Russland greift die Ukraine an

„Richtung Polohy, eine weitere Großstadt“ :roll_eyes: Bild ey. 19.500 Einwohner hat die Großstadt.

Eine etwas beängstigende Analyse vom Völkerrechtler Ralph Janik:

https://twitter.com/RalphJanik/status/1667073328060719104

Angesichts der Apathie nach der Sprengung eines Staudamms glaube ich mehr und mehr, dass selbst der russische Einsatz von (taktischen) Atomwaffen keine erheblichen Auswirkungen auf die Reaktion des Westens hätte. Dieser Krieg ist mehr und mehr Leuten egal.
Alle, die glauben, dass das „nicht unser Krieg“ sei, sollten sich mal ganz in Ruhe fragen, was es bedeutet, wenn ein hochaggressiver und faschistoider Staat mit aller Brutalität das größte europäische Land unter seine Kontrolle bringt und damit in Richtung EU expandiert.

Mittlerweile gibt es laut Oryx mindestens vier Verluste beim Leopard 2. In einem Video ist aber zu sehen, wie ein Leopard 2 nach einem Kettenschaden wieder flott gemacht wurde. Schwer zu sagen, ob das einer aus dieser Liste ist oder nicht.

Der Leopard 2 sollte deutlich mehr aushalten können als die meisten russischen Panzer und zumindest das Überleben der Mannschaft besser gewährleisten können. Mal sehen, ob diese Theorie auch aufgeht.

Das ist eine rhetorische Frage. Wie willst du „dämmert denn“ überhaupt messen?

nun… letztendlich reicht auch ein Treffer - mit der richtigen Waffe an der richtigen Stelle. Ist letztendlich kein Wundergerät und zwischen Kampfunfähig und total zerstört sind dann auch noch Abgrenzungen

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naja, das ist ein Leopard 2A4 …

Sehr interessantes Interview mit dem Chef von Rheinmetall:

  • Rheinmetall ist der weltweit größte Hersteller von Panzermunition. Man sieht hier keine Probleme, den Bedarf der ukrainischen Armee zu decken.
  • Bei Artilleriegranaten vom Kaliber 155mm (NATO Standard) kommt man aktuell auf 450.000 Stück pro Jahr, zusammen mit einer Übernahme im Sommer werden es dann 600.000 sein. Der Bedarf der Ukraine wird mit ca. 1 Million beziffert. Zum Vergleich: Die USA produzieren aktuell ca. 170.000 pro Jahr und wollen mittelfristig auf ca. 300.000 erhöhen.
  • Die deutschen Waffensysteme sind im Einsatz sehr robust. Laut Hersteller müsste das Rohr einer PzH 2000 nach 4500 Schuss gewechselt werden. Die Ukrainer wechseln teilweise erst nach 20.000 Schuss und haben keine Probleme damit.
  • Der neue Kampfpanzer Panther soll in spätestens 20 Monaten in Produktion gehen können.

Hm. Soweit ich weiß verschießt Russland derzeit ca. 60.000 Schuss Artilleriemunition pro Tag und die Ukraine so ca. 20.000 Schuss pro Tag. Klingt für mich als wäre 1 Million pro Jahr da deutlich zu kurz gegriffen.

Zum einen wird dieser Krieg idealerweise nicht ewig so weitergehen. Zum Anderen erwähnt Papperger ja ausdrücklich, dass es notwendig ist, dass andere Länder der Ukraine Teile ihrer Bestände zur Verfügung stellen.

Afaik stammt die Zahl 60.000 Schuss noch aus einer früheren Phase. Wieviel Russland (oder die Ukraine) wirklich verbrauchen, ist aus nachvollziehbaren Gründen nicht bekannt. Aber angeblich ging das russische Artilleriefeuer Anfang des Jahres merklich zurück:

US and Ukrainian officials have offered widely different estimates of Russian fire, with US officials saying the rate has dropped from 20,000 rounds per day to around 5,000 per day on average. Ukraine estimates that the rate has dropped from 60,000 to 20,000 per day.

Weiters sind die 1 Million Schuss ja nur das, was die EU bereit stellen wird. Die USA allein haben bisher schon ca 2 Millionen Granaten geliefert und die kamen auch nicht alle aus den eigenen Depots:

Man darf auch nicht vergessen, dass die 155mm ja nur von westlicher Artillerie verwendet werden kann. Davon hat die Ukraine in Summe wahrscheinlich weniger als 400 Stück. Andere Waffensysteme wie HIMARS oder GLSDBs sind da noch gar nicht eingerechnet. Von Drohnen und Loitering Waffen ganz zu schweigen.

Aber ja, auf einen Krieg, wie wir ihn aktuell in der Ukraine erleben, war der Westen nicht wirklich vorbereitet. Da hieß es in den letzten Jahrzehnten ‚Qualität vor Quantität‘ und das macht sich jetzt bemerkbar. Wobei die bessere Qualität das Ungleichgewicht schon auch etwas ausgleichen kann:
https://twitter.com/RALee85/status/1669104302181195778

Auf den Videos sieht man, wie fünf russische Selbstfahrhaubitzen vom Typ 2S19 Msta-S mit jeweils einem Schuss (wahrscheinlich HIMARS) zerstört werden. Die gehörten vermutlich alle zur gleichen Batterie (in dem Fall konnte eine entkommen) und wurden innerhalb weniger Minuten getroffen:
https://twitter.com/Tendar/status/1668964477537079297

grafik

Eine weitere mögliche Quelle für Kampfpanzer tut sich auf:

In Summe dürfte es wohl um mindestens 200 Stück gehen. Dass die Panzer direkt in die Ukraine kommen, ist eher unwahrscheinlich. Eher wird man damit a) bisher geschickte Panzer ersetzten und/oder b) weitere Panzer frei für die Ukraine machen.

Hauptsächlich geht es um den Merkava II, der genau die gleiche 105mm Kanone wie der Leopard 1 hat. Bei der Panzerung ist der Merkava II allerdings ganz klar überlegen. Griechenland verfügt zB noch über ca. 500 Leopard 1A5 und hier wäre der Merkava II eine deutliche Steigerung.
Der Merkava III verfügt wie der Leopard 2 bereits über eine 120mm Kanone. Die ist zwar eine israelische Entwicklung, kann aber problemlos NATO Standardgranaten verfeuern.

Die folgende Möglichkeit kann man nach der erfolgten Staudamm Sprengung durch Russland auch nicht mehr ausschließen:
https://www.ukrinform.de/rubric-ato/3723737-russland-will-akw-saporischschja-sprengen-damit-die-weltgemeinschaft-die-ukraine-drangt-den-konflikt-einzustellen-selenskyj.html

Wobei das Pendel auch in die andere Richtung schlagen kann:

Reuters: African delegation might ask Russia to withdraw troops from Ukraine (kyivindependent.com)

The Kyiv Independent auf Twitter: „:zap:South African president: 'Missiles do not work well to establish peace’. South African president Cyril Ramaphosa said that the Russian missiles that struck Kyiv on June 16 are not helping the peace efforts, Ukrinform wrote on June 16. Photo: President of South Africa https://t.co/8X3pHFxMOI“ / Twitter

Frage an die Experten:

Zurzeit schreiben die Medien ständig, dass leider hohe ukrainische Verluste bei der Offensive entstehen.
Wie ist das aber (vermutlich) im Vergleich zu anderen Phasen des Krieges? Gab es nicht z. B. bei Bachmut auch lange hohe Verluste?
Also, sind die Verluste (vermutlich, genau wissen tut man vermutlich wenig) zurzeit wirklich sehr viel höher als zu anderen Phasen?

(Insgesamt bleibt es dabei: Krieg ist das Dümmste und Schrecklichste, was Menschen machen können. Männer, die sich nicht persönlich kennen, bringen sich gegenseitig in großen Mengen um, weil ein großer russischer Führer sich total verkalkuliert hat…)

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Kein einziges dieser Medien kann zuverlässige Zahlen haben, weil es die schlicht nicht gibt. Es gibt ein paar öffentliche Verluste von Leopard 2 und Bradley, aber die besagen genau gar nichts.

Wenn man in die Offensive geht und keine drückende Überlegenheit hat, wird man mit höheren Verlusten rechnen müssen. Die Ukraine hat bei der Artillerie, der Infanterie und den Fahrzeugen eine (punktuelle) Überlegenheit. Russland kann dafür auf ausgebaute Stellungen zurückgreifen und beherrscht den Luftraum. Besonders die russischen Kampfhubschrauber scheinen gerade der Ukraine das Leben schwer zu machen. Die sind der natürliche Feind der Kampfpanzer und der Ukraine mangelt es hier an Flugabwehr im Nahbereich.

Was wir aktuell sehen ist auch erst die Anfangsphase. Die Ukraine greift auf breiter Front an, um zwei Dinge herauszufinden: wie stark ist die russische Verteidigung in den verschiedenen Sektoren und wie reagiert man auf einen Angriff. Selbst in der heutigen Zeit kann man mit Technologie alleine nicht alles herauszufinden, was für eine erfolgreiche Offensive notwendig ist. Bisher wurden nur punktuelle Angriffe ausgeführt und aufgeklärte Kommandoposten angegriffen. Mittlerweile werden auch Depots und Nachschubwege angegriffen und die elektronische Kriegsführung verstärkt. Bis zur eigentlichen Offensive mit tiefen Vorstößen wird es aber noch ein wenig dauern.

Die Ukraine hat mindestens 12 Brigaden für diese Offensive bereitgestellt. Das sind ca. 3000 gepanzerte Fahrzeuge und ca. 50.000 Mann zusätzlich zu den Truppen, die die Front aktuell halten. Von diesen 12 Brigaden hat man erst 3 im Einsatz gesehen und die meisten Gebietsgewinne gehen auf das Konto von anderen Einheiten. Wenn wir mehr von diesen Brigaden sehen, wird es spannend.

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Zur Ergänzung das anschließende Video. Dort werden rein personell wesentlich höhere Zahlen für die Ukraine genannt. Wie realistisch sind die?

Kannst du mir die ungefähre Stelle sagen? Möchte jetzt nicht unbedingt ein einstündiges Video auf gut Glück durchschauen.

Ab Minute 19 geht es um die Kräfteverhältnisse an der Front von russischer Seite her, ab Minute 24 bis etwa Minute 30 um die ukrainischen Personalbestände (Brigaden).

Dass die Ukraine über mehr als 12 Brigaden verfügt, ist eh unbestritten. Aber die 12 sind halt bekannt und wurden nicht nur im Westen ausgebildet, sondern auch (teilweise) mit westlichen Fahrzeugen ausgestattet. Insgesamt machen dir auch nur rund ein Viertel der ukrainischen Armee aus.

Neben der Armee gibt es aber eben auch noch die Territorialverteidigung. Das sind leichte Verbände, die wie der Name schon sagt eher für die Verteidigung gedacht sind. Das sind zwar bis zu 2 Millionen Mann, aber die Ausrüstung und Ausbildung ist eher dürftig. Das sind Freiwillige, Miliz, ältere Jahrgänge und auch Ausländer. Die könnten aber etwaige Gebietsgewinne gegen russische Gegenangriffe verteidigen.

Die ukrainische Gegenoffensive hat also insofern schon begonnen, weil diese jetzigen Angriffe natürlich ein Teil davon sind. Aber wie gesagt sind wir jetzt noch in der Phase, wo Informationen gesammelt werden und die Reaktion des Gegners analysiert wird.

Das Ergebnis sind dann auch solche punktuelle Angriffe im Hinterland:

Bezeichnend ist halt, dass die russische Armee ihre eigenen Offensivanstrengungen völlig eingestellt hat. Die Initiative liegt gerade zu 100% bei der Ukraine und das verschafft ihr zumindest eine Verschnaufpause an anderen Frontabschnitten.

Frustrierend finde ich, dass dort immer noch der erste Weltkrieg stattfindet, nur mit modernerem Gerät und das liegt halt nahezu ausschließlich daran, dass die Ukraine nicht über die Fluggeräte verfügt, um die Lufthoheit erlangen. Dann könnte sie die russischen Schützengräben und -höhlen viel effizienter angreifen und letztlich auch säubern, anstatt - wie halt im zweiten Weltkrieg - mit Fußsoldaten in die Gräben einzudringen, die dort Gefahr laufen, von russischen Soldaten oder Sprengfallen verletzt oder getötet zu werden.

Eigentlich sollte man ja meinen, dass sich die russischen Soldaten angesichts der Übermacht und der westlichen Panzer reihenweise ergeben, aber auch die russischen Soldaten werden davon erfahren haben, dass sie bei Flucht oder dem Versuch, sich zu ergeben, von eigenen Leuten einfach umgebracht werden (dazu gab es ja neulich ein ziemlich erschreckendes Video, dass von einer UKR Drohne aufgezeichnet wurde).

Was ich jedenfalls sagen wollte: wenn die Ukraine über schwere Kampfhubschrauber, Jagdbomber und Jagdbomber in größerem Ausmaß verfügte, wäre dort nicht ein Grabenkrieg im Gange, sondern ein „moderner“ (in Anführungszeichen, was ein Eroberungskrieg ja eigentlich nichts modernes sein kann) Krieg, bei dem alle Waffengattungen ihre Potentiale zu Gunsten der Ukraine ausspielen könnten.

Stattdessen denkt man über Training auf F16 nach, ohne dass konkret jemand einen Liefertermin genannt hätte. Diese Denkerei hätte vor über einem Jahr stattfinden können. Halt wieder so eine Scheiße wie bei den Kampfpanzern: zögern, zögern, zögern und dann merken, dass eine Entscheidung nicht nur getroffen, sondern auch in der Praxis umgesetzt werden muss.