Und wieder tust Du so, als seien diese Gruppen irgendwie ähnlich groß. Es gab (vielleicht) die von Dir genannten 20% im Osten und den ganzen Rest, der schon bei vorherigen Wahlen umso eindeutiger Richtung Westen wählte, je weiter man nach Westen blickte. Nirgendwo außerhalb des Donbeckens hätte es auch nur ansatzweise eine Mehrheit für einen Anschluss an Russland gegeben.
Dabei blendest Du aus, dass die Ukraine in der jüngeren und ferneren Entfernung ihre ganz speziellen Erfahrungen mit Russland gemacht hat. Der Einfluss auf die Inlandspolitik im Vorfeld der Maidan-Proteste, der Angriff und die Besetzung auf den Osten des Landes, der stalinistische Terror der 30er Jahre. Und natürlich gehören zur Geschichte auch die wiederholten Unabhängigkeitsbestrebungen Anfang der 90er und dann wieder knapp 25 Jahre später. Vor dem Hintergrund zu glauben, dass sich die Mehrzahl der Ukrainer vor dem Hintergrund bereitwillig und ohne Gewalt Russland unterwirft, ist völlig abenteuerlich.
Der konkrete Ansatzpunkt war, in welchem Szenario es mehr Tote gegeben hätte.
Es hätte auf dem Platz des himmlischen Friedens, an der deutsch-deutschen Grenze, im Iran 2022, in Myanmar 2021 auch weniger Tote gegeben, wenn die Leute einfach aufgegeben und keinen Widerstand gegen einen übermächtigen Gegner geleistet hätten.
Es gibt tatsächlich Menschen, die den Wert von Freiheit und Selbstbestimmung - auch Dritter Menschen - für ein so wichtiges Gut halten, dass sie dafür bereit sind, zu sterben.
In dem Kontext möchte ich noch kurz an die Operation Overlord erinnern, die zigtausende Soldaten der Alliierten das Leben kostete. Hätte man auch vermeiden können, wenn man die Zahl der Menschen abgewogen hätte, die am Ende draufgegangen sind. Oder auch Desert Storm.