Auch nördlich von Mariupol gibt es einen Vorstoß:
Was ich auch nicht verstehe: Die russische Armee greift Sjewjerodonezk direkt an, obwohl die Stadt noch gar nicht umfasst wurde:
Das widerspricht jedem taktischen Grundprinzip und macht nur dann Sinn, wenn die russische Armee unter starkem Zeitdruck stünde. Etwa, weil man hier viele Einheiten von anderen Frontbereichen abgezogen und diese damit verwundbar gemacht hat. Oder weil man erkannt hat, dass man nur noch für eine begrenzte Zeit in der Lage ist, eine Offensive zu führen und die Einnahme von Sjewjerodonezk zumindest das Minimalziel des Minimalziels wäre.
Allerdings hat die russische Armee gezeigt, dass sie sich bei Angriffen auf Städte sehr schwer tut, während die ukrainische Armee viel Erfahrung bei der Verteidigung derselben gesammelt hat. Wie man auf der Karte sieht, gab es hier trotz wochenlanger harter Kämpfe so gut wie keine Bewegungen beim Frontverlauf. Das spricht für massive Verluste auf beiden Seiten, die auf der russischen (als Angreifer) deutlich höher sein dürften.
Dazu kommt, dass Sjewjerodonezk keinerlei strategischen Wert hat. Der einzige Grund für diese Offensive ist die Tatsache, es die letzte Stadt auf dem Gebiet des Oblast Luhansk unter ukrainischer Kontrolle ist. Es stehen also wieder politische statt militärische Überlegungen im Zentrum und bisher war das für Russland ein Rezept für Desaster.
Alles, was die russische Armee hier bisher erreicht hat, ist der schnellere Verschleiß seiner Truppen.