…oder wenn Antiamerikanismus aus sicherer Entfernung stärker ist als das Verständnis der Selbstverteidigung gg. Faschismus.
Hallo,
damit bist du schon mal raus aus vielem, was das Problem, zumindest für dich, vereinfachen dürfte
Gruss
Czauderna
Kann es sein, dass du Iron Dome mit Arrow 3 verwechselst?
Das trifft auf die PAC-1/PAC-2 Modelle der 80er und frühen 90er zu. Mittlerweile sind PAC-3 MSE im Einsatz, die deutlich effektiver sind. Außerdem ist es zur Abwehr gegen Mittelstreckenraketen vorgesehen, während gegen ICBMs das THAAD zum Einsatz käme.
Sei mir nicht böse, aber das ist so ziemlich das Dümmste, was Russland machen könnte. Das allererste Ziel sind die US Abschussrampen und U-Boote. Alles andere kommt lange danach auf der Prioritätenliste.
Nichts. Und 15 Minuten später würde auch Russland aufhören zu existieren.
@C_Punkt hat ja schon teilweise erklärt, wieso das eine sehr spezielle Sichtweise. Was in der Auflistung auf jeden Fall noch fehlt, ist Holodomor:
In dieser Unionsrepublik fielen dem Hunger schätzungsweise drei bis sieben Millionen Menschen zum Opfer.
[…]
Josef Stalin verfolgte das politische Ziel, den ukrainischen Freiheitswillen zu unterdrücken und die sowjetische Herrschaft in der Ukraine zu festigen.
Ein weiteres beliebtes Mittel, die Teilrepubliken bei Stange zu halten, waren Deportationen:
[Tote] Gesamt: 835.903–1.548.992
Und in dem Zusammenhang muss man natürlich auch das Gulagsystem erwähnen:
Von 1930 bis 1953 waren in den Lagern mindestens 18 Millionen Menschen inhaftiert. Mehr als 2,7 Millionen starben im Lager oder in der Verbannung.
[…]
Fachleute gehen heute davon aus, dass insgesamt rund 28,7 bis 32 Millionen Menschen in der Sowjetunion Zwangsarbeit zu verrichten hatten.
Deine Behauptung ist also im besten Fall naiv und im schlimmsten blanker Hohn. Sie widerspricht aber auf jedem Fall der historische Realität.
Neuere Umfragen ergeben ein recht eindeutiges Bild:
Interessanter Ansatz zu einem Problem, vor dem Russland stehen könnte:
Zusammenfassung: Russland geht die Soldaten aus. Während die Ukraine voll mobilisiert hat und potentiell mehrere Millionen einziehen könnte, darf Russland gemäß eigener Gesetze nur Berufssoldaten einsetzen. Die haben aber in den ersten Wochen des Krieges massive Verluste erlitten, die man im Grunde nicht ersetzen kann.
Hat der Matrose ein unflädiges Wort (z.b. Krieg) benutzt?
Eine aktuelle Karte:
Der Norden ist komplett befreit.
Nen scheiß haben die erobert. Die Russen haben sich zurückgezogen und die Ukrainer sind dann eingerückt.
Sehe ich auch so.
Das Problem ist nach wie vor, dass der Krieg in der Ukraine von der russischen Führung nie als Krieg geplant worden war. Man wollte Kiew in einer Art Kommando-Operation einnehmen und dann Bedingungen diktieren. Dieser Plan hat sich schon am ersten Tag in Rauch aufgelöst. Der Verlust der beiden Transportmaschinen voller Elite-Soldaten war das Ende aller russischen Pläne. Ein richtiger Krieg gegen die Ukraine war zu keinem Zeitpunkt gewinnbar und ist es noch immer nicht.
Das eigentliche Ziel war alles in allem, Kontrolle über den Südosten zu erhalten (Vor allem die Donbas-Region und die Krim und zusätzlich der Nord-Krim-Kanal mit dem die Ukraine in den vergangenen 8 Jahren die Krim trockengelegt hatte) und die Installation einer Pro-Russischen-Regierung unter Moskaus Kontrolle. Vom zweiten Ziel ist man abgerückt - das erste hat man grundsätzlich erstmal erreicht.
Wenn man sich fragt, ob Russland wirklich die Ukraine erobern wollte, reicht ein Blick auf die Zahlen: Russland ist mit 200.000 Soldaten einmarschiert, während die Ukraine 200.000 Soldaten und 100.000 bewaffnete Freiwillige hatte - das ist kein Kräfteverhältnis bei dem ein Angreifer gewinnen kann. Zum Vergleich: Als Deutschland 1939 über Polen herfiel (Polen ist halb so groß wie die Ukraine), tat man das mit 1.500.000 Soldaten.
Ach, und die russischen Soldaten haben sich zurückgezogen, weil sie spontan keinen Bock mehr hatten? Oder doch eher, weil sie nicht mehr militärisch in der Lage waren, diese Gebiete zu halten?
Ein Blick auf die Karten reichte um zu sehen, dass den Truppen westlich von Kiev die Einkesselung drohte.
Ich denke die russische Führung hat eingesehen, dass ihr „Blitzkrieg“ gescheitert ist und sie ziehen sich auf ihre eigentlichen Ziele zurück. Das ergibt so auch Sinn. Insofern hast du recht: Sie waren militärisch nicht in der Lage die Gebiete zu halten und strategisch war das ja auch nicht sinnvoll. Deswegen haben sie sich zurückgezogen.
Daraus aber Eroberungsmeldungen zu stricken ist ein bisserl eine Übertreibung - selbst wenn den Ukrainern vereinzelt Material in die Hände fiel und der Rückzug mit Sicherheit nicht überall problemlos von Statten ging.
Die Ukraine hat in den ersten vier Wochen mehr Panzern von den Russen „übernommen“ als sie selbst verloren hat.
The Ukrainian Army Has More Tanks Now Than When The War Began—Because It Keeps Capturing Them From Russia (forbes.com)
Von „vereinzelt“ kann da keine Rede sein.
Die Erfolgsmeldung ist, dass die Ukrainer den Angriff zumindest im Norden und um Kiew schon aufgehalten hatten, bevor sie vom Westen mit Waffen versorgt wurde. Insbesondere die Flug- und Panzerabwehrwaffen waren genau das richtige gegen den mit Panzern und Artillerie geführten Angriff, weil die Abwehrwaffen transportabel und nicht auf schweres Gerät angewiesen sind.
Sie können jenseits der Straßen transportiert werden und die ungesichert abgestellten Panzer aus Entfernung zerstören - wenn sie nicht einfach schon ohne Sprit liegengeblieben sind. Wir sind hier letztlich schon im Bereich des Guerilla-Krieges, nur dass der eben nicht mit Granaten und Gewehren als Nahkampf geführt wird, sondern mit immer moderner werdenden Raketen und Panzerfäusten. Für die Luftabwehr gilt letztlich das gleiche und wenn die Meldungen stimmen, werden die Briten und Norwegen bald auch etwas „gegen Schiffe“ liefern, wobei man schon Meldungen liest, nach denen Harpoon-Raketen bereits in Odessa eingetroffen sind.
Im Osten und Süden stellt sich die Situation noch etwas anders dar, wobei der Vormarsch da auch gestoppt scheint. Ob die Rückeroberung der besetzten Gebiete möglich sein wird, ist ungewiss. M.E. hat Russland dort genau die gleichen Vorteile, wie die Ukraine sie im Norden und um Kiew herum hat.
Du grundsätzlich stimme ich all deinen Ausführungen zu, verstehe aber nicht warum du sie in Widerspruch zu meinen Aussagen siehst.
Das „vereinzelt Material“ bezog sich ausdrücklich auf die Meldungen über Material dass jetzt den nachrückenden Ukrainern in die Hände fällt. Das im Laufe des Krieges schon viel mehr Fahrzeuge in die Hände der Ukraine gefallen sind (weil eben auch in großem Stil Russen desertierten/sich ergeben haben) ist davon unbenommen.
Und das der eigentliche Erfolg der Ukrainer darin besteht, dass sie den Vormarsch mit Guerilla-Mitteln gestoppt haben bezweifelt auch niemand - auch hier habe ich mich ausdrücklich auf die „Rückeroberungsmeldungen“ bezogen, die eben letztlich mehr ein Nachrücken als ein Erobern sind. Mir scheint allerdings, dass du hier falsch liegst:
Tatsächlich wurde die Ukrainische Armee schon vor dem Krieg mit westlicher Technik aufgerüstet. Die Waffenlieferungen an die Ukraine liefen schon vor Kriegsausbruch auf Hochtouren (google mal: Western weapon supplies to Ukraine" mit einem Zeitfilter bis zum 25.02.). Hinzu kommt, dass die USA seit 2014 etwa 2.5 Milliarden US$ in das ukrainische Militär investiert haben - zu großen Teilen in Panzer- und Luftabwehr-Raketen.
Es waren tatsächlich vor allem die westlichen Luftabwehr-Raketen, die den russischen Sieg verhindert haben. Denn die Eroberung des Flughafens Hostomel war ja offenbar der Dreh- und Angelpunkt der russischen Strategie für die Einnahme Kiews. Die gesamte russische Strategie wurde von einer Handvoll US-amerikanischer Flugabwehr-Raketen ruiniert.
Das ist die Definition von ‚erobern‘.
Nichts von dem, was du hier schreibst, hat irgendwas mit der Definition von ‚erobern‘ zu tun.
Ärgerlich für Putin, wenn man bedenkt was er alles investiert hat.
Ah, OK. Das hatte ich falsch verstanden.
Das britische Verteidigungsministerium nennt es übrigens auch eine Rückeroberung (recapture).
Aber was wissen die schon…
Wir wissen nur, was sie sagen, aber nicht was sie wissen.
Da ist Krieg, da soll man niemandem glauben, der seiner der beteiligten Parteien zugeneigt ist.
Man sollte aber denken, dass ein Verteidigungsministerium in der Lage ist, militärische Begriffe korrekt zu verwenden.