Russland greift die Ukraine an

Kadyrow ist einer der letzten treuen Gefolgsleute Putins und seine Einheiten in der Ukraine waren hauptsächlich damit beschäftigt, russische Soldaten auf dem Rückzug zu erschießen.

Keine Ahnung, was nach seinem Tod in Tschetschenien passiert. Für Putin wären das aber eher schlechte Nachrichten.

Zumindest die, die noch schwimmfähig sind.
Zur Schwarzmeerflotte gehört unter anderem die 197. Landungsschiff-Brigade. Die besteht aus zwei Landungsschiffen der Alligator-Klasse (je 1.000t) und vier Schiffen der Ropucha-Klasse (je 500t). Zur Vorbereitung der Invasion wurden fünf weitere Schiffe der Ropucha-Klasse ins Schwarze Meer entsandt. Von den Ropuchas wurden bereits letztes Jahr zwei Schiffe (Novocherkassk und Caesar Kunikov) beschädigt und konnten wegen fehlender Ersatzteile nicht repariert werden. Ein weiteres (Olenegorsky Gornyak) wurde im August von einer ukrainische Drohne schwer beschädigt. Und ein viertes ( Minsk) wurde jetzt im Trockendock zerstört.

Vor zwei Tagen wurde übrigens berichtet, dass mehrere russische Korvetten mit Drohnen angegriffen wurden. Heute gibt es den visuellen Beweis, dass zumindest die Samum am Heck beschädigt wurde und in den Hafen geschleppt werden musste:
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Die Ukraine behaupten: sie hätten die russische 72. Brigade südlich von Bachmut (Klischiwka) vernichtet bzw. gefangen genommen. Das wären 2000 bis 3000 Mann.
Weiß da jemand etwas von neutralen Beobachtern? Ist das realistisch?

Gestern wurde mal wieder ein Raketenangriff auf ukrainische Städte durchgeführt. Dabei wurden 25 Drohnen vom Typ Shahed (iranisch) und 17 Marschflugkörper der Kh-101 Familie abgefeuert.

Die Marschflugkörper werden von Flugzeugen abgefeuert, meistens von strategischen Bombern des Typs Tu-95. Im Falle der Angriffe auf die Ukraine starten diese Bomber vom russischen Luftwaffenstützpunkt Olenya in der Nähe von Murmansk. Von dort fliegen sie erst mal ca. 3000 km bis zum Kaspischen Meer:

Von dort werden die Marschflugkörper dann Richtung Ukraine abgefeuert. Warum sie ausgerechnet über dem Kaspischen Meer abgefeuert werden, hat mehrere Gründe. Einer der Hauptgründe dürfte aber sein, dass man der Technik nicht ganz traut. Es gab in der Vergangenheit schon Zwischenfälle, wo Raketen nach einer Fehlfunktion in Russland eingeschlagen sind. Über dem Kaspischen Meer wäre so ein Vorfall weniger dramatisch. Bei oben genannten Angriff wurden eine ungrade Anzahl an Marschflugkörper gemeldet. Da man Flugzeuge wann immer es geht symmetrisch bestückt, dürfte hier zumindest einer verloren gegangen sein.
Bei Angriffen in Syrien wurden die Raketen ebenfalls über dem Kaspischen Meer abgefeuert, man hat hier also schon eine Art Routine.

Spannend wird es, wenn man sich den ungefähren Verlauf der Flugstrecke der Marschflugkörper ansieht:

Marschflugkörper haben gegenüber ballistischen Raketen den Vorteil, dass man einen Kurs vorprogrammieren kann. Sie fliegen auch deutlich niedriger, weswegen sie vom Radar schwieriger zu erfassen sind. Dafür sind sie langsamer und können besser beobachtet werden. Aufgrund solcher Beobachtungen wurde dieser Kurs hier nachgestellt.
So ein Kurs hat zwei Gründe. Erstens möchte man Gebiete mit starker Luftabwehr (wie hier zB Kharkiv und die Front zum Donbas) vermeiden. Ein Marschflugkörper kann relativ problemlos mit MANPADS wie z.B. Stinger abgeschossen werden. Auch ein Gepard in guter Position macht kurzen Prozess damit.
Zweitens kann man kaum verhindern, dass der Marschflugkörper entdeckt und verfolgt wird, aber man kann es schwieriger machen, indem man Ballungszentren vermeidet (wie hier Poltava oder Kremenchuk) oder die Abwehr durch plötzliche Richtungsänderungen (wie hier die Schleife am Ende) verwirrt. Die Kh-101 hat eine Reichweite von ca. 2500 km, da ist also einiges an Spielraum dabei.

Aber genau das sollte man auch bei der aktuellen Diskussion um die Taurus bedenken. Zuletzt hieß es ja immer, Scholz wolle die Reichweite der Taurus begrenzen:


Die Idee dahinter ist, dass die Ukraine damit keine Ziele auf russischem Hoheitsgebiet angreifen kann. Das Problem dabei ist halt, dass man damit auch die Möglichkeiten für Angriffe im besetzten Gebiet begrenzt. Ein Marschflugkörper, der wegen einer zu geringen Reichweite nur geradeaus fliegen kann, ist viel leichter abzufangen. Man hat dann also drei Möglichkeiten:
  • Man feuert mehr davon ab. Das wird aber teuer und gerade bei diesen Waffensystemen ist die Quantität begrenzt.
  • Man fliegt mit dem Trägerflugzeug näher an das Ziel heran. Damit riskiert man aber das Flugzeug und den Piloten.
  • Man greift ein anderes Ziel an. Das reduziert aber die strategischen Möglichkeiten.

Eine Reduktion der Reichweite bei den deutschen Taurus spielt einzig und alleine Russland in die Hände.

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Was Scholz und dem linken SPD Flügel offenbar am A… vorbei geht.

Wer von Scholz Führung einfordert bekommt keine Führung sondern muss ihn erst einmal hinter dem Rockschoß der USA hervorholen damit er überhaupt eine Entscheidung trifft.

So auch bei dem Taurus-System.

Beide Verluste sind jetzt auch visuell bestätigt:

Bei der Rostow wurde der Bootskörper an mindestens zwei Stellen schwer beschädigt. Da das Boot im Dock war, gibt es zumindest keine großflächigen Wasserschäden und es gibt auch keinen Reaktor an Bord, der Probleme machen könnte. Es ist aber fraglich, ob sich da eine Reparatur noch lohnt.

Bei der Minsk wurden die Aufbauten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Beim Angriff ist ein Feuer ausgebrochen und die Struktur ist mehr oder weniger kollabiert. Auf einem Video sieht man, dass der Rumpf zumindest außen und auf einer Seite intakt ist. Falls dem so ist, wäre eine Reparatur wohl möglich. Ob man das bei einem 40 Jahre alten Schiff macht, ist aber eine andere Frage.

Es wurden mindestens 6 Monate Reparaturzeit genannt, da zunächst zur Entfernung der Schiffe diese zerschnitten werden müssten und dann kann man anschließend tatsächlich erst abschließend sagen, ob sich die Reparatur des Trockendocks überhaupt lohnt.

Im Fall der Minsk kann es sehr gut sein, dass man sie recht schnell schwimmfähig machen kann. Dann muss man das Dock nur noch fluten und das Schiff mit einem Schlepper entfernen.

Der Punkt ist eher, dass jedes Schiff, dass sich in dem Trockendock befindet, eine ziemlich einfache Zielscheibe ist.

Offensichtlich kann die Ukraine inzwischen jedes Ziel auf der Krim nach Belieben erfolgreich angreifen.

Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Abrams und die F-16.

Aber der Lieferzeitpunkt und die Menge ist noch nicht geklärt.
Trotzdem: Scholz kann sich jetzt nicht mehr länger hinter den Amerikanern verstecken.
Taurus wird kommen.

Ist überholt.

Ein Thread zur aktuellen Entwicklung:
https://x.com/AndySch64494719/status/1705454014941298953?s=20

Ich kenne den Auto noch nicht lange genug, um die Glaubwürdigkeit einzuschätzen, aber wenn das alles so stimmt, wäre das schon ziemlich sensationell.

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Ich vermute, dass das schon der Realität entspricht, denn ukrainische Quellen haben gestern schon gemeldet, dass gepanzerte Fahrzeuge, Schützenpanzer und Panzer, der Ukraine hinter der zweiten Verteidigungslinie der Russen gesehen wurden bzw. aktiv sind.
Es ist jetzt einfach die Frage wie schnell und wie intensiv die Ukraine motorisierte Reserven heranführen kann um diesen Einbruch deutlich und schnell auszuweiten.

Von der Südfront melden die ukrainischen Quellen auch, dass russische Soldaten Sabotageakte in Zusammenarbeit mit dem ukrainischen Geheimdienst verüben.
Offenbar wird es auch den einfachen russischen Soldaten so langsam klar, dass irgendetwas nicht in Ordnung sein kann, wenn die russische Artillerie die eigenen Leute beschießt, sobald sie sich zurückziehen wollen.

Ich wollte noch nichts dazu schreiben, weil es noch nicht ganz absehbar ist. Aber es scheint so, als würde die ukrainische Strategie in mehreren Punkten aufgehen:

  • Die Krim ist mittlerweile schutzlos ukrainischen Luftangriffen ausgeliefert. Wer das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte angreifen kann, kann das auch mit der Krimbrücke machen. Die ukrainischen Drohnenangriffe auf Moskau, die vor ein paar Monaten die Medien dominierten, haben zwar wenig Schaden angerichtet, aber dafür gesorgt, dass um die Hauptstadt herum massiv Flugabwehr zusammengezogen wurde. Das war (wie so oft) eine politische Entscheidung und rächt sich jetzt an anderen Stellen, wie eben die Krim.
  • Die Schwarzmeerflotte selber ist mehr oder weniger ausgeschaltet. Auf hoher See werden sie von Drohnen angegriffen und im Hafen von Marschflugkörpern. Sewastopol ist als Marinestützpunkt eigentlich unbrauchbar geworden und man wird sich über kurz oder lang nach Noworossijsk zurückziehen müssen. Damit verliert die Krim viel an strategischer Bedeutung und Angriffe vom Meer aus sind deutlich aufwendiger.
  • Laut ukrainischem Geheimdienst sind neben dem Kommandanten der Schwarzmeerflotte (Admiral Sokolov) auch der Vize-Kommandeur des südlichen Militärbezirks (Generaloberst Romanchuk unter den Opfern des Angriffs auf das Hauptquartier. Selbst nach 577 Tagen Krieg scheint die russische Führung noch immer nicht in der Lage zu sein, sich auf neue Situationen einzustellen. Denn nahezu zeitgleich wurde auch das Hauptquartier der 58. Armee mit HIMARS angegriffen und dessen Kommandant Generalleutnant Lyamin verwundet. Lyamin ist übrigens der Nachfolger von General Popov, der im Juli abgesetzt wurde, weil er die eigene Führung kritisiert hatte.
  • Im Osten arbeitet sich die ukrainische Armee weiter nördlich und südlich von Bachmut vor. Im Gegensatz zu Russland, versucht man die Stadt nicht direkt zu nehmen, sondern besetzt die Flanken und greift die Besatzer in der Stadt mit Artillerie an. Hauptsächlich werden hier aber russische Kräfte gebunden.
  • Im Süden scheint nun wirklich die Surovikin Linie endgültig durchbrochen worden zu sein. Die russische Seite hat dabei einen groben strategischen Fehler gemacht. Normalerweise ist der Sinn einer tief gestaffelten Verteidigung der, dass man bei Bedarf auf ausgebaute Stellungen zurückweichen kann. Die russische Planung sieht allerdings vor, dass die erste Linie unbedingt gehalten werden muss. Das erklärt die selbstmörderischen Gegenangriffe der russischen Armee, die die ukrainische Seite dazu nutzte, hohe Verluste zu verursachen.
    Der Grund ist natürlich wieder politischer Natur. Der ursprüngliche Verteidigungsplan stammt von General Surovikin. Der wurde aber Anfang des Jahres durch Generalstabschef Gerasimov ersetzt. Der verbockt ja von Anfang an gemeinsam mit Shoigu alles, was es zu verbocken gibt und sorgt nun auch dafür, dass die russische Armee in den Stellungen dort ausblutet.

Wie gesagt ist es noch zu früh, um von einem ukrainischen Erfolg zu reden. Aber es scheint offensichtlich, dass die russische Führung auf strategischer Ebene noch immer zahlreiche Fehler macht, die auf taktischer Ebene schwere Konsequenzen haben. Der ukrainische Plan kostet viel Zeit, aber wenn ein bestimmter Punkt erreicht ist, kann es plötzlich sehr schnell gehen.

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Dann wird die Rasputiza vielleicht die Russen (vorläufig) retten?

Das sollten sich mal die Video-Strategen in den USA auf der Zunge vergehen lassen.
Abgesehen von der Strategie beeindruckt mich die Ukraine mit der Konsequenz mit der sie diese verfolgen und sich auch nicht von den Besserwissern im Westen irritieren lassen.

Das glaube ich nicht. Wenn es der Ukraine gelingt weit genug vorzudringen, dass sie die Logistik der Russen für die Krim und die Südfront mit weitreichender Artillerie und Marschflugkörpern unterbinden kann, sehe ich die Rasputitza eher als Vorteil für die Ukraine.

Unwahrscheinlich. Der Boden im Süden der Ukraine hat eine andere Beschaffenheit als im Norden und das Wetter ist milder. Beides sorgt dafür, dass es gerade in dieser Gegend kaum zu der gefürchteten Schlammbildung kommt.
Außerdem verwendet die Ukraine nach den Verlusten in den Anfangstagen der Gegenoffensive kaum mehr schweres Gerät direkt im Angriff. Die Hauptlast trägt die Infanterie, unterstützt durch Artillerie und Drohnen. Die können sich auch in für Panzer unpassierbarem Gelände noch gut fortbewegen.
Bis Tokmak sind es nur noch 20 km und bis Melitopol ca. 70 km. Ersteres sollte das Minimalziel bis spätestens Ende Oktober sein. Und zwischen Tokmak und Melitopol gibt es nicht mehr gar so viele befestigte Stellungen der Russen:

Und letztlich ist der Durchmarsch bis Melitopol auch gar nicht so wichtig, weil man die Kontrolle über die Nachschubrouten in Richtung Krim und Südufer des Dnepr schon jetzt in zunehmendem Maße mit Mittelstreckenraketen kontrollieren kann und erst recht, wenn man mit Tokmak die Bahnstrecke. in die Richtung eingenommen hat. Dafür braucht man die ATACMS auch gar nicht.