darunter leiden muss.

Gruß Oberberger

Btw.: Putin war doch selber mal Agent; oder?

Putin würde die Wahl selbst dann gewinnen, wenn sein Name nicht auf dem Wahlzettel stünde. Da braucht es wirklich keine wie auch immer geartete Inszenierung…