Mit Wahlbeobachtern der AfD und den Wagenknechten
Ich finde ja das Gerücht spannend, dass er eine Art ‚Sowjetunion 2.0‘ ausrufen möchte. Ich rechne ja eigentlich schon damit, dass es was mit Luhansk und Donezk und eventuell auch Kherson zu tun hat.
Wenn man den Berichten glauben darf, sind die jüngsten Erfolge der ukrainischen Armee eine Kombination von neuen und alten Waffensystemen. Die meisten Munitionsdepots dürften von veralteten Kurzstreckenraketen vom Typ Tochka-U getroffen worden sein. Dazu reicht die eher dürftige Genauigkeit aus. Um die russische Luftabwehr zu beschäftigen, wurden gleichzeitig Angriffe mit Uragan, Smerch und HIMARS gestartet, wobei letztere gezielt gegen Kommandoposten und Luftabwehrstellungen eingesetzt wurden.
Bestes Beispiel für die Hilflosigkeit der russischen Luftabwehr, ist die Vernichtung einer S-400 Stellung:
Die Reichweite und Genauigkeit der HIMARS hat weitreichende Konsequenzen für die russische Armee. Deren Nachschubsystem ist nämlich massiv von Bahntransporten und manueller Schwerstarbeit beim Be- und Entladen abhängig. Russischer Nachschub wird nämlich nicht auf Paletten transportiert, sodass es keiner maschinelle Unterstützung gibt. Das hat historische Gründe, da man in Russland bzw. der SU stets ein Übermaß an billigen Arbeitskräften aber nie genug Maschinen hatte. Russische Munitionslager sehen so aus:
https://russiatrek.org/blog/army/storage-and-transportation-of-ammunition-in-russian-army/
Keinerlei Schutzmaßnahmen in Sicht…
Nachschub war in der russisch/sowjetischen Armee immer eine zentralisierte Angelegenheit und so etwas ändert man nicht von heute auf morgen.
In der Theorie schaffen russische Versorgungstrucks pro drei Fahrten zu je 70km. Gerechnet wird mit je 1 Stunde be- und entladen und je 1 Stunde hin und retour. Die restlichen 12 Stunden sind Ruhe- und Wartungszeiten.
Dank HIMARS muss die Munition nun mindestens 100 km hinter der Front von den Zügen entladen werden, wodurch sich der Nachschub bedingt durch die längere Strecke um 1/3 reduziert.
Man darf dabei auch nicht unterschätzen, wie sperrig Artilleriemunition ist. Eine Granate von Kaliber 152mm wiegt ca. 45 kg, bei 122mm sind es noch immerhin 22 kg. Bei der Raketenartillerie wiegt schon die 122mm Rakete bis zu 70 kg und die 300mm Rakete ca 250kg.
Schon alleine diese wegen HIMARS nötigen Umstellungen beim Nachschub wird die russische Armee, die wie kaum eine andere auf Artillerie angewiesen ist, massiv behindern. Laien unterschätzen gerne die Bedeutung von Logistik. Aber wie US General Omar Bradley schon sagte: “Amateurs talk strategy. Professionals talk logistics.”
Anscheinend ist nun auch der große Bruder des HIMARS im Einsatz:
Wenn das mit der ATACMS auch noch was wird, wird das für die Invasoren ein ganz heißer Sommer.
Kräfteverhältnisse bei der Artillerie.
In a nutshell:
Auch seine anderen Tweets empfehlenswerte Arbeiten.
Die Grafik kenne ich. Allerdings habe ich damit ein paar Probleme:
- Ich habe keine Idee, woher die Zahlen stammen sollen. Manche entsprechen denen auf Wikipedia, andere sind darüber oder drunter. Weder in der Grafik noch im Posting finde ich eine Quellenangabe.
- Auch die angeführten Waffen sind mir etwas suspekt. Ich habe zB noch nie von einer Haubitze ‚MT-14‘ gehört, die abgebildete Waffe ist aber eine PAK vom Typ ‚MT-12‘. Von der haben aber sowohl die Ukraine als auch Russland je ca. 500 Stück. Auf der ukrainischen Seite ist dafür keine Rede von den ca. 40 Msta-S und auf russischer Seite fehlen die ca. 1240 Giatsint-B.
- Die Zahlen scheinen die jeweiligen maximalen Stückzahlen zu sein. Falls dem so wäre, sind die russischen Zahlen irreführend, da nicht alle an der ukrainischen Front im Einsatz sind.
- Was ebenfalls nicht ersichtlich wird, ist die qualitative Überlegenheit der westlichen Waffen. Einerseits ist die Genauigkeit durch die Bank um einiges höher, besonders was die Raketenartillerie betrifft. Eine HIMARS hat etwa eine CEP von 5 Metern (= 50% der abgefeuerten Raketen landen in diesem Umkreis um das Ziel), während es bei der Smerch 170 Meter sind.
Das andere ist die Feuergeschwindigkeit. Eine HIMARS (6 Raketen) oder eine M270 (12 Raketen) kann in 5 Minuten nachgeladen werden. Bei einer Smerch (12 Raketen) sind es 40. Das heißt, dass die aktuell 12 HIMARS theoretisch die gleiche Feuerkraft wie 48 Smerch haben. Bei den 9 M270/MARSII wären es 72 Smerch…
Schon alleine wegen Punkt 1 finde ich die Grafik wenig aussagekräftig.
Bisher ist das keine gute Woche für die russische Luftwaffe. Gestern wurde eine Su-34M von der eigenen Seite abgeschossen:
Die Su-35M ist das modernste Flugzeug der russischen Luftwaffe. Der Jagdbomber wird erst seit 2021 gebaut und es dürfte bisher erst weniger als ein Dutzend davon geben. Der Stückpreis liegt bei ca. 50 Millionen €.
Heute hat es eine Su-35 offenbar von der ukrainischen Luftabwehr abgeschossen:
Die Su-35 ist das modernste russische Jagdflugzeug und kostet ca. 85 Millionen €. Das Interessante dabei ist, dass sich der Abschuss in der Nähe von Nova Kakhovka ereignet hat, das sich ca. 50km hinter der Frontlinie befindet:
Es gibt allerdings auch Meldungen, dass es sich um einen weiteren Fall von friendly fire handeln soll. Ich bin mir nicht sicher, was für die russische Seite schlimmer wäre…
Sollte die Ukraine das getan haben, welche Waffen/ welche Konstellation käme dann in frage?
Bei der Entfernung kommt eigentlich nur eine S-300 in Frage. Falls es ein anderes System war, stimmen entweder die Frontlinien nicht mehr oder die ukrainische Luftwaffe operierte verdammt nah an der Front und hoffte auf einen Überraschungsangriff wie diesen.
Im Raum Cherson tut sich übrigens einiges. Dort führen nur zwei Straßenbrücken über den Dnjepr:
Die Antonovskiy Brücke (1) direkt im Westen und der Kakhovka-Damm (2), der in der Nähe der Absturzstelle der Su-35 von gestern liegt.
Daneben gibt es noch eine eingleisige Bahnbrücke bei Prydniprovs’ke (3).
Das sind die einzigen Nachschubwege für die russischen Einheiten in dem Gebiet und auch für die Stadt.
Die Antonovskiy Brücke wurde gestern mit HIMARS angegriffen:
Und heute früh erneut:
Wie man sieht liegen die Einschläge nah beieinander und die Brücke soll mittlerweile gesperrt sein. In Summe sollen 10-12 Raketen eingeschlagen sein, was zwei Einzelangriffen eines HIMARS entspricht.
Ebenfalls gestern wurde ein russisches Hochleistungsradar bei Lazurne (direkt südlich von Kherson an der Schwarzmeerküste) zerstört:
Das Podlet-K1 ist das modernste russische Radarsystem und integraler Bestandteil der russischen Luftverteidigung (besonders mit der leistungsfähigen S-400). Eigentlich gehört es zu den am besten gegen Luftangriffe geschützten Einheiten und der Verlust spricht Bände über die Fähigkeit vom HIMARS (oder die Unfähigkeit der russischen Luftabwehr).
Zusammenfassung: Die ukrainische Armee greift gezielt die russische Luftabwehr und Luftwaffe im Raum Cherson an und hat die Stadt mit dem umliegenden Gebiet effektiv von russischem Nachschub abgeschnitten. In den zwei Wochen davor wurden zahlreiche Munitionsdepots zerstört, die Versorgungslage dürfte also angespannt sein.
Sollte natürlich „direkt im Osten“ heißen
Hier noch ein schönes Beispiel, wie schwach Putins Position mittlerweile ist:
Was die Presse so alles in 50 Sekunden hinein Geheimnissen kann.
Wenn Erdogan das mit Absicht gemacht hat, es also geplant war, spricht das nicht für seine Intelligenz. Putin braucht ihn, das ist wahr aber Erdogan braucht auch Putin, zumindest jetzt noch.
Die Leiter der westlichen Staaten werden sich hoffentlich nicht von einem solchen symbolischen Affront in irgendeiner Weise beeinflussen lassen oder gar glauben, dass Erdogan jetzt mehr in Richtung Westen tendiert.
Der Hintergrund ist, dass Putin Erdogan vor zwei Jahren ebenfalls warten ließ:
Wobei das überhaupt ein beliebtes Spielchen Putins ist, der damit wohl irgendwas beweisen muss:
Was Erdogan jetzt bewiesen hat, ist der schwindende Einfluss Putins. Noch vor einem halben Jahr hätte das Erdogan nicht gewagt und noch vor wenigen Jahren sah es so aus, als würde sich Erdogan überhaupt von der NATO weg zu Russland orientieren:
Der Zug dürfte nun endgültig abgefahren sein und bei Despoten wie Erdogan kann man sich auf eines verlassen: Sie erkennen sofort, wenn jemand Schwäche zeigt und nutzen das schamlos aus. Erdogan hat erkannt, dass Russland nicht mal ansatzweise eine Alternative zur NATO ist und es dürfte eine lange Zeit her sein, seit Putin dermaßen in der Öffentlichkeit bloßgestellt wurde.
Im April hat Polen einen Kaufvertrag über 250 US Kampfpanzer vom Typ M1A2 Abrams SEPv3 unterzeichnet:
Da mit einer vollständigen Lieferung erst bis 2026 gerechnet werden kann, hat Polen nun auch noch zusätzlich 116 gebrauchte Panzer vom Typ M1A1 gekauft, die schon Anfang nächsten Jahres geliefert werden könnten:
Für die Ukraine wird das Ganze interessant, weil sich Polen anscheinend im Gegenzug für die gebrauchten Panzer dazu bereit erklärt hat, zumindest einen Teil seiner 232 PT-91 an die Ukraine zu liefern:
Der PT-91 ist ein spannendes Projekt, bei dem Polen von 1995 bis 2002 eigene T-72M1 aufwertete. Dabei wurde neben der Panzerung und dem Antrieb auch die Feuerleitanlage (inkl. Nachtsichtfähigkeit) verbessert. Auch wenn der PT-91 natürlich nicht mit modernen Kampfpanzern wie dem Leopard 2 vergleichbar ist, ist er dem Schrott, den die russische Armee mittlerweile als Nachschub von diversen Hinterhöfen an die Front karrt, mehr als ebenbürtig.
Der große Vorteil wäre natürlich, dass es sich dabei im Grunde um eine Variante des T-72 handelt und damit eine Umschulung ukrainischer Panzerfahrer relativ einfach sein sollte.
Hallo,
sind das auch nur Sprüche oder doch Taktik - https://www.focus.de/politik/ausland/sorge-vor-gas-engpass-putin-spottet-ueber-energiesparplaene-der-deutschen-was-fuer-ein-bloedsinn_id_120565003.html
sind wir Deutschen, aber auch andere, in der Gesamtheit nicht doch käuflich. Wie wäre die Stimmung, wenn es kein Gas mehr gäbe und wie entwickelt sich die Stimmung, wenn das Gas weiter fließt und vielleicht sogar mehr als bisher. Wie entwickelt sich die Stimmung, wenn der Weizen aus der Ukraine nicht exportiert werden kann und wie, wenn das doch möglich sein wird.
Gruss
Czauderna
„Gasverkäufer findet Gassparen doof“. Ich bin schockiert
Hallo,
wie war das - die Pipeline wird gewartet, kann aber erst wieder in Betrieb gehen, wenn die entsprechende Turbine aus Kanada wieder da ist. Jetzt ist die Wartung anscheinend abgeschlossen und das Gas fließt wieder, aber dann das hier - https://www.n-tv.de/wirtschaft/Kreml-nennt-Bericht-ueber-Importblockade-Unsinn-article23482531.html
wo genau wird denn diese Turbine gebraucht ?.
Gruss
Czauderna
Aktuell fließen da nur ca. 29 GWh an Gas durch, was etwa 40% der maximalen Förderleistung bzw. der gültigen Vertragsmenge entspricht. Solange Russland die Übernahme der Turbine verzögert, können sie relativ ungestraft die Lieferverträge brechen.
Das werden wir bald sehen. Heute wurde eine Vereinbarung zu der Getreideausfuhr aus der Ukraine in Istanbul von beiden Seiten unterzeichnet.
Mit Gas wird Putin vermutlich im Oktober anfangen zu spielen. Dann wird man sehen was die Moral in Deutschland für einen Stellenwert hat.
Hallo,
Gas fliest, Weizen wird exportiert, der Krieg geht aber weiter, eigentlich ein Widerspruch in sich.
Die Frage nach der Moral ist berechtigt, aber wessen Moral, die der Regierungen oder die der Bevölkerungen ?
Gruss
Czauderna