Russland greift die Ukraine an

Hallo,
und deshalb sollten wir das auch einfach vergessen, meine ich.
Gruss
Czauderna

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Wenn der Uri das liest, wird er gleich was bei euch verbiegen :upside_down_face:

Die deutschen Waffen braucht er nicht zu verbiegen, die verbiegen sich von ganz alleine.

Und, noch da? :face_with_raised_eyebrow:

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Hat sich AI schon zu Wort gemeldet? :thinking:

Russische Truppen haben nicht nur das größte Atomkraftwerk Europas vermint und in ein Militärlager verwandelt, sie haben es gestern auch (unabsichtlich?) mit Raketen beschossen. Zur Erinnerung: In den Anfangstagen der Invasion hatten russische Truppen das AKW schon mal beschossen und beschädigt.

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Sind das die ersten Anzeichen für „verbrannte Erde“ bei einem eventuellen Rückzug zu hinterlassen?

Interessanter Vergleich zwischen Leopard 2 und K2:

Auch hier gilt wieder: Wer die Logistik ignoriert, hat’s auf dem Schlachtfeld schwer.

Artikel über die Zustände in Kherson:

A cloud of thick smoke hangs over the occupied city of Kherson in Ukraine. Its very stench is evidence of Russian war crimes, on a scale almost too sickening to contemplate.
The smoke comes from mobile incinerators that are running night and day. Vladimir Putin’s paranoid soldiers are burning the corpses of Ukrainian citizens tortured and murdered on suspicion of helping the resistance.

Nein, natürlich nicht. Aber wenn irgendjemand beschließt, dass er das Recht hat, zu demütigen und zu zerstören, was mir heilig ist – kannst du beruhigt sein.

Also gibst Du zu, daß es unrecht ist, daß Russland derzeit in der Ukraine alles zerstört, und die Bewohner demütigt, und ihnen alles nimmt was ihnen heilig ist?

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Nein, im Gegenteil, das beunruhigt mich sehr.

Die „gewöhnlichen“ Territorial- und Kolonialkriege, die man früher so führte (und denen Genosse Sergej Viktorowitsch nachtrauert), hatten den immerhin noch rationalen Aspekt, dass man die Motive des Angreifers kannte und damit auch klar war, wo der Rahmen und die Grenzen seines Krieges lagen. Damit, dass er (das passt gar nicht dazu, wie er sonst agiert) wie ein zorniger Bub von vier Jahren mit dem Fuß aufstampft und kreischt „Nein, die Minsker Abkommen sind doof! Die Krim will ich nicht! Autonomiestatus für die Gebiete im Donbass will ich nicht! Ich will, dass alles kaputt geht und alle tot sind! Hier kommen überall böse Nazigeister aus den Gräbern, sie wollen mich fressen! Der Heilige Kyrill soll die Geister wegmachen!“ wird deutlich, dass es ihm nicht um etwas rational Fassbares, sondern um etwas Heiliges geht.

Ja, und wenn ein Krieg von solchen religiös-ideologischen Motiven befeuert wird, wird er erst richtig schlimm, und mit Aggressoren, die von einer religiös-ideologischen Motivation getrieben sind, kann man nicht reden wie mit erwachsenen Menschen, weil das, was sie als „heilige Mission“ empfinden, nicht rational und für andere nicht nachvollziehbar ist.

Und das, was besser und schneller wirken würde als Waffenhilfe für die Bedrohten, nämlich geeignete Neuroleptika und vielleicht ein bisselchen Valium, kriegt man in die Leute eben nicht rein.

Wie gut ließe es sich auf der Erde leben mit etwas weniger Heiligem Feuer…

Schöne Grüße

MM

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Das ist genau das, was mir auch Sorgen bereitet: der Mangel an erreichbaren Kriegszielen. Das Maximalziel, d.h. der Enthauptungsschlag gegen Kiew und das Einsetzen einer Marionettenregierung für die gesamte oder zumindest die östliche Ukraine, ist nicht mehr erreichbar. Die Eroberung der östlichen Ukraine (Oblaste Sumy, Poltawa, Charkiw, Donezk, Luhansk und Tschernihiw), um einen Puffer zwischen Russland und der NATO-freundlichen Ukraine zu etablieren, ist auch nicht mehr erreichbar. Der wie auch immer geartete Autonomiestatus von Donezk und Luhansk ist zwar noch denkbar, aber im Sinne der strategischen Absichten eigentlich nicht ausreichend.

Bei der sehr flexiblen Einstellung zu Wahrheit und Realität der herrschenden Klasse in Russland ist es natürlich denkbar, dass man die Autonomie der beiden Oblaste rückwirkend zum primären Kriegsziel erklärt und auf der Basis nach weitgehender Ermüdung von Bevölkerung, Militär und Wirtschaft Frieden schließt. Ich bezweifle aber, dass Putin sich darauf einlassen wird (mal ganz von der Frage abgesehen, ob die Ukraine darauf einginge (*)). D.h. entweder Machtwechsel oder die letzte Option, nämlich dass der Krieg noch lange weitergeht und Putins Schergen so lange einfach nur alles kaputtschießen, dessen sie habhaft werden können.

(*) Zwar besteht die Ukraine derzeit darauf, dass es keine territorialen Zugeständnisse bei einem Frieden geben wird, aber realistisch betrachtet, gibt es keinen rationalen Grund, an den beiden Provinzen festzuhalten. Der pro-russische Teil der Bevölkerung war immer schon dominierend, der pro-ukrainische Teil der Bevölkerung ist längst geflohen bzw. wurde vertrieben oder getötet. Selbst wenn man der Landesteile durch Eroberung wieder Herr werden könnte, blieben sie ein Unruheherd mit einer Bevölkerung, die sich als russisch versteht und im Zweifel einen langjährigen Partisanenkrieg unterstützen würde.

Das kann eigentlich niemand in Kiew ernsthaft wollen, zumal man in den Jahren nach Kriegsende damit beschäftigt sein wird, den Rest der Ukraine wieder aufzubauen und gegen zukünftige russische Angriffe zu sichern. Unter den Gegebenheiten noch einen dauerhaften Konflikt im Südosten mit dem Ziel des reinen Gebieterhalts im Zaum zu halten (zumal ja mit russischer Unterstützung der „Rebellen“ in Form von Waffenlieferungen und russischen Soldaten auf Urlaub zu rechnen ist), macht wenig Sinn.

Grüße

C.

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Das sehe ich auch so.

Die Frage ist: was muss der Westen der Ukraine (auch im eigenen Interesse) bieten damit sie auf diese Version eingeht? Anstelle der Ukraine würde ich das nur akzeptieren, wenn ein quasi sofortiger NATO-Eintritt vollzogen würde, damit erneute russische Überfälle ausgeschlossen sind.
Auch in ökonomischer Hinsicht muss die Zukunft für die Ukraine erstrebenswert sein. Wie das nach Fortfall eines Großteils der industrialisierten Gebiete im Donbas und Verlust erheblicher Teile der Weizenanbaugebiete funktionieren soll, steht in den Sternen. Da ist dann die EU gefragt.

Im Prinzip müsste die Ukraine als positives Beispiel eines freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaats aufgebaut werden (im Vergleich zu Russland). Beim derzeitigen Zustand der innerukrainischen Verhältnisse sehe ich das als unrealistisch an.

Es läuft auf die Quadratur des Kreises hinaus.

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Zeit für ein kleines Update.

Die Lage in Kherson spitzt sich immer weiter zu. Wie oben schon beschrieben, ist die Situation für die russischen Truppen alles andere als ideal:

Die eroberten Gebiete nördlich des Dnjepr (inklusive Kherson) sind nur über drei Brücken zu erreichen: Zwei für Fahrzeuge und eine einspurige Eisenbahnstrecke. Die ukrainische Armee hat bewiesen, dass sie diese Brücken nach Belieben angreifen können, zuletzt wieder die große Antonovsky Brücke direkt bei Kherson:

Es scheint klar zu sein, das Kherson der einzige Ort für eine etwaige ukrainische Gegenoffensive sein kann. Das Gebiet ist weit weg vom russischen Gebiet, die Bevölkerung ist mehrheitlich auf ukrainischer Seite und die Versorgungslage ist wie gesagt angespannt.

Die russische Armee reagiert auf diese Gefahr mit Verstärkungen:

Das mag logisch und folgerichtig erscheinen, verschärft aber die ohnehin schon schwierige Lage, da man nun noch mehr Nachschub braucht. Die russische Armee hat bei Kherson das gleiche Problem wie die ukrainische im Donbas: Man wählt seine Strategie nicht nach militärischen sondern nach politischen Gesichtspunkten. Es würde für die russische Armee viel mehr Sinn machen, sich östlich des Dnjepr zurückzuziehen. Würden sie nach dem Rückzug die Brücken sprengen, könnte man diese Front mit minimalen Truppen halten. Allerdings will man im Kreml offensichtlich an der Illusion festhalten, dass man doch noch die gesamte ukrainische Schwarzmeerküste erobern und eine Landbrücke nach Transnistrien bilden könnte.

Da die Brücken nicht mehr schwer belastet werden dürfen und zudem jederzeit angegriffen werden könnten, muss sich die russische Armee mit Ponton-Fähren behelfen:

Man kann sich vorstellen, was das für die Versorgung der russischen Truppen und der Zivilisten in dem Gebiet bedeutet.

Während sich nun die russische Armee im anbahnenden Kessel versammelt, geht die ukrainische Armee einen Schritt weiter. In den letzten Tagen wurden mindestens ein Dutzend russische Flugabwehrstellungen vernichtet. Bekannt wurde das durch ein von russischer Seite veröffentlichtes Foto:

Auf dem Foto sind man die Trümmer einer US AGM-88 HARM Rakete, die von einem Flugzeug aus abgefeuert eine Reichweite von 150 km hat und selbstständig Radarquellen (wie Flugabwehrstellungen) angreift. Gegenmaßnahmen gibt es keine und sobald die Rakete eine Radarquelle geortet hat, nutzt auch das Abschalten des Radars nichts mehr. Es ist also eine fire and forget Waffe, wie sie im Buche steht.

Diese Lücke in der russischen Flugabwehr wurde nun offenbar genutzt:

Ein russischer Luftwaffenstützpunkt auf der Krim wurde von zwei Raketen gleichzeitig angegriffen, wobei zwei Munitionslager getroffen und vernichtet wurden. Von diesem Stützpunkt aus griff das 43rd Independent Naval Shturmovik Maritime Attack Aviation Regiment wiederholt Ziele in der Südukraine an. Der Verlust an Munition dürfte sich kurzfristig bemerkbar machen. Dieses Geschwader ist mit Jagdbombern für die Bodenunterstützung ausgerüstet und würde bei der Abwehr einer ukrainischen Gegenoffensive eine wichtige Rolle spielen. Es ist zudem klar, dass Teile des Stützpunktes beschädigt bzw. Material zerstört wurde. Das genaue Ausmaß ist aber zumindest bis jetzt noch nicht bekannt.

Dieser Angriff ist aus zwei Gründen bemerkenswert. Es war einerseits der erste Angriff auf ein Ziel auf der Krim und es ist anzunehmen, dass dies mit den westlichen Verbündeten abgesprochen war. Andererseits befindet sich der Stützpunkt mehr als 200km hinter der Front:

Afaik verfügt die Ukraine über kein Waffensystem mit dieser Reichweite und imho gibt es nur zwei Erklärungen. Entweder ist man inzwischen mit der Entwicklung der Hrim-2 weiter als bisher bekannt (ähnlich wie bei der Neptun). Oder die USA haben nun auch die MGM-140 ATACMS Rakete für die HIMARS geliefert. Für beide Waffen wäre es notwendig gewesen, die russische Flugabwehr zuvor zu schwächen, womit wir wieder bei der AGM-88 HARM wären.

Zusammenfassung: Die russische Armee verstärkt weiter ihre Truppen westlich bei Kherson, obwohl die Versorgung nicht gewährleistet werden kann. Die russische Flugabwehr wurde in den letzten Tagen erheblich dezimiert, was Angriffe der ukrainischen Luftwaffe erleichtern wird. Gleichzeitig wurden mit einem Angriff über eine bisher nicht erreichte Entfernung die Fähigkeiten der russischen Luftwaffe erheblich geschwächt. Und über allem schwebt die Erkenntnis, dass die russische Armee modernen westlichen Waffen nichts entgegensetzen kann.

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Nachtrag:

Gestern wurde die Liste mit dem Inhalt des neuen US Waffenpakets an die Ukraine veröffentlicht:

Imho am interessantesten ist dabei der Punkt ‚Munition für NASAMS‘. Über dieses Waffensystem habe ich hier bereits mal was geschrieben.

Bisher wusste man nur, dass die USA Ende Juli ankündigten, zwei Batterien zu je sechs Werfern bereitstellen zu wollen:

Wenn jetzt aber die Rede davon ist, Munition für diese Werfer zu liefern, kann man davon ausgehen, dass zumindest einige davon schon im Einsatz sind. Das würde auch diese Meldung erklären:

Die russische Marine griff gestern die Ukraine mit vier Marschflugkörpern von Typ Kalibr an und alle wurden von der ukrainischen Flugabwehr abgefangen. Das gab es bisher noch nie und lässt auf verbesserte Abwehrmöglichkeiten auf ukrainischer Seite schließen.

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Wären die Gepards zu derartigen Abschüssen auch imstande?

Theoretisch ja. Aber nur, wenn er sehr nahe am eigentlichen Ziel oder der Flugbahn steht. Die MK des Gepard haben eine Reichweite von 5,5 km und die 3M14K Marschflugkörper fliegen in 50 Metern Höhe mit fast 1000 km/h. Da bleibt sehr wenig Zeit fürs Wirken.

Ich halte es daher für unwahrscheinlich, dass ein Gepard eine 3M14K abfangen könnte. Bei vier Marschflugkörpern halte ich es für unmöglich.

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Ich lese gerade, dass am Vormittag ein weiteres Munitionsdepot zerstört wurde:

Auch dieses Depot befindet sich außerhalb der Reichweite der bisher bekannten HIMARS Munition in der Ukraine. Der Schaden schreibt immens zu sein, Augenzeuge berichten von stundenlangen Sekundärexplosionen.

Novooleksiivka ist zudem ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, durch den eine von zwei Bahnlinien führt, die die Krim mit dem Rest der Ukraine verbinden.

Interessanter Artikel zu diesem Thema:

Sollten es tatsächlich Hrim-2 gewesen sein, m müsste man sich die Frage stellen, wieso man sie gerade jetzt eingesetzt hat. Aus Spaß an der Freude wohl eher nicht.