Russland greift die Ukraine an

Was wundert dich denn daran? Dass der Präsident eines Landes, das um sein Überleben kämpft, Optimismus versprüht? Ich finde das eher nachvollziehbar.

Hallo,
meist ist es aber so, dass dem Optimismus der Realismus gegenübersteht und der sagt, dass hier ein wichtiger Schritt übergangen/ausgelassen wurde, aber vielleicht muss das auch so sein.
Gruss
Czauderna

Ich würde sogar sagen, dass sich Optimismus und Realismus immer gegenüber stehen und dass der „übergangene wichtige Schritt“ genau das ist, was den Optimismus kennzeichnet.

Ich vermute mal, dass Selensky gern auch ein paar Zusagen hätte, die man in der jetzigen Situation vielleicht leichter bekommt und auf die man sich dann später berufen kann.

Ablage für das Archiv:

Gleiwitz lässt grüßen…

Im russischen Internet kursieren Meldungen, dass die Ukraine Belograd und Kursk mit Raketen angegriffen hätte. Zusammen mit der Meldung aus Belarus scheint mir das so, dass hier bewusst versucht wird zu eskalieren.
Die Frage ist von wem? Ukraine oder Russland?

Ich vermute Russland, damit hier wieder eine besonders nette Überraschung in den nächsten Tagen entsprechend begründet werden kann.

Andererseits zeigt es mir, dass Russland mehr und mehr unter Druck ist und deshalb zur Gewalteskalation greift.

Die ukrainische Armee greift schon seit längerer Zeit Ziele in Russland an. Für Angriffe auf Belarus wurde dagegen noch nie ein Beweis geliefert, obwohl Russland von dort aus angegriffen hatte und es noch immer tut.

Ich finde es auch wenig glaubwürdig, dass ausgerechnet die belarussische Luftabwehr jede einzelne Rakete abgefangen haben soll. Die russische ist dazu offensichtlich nicht in der Lage.

Das könnte dazu passen:

Lyssytschansk (einer dieser ukrainischen Orte, die für deutsche Leser aus einer verwirrenden Folge von Buchstaben bestehen, dies aber nur am Rande) wurde ja von Russland nun recht schnell erobert.
Ich hoffe, dies liegt daran, dass das ukrainische Militär ihre Soldaten sinnvoller Weise schont (was ich absolut sinnvoll und verständlich finde!) und nicht daran, dass das russische Übergewicht noch größer wird.

Penegrin schrieb ja, die Stadt sei eigentlich, da höher gelegen, leichter zu verteidigen.
Gibt es eine geografisch sinnvolle Verteidigungslinie, hinter die sich die Ukraine nun zurückzieht?
Wartet man auf mehr westliche schwere Waffen?
Ist der russische Angriff an dieser Stelle doch einmal geschickt vorgegangen? Oder sind die russischen Soldaten doch in einer ziemlich prekären Situation und es drohen Durchstöße durch die ukrainische Front und weitere russische Eroberungen über Luhansk hinaus?

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Schau auf Twitter, dort gibt es die m.M. nach besten militärischen Einschätzungen.
Ein Beispiel:

Das muss man relativ sehen: Sie war leichter zu verteidigen als Sjewjerodonezk. Aber zum Schluss sah die Situation so aus:

Die russischen Truppen standen kurz davor, Lyssytschansk einzuschließen und dann hätte man ein zweites Mariupol.

Nein. Es gibt keine Flüsse mehr und Großstädte wie Bachmut, Slowjansk oder Kramatorsk müssen verteidigt werden. Allerdings stellt sich die Frage, ob die russische Armee hier noch weiter in die Offensive geht. Der Oblast Luhansk wurde nun vollständig erobert und es ist möglich, dass Russland jetzt so schnell wie möglich politisches Kapital daraus schlagen möchte, im Extremfall könnte das einen einseitigen Waffenstillstand bedeuten.
Ein zweiter Angriffspunkt könnte jetzt der Oblast Kherson werden, den Russland aktuell zu über 90% hält und wo die Ukraine in den letzten Wochen Gebietsgewinne verbuchen konnte:

Und auch hier gibt es Bestrebungen, den Oblast mittel Referendum an Russland anzuschließen:

The Moscow-installed military administration ruling the area around the occupied Ukrainian city of Kherson said it is preparing to hold a referendum on joining Russia.

„Yes, we are preparing for a referendum – and we will hold it,“ Kirill Stremoussov, the deputy head of Kherson’s military and civil administration, said in a video published on Telegram.

Stremoussov said Kherson should become „a full-fledged member“ of Russia.

Ähnlich wie in Luhansk würde es auch hier politisch Sinn machen, wenn der Oblast zuvor vollständig unter russischer Kontrolle ist.

Das auf jeden Fall:

The most advanced weapons that the United States has so far supplied Ukraine are making an impact in their first several days on the battlefield, destroying Russian ammunition depots and command centers, American and Ukrainian officials say.

Ukraine’s military had eagerly awaited the arrival of the first batch of truck-mounted, multiple-rocket launchers, whose satellite-guided rockets have a range of more than 40 miles, greater than anything Ukraine had possessed. The weapons have even won grudging respect from some Russians for their accuracy and power, analysts said.
[…]
Ukrainian soldiers are using their new weapon judiciously, firing one or two guided rockets at ammunition depots or command posts, often at night, and keeping them well away from the front lines to protect them, Pentagon officials and military analysts say.

“So far they seem to be a quite useful addition,” Rob Lee, a Russian military specialist at the Foreign Policy Research Institute in Philadelphia and a former U.S. Marine officer, said of the systems. “They will help hinder further Russian advances, but they won’t necessarily mean Ukraine will be able to take back territory.”
Die Ukraine ist noch nicht in der Lage, den russischen Vormarsch aufzuhalten, geschweige denn selbst eine größere Offensive zu unternehmen. Aber jede Woche verschiebt sich das Kräfteverhältnis zugunsten der Ukraine.

Nein, es hat sich am russischen Vorgehen nichts geändert. Aber es ist der russischen Armee nach bald zwei Monaten beinahe gelungen, die 40km vorzustoßen. Nach einem täglichen Geländegewinn von ca. 500 Metern war am Ende nur noch ein 10km breiter Korridor zur Stadt offen und durch den hat man jetzt die letzten Verteidiger zurückgezogen.
Was der russischen Armee an Qualität fehlt, macht sie (noch) durch Quantität wett. Dass das nicht nachhaltig sein kann, ist verständlich und der chaotische Rückzug von Snake Island zeigt auch, dass die Ukraine zumindest punktuell mit modernen Waffen die Oberhand hat. Davon hat die Ukraine aber noch sehr wenige und sie ist gut beraten, wenn sie mit einer Offensive noch wartet, bis sie eine ausreichend große Anzahl besitzt.

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Wie wird Lyssytschansk eigentlich korrekt ausgesprochen? In den Medien sagen sie immer sowas wie „Lüssitschansk“, aber meines Wissens nach wird doch ein y als u ausgesprochen … ?

Auf Ukrainisch heißt die Stadt Лисичанськ, also mit einem ‚i‘ (‚и‘). Keine Ahnung, wieso daraus ein ‚y‘ wurde.
Auge @Metapher!

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Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bekräftigt seine enge Verbundenheit mit Russland. Belarus sei so eng mit der Russischen Föderation verbunden, „dass wir praktisch eine gemeinsame Armee haben. Aber das wussten Sie ja alles. Wir werden weiterhin mit dem brüderlichen Russland fest vereint sein“, sagt Lukaschenko bei einer Feier zum Jahrestag der Befreiung von Minsk durch sowjetische Truppen im Zweiten Weltkrieg.

Klingt das nur für mich so wie die Vorbereitung/Rechtfertigung eines belarussischen Kriegseintritts?

Putin müsste schon aus innenpolitischen Gründen darauf dringen, dass sein Gefolgsmann Lukaschenko öffentlich Farbe bekennt, denn die Begeisterung in Belarus für ein Zusammenschluss mit Russland und speziell für diesen aktuellen Krieg, hält sich in Grenzen. In Russland kommt dann, hofft Putin, sicher rüber: schaut, der eine Teil von Russland kommt freiwillig von alleine zurück, warum macht das die böse Ukraine nicht?

Daran sind nur die Nazis in Kiew schuld!

Wenn sich Belarus nur gegen einen ukrainische „Angriff“ wehrt, muss Putin gar nichts. Im Gegenteil wäre das nur ein weitere Beweis für die wahren Absichten der Ukraine und man wird freudig alles tun, um Belarus gegen die Nazis zu schützen.

So eine Eskalation des Konfliktes könnte Putin dann sogar zum Anlass nehmen, um offiziell einen Krieg zu erklären.

Einen Angriff aus Ukraine auf Belarus kann man zur not erfinden. (Wie D - ab Morgen wird zurückgeschossen…)

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Richtig (siehe oben).

Kurios ist halt diese Stelle:

Sollte es einen Angriff auf Belarus geben, werde sein Land sofort reagieren, sagte Lukaschenko laut Belta in einer Rede zum bevorstehenden Unabhängigkeitstag des Landes.

Entweder hat die Ukraine bereits angegriffen oder nicht. Wie schwer kann es sein, konsequent zu lügen?

Könnte Lukaschenkos inkonsequentes Lügen daher rühren, dass er von Putin klare Anweisungen erhält in den Krieg einzutreten, die er mit innigen Treueschwüren beantwortet, während er in Wirklichkeit nicht die geringste Lust hat, loszuschlagen? Ein Krieg ist teuer, nicht unerhebliche Teile der Bevölkerung hassen ihn, er weiß, wie die Ukraine mit westlichem Waffen unterstützt wird und ahnt vielleicht, dass seine eigene Armee ähnlich desolat wie die Russische sein könnte.

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Hi,

Der ukrainisch kyrillische Buchstabe „и“ wird (im Ggs. zum russischen) immer mit lat. „y“ transkribiert und wird auch im Prinzip so gesprochen. Aber zu unterscheiden von ukr. „й“ = lat. „j“.

Daher wird z.B. ukr. Зеленський als Selenskyj transkribiert.

mal im Überblick:

ukr. и → lat. y
ukr. й → lat. j
ukr. i → lat. i
ukr. ї → lat. ji

Und btw. (@Kudo)
der kyrillische Buchstabe „у“ ist das lateinische „u
Daher ukr. Україна → Ukrajina.

Gruß
Metapher

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Exakt genauso sehe ich das.

Dazu kommt noch: wenn er tatsächlich in den Krieg eintritt, steht er in der vordersten Frontlinie.