Typische Arbeitsweise von Gangstern, die die heiße Ware möglichst schnell auf den Markt bringen wollen damit nichts mehr nachverfolgt werden kann.
Weniger kostenträchtig - zumindest wenn die Situation in Odessa sich noch eine Weile nicht ändert - wäre die Verlegung einer dritten Schiene auf rumänischen Eisenbahnlinien nach Constanța, damit dort ohne Umladen mit Wagen der ukrainischen Breitspur gefahren werden kann. Dabei geht es, wenn man ganz vorsichtig sein und nicht bloß Transnistrien, sondern auch Moldawien umgehen will, um gut 600 km ab Tschernowitz. Technisch wäre das in etwa sechs Wochen zu machen (1941 haben Eisenbahnpioniere der Wehrmacht mit den damaligen technischen Mitteln in drei Monaten 16.000 km umgespurt; die damals verlegten Holzschwellen kamen dem entgegen, andererseits war sehr viel Handarbeit bei heute maschinell erledigten Arbeiten im Spiel).
Es gibt dabei nur ein Hindernis: Die Verwaltung der CFR, die für die Planung dieses Vorhabens mindestens zwanzig Jahre braucht.
Schöne Grüße
MM
Hallo, komisch, ich habe gedacht, dass man den Weizen auf dem gleichen Weg rausbringt, wie die Waffen rein
Gruss
Czauderna
Stand heute hat Russland mindestens 2000 Panzer, Geschütze, Flugzeuge und anderes schweres Gerät verloren. Und das in nur 76 Tagen. Unfassbar…
Zu den Gründen:
Kurzfassung; intelligente Software-Lösungen u.a. durch Integration von Software-Lösungen des „Taxi“-Unternehmens Uber gepaart mit der Auswertung von Satellitendaten ermöglichen eine extrem schnelle, dezentrale und präzise „Vermittlung“ von potentiellen Zielen an Artillerie-Einheiten.
Kurzfassung: eine aus einem Crowdfunding-Projekt 2014 entstandene Drohneneinheit ist sehr erfolgreich bei der Zerstörung von Zielen wie von den Russen nachts in Wohngebieten geparkten Einheiten durch Panzerabwehrmunition, die direkt von Drohnen abgeworfen werden kann.
Ich habe gelesen, dass es teilweise nur 30 Sekunden von der Anforderung von Artillerieunterstützung bis zum ersten Schuss dauert. Kombiniert mit der modernen westlichen Artillerie, die mittlerweile schon im Einsatz ist, bedeutet das einen weiteren, schweren Nachteil für die russische Armee.
Servus,
die Mengen sind ein bisselchen unterschiedlich: Ein (schwerer) Güterzug fasst mal grade 5.000 to Weizen. Beim Übergang zur europäischen Normalspur müssen die Wagen umgespurt oder umgeladen werden, es gibt kaum Wagen, die für den Spurwechsel eingerichtet sind, und ohnehin kaum mehr Schüttgutwagen, die dafür geeignet wären.
Etwa 600.000 to Weizen und Mais können monatlich über die Schiene westwärts abgefahren werden, die sind dann aber noch lange nicht an einem Hafen, wo sie Richtung Nahost und Nordafrika verschifft werden könnten.
Schöne Grüße
MM
– die 600.000 to sind dabei vermutlich viel zu hoch gegriffen. Sie stammen von dem bekannt unsicheren Kantonisten n-tv, der Kontext heißt wörtlich
Die ukrainischen Verkehrsbehörden hatten erklärt, dass monatlich bis zu 600.000 Tonnen Getreide per Zug aus der Ukraine nach Europa exportiert werden könnten.
Das „bis zu“ dürfte dabei bedeuten „bei ausreichend verfügbarem rollenden Material und nach Wiederinbetriebnahme der Umspurungseinrichtungen an allen geeigneten Grenzübergängen“ und weit von der Wirklichkeit entfernt sein. Wohl eher ein Signal in Richtung Moskau: „Verheizt gerne noch mehr Material und Mannschaften mit der Eroberung und Blockade unserer Häfen - wir helfen uns dann eben anders!“
Österreich mit Schlüsselstellung zu den Mittelmeerhäfen Triest und Venedig fährt derzeit 120.000 to / Monat ab und dürfte damit bereits am Ende der Fahnenstange (bei derzeitigen technischen Bedingungen) angelangt sein. Wenn auf den Wegen an die Nord- und Ostseehäfen nochmal je 100.000 to dazu kommen, läuft das auf etwa die Hälfte der von n-tv kolportierten Menge hinaus, damit etwa 3,5 Mio to jährlich, übern Daumen rund 10 Prozent des Getreideexportes bei einer Normalernte oder 20 - 25 Prozent dieses Exportes bei der zu erwartenden 2022er Ernte.
Kurz: Wenn man da nichts macht, reicht das nicht sehr weit.
Schöne Grüße
MM
Der Grund ist ganz einfach. Hier kämpft eine Armee aus dem Kalten Krieg gegen eine aus dem 21. Jahrhundert.
Die russische Armee ist durch und durch veraltet und das gilt sowohl für das Material als auch für die Doktrin (wobei letztere teilweise durch erstes bedingt wird). Und der Witz dabei ist, dass Verteidigungsminister Shoigu direkt dafür verantwortlich ist.
Sein Vorgänger Serdjukow hatte sich nämlich 2008 zum Ziel gesetzt, die russische Armee radikal zu verändern. Auf der einen Seite wären 430 Mrd. $ in neues Equipment geflossen, auf der anderen Seite wollte man alte Strukturen aufbrechen und den Weg für eine moderne Armee frei machen. Ein großer Punkt wäre die Reduktion des völlig aufgeblähten Offizierkorps gewesen. In der russischen Armee kam ein Offizier auf 2,5 Soldaten, während es im Westen eher ein Offizier auf 15 Soldaten ist. Im Detail sah das so aus:
Viele dieser Posten waren reine Versorgungsposten, die nur am Budget nagten. Zudem sah der neue Plan vor, dass hunderte Kasernen, Basen und Schiffe eingespart werden und die Armee als ganzen schlanker, aber dafür moderner wird. Zudem verlangte er, dass alle Offiziere einen verpflichtenden Fitnesstest machen müssen. Verständlicherweise machte er sich damit nicht nur innerhalb der Armee einige mächtige Feinde, die das Ganze als eine Art Selbstbedienungsladen ansahen.
Um Kontrolle über die Ausgaben zu gewinnen, wollte er auch die Oberhoheit über die Finanzen weg vom Generalstab hin zum Verteidigungsministerium holen. Damit machte er sich die Rüstungsindustrie zum Feind, die es gewohnt war, viel zu kassieren aber wenig zu liefern. Das geht von Dienstleistungen über Modernisierungen bis hin zu ganz banalen Dingen wie Munitionsdepots. Die wurden nämlich auch von der Industrie betrieben, wofür sie dem Militär natürlich brav Rechnungen schrieben. Jetzt spricht natürlich nichts dagegen, dass man Munition irgendwo lagert. Das Problem war, dass neben Artilleriemunition aus den 1920er beispielsweise auch noch Munition für den T-34 eingelagert wurde. In Summe waren es bis zu 4,5 Millionen Tonnen veraltete Munition, für die die Armee Jahr für Jahr Unsummen an die Industrie überweisen durfte.
Die Reform begann Ende 2008 und Ende 2012 wurde Serdjukow von Putin durch Shoigu ersetzt. Serdjukow bekam den ‚Held der Russischen Föderation‘ verliehen und Shoigu setzte sich gleich daran, viele der Reformen zurückzunehmen oder einfach nicht weiter zu verfolgen. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Die russische Armee ist nichts weiter als ein Papiertiger.
Gerüchten zufolge soll die russische Armee kurz davor stehen, den aktuellen Fokus im Donbas erneut zu verschieben:
Wie man schön sieht, sah der erste Plan eine weiträumige Umfassung der ukrainischen Truppen im Osten. Da aber die Eroberung Charkiws scheiterte, konnte dieser Plan nie wirklich umgesetzt werden.
Der zweite Plan sah eine deutlich geringere Zangenbewegung vor, bei der aber noch der gesamte Donbas vom Rest der Ukraine abgetrennt worden wäre. Hier finden auch seit fast einem Monat die schwerste Kämpfe statt, ohne dass es nennenswerte Gewinne für Russland gegeben hätte. Im Gegenteil wurde die russische Armee um Charkiw inzwischen so weit zurückgedrängt, dass die Stadt nicht mehr in Reichweite russischer Artillerie liegt:
Gleichzeitig wird dadurch aber auch der russische Nachschub nach Izium bedroht, das aber der Ausgangspunkt von einer der beiden Angriffsachsen beim gegenwärtigen Plan ist. Da die russische Armee den ukrainischen Vorstoß offensichtlich nicht stoppen kann, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Izium und die dortigen Truppen abgeschnitten sind. Eine Möglichkeit wäre das versetzen der Truppen nach Osten um von dort die kleinere Umfassung in Angriff zu nehmen.
Mit dem dritten Plan könnte man zwar Luhansk vollständig erobern, aber Donezk (und somit der Donbas als Ganzes) wäre weiterhin teilweise in ukrainischer Hand. Dass sich Putin mit diesem Plan zufrieden gibt, zeigt erstens, dass die russische Armee nicht mehr in der Lage ist, größere Operationen durchzuführen und dass man zweitens die Latte nun schon recht tief gesteckt hat. Es scheint, als würde man im Kreml anfangen, die Situation etwas realistischer zu sehen, was ein gutes Zeichen sein könnte.
Gestern Abend hörte ich in Nachrichten, das Drucken von Izium wieder zurück nach Charkiw verlegt werden sollen. Das sollen ja die Russen schon bis 10 km vor die russische Grenze zurückgedrängt worden sein.
Da war mein erster Gedanke auch, jetzt können Sie ihren Umfassungsversuch von Norden und Süden vergessen
Hier toben sich Verlierer aus.
Orcs.
Interessante Analyse des britischen Verteidigungsministeriums:
Die russische Armee soll seit Beginn der Invasion ein Drittel seiner Stärke eingebüßt haben. Das ist ein Drittel seines besten Personals und ein Drittel seines besten Equipments. Geht man von den 190.000 Mann aus, die Russland vor Beginn der Invasion an der Grenze zusammengezogen hat, sind das ca. 60.000 Getötete, Verwundete, Vermisste und Gefangene. Zum Vergleich: In Afghanistan verlor die sowjetische Armee in neun Jahren ca. 70.000 Mann.
Das britische Verteidigungsministerium geht nicht davon aus, dass die russische Armee ihren Vormarsch in naher Zukunft beschleunigen kann. In Anbetracht der Tatsache, dass es bisher schon kaum einen Vormarsch gab, ist das kein gutes Zeichen für die russische Führung.
Über die Verluste weiß man natürlich nur bedingt etwas. Es gibt eine Seite, die alle visuell bestätigten materiellen Verluste anführt:
Bisher werden hier 3675 Verluste gelistet, darunter 671 Kampfpanzer, 721 Schützenpanzer und 365 weitere gepanzerte Fahrzeuge. Zum Vergleich: Eine BTG verfügt im Schnitt über zehn Kampfpanzer und ca. 40 Schützenpanzer und Russland soll von 170 verfügbaren BTG 120 in der Ukraine im Einsatz haben. Die verlorenen Kampfpanzer alleine entsprechen also in etwa 70 BTG und können wegen der Sanktionen auch nicht ersetzt werden.
Diese Zahlen sind das absolute Minimum. Verluste, die nicht fotografiert wurden, scheinen hier nicht auf und logischerweise gibt es eine gewisse zeitliche Verzögerung, bis ein Verlust hier gelistet wird.
Auch beim Personal gibt es kaum Möglichkeiten für einen Ersatz. Ohne Kriegserklärung dürfen keine Wehrpflichtigen bzw. Reservisten in Kampfgebiete entsandt werden und mit Freiwilligen alleine kommt man hier auch nicht weit. Und selbst wenn man Reservisten/Wehrpflichtige schicken könnte, ist deren Wert auf einem modernen Schlachtfeld eher beschränkt. Der russische Wehrdienst ist zudem weniger für sein Training als für die Schikanen bekannt, denen die jungen Rekruten dort ausgesetzt werden.
Die Ukraine dagegen hat seit 2014 immer wieder Einheiten nach einem Rotationsprinzip in den Donbass geschickt und man schätzt, dass in Summe ca. 650.000 Ukrainer kampferfahren sind. Kombiniert mit den modernen Waffen, über die man im Gegensatz zu Russland verfügt, ist das ein großer, nicht aufholbarer Vorteil für die Ukraine.
Wie hoch sind eigentlich schätzungsweise die ukrainischen Verluste an kämpfendem Personal?
Aber b itte nicht russische Quellen
Schwer zu sagen, da keine Kriegspartei gerne über so etwas redet. Ich würde daher ukrainischen Quellen auch nicht wirklich trauen bzw. wird von westlicher Seite weniger darüber spekuliert.
Es gibt zumindest eine ähnliche Liste mit visuell bestätigten Verlusten:
Aber hier gelten die gleichen Einschränkungen wie oben. Basierend auf diesen Zahlen sind die russischen Verluste ca. drei bis vier Mal höher als die ukrainischen und das ist eine Rate, die sich Russland nicht leisten kann.
Hier ist eine grafische Darstellung:
Es gibt im Krieg nichts Verlustreicheres als ein gescheiteter Angriff und die bisherige Invasion ist fast nichts anderes als ein gescheiterter russischer Angriff nach dem anderen. Es gibt einen Grund, wieso man gegen einen vorbereiteten Feind eine Übermacht von 3:1 haben sollte und den sehen wir hier.
Der große Vorteil für die Ukraine ist eben der nahezu unerschöpfliche Strom an Nachschub aus dem Westen. Russland kann seine Verluste defacto nicht adäquat ersetzen und somit nimmt die Kampfkraft der russischen Armee kontinuierlich ab, während die ukrainische Armee aktuell wahrscheinlich so stark ist wie noch nie zuvor.
Die Materialverlustseite kenne ich, aber die Verluste an ukrainischen Soldaten habe ich bisher nirgends gesehen.
… Und das wird noch stärker werden, wenn die weitreichenden, amerikanischen und in einigen Wochen auch die europäischen Geschütze an der ukrainischen Front flächendeckend eingesetzt werden um den Nachschub der Russen hinter der Frontlinie zu unterbinden.
Ein Albtraum für die russischen Generäle.
Das wirst du vermutlich auch nicht, bevor der Krieg nicht vorbei ist. Russland kann die Verluste nicht kennen und selbst wenn würden sie lügen. Die Ukraine kennt die Verluste, wird sie aber nicht veröffentlichen. Im Westen werden einzelne Geheimdienste das ganz gut abschätzen können, aber auch hier gibt es kein Interesse, die öffentlich zu machen.