Dummschwätzerei
Ich glaube daran. Auch wenn es die Öffentlichkeit kaum mitbekommen hat: die Kreditinstitute sind vielfach sehr viel weitergegangen als es die Behörden mit ihren Sanktionen vorgeschrieben haben. Wir haben seit etwa April letzten Jahres keinen Kredit mehr an Unternehmen vergeben, die ihre Aktivitäten in Russland nicht bereits komplett eingestellt bzw. dafür keinen kurzfristigen Plan vorgelegt hatten.
Ohne die diesbezüglichen Aktivitäten der HSBC genauer verfolgt zu haben, treffen Kreditinstitute derartige geschäftspolitischen Entscheidungen ganz allein und ganz sicher wird sich ein britisches Kreditinstitut nicht mit der chinesischen Regierung beraten oder abstimmen, wenn es einen solchen Schritt beschließt und veröffentlicht.
Mir ist im übrigen auch nicht ganz klar, was Du damit meinst:
Es gibt hunderte, wenn nicht tausende Kreditinstitute, die diese Dienstleistungen erbringen könnten und erfahrungsgemäß sind es besonders kleinere Institute, die den Service „Umgehung von Sanktionen“ aktiv vermarkten, weil die nämlich viel weniger von den Aufsichtsbehörden beobachtet werden als größere (womit ich nicht sagen will, dass es bei großen nicht vorkommt).
Sorry, da habe ich mich unpräzise ausgedrückt.
Ich bezog mich dabei auf den chinesischen Teil, also die HSBC mit Sitz in Hongkong.
Dieser Teil der Bank ist eine der größten Banken in der Region.
Die HSBC betreibt zahlreiche Filialen und Büros in Hongkong und Shanghai. Diese Standorte dienen als wichtige Knotenpunkte für ihre Geschäfte in der Region.
In China ist die HSBC als HSBC Bank (China) Company Limited tätig. Sie wurde am 2. April 2007 als lokal eingetragene Auslandsbank gegründet und ist eine Tochtergesellschaft der HSBC.
Und ich bin mir sicher, dass in China keine Bank Entscheidungen dieser Größenordnung und vor allen Dingen Zielrichtung trifft, ohne vorher zumindest subtile Zeichen der Machthaber erhalten zu haben, dass von ihrer Seite dem die nichts entgegen steht.
Jedenfalls waren genau auf diesen Punkt gerichtet die Kommentare im russischen Internet sehr nervös, sie gehen davon aus dass die Umgehung der Sanktionen über China nun deutlich schwieriger wird.
Gut möglich, dass das alles auch nur Spekulation ist.
Die Zukunft wird es zeigen.
Joa, in Hongkong zehn und in Shanghai eine, wenn man den eigenen Angaben glauben darf. Nicht, dass die Zahl der Niederlassungen ein wesentliches Kriterium bei der Beurteilung der Bedeutung eines Institutes wäre; dafür ist dann mehr die Bilanzsumme ein Indikator: die HSB China hat eine Bilanzsumme von umgerechnet 70 Mrd. Euro und ist damit kaum größer als die Hamburger Sparkasse und ungefähr ein Achtel so groß wie die fünfzehntgrößte chinesische Bank.
Du überschätzt sowohl die Bedeutung des Kreditinstituts als auch die Bedeutung der Entscheidung.
Du verstrhst hoffentlich, was ich meinte.
Das ist natürlich möglich aber dann ist die Aufregung im russischen Internet nicht so recht verständlich. Die schätzen das als ziemlich schmerzhaft ein.
Danke für die internen Infos, die du uns immer wieder zukommen lässt!
Es ist möglich, dass die HSBC in bestimmten Nischen aktiv war, die für das Bankwesen nicht sehr bedeutend sind, aber für Teile der russischen Ausfuhr - etwa Abwicklung des Zahlungsverkehrs nach Ausschluss aus dem SWIFT für die entgegen den Krokodilstränen, die Genosse Wladimir Wladimirowitsch zur Schau stellt, ziemlich ungehindert laufenden russischen Agrarexporte: Weizen ist unter dem Druck des Angebots aus Russland, das als Exporteur den Weltmarkt Weizen mittlerweile so gut wie dominiert, wieder bei 22 € / dt angelangt. (Januar 2023: 30 €).
Schöne Grüße
MM
Weiß jemand wie dafür der Zahlungsverkehr abgewickelt wird, wenn die Russen von SWIFT ausgeschlossen sind?
Ich bin nicht mal sicher, ob sie auch die neutrale Schweiz von SWIFT ausgeschlossen hat, oder ob es da Parallelwege gibt, die nicht SWIFT heißen, aber mit den selben Strukturen funktionieren und ggf. auch über die selben Rechner laufen (ein bisselchen ähnlich wie die Versorgung Italiens mit deutscher Steinkohle in den frühen 1940er Jahren über den Gotthard - schließlich ist man der Neutralität verpflichtet, odrr?). Jedenfalls sitzt ein nicht unbedeutender Händler mit Agrarprodukten aus der RF in Rolle (zwischen Lausanne und Genève).
Schöne Grüße
MM
Das erste mir bekannte Video eines Leopard 2A6 im Gefecht mit Kampfpanzern. Die Gegner sollen zwei relativ moderne T-80 BV sein. Einer wird getroffen, woraufhin sich beide zurück ziehen. Video ist zusammengeschnitten, es ist also mit Vorsicht zu genießen:
https://twitter.com/Osinttechnical/status/1700590562301145355?s=19
Da habe ich gerade noch etwas Aktuelles: ein Airbus musste in Russland wegen einem Fehler in der Hydraulik notlanden. Ich habe das Bild von dem Airbus auf einem abgeernteten Feld gesehen, es ist fantastisch. Die Leute sind normal auf den Notrutschen rausgekommen, es waren über 160 Passagiere. Das Flugzeug lag nicht auf dem Bauch, offenbar hat das Fahrwerk gehalten. Für mich ist die Leistung des Piloten mindestens, wenn nicht noch höher einzuschätzen, wie die Leistung des Piloten bei der Landung auf den Hudson River.
Und er hatte das Glück des Tüchtigen. Der Untergrund war offenbar so fest und trocken, dass er das Gewicht des Airbus aushielt.
Die Paranoia des Systems greift um sich. Die Duma diskutiert zurzeit über ein Gesetz, das die Weitergabe von russischen Preisen an Ausländer als Verrat einstuft mit der entsprechenden Bestrafung des Informanten als Landesverräter.
Wohlgemerkt: es geht um z.B. Lebensmittelpreise, also ganz normale Preise aus dem Alltag, nicht um militärische oder sonstige Geheimnisse.
Österreich beginnt mit der Rückführung von ukrainischen Männern im wehrfähigen Alter, die sich in Österreich aufhalten und erst nach Kriegsbeginn aus der Ukraine ausgereist sind (vermutlich durch Korruption).
Hier in meinem erweiterten Bekanntenkreis habe ich auch einige solche Fälle.
Von Berlin habe ich in dieser Hinsicht noch keine Stellungnahmen gehört/gelesen.
Die Ukraine macht weiter Fortschritte im Schwarzen Meer:
Mit den beiden Bohrinseln hatte Russland einen Vorposten, der frühzeitig vor einem Angriff auf die Krim über das Meer warnen konnte. Bemerkenswert ist, dass die ukrainischen Boote einen Angriff durch einen russischen Kampfjet abwehren konnte.
An Land geht es eher langsam vorwärts. Nach der Eroberung von Robotyne steht man jetzt vor der nächsten Ortschaft Nowoprokopiwka:
Wie man sehen kann, befinden sich noch mindestens drei russische Verteidigungslinien vor Tokmak und es dürften noch weitere in Bau sein. Ein Grund für das langsame Tempo ist die neue Taktik der ukrainischen Armee. Infanterie eroberst unterstützt durch Panzer und Artillerie einen Teil der Verteidigungsanlage und gräbt sich dort ein. Dann wartet man auf den unvermeidlichen russischen Gegenangriff und versucht möglichst hohe Verluste zu verursachen. Diese Taktik zielt weniger auf räumliche Eroberungen, sondern soll gezielt die feindliche Infanterie dezimieren. Die Idee dahinter ist, dass ein Schützengraben ohne Besatzung einfach nur ein Loch in der Landschaft ist.
Ergänzung: da die ukrainische Artillerie bei Artillerie Duellen der russischen eindeutig überlegen ist werden so auch Gegenschläge der russischen Artillerie provoziert die dadurch geortet und ausgeschaltet werden kann.
Auf ein zerstörtes ukrainische Geschütz kommen ca. vier zerstörte russische.
Munition ohne passende Geschütze ist ziemlich nutzlos.
Und wieder das Schwarze Meer, dieses Mal Sewastopol:
Bei den beiden zerstörten Schiffen soll es sich um das große Landungsschiff Minsk und das U-Boot Rostow am Don handeln. Letzteres ist ein relative modernes Jagd-U-Boot der Kilo-Klasse, die pro Stück zwischen 250 und 300 Millionen $ kosten. Zwei weitere Schiffe sollen beschädigt worden sein.
(Landungsschiff Minsk)
(Jagd-U-Boot Rostow am Don)
Beim Angriff wurden acht Raketen und zwei Wasser-Drohnen eingesetzt. Beide Drohnen und zwei der Raketen sollen abgefangen worden sein. Es dürfte sich um den schwersten Verlust der russischen Marine seit dem Untergang der Moskwa handeln. Es sieht so aus, als wäre die Eroberung der beiden Bohrinseln (siehe oben) nur er erste Schritt gewesen.
Ein paar Hintergründe: In Sewastopol liegt der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte. Russland hat den Stützpunkt gemeinsam mit dem Rest der Krim 2014 annektiert, obwohl es einen gültigen Pachtvertrag bis 2042 gegeben hat.
Die beiden Schiffe befanden sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Trockendock, die Ukraine wusste somit genau, wo sie sich befinden. Die beiden Schwimmdocks sind afaik die einzigen, die Russland im Schwarzen Meer besitzt. Es gab Pläne, den Stützpunkt in Noworossijsk entsprechend auszubauen, aber nach 2014 wurden die wohl auf Eis gelegt. Das rächt sich jetzt bitter, da Russland keine andere Möglichkeit hat, seine Schiffe in Stand zu setzen. Es dürfte kaum einen Ort geben, der über eine stärkere Luftabwehr als Sewastopol verfügt. Dass der Angriff dennoch nicht gestoppt werden konnte, sollte Russland zu denken geben.
Vermutlich wurden von Flugzeugen abgefeuerte Storm Shadow/ SCALP benutzt. Die dürften sich von Westen her über das Meer genähert und die neu entstandene Lücke in der russischen Luftraumüberwachung genutzt haben. Jetzt steht Russland vor der Frage, ob Sewastopol als Marinestützpunkt noch zu halten ist. Die Schwarzmeerflotte traut sich ohnehin schon kaum mehr aufs offene Meer und die einzigen Schiffe, die noch Offensivoperationen durchführen, sind die U-Boote der Kilo Klasse. Davon hatte man vor der Vernichtung der Rostow am Don fünf Stück, die jeweils vier Marschflugkörper vom Typ Kalibr mit sich führen können. Damit wurden Ziele in der Ukraine angegriffen, zuletzt die ukrainischen Hafenanlagen an der Schwarzmeerküste.
Sollte sich die Schwarzmeerflotte von der Krim zurückziehen müssen, tendiert ihr militärischer Wert für Russland gegen Null. Man müsste sie dann aus rein politischen Überlegungen verteidigen und wir hätten dann wieder eine Situation, die der damals um Kherson ähnelt. Die Tatsache, dass Russland nun über kein sicheres Trockendock mehr verfügt, bedeutet somit, dass jede größere Beschädigung eines Schiffes einem Totalverlust gleichkommt.
Der erfolgreiche Angriff der Ukraine auf Sewastopol ist der vorläufige Endpunkt eines Prozesses, der mit der Versenkung der Moskwa begonnen und sich über die Zerstörung des S-400 Luftabwehrsystems auf der Krim und Eroberung der Gasplattformen mit den entsprechenden Radaranlagen fortgesetzt und vervollständigt hat.
Das russische Militär ist im Schwarzen Meer durch die oben angeführten Maßnahmen weitgehend blind und die Gefährdung durch Luft und See-Drohnen führt dazu, dass sich die Marine praktisch nicht mehr aus den Häfen heraus traut – in denen ihre Schiffe dann aber auch erfolgreich beschädigt/vernichtet werden.
Schon wieder die Krim:
Getroffen worden sei ein modernes Flugabwehrsystem vom Typ S-400 Triumf, teilte die Ukrajinska Prawda am Donnerstag unter Berufung auf eine Quelle beim ukrainischen Geheimdienst mit.
Das Waffensystem S-400 soll umgerechnet 1,1 Milliarden Euro kosten.
Berichten zufolge wurde zuerst das Radar mit Drohnen ausgeschaltet und dann die restlichen Fahrzeuge durch Marschflugkörpern vom Typ Neptun zerstört. Afaik sind diese 1,1 Mrd. aber aus der Luft gegriffen. Die Türkei hat 2017 vier Batterien um 2,5 Mrd. gekauft. Zieht man da noch Exportkosten und allfällige Servicekosten ab, sind wir da wohl eher bei Produktionskosten von
200-300 Millionen pro Batterie.
Dennoch ist das S-400 das modernste und schlagkräftigste russische Flugabwehrsystem und bei unter 60 Batterien schmerzt jeder Verlust. Offensichtlich erhöht die Ukraine auch den Druck auf die Krim und greift durchwegs hochwertige Ziele an. Wird interessant zu sehen sein, ob die Ukraine diese Taktik noch weiter betreiben kann und wie Russland darauf reagiert. Noch steht die Krimbrücke für eine Evakuierung offen.
Mehr und mehr glaube ich tatsächlich, dass die Ukraine darauf hinarbeitet die Logistik für die Krim und natürlich auch für die Südfront so auszutrocknen, dass sich die Russen gezwungen sehen abzuziehen, ohne dass es zu direkten Bodenkämpfen kommt. Das würde auch erklären, dass für meine Begriffe die Kertschbrücke auffällig geschont wird - die Abzugsmöglichkeit muss man den Russen so lange wie möglich offen halten.
können ja ihre Landungsschiffe nehmen…