Russland greift die Ukraine an

Würde mich interessieren, wo du im Zusammenhang mit Paulus Ernennung ein buchstäbliches Todesurteil gefunden haben willst.

Seine Beförderung zum Generalfeldmarschall gilt de facto als Befehl zum Selbstmord. Als Hitler erfuhr, dass Paulus dennoch in Gefangenschaft ging, bekam er einen Tobsuchtsanfall.

Die russischen Truppenmassierungen sind je bekannt. Um Izium sollen sich 22 BTGs befinden, was etwa 40% der noch verfügbaren BTG entspricht.

Ich bezweifle, dass sie so lange warten. Die russische Armee steht unter Zeitdruck und Religion spielt hier keine Rolle. Das Problem (für die russische Armee) ist, dass der Zeitplan sicher von Putin vorgegeben wird und sich nicht nach militärischer Notwendigkeit richten wird. Daher dürfte die Offensive imho eher zum Scheitern verurteilt sein. Die Truppen im Norden sind teilweise die Überreste der Truppenteile, die im Norden um Kiew zerschlagen wurden. Die sind nie im Leben schon wieder einsatzbereit und werden jetzt halbfertig in die Schlacht geworfen. Im Süden müsste zuerst Mariupol erobert werden, bevor man daran denken kann, hier in die Offensive gehen und wenn man den Berichten glauben darf, haben sich die russischen Einheiten dort mehr oder weniger aufgerieben.

Der Vorstoß wird also vermutlich nur von Norden her erfolgen und gerade dort wird der russische Nachschub durch Charkiw an der Flanke bedroht. Zeitgleich muss man vom Osten her angreifen, um die ukrainischen Kräfte dort zu binden, die aber in gut ausgebauten Stellungen sitzen.

Alles zusammen ist im Grunde das beste Rezept für ein Desaster.

Eben. Ein (buchstäbliches) „Todesurteil“ ist schon etwas anderes.

Alle Beteiligten (auch Paulus) wussten, warum er einen Tag vor der Kapitulation befördert wurde. Du kannst gerne glauben, was du möchtest, aber ich fange jetzt sicher nicht an, ausgerechnet mit dir historische Tatsachen zu diskutieren.

Oder gar nach dem Wetter, das ab Mitte der Woche in der Ukraine eher regnerisch werden wird.
Kachelmannwetter.com

Rasputiza lässt schön grüßen.

Es ging darum, dass du die ledigliche Erwartungshaltung Hitlers hinsichtlich eines Suizids als „buchstäbliches Todesurteil“ bezeichnet hast.
Da du ja kein Jurist bist, geht das schon in Ordnung.

Penegrin, zu deinen wie immer interessanten militärtakrtischen Darstellungrnen folgende Nachfragen:

  1. In Mariupol harren doch nur noch ca 1000 ukrainische Soldaten verbarrikadiert in dem riesigen Stahlwerk aus, der Rest der Stadt ist erobert (und extrem zerstört). Reicht es da aus russischer Sicht nicht, mit relativ wenigen Kräften diese Soldaten weiter zu belagern und gleichzeitig von Süden aus die Offensive zu verstärken?

  2. (Vermutlich nicht zu beantworten, man kann nur spekulieren): Müsste das russische Militär nach dem Desaster der ersten Wochen jetzt nicht in der Lage sein, Fehler zu vermeiden? Also: Nachschub an Nahrung, Treibstoff und allem anderen vorher gut planen, Vernetzung/ Kommunikation sicherstellen, bei Ausfall/ Zerstörung von Material einen Plan B haben, Soldaten informieren, was sie überhaupt tun sollen…?

Heute im TV: in Mariupol sind noch etwa 2000 - 2500 ukrainische Soldaten und die binden ca. 6000 russische Soldaten.
Um diese für die Offensive frei zu bekommen ist es den Russen in den letzten Tagen so wichtig mit der Kapitulation in Mariupol.

Über Jahrzehnte eingebranntes Fehlverhalten ändert sich nicht plötzlich auf Befehl, das braucht Zeit. Das gilt auch für Mängel bei Material, Strukturen und Logistik.
Auch der jetzige Zeitdruck provoziert Fehler in Organisation und Taktik.

Wenn jetzt auch noch genügend notwendige Militärtechnik rechtzeitig in der Ukraine ankam, würde ich nicht auf die Russen setzen, zumal das Wetter und die Bodenverhältnisse für die Offensive auch nicht günstig sind…

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Den Begriff „buchstäblich“ verwendet man doch gerade dann, wenn exakt ein Dokument/Urteil z.b. nicht vorhanden ist aber ein Ergebnis/Beschluss, das/der dem nicht vorhandenen Dokument/Urteil entspricht.

Also hier: Hitler forderte Paulus nicht zu Selbstmord auf, aber die ausgesprochene Ernennung zum Feldmarschall entsprach (nach dem Ehrenkodex der damaligen Zeit, der bis dahin im Offizierskorps praktiziert wurde und der aktuellen Situation in Stalingrad) einem imaginären schriftlichen Befehl/Urteil, weil es bis dahin einfach undenkbar war, dass sich ein Feldmarschall in Kriegsgefangenschaft begeben würde. Die Ernennung war buchstäblich ein Todesurteil, dem sich Paulus allerdings verweigerte.

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Na, da stellst du dich mal wieder besonders dumm, gell?
Diese ‚Erwartungshaltung Hitler‘ war tatsächlich ein ‚Befehl des Führers an einen Offizier‘ und jeder, der sich auch nur ein wenig mit preußisch-deutscher Militärgeschichte auskennt, weiß genau, was damit gemeint ist. Wäre Paulus jemals wieder in die Hände des NS-Regimes gefallen, hätte man ihn hingerichtet.

Es ist bekannt, dass dein Geschichtswissen bestenfalls oberflächlich ist. Aber selbst der Wikiartikel ist hier eindeutig:

Diese Beförderung wird heute als Befehl zum Suizid gedeutet, dem Paulus allerdings nicht Folge leistete.

Kannst du jetzt wieder woanders spielen gehen?

Die russische Großoffensive hat begonnen. So schnell hätte ich das nicht erwartet.

Man kann nur hoffen, dass die Ukraine genügend geeignetes Gerät hat, um diesem Angriff zu widerstehen.
Wenn genügend entsprechendes Gerät vorhanden ist, kann wenigstens Bundeskanzler Scholz seine Hände in Unschuld waschen, er ist nicht dafür verantwortlich.

Wieviele Soldaten sich dort noch genau aufhalten, ist ein Geheimnis. Ich habe auch schon von bis 2500 gelesen. Auch wieviele russische Soldaten dort sind, ist unbekannt, man geht aber von ca. 12 BTGs (ca. 12.000 Mann Sollstand) plus diverse Unterstützungseinheiten wie z.B. tschetschenische Rosgvardia aus.

Man könnte es natürlich bei einer Belagerung belassen, allerdings braucht man dazu deutlich mehr Soldaten als die Verteidiger. Die könnten ja konzentriert einen Ausbruch bzw. Entlastungsangriffe versuchen und wären dann an der Stelle klar überlegen. Man würde also nicht wirklich viel Personal einsparen und wenn die Belagerung zu leicht ist, könnten einzelne ukrainische Verbände durchbrechen und im russischen Hinterland agieren. Das wäre ein taktischer Alptraum.
Zudem bin ich mir recht sicher, dass es politischen Druck gibt, Mariupol so schnell wie möglich zu erobern. Es wäre der erste nennenswerte russische Erfolg und solange es nicht gefallen ist, hat es für die ukrainische Seite einen enormen psychologischen Wert.

Du hast Recht, man kann hier nur spekulieren. Aber imho gibt es zwei Dinge, die man voraussetzen kann.
Erstens dürfte die russische Militärführung massiven politischen Druck verspüren und somit nicht frei planen dürfen. Putin muss am 9. Mai etwas vorweisen können und seine Generäle müssen bis dahin abliefern. Dass das keine gute Ausgangsposition ist, kann man sich gut vorstellen.
Zweitens sind die Probleme der russischen Armee struktureller Art. Das ist einerseits die Doktrin, die für diese Art der Kriegsführung nicht ausgelegt ist. Dazu gehört auch das inflexible Offizierskorps, das nur nach Plan A vorgehen kann und die Angewohnheit, dass man dem einfachen Soldaten nur das sagt, was er unbedingt wissen muss (wenn überhaupt). Das wurde so jahrzehntelang antrainiert und kann nicht so einfach geändert werden. Ich bin mir sicher, dass die russische Militärführung sich anpassen könnte, wenn sie genügend Zeit hätte. Hat sie aber nicht.

Andererseits ist offenbar das Equipment ein großes Problem. Die von dir angesprochenen Kommunikationsprobleme kommen ja daher, dass es einfach keine adäquate Ausrüstung gibt. Das Gleiche gilt für den Nachschub. Du hast vielleicht Bilder von zivilen LKW mit dem berühmten ‚Z‘ gesehen. Die wurden von der russischen Armee requiriert, da es an militärischen LKW fehlt. Das ist aber eine fatale Entwicklung, da zivile LKW nicht den Anforderungen eines Krieges gewachsen sind und man im Falle einer Panne keine Ersatzteile hat. Aber auch hier gilt, dass man mit genügend Zeit auch hier einiges kompensieren könnte. Zeit, die man aber nicht hat.
Und hier kommt eben noch dass Wetter dazu, auf das @C_Punkt hingewiesen hat. Die Ukraine ist berühmt dafür, dass sich die Landschaft bei nassem Wetter in eine Schlammlandschaft verwandelt:

Die russische Armee bräuchte eine Periode, in der es entweder sehr kalt oder sehr trocken ist. Beides ist aber in den nächsten Tagen nicht der Fall, was fatale Auswirkungen auf die Mobilität haben wird. Das trifft natürlich den Angreifer mehr als den Verteidiger und macht natürlich auch den Nachschub um einiges anspruchsvoller.

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Okay, das hätte ich anders interpretiert.
Eine Todesstrafe wird nach einem Vergehen verhängt. M.E. wäre er jedoch in damaligem Sinne „ehrenvoll unterlegen“ gewesen.

Das scheint der aktuelle Verlauf der Angriffe zu sein:

Angriffe (bisher hauptsächlich Artillerie) entlang der ganzen Front, um die Verteidiger zu binden, mit einem Schwerpunkt um Izium herum. Dort muss die russische Armee aber besonders auf die Flanke achten, da der Nachschub von Norden her relativ nah am ukrainisch kontrollierten Gebiet vorbei führt.

Für Hitler gab es keine ehrenvolle Niederlage gegen „slawische Untermenschen“.

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Wie kommst du bitte auf so eine Idee? Hast du schon mal ein Buch über das NS-Regime in der Hand gehabt?

Den Ton hatte einige Tage zuvor schon Hermann Göring, Oberbefehlshaber der Luftwaffe, gesetzt. Im Wissen um das bevorstehende Schicksal der 6. Armee sagte er am 30. Januar vor Soldaten :

<Wir kennen ein gewaltiges, heroisches Lied von einem Kampf ohne gleichen, das hieß „Der Kampf der Nibelungen“. Auch sie standen in einer Halle aus Feuer und Brand, löschten den Durst mit eigenem Blut, aber kämpften und kämpften bis zum letzten. Ein solcher Kampf tobt heute dort, denn ein Volk, das so kämpfen kann, muss siegen.

Natürlich, ein germanisches Heldenepos musste herhalten, trotz des militärischen Desasters noch Siegeszuversicht zu vermitteln. Und dann auch noch ein Rückgriff in die griechische Mythologie:

Wenn ihr denkt, Jahrtausende sind vergangen; und vor diesen Jahrtausenden da stand in einem kleinen Engpass in Griechenland ein unendlich tapferer und kühner Mann mit 300 seiner Männer, stand Leonidas mit 300 Spartiaden – aus einem Stamm, der wegen seiner Tapferkeit und Kühnheit bekannt war. Und eine überwältigende Mehrheit griff und griff immer wieder aufs neue an… Auch damals war es ein Ansturm aus dem asiatischen Osten, der sich hier, am nordischen Menschen brach. Gewaltige Mengen von Männern standen Xerxes zur Verfügung, aber die 300 Männer wichen und wankten nicht, kämpften einen aussichtslosen Kampf – aussichtslos aber nicht in seiner Bedeutung. Und dann fiel der letzte Mann. Und in diesem Engpass, da steht nun ein Satz: Wanderer, kommst du nach Sparta, so berichte, du hättest uns hier liegen sehen, wie das Gesetz es befahl. Es waren 300 Männer, meine Kameraden, Jahrtausende sind vergangen, und heute gilt dieser Kampf dort, dieses Opfer dort, so heroisch, so als Beispiel höchsten Soldatentums. Und es wird auch einmal heißen: Kommst du nach Deutschland, so berichte, du habest uns in Stalingrad liegen sehen, wie das Gesetz, das heißt, das Gesetz der Sicherheit unseres Volkes es befohlen hat.>

Auch wenn es Propaganda war: Der Tenor ist „ehrenvoll“

Nein, der Punkt ist genau der, dass es eben NS Propaganda war. Wie kann man heute noch auf so etwas hereinfallen und gleichzeitig alle historischen Fakten ignorieren?