Russland greift die Ukraine an

Ich bin gespannt, wie Scholz darauf reagiert:

Einem Bericht der Zeitung El País zufolge ist die linke Regierung in Madrid bereit, als erster Nato-Staat Kampfpanzer aus westlicher Produktion an die Ukraine zu liefern. Demnach plane das spanische Verteidigungsministerium die Lieferung von Luftabwehrraketen und Leopard -Panzern.

Konkret geht es wohl um 40 Leopard 2A4, die aber aktuell eingelagert sind. Die A4 sind schon etwas älter (Produktion zwischen 1985 und 1995), wären aber den in der Ukraine eingesetzten russischen Panzern mehr als ebenbürtig.

Natürlich wäre das sinnvoller. Ein Teil des Problems liegt aber auch darin, dass Panzer nicht wie Mixer vom Band laufen, sondern nur das produziert wird, für das eine Bestellung (ggfs. nebst Ausfuhrgenehmigung) vorliegt. Das, was nun geliefert werden soll, kommt also aus Beständen der Hersteller (zurückgegebenes Altgerät) oder der Bundeswehr. Das ist auch ein Grund dafür, warum u.a. die Polen so fuchsig sind, dass sie für die gelieferten T72 die versprochenen Leoparden noch nicht erhalten haben. Anderweitig gibt es so schnell keinen Ersatz und gerade Polen legt ja aus nachvollziehbaren Gründen wert darauf, verteidigungsbereit zu sein. Ebenso die Griechen, die ja uralte Schützenpanzer an die Ukraine liefern wollen, aber damit warten werden, bis sie die Marder aus Deutschland erhalten haben, damit die nicht mit runtergelassenen Hosen dastehen, wenn die Türkei ihre Ansicht in die Tat umsetzt, da Rhodos, Kos & Co. ureigenes türkisches Terrain sind.

Hallo,
nicht nur Polen, auch alle anderen Länder sind mit Sicherheit nicht darauf vorbereitet gewesen, dass sie Waffen übrig haben, die sie bedenkenlos liefern können, ohne damit die eigene Verteidigungsbereitschaft zu gefährden.
Theoretisch könnte Deutschland doch alles, was momentan der Bundeswehr zur Verfügung steht, an die Ukraine liefern, weil es hier ja nicht benötigt wird und wir dann selbst wieder neue Waffen bauen lassen können - (ich setz mal vorsichtshalber den hier dazu ) - :sunglasses:
Gruss
Czauderna

Und in den nächsten fünf Jahren akzeptieren wir alles was Putin von uns verlangt?

Hallo @Penegrin,

Muss Deutschland dieser Weitergabe zustimmen? Dann sehe ich nämlich ziemlich dunkel.

Natürlich. Und auch die Instandsetzungsarbeiten müssten wahrscheinlich in Deutschland geschehen.

Schade um den guten Willen der Spanier.

Hallo,

ich schrieb es neulich in einem anderen Kontext, wiederhole das hier aber gerne: in den 50er, 60er und zum Teil noch in den frühen 70er Jahren wurde in Deutschland noch nach dem Krieg aufgebaut: Infrastruktur, Gesundheitswesen, Bildungswesen, Verteidigungsfähigkeit. Ab den 70ern ging es immer mehr darum, dass laufende Ausgaben erzeugt wurden (also Ausbau Sozialsysteme, auch als Wahlgeschenke). Investitionen wurden nach der Höhe der dafür notwendigen Ausgaben beurteilt und nicht nach dem, was sie finanziell oder anderweitig in der Zukunft bringen.

Im Gesundheitssystem ging es immer mehr ums Sparen, für Schulen war es ausreichend, wenn die Lehrer bezahlt wurden und die Bundeswehr war ab 1990 ein generell ungeliebtes Kind, so dass jeder Euro, den man dafür mehr einplanen wollte, schieres Teufelszeug war. Waffenexporte waren pfuibah, wurden aber hintenrum irgendwie doch gerne genehmigt.

Das hat letztlich zu den Strukturen geführt, die wir im Rüstungswesen haben. Ich weiß nicht, ob ich auf den Artikel schon verwies:
Ukraine-Krieg: Auf Panzer kann Deutschland lange warten (faz.net)

Gruß
C.

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Theoretisch ja. Zumindest könnte man deutlich mehr liefern, als man es jetzt mit Hinweis auf die Verteidigungsfähigkeit tut. Vor allem da das einzige Land, gegen dass sich Deutschland realistischerweise erwehren müsste, Russland ist. Nur in dem Fall wird Deutschland nicht am Hindukusch sondern am Donez verteidigt.

Dass man so einen Panzer nicht mal eben zusammenschustern kann, hat @C_Punkt ja schon geschrieben. Russland baute in den letzten Jahren ca. 200 Panzer pro Jahr. Im Westen sind es viel weniger, da die westlichen Kampfpanzer einerseits viel teurer sind und andererseits so gut wie jede Armee in den letzten Jahrzehnten seine Anzahl an Kampfpanzern reduzierte. Die Fabriken sind also eher mit Aufrüstungen existierender Panzer als mit Neubauten beschäftigt.

Nach Informationen des Business Insiders dürfte das zugesagte Iris-T-System erst im November oder Dezember einsatzbereit sein.
[…]
Ursprünglich sollte Griechenland dafür sowjetische Modelle in die Ukraine liefern.
[…]
Die sind allerdings vor allem auf den griechischen Inseln stationiert und sollen wohl erst abgezogen werden, wenn alle Marder-Einheiten einsatzbereit geliefert werden. Auch das ist dem Bericht nach erst im Herbst oder Winter zu erwarten. Zudem sei die Ankündigung um den Tausch auch für Hersteller Rheinmetall überraschend gewesen, der die Marder der Ukraine direkt verkaufen wollte.

Schwierigkeiten gibt es offenbar auch beim Mehrfachraketenwerfer Mars II. Vier Systeme sollten geliefert werden – doch dem Business Insider zufolge ist weniger als die Hälfte der 40 deutschen Einheiten einsatzfähig. Zudem können sie derzeit noch keine Munition aus den USA oder Großbritannien verschießen, ein notwendiges Software-Update könnte ebenfalls Monate dauern.

Die internationalen Reaktionen in einem Tweet:

Scholz hat Deutschland zum weltweiten Gespött gemacht…

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Hallo,



Michael MacKay


@mhmck

Ph.D. from the LSE … veteran of Ukraine democratic and civil society renaissance … election observer … chronicler of Muscovy’s war … from Upper Canada

der zählt nicht unter weltweit, sondern als „Betroffener“ und als solcher ist diese Aussage nachvollziehbar, aber ich teile sie nicht.
Und, was das hier betrifft - Scholz hat Deutschland zum weltweiten Gespött gemacht…
in Deutschland scheint das aber nicht so der Fall zu sein, meine ich jedenfalls.
Gruss
Czauderna

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Ich bin zwar nicht die Welt aber inzwischen glaube ich Scholz in dieser Sache genauso wenig wie Putin.

Hallo,
den Satz habe ich jetzt nicht verstanden
Gruss
Czauderna

Ich denke er ist eindeutig: wenn Scholz in Sachen Ukraine den Mund aufmacht glaube ich ihm genauso wenig wie Putin.

Entweder betreibt er Effekthascherei auf Kosten seiner Glaubwürdigkeit oder er will seine friedensbewegten Zeiten aus der Jugend reaktivieren.
Gute Hilfe muss schnell sein andernfalls verdient sie den Namen „Hilfe“ nicht.

Er wollte Kanzler werden also soll er auch das machen was ein Kanzler zu machen hat – Verantwortung übernehmen. Das kann im Extremfall auch Leben kosten aber das weiß man als Politiker vorher. Wenn er das nicht verantworten will, soll er deutlich sagen, dass er die Hilfe nicht geben will, weil sie ihm zu riskant ist oder sein Amt abgeben. Gerne auch an einen anderen SPD-Politiker der nicht solche Eiertänze vollführt. Solche gibt es dort auch - Helmut Schmidt ist nicht vergessen.

Jetzt kann Scholz sich endlich nicht mehr hinter Merkel und der CDU/CSU verstecken und wie steht er nun da? Mit runtergelassenen Hosen.
Das Bild ist erbärmlich.

Hallo,
vielen Dank für die Erläuterung - und ich wusste gar nicht, dass Helmut Schmidt mit einer solchen Krisensituation zu tun hatte - war das nicht die Sturmflut in Hamburg ?.
Aber egal.
Gruss
Czauderna

Helmut Schmidt hat sich nicht gescheut Verantwortung zu übernehmen und dies im Inland zu kommunizieren und entsprechend durchzusetzen (Stichwort Mutlangen).

In Hamburg hat er entschlossenes Handeln praktiziert und sich durchaus auch durch Umgehung vorgeschriebener Verwaltungswege angreifbar gemacht weil ihm in dem Moment die Rettung der Menschen wichtiger war, als der korrekte bürokratische Ablauf.

Wieder das Eine noch das Andere kann Scholz offenbar leisten.

Diese, mit Bravour gemeistert.

Später vor allem nochmal die Tage ab 05.09. bis 18.10.1977, wobei Schmidt im Deutschen Herbst gar nicht so sehr als „der Macher“ in Erscheinung getreten ist.

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Das ist eine Stimme von vielen. Dass man bisher schon kritisch auf Deutschland geschaut hat, ist bekannt. Das jetzt wird die Sache nicht besser machen.

Kann natürlich sein, dass das von außen anders wirkt. Ich persönlich finde so ein Theater aber einfach nur unwürdig:

Ukraine: Hey Deutschland, wir bräuchten moderne Schützenpanzer.
Deutschland: Was? Wofür?
Ukraine: Naja, Russland schlachtet unsere Zivilbevölkerung ab und so…
Deutschland: Ah, ok. Moment. Ja, da haben wir was. Einer unserer Rüstungskonzerne hat 100 Marder im Lager. In drei Wochen wären die ersten bereit.
Ukraine: Super. Könntest du die dann direkt zu uns schicken?
Deutschland. Könnte ich. Aber ich hab ein bessere Idee. Wir schicken die modernen Schützenpanzer nach Griechenland. Die haben da schrottreife sowjetische Schützenpanzer, die sie loswerden wollen. Die kannst du dann haben.
Ukraine: …
Deutschland: …
Ukraine: Geht das dann wenigstens schneller?
Deutschland: lol, nein. Das wird vor dem Winter eher nix.

Die deutsche Bundesregierung lässt die Ukraine im Stich. Da gibt es gar nichts schönzureden. Und dass Scholz einen Heulkrampf kriegt, wenn man ihn darauf anspricht, ist halt auch so eine Sache. Mittlerweile wünschte ich mir, dass sich Laschet den dämlichen Grinser erspart hätte…

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Keine Krise im engeren Sinne, aber den NATO-Doppelbeschluss hat Schmidt letztlich gegen große Teile der SPD-Fraktion durchgesetzt, was auch zum vorzeitigen Ende seiner Kanzlerschaft beigetragen hat.

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Es geht übrigens nicht nur darum, was die Bundesregierung macht, sondern auch wie:

Ultimately the primary issue appears to be the Scholz government appears to just wing their Ukraine assistance, making announcements out of the blue for PR.
[…]
The Iris T-transfer: Apparently Egypt was not notified/briefed ahead of the Scholz declaration to send systems to Ukraine.
[…]
The Marder for Greek BMP-1 swap: Greece too was caught out by Scholz announcement
[…]
To top it off, apparently Rheinmetall, who previously offered to deliver Marder to Ukraine, was also not briefed on this new idea.

Die deutsche Regierung macht also ständig die tollsten Ankündigungen, informiert aber keinen der Betroffenen vorher. Beim Ringtausch mit Polen war das ja auch nicht anders:

Die Conclusio:

Theme we are really seeing emerging, once again, is a German government mostly dragging feet on any meaningful assistance. Berlin also apparently doesnt brief partners ahead of making announcements, which then, conveniently one might say, creates even more delays.

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