Russland behauptet es gäbe 13 tote russische Soldaten.
Wie geht es für Prigoschin und seine Söldner in Weißrussland weiter? Lukaschenko ist realistisch. Heute hat er schon deutlich gemacht, dass er zumindest die Söldner nicht in Weißrussland haben will.
Die russische Seite fantasiert davon, dass sie die Wagnergruppe in das russische Militär eingliedern wollen. Das halte ich für praktisch unmöglich.
Es ist extrem schwierig zwei gleichartige, zivile Organisationen zusammenzulegen, es ist noch schwieriger, wenn diese Organisationen hierarchisch, militärisch geführt werden und völlig unmöglich, wenn sich die beiden Organisationen dazu noch praktisch feindlich gegenüberstehen.
Abgesehen davon: wie wollten die Offiziere ihren Soldaten die Gehaltsunterschiede zu den Söldnern plausibel machen? Denn die Wagner-Söldner werden sicher nicht für das Nasenwasser der einfachen russischen Soldaten in den Tod gehen.
Die Wagnergruppe auflösen? Das dürfte auch schwierig werden und selbst wenn das funktionieren sollte, wer wollte in Russland wirklich 25000 kampferfahrene Kriminelle und dazu zähle ich auch die normalen Wagnerkämpfer, die nicht aus dem Gefängnissen geholt wurden, auf die Straße bzw. auf die Bürger loslassen?
Putin hat sich auch in dieser Situation als völliger Versager erwiesen. Man sollte jetzt wirklich im Westen davon ausgehen, dass er sofort in Verhandlungen eintritt und alles möglich macht was ihn irgendwie an der Macht hält, wenn er entsprechend unter Druck gesetzt wird. Prigoschin hat das mit seinem „Putsch“ bewiesen.
Andererseits ist Putin jetzt in seiner Paranoia noch verstärkt, weil er erlebt hat, dass sein System nicht so stark ist wie er angenommen hat. Es zeigt die ersten Erosions-Erscheinungen, er kann weder Kadyrov noch irgendeinem Anderen in seinem System tatsächlich vertrauen.
Aus dem Offizierskorps des russischen Militärs werden sicher unangenehme Fragen auf ihn zukommen und die einfachen Soldaten sind so verunsichert, dass die Moral, wenn überhaupt möglich, noch tiefer absinken wird.
Um die Ultra Nationalisten die ihn jetzt so bloßgestellt haben zu beruhigen, könnte er jetzt ohne Rücksicht auf Verluste versuchen in die Offensive zu gehen, was zu gewaltigen Verlusten bei der kämpfenden Truppe sorgen würde, denn zu einer Offensive ist die russische Armee in ihrem jetzigen Zustand nicht fähig.
Er kann auch nicht mehr mit Geld um sich werfen, was die Grundlage seines Korruptionssystems ist. Im ersten drei Monaten dieses Jahres hatte Staatshaushalt Russlands ein Defizit von 40 Milliarden Euro angehäuft - und das sind geschönte russische Zahlen. Vergangenes Jahr wurden für Russland für 2023 ein Defizit von 100 Milliarden prognostiziert. Wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung aber so weiter fortsetzt – und alles spricht dafür – wird das Defizit für 2023 weit über 100 Milliarden sein, wahrscheinlich eher zwischen 150 und 200 Milliarden Euro.
Um dieser Zwickmühle zu entgehen wird er sich vielleicht gezwungen fühlen im Inland mit absoluten Terror vorzugehen. Das verschafft ihm dann vielleicht eine Grabesruhe im Land aber die wirtschaftlichen Verhältnisse werden höchstens noch schlechter.
Und seine „Freunde“ im Ausland werden sich mehr und mehr zurückziehen.
Looser haben selten Fans.
Selbst in Russland wird die übliche Propaganda nicht mehr verfangen, dafür hat Prigoschin mit seinen Aussagen zu den Kriegsgründen und den wahren Verlustzahlen es russischen Militärs gesorgt.
Wenn der Westen folgerichtig reagiert, das heißt mit schnellen weiteren und größeren Waffenlieferungen modernster Bauart, würde das die momentanen Auflösungserscheinungen im System Putin verstärken und beschleunigen.
Der Westen hat es jetzt in der Hand.