Russland greift die Ukraine an

Eine kleine Überraschung:

Die USA haben der Ukraine Kurzstreckenraketen vom Typ ATACMS mit größerer Reichweite für den Einsatz innerhalb des ukrainischen Staatsgebiets geliefert. „Ich kann bestätigen, dass die Vereinigten Staaten der Ukraine auf direkte Anweisung des Präsidenten ATACMS mit großer Reichweite geliefert haben“, sagte Außenamtssprecher Vedant Patel am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. Die Raketen seien Teil eines Hilfspakets vom März gewesen und „diesen Monat“ in der Ukraine angekommen.

Die ATACMS wurden also schon letzten Monat geliefert und wir erwartet mit der Bedingung, sie nur auf ukrainischem Staatsgebiet einzusetzen.

Und das nächste US Paket:

Eine verhältnismäßig kurze Liste für sechs Milliarden. Da scheint sich bei den einzelnen Punkte sehr viel zu tun. Zum Vergleich: Diese Summe entspricht dem Wehretat der Schweiz.

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Was sagst du zu den Meldungen eines möglichen Durchbruchs Russlands im Süden? Oder ist das noch zu früh, um das sinnvoll beurteilen zu können?

Ich schau mir die täglichen Updates an und durchgebrochen sind die noch nirgends… geht überall langsam und stetig voran.

Meinst du bei Otscheretyne?

Da gab es in den letzten zwei Wochen tatsächlich einiges an Bewegung:


(13. April)

(27. April)

Anscheinend wurden die ukrainischen Einheiten gerade beim Rotieren angegriffen und der russischen Armee gelang ein Einbruch, der inzwischen schon ca. 6 km tief ist. Falls Russland hier noch tiefer und vor allem breiter vorstoßen kann, könnte es sich tatsächlich zu einem großen Problem für die Ukraine entwickeln. Otscheretyne liegt auf einem Hügel und von dort kann man das umliegende Gebiet gut kontrollieren.

Was wir hier sehen, ist ein klarer taktischer Erfolg Russlands, der aber (noch) keinerlei strategische Auswirkungen hat.

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Ich würde eher sagen, dass es an wenigen Stellen unter erheblichen Verlusten in klitzekleinen Schritten vorangeht.

Hier ein aktueller Text von jemandem, der in den vergangenen 12 Monaten (länger lese ich da noch nicht mit) immer richtig lag - sowohl bei der Schilderung der aktuellen Situation als auch bei den Aussichten:
Andy Schneider auf X: „Das Große und Ganze, ein Versuch der Einordnung und Bedeutung der Geschehnisse in Bezug auf die Ukraine. (persönliche Meinung und Ansicht) Erstmal grob zur Lage, wir ich schon des öfteren schrieb,ist diese schwierig aber weit weg von hoffnungslos. https://t.co/gM92qQBvaB“ / X (twitter.com)

Sehe ich ehrlicherweise komplett anders. Bis vor ca. 3 Wochen waren die Fortschritte immer nur so hier mal 100 m, da mal 100m… inzwischen sind die Vormärsche deutlich größer, weil sich die Ukrainer an jeder Front zurückziehen.

PS: Twitter nutze ich nicht und kann das daher nicht lesen.

In den letzten drei Wochen waren die ukrainischen Gebietsverluste tatsächlich etwas höher als davor:

Ukrainische Gebietsverluste in km²
KW17: 36,33
KW16: 22,75
KW15: 28,84
KW14: 9,52
KW13: 10,9
KW12: 13,24
KW11: 10,21
KW10: 10,05
KW09: 36,52
KW08: 41,43
KW07: 48,96
KW06: 25,64
KW05: 17,48
KW04: 5,28
KW03: 35,44
KW02: 20,08

Allerdings gab es im Februar mehrere Wochen mit größeren Verlusten. Damals wurde Awdijiwka nach fünf Monaten Kampf von Russland erobert und die Ukraine zog sich auf neue Verteidigungslinien zurück. Hauptgrund für den Verlust war übrigens ein Mangel an Luftabwehrraketen.

Fazit: Selbst in den ‚ruhigeren‘ Wochen wurden im Schnitt mindestens 10 km² von Russland erobert. Dein Eindruck von „hier mal 100 m, da mal 100m“ täuscht also. Aktuell sind wir beim zwei- bis dreifachen, aber das hatten wir dieses Jahr auch schon mal.

Auch der Eindruck täuscht. Fast alle Gebietsgewinne der letzten drei Wochen finden bei Otscheretyne statt. Nördlich von Bachmut und südlich von Donetsk kam es zu so gut wie keinen Verschiebungen beim Frontverlauf:


(01.01.24)

(28.04.24)

Zum besseren Vergleich als gif:

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Der russische Einbruch bei Otscheretyne wird immer tiefer:


(30. April)

Hier der Vergleich zum 27. April:

Wenn der Ukraine hier nicht bald was einfällt, wird es kritisch. Russland macht hier offensichtlich ordentlich Druck, um einerseits am 9. Mai was vorweisen zu können und weil andererseits die US Waffenlieferungen das Stärkeverhältnis verschieben werden.

Nach längerer Pause wieder einmal ein Abschuss eines russischen Jagdbombers (Suchoi 34), von Russland bestätigt und Abschuss einer Suchoi 25, nach Angaben der Ukraine aber noch nicht von Russland bestätigt.

In Nevelske haben die Ukrainer jetzt wieder die volle Kontrolle über die Ortschaft, sie können also offenbar wieder Gegenangriffe starten.
Sind das die ersten Anzeichen für die Ankunft der Waffenlieferungen an der Front?
.

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Ich vermute eher, dass es ein Zeichen ist, dass sich Russland voll auf Otscheretyne konzentriert und daher an anderen Stellen Abstriche machen muss. Die Front bei Nevelske ist grundsätzlich sehr stabil. Anders schaut es weiter nördlich aus:

Das russische Tempo hat sich etwas verlangsamt, aber sie konnten den Frontbogen deutlich verbreitern. Ansonsten schaut es hier für Russland eher mau aus. Es sind mittlerweile 2,5 Wochen seit dem ersten Einbruch vergangen und die russische Armee konnte nicht tiefer als 10 km vorrücken. Auch die herbeigeschriebene Zangenbewegung über Tschassiw Jar hat sich bisher noch nicht manifestiert:


(23.04-06.05.)

Dazu muss man aber sagen, dass die Gegenden dort den Angreifer stark benachteiligen, da es hier sehr viele Gewässer gibt. Otscheretyne dürfte wie gesagt das Ergebnis eines ukrainisches Fehlers bei der Rotation gewesen sein und Russland hat dann eben die Gunst der Stunde genutzt. Für größere Operationen ist das Gebiet eigentlich nicht geeignet, aber für den 9. Mai musste halt ein Erfolg her.

Auch. Besonders die ATACMS Lieferungen scheinen einen spürbaren Effekt zu haben. Es gibt Aufnahmen von einem Angriff mit Cluster-Sprengkopf mit über 100 Opfern und auch Angriffe auf Ziele tief in der Krim. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die Ukraine bald in die Offensive geht.

Russland wird im Sommer eine Offensive starten (müssen) und die Ukraine wäre gut beraten, sich auf die Verteidigung zu konzentrieren. Nach der Zusage der USA ist absehbar, dass die Ukraine immer stärker wird. Ich würde keine großartigen Offensiven der Ukraine vor 2025 erwarten.

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Nachdem sich jetzt seit Tagen bei Otscheretyne nichts mehr bewegt hat, gab es heute Früh russische Vorstöße bei Kharkiv:

Ukrainischen Quellen zufolge hat Russland hier ca. 50.000 Mann, 400 Panzer und 1100 Stück Artillerie massiert. Es gibt kaum Gebietsgewinne und man muss noch abwarten, ob es sich hier nur um kleinere Stoßtrupps oder doch eine großangelegt Offensive handelt.

Heute morgen sah ich in der Zeitung, dass Putin einen angeblich erbeuteten Leopard 2 präsentieren ließ. Noch dazu hatte man die Deutschlandfahne aufgemalt.
Demütigend.
Weiß jemand mehr dazu?
Hätte man das Gerät beim Ergeben nicht irgendwie in Brand stecken können?

Der wurde extra für den 9. Mai angekarrt und steht im Siegespark:

Erstens weiß man nie, ob man den nicht bergen kann und zweitens sind westliche Panzer im Gegensatz zu russischen halt nicht so konzipiert, dass sie ohne weiteres in die Luft fliegen.

Apropos russische Panzer. Das war der einzige, der bei der diesjährigen Parade mitgemacht hat:

Vom T-14 leider keine Spur :man_shrugging:

Ich schließe mich der Frage an. Eigentlich sollte man alle Waffengeräte aus der Ferne (Selbst-) zerstören können, wenn sie Fremden in die Hände fallen.
Ganz wichtig wären elektronische Steuerungen, Datenaufzeichnungen.

Es gibt ein Video auf dem mit einem Kran das Rohr abgesenkt wird, man kann also davon ausgehen das der Panzer nicht mehr als eine Hülle ist, dafür spricht auch die neue Lackierung, das nicht vorhandensein der ukrainischen Hoheitsabzeichen, die deutsche Flagge und die brandspuren am Turm.

Auch wird die Eroberung für Russland keinerlei Erkenntnisse über Technologie erbracht haben, die sich nicht schon vorher hatten.

Wozu sollte das gut sein? Außer das jemand im Zweifelsfall in der LAge ist die halbe Arme in die Luft zu jagen wenn er den richtigen Code kennt.

Ich las vorgestern Vermutungen, dass es sich nur um ein Ablenkungsmanöver handelt, mit dem ukrainische Truppen gebunden werden sollen und dass der eigentliche Angriff in der Region Donezk stattfinden werde. Gestern kam wohl eine ähnliche Bewertung aus ukrainischen Regierungskreisen.

Man kann davon ausgehen, dass der Panzer nur mehr Schrottwert hat.

Einen Abrams haben sie auch:

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So eine Vorrichtung wäre im Gefecht aber halt auch eine Gefahr. Und es ist ja nicht so, als ob Russland hier irgendwelche Erkenntnisse gewinnen würde. Denn 2A6 gibt’s seit 20 Jahren und eigentlich weiß jeder, was das Teil kann und wie es funktioniert.

Daß Russland nun einen Leopard 2 präsentiert ist nicht wirklich überraschend, und auch nicht weiter dramatisch. Es ist eigentlich ziemlich normal, daß in Kriegssituationen Gerät dem Gegner in die Hände fällt. Das ist nichts neues.
Und den Russen nützt der Panzer ziemlich wenig. Nicht nur da er offensichtlich kaputt ist, selbst voll funktionsfähig hätten die nicht viel davon, weil die keine Munition dafür haben. Und sie bekommen auch keine dafür. Auch Ersatzteile und sonstiges Material bekommen sie nicht. Also könnte selbst ein voll funktionierender Leo2 von Russland nicht sinnvoll eingesetzt werden. Irgendwelche Erkenntnisse werden die Russen aus dem Panzer auch nicht holen können. die Konstruktion ist seit Jahren bekannt und im Internet verfügbar. Dazu braucht man keinen Panzer klauen. :slight_smile:
Das einzig „problematische“ ist also, daß die Ukraine nun einen Panzer weniger zur Verfügung hat. Aber auch das ist im Krieg relativ normal, daß sich der Bestand an Kriegsgerät im Laufe der Zeit verringert, wenn nicht nachgeliefert, oder nachproduziert wird. Entweder durch Zerstörung des Gerätes, oder weil es eben anderweitig verloren geht.
So gesehen, außer für ein wenig Prahlerei bei Paraden, ist der Panzer für die Russen ziemlich nutzlos.