Der russischen Armee scheint südlich von Sjewjerodonezk ein wichtiger Durchbruch gelungen zu sein:
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Die ukrainischen Einheiten in Zolote und Hirske drohen nun in einem Minikessel eingeschlossen zu werden. Laut ukrainischer Seite wurden beide Ortschaften schon fast vollständig geräumt, das lässt sich aber nicht überprüfen. Wenn Russland den Kessel schließen kann, wird sich der Druck auf Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vom Süden her erhöhen. Auch der Nachschub in die beiden Städte (beide haben je ca. 100k EW) ist nun deutlich angreifbarer, was Auswirkungen auf die Schlacht in Sjewjerodonezk haben wird.
Hier sieht man das größere Bild:
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Der russische Versuch, durch Zangenangriffe aus Izyum bzw. Lyman im Norden und Horlivka im Süden einen großen Kessel zu schaffen, sind bisher gescheitert. Seit Wochen konzentriert sich nun alles auf Sjewjerodonezk, wo beide Seiten im Häuserkampf schwere Verluste erleiden. Für beide Seiten ist diese Schlacht von einem rein militärischen Standpunkt her eigentlich unsinnig.
Die russische Armee müsste (ähnlich wie in Mariupol) die Stadt zuerst einkesseln und dadurch jeden Nachschub verhindern. Dazu ist sie aber militärisch offensichtlich nicht in der Lage und man muss es nun auf eine Abnutzungsschlacht ankommen lassen.
Die ukrainische Armee müsste eigentlich Sjewjerodonezk räumen und sich auf Lyssytschansk zurückziehen. Dort hätte man nicht nur einen Fluss zwischen sich und den russischen Truppen, man hätte auch einen klaren Höhenvorteil. Alles in allem ist Lyssytschansk deutlich einfach zu verteidigen als Sjewjerodonezk.
Der Grund, wieso beide Seiten trotzdem so verbissen um Sjewjerodonezk kämpfen, ist politischer Natur. Der Oblast Luhansk ist fast vollständig in russischer Hand und nur noch Sjewjerodonezk und Lyssytschansk werden von der Ukraine gehalten. Sollten beide Städte fallen, würde Russland den Oblast sofort als ‚befreit‘ deklarieren und der LPR die vollständige Kontrolle geben. Diese könnte dann um Aufnahme in die Russische Föderation ansuchen, was den Oblast in Moskaus Augen zu russischem Staatsgebiet machen würde. Die Konsequenzen davon sind nicht abzusehen.