Russland greift die Ukraine an

Heute wurde in russischen Internet geschrieben, dass Putin nicht zu der G20 Konferenz kommt, auch keine russische Delegation.
Das lässt mich leider befürchten, dass hier eine besondere Schweinerei ausgeheckt bzw. durchgeführt werden soll (Stichwort Kachowka).
Wir werden sehen.

Aber dem Vernehmen nach Genosse Nussknacker mit der großen Aktentasche, wo sich zwischen den Buterbrody doch immer allerhand Beweise für alles Mögliche befinden, zumindest solange man nicht in die Tasche reinschauen darf.

Der hat sicherlich auch schon Beweise dafür vorbereitet, dass der Damm sich aus Angst vor den vielbösen Nazis selbst gesprengt haben wird.

Die Internetquelle sagte: „weder Putin noch Lawrow“, aber bei den Burschen weiß man nie…

Servus,

die FAZ schreibt, Lawrow stünde ins Haus. Der hat ja schon Übung in gleichzeitiger An- und Abwesenheit: Mit reichlicher Verspätung einlaufen, einen mitgebrachten Zettel vorlesen und exakt mit Ende des letzten Satzes umdrehen und abrauschen.

Schöne Grüße

MM

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Eigentlich sind Lawrow und Putin auf der Suche nach einem Waffenstillstand.
Die militärische Lage ist aber nicht danach, daß die Ukraine darauf eingehen könnte, sie darf die Russen nicht zur Ruhe kommen lassen. Die Prognose von Ben Hodges zeigt, daß die Rückeroberung der Krim kein Luftschloß ist sondern real werden könnte.

Die düsteren Aussichten für Putin:

Das letzte Aufgebot:

Die russische Front bei Kherson kollabiert:

Das ist kein geordneter Rückzug sondern eine Flucht. Und die Konsequenz ist, dass mittlerweile alle Übergänge in der Reichweite von gezogener Rohrartillerie (zB M777) vom Kaliber 155mm (Nato Standard) liegen:

Das bedeutet, dass die Ukraine hier nicht mehr auf die teure und relativ seltene HIMARS/M270 angewiesen ist. Somit kommt hier eine bis dahin unerreichbare Anzahl an Artillerie zum Einsatz, was das Übersetzen für die russische Armee nochmals erschwert.

Ist es tatsächlich eine Flucht im Sinne eines ungeordneten Wegrennens?
Andere Berichte sprechen von durchaus organisiertem Rückzug und dass die meisten russischen Geräte schon auf dem linken Ufer ausgelagert sind.
Andererseits liest man auch davon, dass die mobilisierten Reservisten zum Verheizen und zur Verzögerung des ukrainischen Vormarsches an die Front geschickt werden, während die „Eliteeinheiten“ einigermaßen sicher zurückverlegt werden können. Das könnte der russischen Führung durchaus auch wieder auf die Füße fallen, weil die Reservisten ja nicht alle Idioten sind und sich die Opferung der Reservisten innerhalb der Armee auch rumsprechen wird.
Es könnte durchaus sein, dass die russische Armee sich am linken Ufer festsetzt und ihre Artillerie von dort aus, ohne die großen logistischen Schwierigkeiten wie auf der rechten Flussseite, auf das ukrainische Militär konzentrieren könnte.

Auf jeden Fall ist es aber ein strategischer Sieg, der es der Ukraine ermöglicht zwischen fünf und zehn Brigaden von dieser Front nach Donez zu verlegen - vorausgesetzt die Ukraine stoppt den Vormarsch vorerst am Fluss, denn das höher gelegene rechte Ufer ist relativ leicht zu verteidigen.

Das es kein geordneter Rückzug sein kann, sieht man hier:

Brücken sprengt man normalerweise zum letztmöglichen Zeitpunkt. Offenbar ist sich aber auch die russische Führung nicht sicher, wie lange die Front noch hält. Was das für die Moral der verbliebenen Truppen bedeutet, dürfte auch klar sein.

Der Grund dafür ist übrigens der Übliche: Der politische Aspekt wurde über den militärischen gestellt. Ein (geordneter) Rückzug ist eines der schwierigsten Manöver. Und gelingen kann der in der Regel nur, wenn der Gegner davon völlig überrascht wird (zB Unternehmen Alberich) oder kapitale Fehler macht (zB Operation Dynamo). Beides ist hier nicht der Fall.

Der Hauptgrund für die Ankündigung im TV scheint Putins Schicksal zu sein. Er hat immerhin Kherson zu russischem Gebiet erklärt und jetzt wird das plötzlich dem Feind überlassen. Daher musste mit Surowikin der Oberbefehlshaber antraben und dann brav den Verteidigungsminister um Erlaubnis für den Rückzug bitten. Wegen der armen Soldaten. Eh klar…
Von Putin weit und breit keine Spur und natürlich kamen sofort Unterstützungserklärungen von Kadyrow und Prigoschin, die interessanterweise zuvor General Lapin wegen des russischen Rückzugs bei Lyman massiv kritisierten. Lapin verlor ja bekannterweise kurz danach seinen Posten.

Der TV Auftritt war also an das eigene Volk gerichtet um Putin zu schützen. Die Soldaten an der Front, um die es angeblich ging, dürfen dafür bluten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in den kommenden Tagen sehr unschöne Bilder von den russischen Sammelstellungen am westlichen Ufer geben wird.

Wahrscheinlich läuft es zunächst anders herum: die Ukraine wird die Sammelstellen auf beiden Seiten des Ufers unter Beschuss nehmen, zumal die russischen Soldaten - clever wie immer - ordentlich mithelfen:

Zum Rückzug werden u.a. Fähren, aber auch Ponton-Brücken genutzt. Beides natürlich auch gute Ziele.

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Ohne Worte:

Die verstehen ihr Handwerk :smile:

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Inzwischen neige ich stark zu der Überzeugung, dass zwischen der Ukraine und Russland für den Rückzug der Russen ein Gentlemenagreement abgeschlossen wurde.
Auf keinem der mir zugänglichen Videos sah ich größere Mengen zerstörten Materials oder getötete, verwundete oder gefangene Soldaten. Die Russen wurden auch nicht beim Übersetzen über den Fluss und an den Sammelstellen unter Beschuss genommen.
Die Rücknahme von ca 20.000 Soldaten mit ihrem gesamten Gerät ohne größere Verluste, wäre unter Feindeinwirkung eine militärische Meisterleistung, die ich den Russen offen gestanden nicht zutraue.

Zudem macht ein Agreement auch militärisch Sinn. Die Russen stellten in den letzten Tagen die Deportationen aus Kherson ein und erhielten dafür freien Abzug.
Die Ukraine ersparen sich dadurch militärische Verluste und die Verschleppung der Einwohner Khersons, außerdem erhielten sie schneller die Möglichkeit frei gewordene Brigaden, vermutlich zwischen 5 und 10, an andere Frontabschnitte zu verlegen (z.B. Donbas).
Negativ für die Ukraine sehe ich die Tatsache, dass der neue Oberbefehlshaber Sorowikin offensichtlich in der Lage ist notwendige militärische Maßnahmen auch gegen politische Wünsche durchzusetzen und Putin akzeptiert das.
Bisher war die politische und militärische Unbeweglichkeit auf der russischen Seite eher eine Beruhigung für die Ukraine.
Wenn die hier gezeigte russische Flexibilität nicht nur eine Ausnahme war sondern zur Regel wird, gestaltet sich die Kriegsführung für die Ukraine im weiteren Verlauf wesentlich schwieriger.

Ob’s der Damm selber war, weiß ich nicht. Gesprengt wurde er aber:

Als Konsequenz sind drei der Schleusentore zerstört:

Damit dürfte keine Flutwelle bzw. Überflutung drohen, allerdings fließt hier unkontrolliert Wasser aus dem Reservoir, was auch Auswirkungen auf die Stromerzeugung hat. Zudem ist der Dnjepr an dieser Stelle nicht mehr ohne weiteres passierbar.

Die Brücke, die gesprengt wurde, verläuft auf dem Damm. Nach allem, was ich las (natürlich auch wieder Hörensagen), ist der Damm selber nicht beschädigt.

Das Kraftwerk und dessen Turbinen befinden sich links außerhalb des Bildes. Die Beschädigungen, die man in der Bildmitte sieht, betreffen nicht den Staudamm selber, sondern Verschlusstore des Überlaufs. Die Stromversorgung wird insofern nicht betroffen sein.

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Ich schätze, das hängt davon ab, was man zum Damm zählen möchte. Das Kraftwerk ist auf jeden Fall nicht direkt in Mitleidenschaft gezogen worden. Allerdings fließt das Wasser jetzt an den Turbinen vorbei durch diese drei zerstörten Tore.

Es scheint aber klar, dass es der russischen Armee primär darum ging, der Ukraine die Möglichkeit zu nehmen, an dieser Stelle über den Dnjepr zu kommen. Militärisch gesehen ist die Zerstörung im Rahmen geblieben.

Wie zu erwarten folgt auf die militärische Niederlage der Terrorangriff auf die Zivilbevölkerung:

Angesichts der immer leerer werdenden Arsenale ist das ein weiterer Ausdruck der Hilflosigkeit:

Dass gerade der G20 Gipfel läuft, ist auch eher kein Zufall. Russland setzt wie üblich lieber auf kurzfristige politische Spielchen als auf langfristige militärische Bedürfnisse.

Wobei es sich dabei eben um Verschlusstore für den Überlauf zu handeln scheint. So steht es inzwischen auch bei Wikipedia unter Bezug auf einen Artikel der NYTimes (Paywall). Der Zufluss für die Turbinen liegt ja im Zweifel deutlich niedriger als die Unterkante des Überlaufs. Ich habe bisher auch keinen Bericht gefunden, in von Schwierigkeiten bei der Stromerzeugung die Rede ist.

Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis es dort eine nutzbare Ersatzlösung gibt. Wie schnell die Ukrainer mit dem Wiederaufbau/Reparatur von Gebäuden, Straßen und Plätzen sind, ist teilweise schon beeindruckend.

Schlimm genug, dass so etwas inzwischen vorhersehbar ist.

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